Eugen Schmid: Unterschied zwischen den Versionen

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(Ein Blick auf seine politischen Höhepunkte aus der Uni-Perspektive -- Audiatur et altera pars!)
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Eugen Schmid (* 22. März 1932 in Gäufelden) ist Jurist und war von 1974 bis 1998 Tübinger Oberbürgermeister.<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Schmid Eugen Schmid] auf Wikipedia</ref>
Eugen Schmid (* 22. März 1932 in Gäufelden) ist Jurist und war von 1974 bis 1998 Tübinger [[Oberbürgermeister]].<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Schmid Eugen Schmid] auf Wikipedia</ref>
 
== Leben ==
Eugen Schmid absolvierte an der Tübinger [[Eberhard Karls Universität]] ein Studium der [[Rechtswissenschaft]]en. 1961 promovierte er dort zum Thema ''Die Rücksichtsnahmepflicht bei Sicherungsübereignungen''.<ref>Eugen Schmid: ''Die Rücksichtsnahmepflicht bei Sicherungsübereignungen'' 1961. - XVIII, 209 S. Tübingen, Univ., Diss., 1961.</ref> Von März 1995 bis Dezember 1998 war er Vorsitzender des [[Städtetag Baden-Württemberg|Städtetags Baden-Württemberg]].<ref>[http://www.staedtetag-bw.de/media/custom/1198_33461_1.PDF Ehrenpräsident, Präsidenten und Vorsitzende,]]Herausgeber: Städtetag Baden-Württemberg</ref>
 
== Stadt oder Universitätsstadt Tübingen ==
 
Er sorgte für Aufregung als er in den 90er Jahren den Titel "[[Universitätsstadt]]" im städtischen Briefkopf entfernen ließ, obwohl nach seinen Worten die ganze Stadtentwicklung seit über 500 Jahren beinahe ausschließlich durch die Universität vorgegeben war. Er erhoffte sicn davon eine 'mentale Emanzipation' der Tübinger kommunalen Denkweisen. Oder etwas einfacher ausgedrückt: Niemand sollte ein bloßes Anhängsel sein, keiner braucht seine Identität von der eines andern ableiten; alle haben ihre je eigene. Er wollte also dazu beitragen, dass sich die Stadt ihrer Eigenständigkeit bewusster wird und aus dieser Mündigkeit heraus auch ein entsprechender Widerpart sein kann.
 
Die Reaktionen zeigten ihm allerdings, dass Teile der Universität empfindlich auf die neue Briefbogen-Gestaltung "Stadt Tübingen" reagierten. Auch musste er erfahren, dass die Änderung bei Gemeinderäten ebenso wie bei manchen Bürgern ähnliche Emotionen auslöste.<ref name="Attempto">Eugen Schmid im Gespräch mit Michael Seifert und Gabriele Förder:  [http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/at/attempto8/text8/att8-14.html Eine Symbiose voller Spannungen - ''attempto!'' befragte den Tübinger Ex-Oberbürgermeister Dr. Eugen Schmid über das spezielle Verhältnis von Stadt und Universität,] ''attempto!'' Nr. 8.</ref>
 
== Morgenstelle ==
 
Die Hauptstreipunkte zwischen Stadt und Univerität hingen vor allem mit der Vergrößerung der Universität zusammen. Ihre Ausdehnung auf die "[[Morgenstelle]]" war zu Beginn seiner Amtszeit beschlossene, teils schon realisierte Sache. Der geradezu explosionsartigen Entwicklung lag ein von der Universität schon in den fünfziger Jahren konzipierter, von der Stadt akzeptierter Generalbebauungsplan zugrunde, der entgegen kurzzeitiger modischer 'Campus'-Vorstellungen, die hergebrachte räumliche Verbindung beider Korporationen perpetuierte: Die Universität blieb, was sie immer war, 'Stadtuniversität'.
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== Nordtangente ==
 
