Bearbeiten von „Günter Hildebrand

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== Leben und Werk ==
== Leben und Werk ==
Günter Hildebrand wuchs im Breslau des [[1. Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] und der Weimarer Republik als Sohn eines Studienrats und Reserveoffiziers auf. Seine Jugend verbrachte er in den Wäldern entlang der Oder mit dem Angeln und bei den Pfadfindern. Seit dem Tod des Vaters 1926 lebte die Familie jedoch unter zunehmend schwierigeren Umständen. Bereits in der Schulzeit hatte Hildebrand neben seiner Leidenschaft für die Tierwelt besonders das Zeichnen fasziniert. Dies brachte ihm eine erste Ausstellung in der Schule ein. Nach dem Abitur bereitete sich Hildebrand in der Malschule des spätimpressionistischen Portrait- und Landschaftsmalers Artur Wasner auf das Studium an der Kunstakademie vor.<ref>''Artur Wasner, 1887-1939. Wrocławski impresjonista, Breslauer Impressionist (Ausst. Kat. Muzeum Sztuki Mieszczańskiej).'' Hrsg. von Maciej Łagiewski. Muzeum Miejskie, Wrocław 2007, ISBN 9788389551436.</ref> In Folge persönlicher und künstlerischer Differenzen mit Wasner besuchte Hildebrand ab 1932 Kurse und Korrekturen an der Breslauer Volkshochschule. Daneben aquarellierte er mit dem Buchillustrator und Karikaturisten Hans-Günther Strick vor der Stadt. Günter Hildebrand hat die Erinnerungen an seine Breslauer Jugendzeit Anfang der 1990er Jahre in einem reich illustrierten Manuskript zusammengetragen, das sich heute in der Kirchentellinsfurter Sammlung Hildebrand befindet. Darin finden sich auch die genannten Daten.</ref>
Günter Hildebrand wuchs im Breslau des [[1. Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] und der Weimarer Republik als Sohn eines Studienrats und Reserveoffiziers auf. Seine Jugend verbrachte er in den Wäldern entlang der Oder mit dem Angeln und bei den Pfadfindern. Seit dem Tod des Vaters 1926 lebte die Familie jedoch unter zunehmend schwierigeren Umständen.<ref name="Quelle0" /> Bereits in der Schulzeit hatte Hildebrand neben seiner Leidenschaft für die Tierwelt besonders das Zeichnen fasziniert. Dies brachte ihm eine erste Ausstellung in der Schule ein. Nach dem Abitur bereitete sich Hildebrand in der Malschule des spätimpressionistischen Portrait- und Landschaftsmalers Artur Wasner auf das Studium an der Kunstakademie vor.<ref>''Artur Wasner, 1887-1939. Wrocławski impresjonista, Breslauer Impressionist (Ausst. Kat. Muzeum Sztuki Mieszczańskiej).'' Hrsg. von Maciej Łagiewski. Muzeum Miejskie, Wrocław 2007, ISBN 9788389551436.</ref> In Folge persönlicher und künstlerischer Differenzen mit Wasner besuchte Hildebrand ab 1932 Kurse und Korrekturen an der Breslauer Volkshochschule. Daneben aquarellierte er mit dem Buchillustrator und Karikaturisten Hans-Günther Strick vor der Stadt.<ref name="Quelle0">Günter Hildebrand hat die Erinnerungen an seine Breslauer Jugendzeit Anfang der 1990er Jahre in einem reich illustrierten Manuskript zusammengetragen, das sich heute in der Kirchentellinsfurter Sammlung Hildebrand befindet. Darin finden sich auch die genannten Daten.</ref>