Beim ersten bedeutenden kommunalpolitischen Streit während seiner Amtszeit ging es darum, das alte Universitätsviertel im Ammertal durch den Bau einer Umgehungsstraße zu entlasten. Verständlicherweise wollte die Universität, dass ihre an der Wilhelmstraße links und rechts aufgereihten Gebäude nicht länger durch den zunehmenden Individualverkehr getrennt werden. Das Projekt "[[Nordtangente]]" ist aber in den späten 1970er Jahren an einem spektakulären Bürgerentscheid gescheitert. <ref name="Attempto" />
 
== Verfügungsgebäude ==
 
Anfang der neunziger Jahre gab es einen grimmigen Streit um das sogenannte "[[Verfügungsgebäude]]" für Forschungszwecke. Alles, was gesellschaftspolitisch en vogue war, kam dabei hoch. Die Wachstumseuphorie und das grenzenlose Forschungsinteresse stritten wider die Befürchtungen, die mit diesen Entwicklungen verbunden sind. Ein 'Glaubenskrieg' wurde ausgefochten. Um das Vorhaben zu sichern, einigten sich Stadt und Universität schließlich auf einen Kompromiss. Bei der letzten großen kommunalpolitischen Kontroverse ging es um die Frage, wie weit sich die medizinischen Neubauten ausdehnen dürfen. Die Universität pochte auch auf ihren alten Generalbebauungsplan; die Gegner forderten aus Gründen des Naturschutzes eine räumliche Beschränkung. Auch dieser Streit endete mit einem Kompromiss. <ref name="Attempto" />
 
== Würdigung ==
 
Gleich am Beginn seiner Amtszeit, anlässlich des Universitäts-Jubiläums, wurde ihm die Würde eines [[Ehrensenator]]s angetragen. Deshalb fühle er sich der Eberhard-Karls-Universität nicht nur angehörig, sondern auch persönlich verbunden. Mit seinem Ausscheiden aus dem Amt des Oberbürgermeisters erhielt er die Tübinger [[Ehrenbürger]]würde.<ref>[http://www.tuebingen.de/25_2674.html Stadtchronik 1998] Herausgeber: Stadt Tübingen</ref> Am 23. Oktober 2008 erhielt er vom Städtetag Baden-Württemberg die Verdienstmedaille in Silber.<ref>[http://www.tuebingen.de/pressemitteilungen/25_26090.html Verdienstmedaille in Silber für Oberbürgermeister a.D. Dr. Eugen Schmid] Herausgeber: Stadt Tübingen.</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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Version vom 19. November 2010, 21:54 Uhr

Eugen Schmid (* 22. März 1932 in Gäufelden) ist Jurist und war von 1974 bis 1998 Tübinger Oberbürgermeister.[1]

Leben

Eugen Schmid absolvierte an der Tübinger Eberhard Karls Universität ein Studium der Rechtswissenschaften. 1961 promovierte er dort zum Thema Die Rücksichtsnahmepflicht bei Sicherungsübereignungen.[2] Von März 1995 bis Dezember 1998 war er Vorsitzender des Städtetags Baden-Württemberg.[3]

Stadt oder Universitätsstadt Tübingen

Er sorgte für Aufregung als er in den 90er Jahren den Titel "Universitätsstadt" im städtischen Briefkopf entfernen ließ, obwohl nach seinen Worten die ganze Stadtentwicklung seit über 500 Jahren beinahe ausschließlich durch die Universität vorgegeben war. Er erhoffte sicn davon eine 'mentale Emanzipation' der Tübinger kommunalen Denkweisen. Oder etwas einfacher ausgedrückt: Niemand sollte ein bloßes Anhängsel sein, keiner braucht seine Identität von der eines andern ableiten; alle haben ihre je eigene. Er wollte also dazu beitragen, dass sich die Stadt ihrer Eigenständigkeit bewusster wird und aus dieser Mündigkeit heraus auch ein entsprechender Widerpart sein kann.

Die Reaktionen zeigten ihm allerdings, dass Teile der Universität empfindlich auf die neue Briefbogen-Gestaltung "Stadt Tübingen" reagierten. Auch musste er erfahren, dass die Änderung bei Gemeinderäten ebenso wie bei manchen Bürgern ähnliche Emotionen auslöste.[4]

Morgenstelle

Die Hauptstreipunkte zwischen Stadt und Univerität hingen vor allem mit der Vergrößerung der Universität zusammen. Ihre Ausdehnung auf die "Morgenstelle" war zu Beginn seiner Amtszeit beschlossene, teils schon realisierte Sache. Der geradezu explosionsartigen Entwicklung lag ein von der Universität schon in den fünfziger Jahren konzipierter, von der Stadt akzeptierter Generalbebauungsplan zugrunde, der entgegen kurzzeitiger modischer 'Campus'-Vorstellungen, die hergebrachte räumliche Verbindung beider Korporationen perpetuierte: Die Universität blieb, was sie immer war, 'Stadtuniversität'. [4]

Nordtangente

Beim ersten bedeutenden kommunalpolitischen Streit während seiner Amtszeit ging es darum, das alte Universitätsviertel im Ammertal durch den Bau einer Umgehungsstraße zu entlasten. Verständlicherweise wollte die Universität, dass ihre an der Wilhelmstraße links und rechts aufgereihten Gebäude nicht länger durch den zunehmenden Individualverkehr getrennt werden. Das Projekt "Nordtangente" ist aber in den späten 1970er Jahren an einem spektakulären Bürgerentscheid gescheitert. [4]

Verfügungsgebäude

Anfang der neunziger Jahre gab es einen grimmigen Streit um das sogenannte "Verfügungsgebäude" für Forschungszwecke. Alles, was gesellschaftspolitisch en vogue war, kam dabei hoch. Die Wachstumseuphorie und das grenzenlose Forschungsinteresse stritten wider die Befürchtungen, die mit diesen Entwicklungen verbunden sind. Ein 'Glaubenskrieg' wurde ausgefochten. Um das Vorhaben zu sichern, einigten sich Stadt und Universität schließlich auf einen Kompromiss. Bei der letzten großen kommunalpolitischen Kontroverse ging es um die Frage, wie weit sich die medizinischen Neubauten ausdehnen dürfen. Die Universität pochte auch auf ihren alten Generalbebauungsplan; die Gegner forderten aus Gründen des Naturschutzes eine räumliche Beschränkung. Auch dieser Streit endete mit einem Kompromiss. [4]

Würdigung

Gleich am Beginn seiner Amtszeit, anlässlich des Universitäts-Jubiläums, wurde ihm die Würde eines Ehrensenators angetragen. Deshalb fühle er sich der Eberhard-Karls-Universität nicht nur angehörig, sondern auch persönlich verbunden. Mit seinem Ausscheiden aus dem Amt des Oberbürgermeisters erhielt er die Tübinger Ehrenbürgerwürde.[5] Am 23. Oktober 2008 erhielt er vom Städtetag Baden-Württemberg die Verdienstmedaille in Silber.[6]

Einzelnachweise

  1. Eugen Schmid auf Wikipedia
  2. Eugen Schmid: Die Rücksichtsnahmepflicht bei Sicherungsübereignungen 1961. - XVIII, 209 S. Tübingen, Univ., Diss., 1961.
  3. Ehrenpräsident, Präsidenten und Vorsitzende,]Herausgeber: Städtetag Baden-Württemberg
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Eugen Schmid im Gespräch mit Michael Seifert und Gabriele Förder: Eine Symbiose voller Spannungen - attempto! befragte den Tübinger Ex-Oberbürgermeister Dr. Eugen Schmid über das spezielle Verhältnis von Stadt und Universität, attempto! Nr. 8.
  5. Stadtchronik 1998 Herausgeber: Stadt Tübingen
  6. Verdienstmedaille in Silber für Oberbürgermeister a.D. Dr. Eugen Schmid Herausgeber: Stadt Tübingen.