=== Künstlerische Frühphase und Berufsverbot ===
=== Künstlerische Frühphase und Berufsverbot ===
Aufgrund der Schließung der Breslauer Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe bewarb sich Hildebrand zum März 1933 an der Akademie für Bildende Künste Dresden, wo er ab dem Sommersemester den Zeichenunterricht bei Richard Müller und Herrmann Dittrich besuchte.<ref>Christa Seifert: ''Verzeichnis der Schüler von Professor Richard Müller zwischen 1900 und 1935.'' In: Rolf Günther: ''Richard Müller. Leben und Werk mit dem Verzeichnis der Druckgraphik.'' Neumeister, Dresden 1995, S. 251.</ref> Weiteren Unterricht erhielt Hildebrand im Malsaal von Ferdinand Dorsch, bevor er 1935 den sechsmonatigen Arbeitsdienst ableisten musste. Im Sommersemester 1936 wurde er Einzelschüler bei Wilhelm Rudolph.<ref>Martin Schmidt: ''Wilhelm Rudolph. In Licht und Dunkelheit des Lebens und der Natur. Leben und Werk.'' Verlag der Kunst, Dresden 2003, ISBN 3364004366.</ref> Durch die zunehmende Gleichschaltung von Kunstakademie und Studentenschaft geriet Hildebrand rasch in Konflikt mit den [[Nazi-Zeit|nationalsozialistischen]] Machthabern. Als er einen Holzschnitt von ''Maxim Gorki'' anfertigte, wurde gegen ihn und Rudolph der Vorwurf der Spionagetätigkeit erhoben.<ref>Gertrud Thiele: ''Die Akademie unter der Herrschaft des deutschen Faschismus 1933-1945 (Kapitel VII).'' In: Hochschule für Bildende Künste Dresden (Hrsg.): ''Dresden. Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für Bildende Künste (1764-1989). Die Geschichte einer Institution.'' VEB Verlag der Kunst, Dresden 1990, ISBN 3364001456, S. 354–356.</ref> Rudolph erinnert sich:  
Aufgrund der Schließung der Breslauer Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe bewarb sich Hildebrand zum März 1933 an der Akademie für Bildende Künste Dresden, wo er ab dem Sommersemester den Zeichenunterricht bei Richard Müller und Herrmann Dittrich besuchte.<ref>Christa Seifert: ''Verzeichnis der Schüler von Professor Richard Müller zwischen 1900 und 1935.'' In: Rolf Günther: ''Richard Müller. Leben und Werk mit dem Verzeichnis der Druckgraphik.'' Neumeister, Dresden 1995, S. 251.</ref> Weiteren Unterricht erhielt Hildebrand im Malsaal von Ferdinand Dorsch, bevor er 1935 den sechsmonatigen Arbeitsdienst ableisten musste. Im Sommersemester 1936 wurde er Einzelschüler bei Wilhelm Rudolph.<ref>Martin Schmidt: ''Wilhelm Rudolph. In Licht und Dunkelheit des Lebens und der Natur. Leben und Werk.'' Verlag der Kunst, Dresden 2003, ISBN 3364004366.</ref> Durch die zunehmende Gleichschaltung von Kunstakademie und Studentenschaft geriet Hildebrand rasch in Konflikt mit den [[Nazi-Zeit|nationalsozialistischen]] Machthabern. Als er einen Holzschnitt von ''Maxim Gorki'' anfertigte, wurde gegen ihn und Rudolph der Vorwurf der Spionagetätigkeit erhoben.<ref name="Quelle1">Gertrud Thiele: ''Die Akademie unter der Herrschaft des deutschen Faschismus 1933-1945 (Kapitel VII).'' In: Hochschule für Bildende Künste Dresden (Hrsg.): ''Dresden. Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für Bildende Künste (1764-1989). Die Geschichte einer Institution.'' VEB Verlag der Kunst, Dresden 1990, ISBN 3364001456, S. 354–356.</ref> Rudolph erinnert sich:{{Zitat|Text=Ich treffe Hildebrand, er sagt, ihm sei ein Lapsus passiert. Der kleine Holzschnitt sei nach einem Foto im Sonntagsblatt des Dresdner Anzeigers inspiriert. […] Tatsächlich tritt ein Auditorium zusammen, die mich zu beschuldigen versuchen, bei mir werde Spionage betrieben […] Ich sage zunächst, der Vorwurf auf Spionage sei zurückzuweisen. Gorki sei ein weltbekannter Dichter, und darum sei ihm im Dresdner Anzeiger die Ehre erwiesen worden, weiter sage ich: Sie wollen doch wohl nicht den Anzeiger der Spionage verdächtigen.|Autor=Martin Schmidt|Quelle=Wilhelm Rudolph. In Licht und Dunkelheit des Lebens und der Natur. Leben und Werk.|ref=<ref>{{Literatur|Autor=Martin Schmidt|Titel=Wilhelm Rudolph. In Licht und Dunkelheit des Lebens und der Natur. Leben und Werk.|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Verlag der Kunst|Ort=Dresden|Datum=2003|Seiten=77-78|ISBN=3364004366}}</ref>}}Hildebrand kam zwar mit einem Verweis davon, stand aber verstärkt unter Beobachtung. Als er im Herbst 1936 mit Kommilitonen eine Beschwerde gegen die nationalsozialistische Studentenführung an der Akademie einreichte, wurde ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet. Er wurde als "Aufrührer und Staatsfeind" dargestellt: "[…] es würde unter der Studierendenschaft sofort Ruhe einkehren, wenn er von der Akademie entfernt würde."<ref name="Quelle1" /> Günter Hildebrand war gezwungen, sich noch vor Ende des Jahres zu exmatrikulieren. Jetzt wurde er als Regimegegner observiert und sollte zum Straßenbauer umgeschult werden. Nur durch die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Gelegenheitsjobs konnte sich Hildebrand diesem Zugriff entziehen und die Miete wechselnder Ateliers bestreiten. Er belegte Kurse für Gebrauchsgrafik an der Breslauer Meisterschule des Deutschen Handwerks. Auch der Kontakt zu Rudolph blieb bestehen. Allerdings wurden Hildebrands Bilder auf Anweisung aus Ausstellungen entfernt.<ref>{{Literatur|Autor=Helmut Hornbogen|Titel=Blick ins Atelier: Vom Wunsch nach Verwandlung. Der Maler und Graphiker Günter Hildebrand wird heute in Kirchentellinsfurt 80 Jahre alt.|Hrsg=|Sammelwerk=Schwäbisches Tagblatt|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=|Datum=1991-01-14|Seiten=|ISBN=}}</ref> Im September 1939 wurde Hildebrand zum Wehrdienst in der Artillerie eingezogen. Bis 1945 war er in Frankreich und in Russland eingesetzt und erreichte den Dienstgrad eines Stabsgefreiten. Nach [[Kriegsende]] war er bis zum Sommer 1946 in Frankreich in Kriegsgefangenschaft.
 
''Ich treffe Hildebrand, er sagt, ihm sei ein Lapsus passiert. Der kleine Holzschnitt sei nach einem Foto im Sonntagsblatt des Dresdner Anzeigers inspiriert. […] Tatsächlich tritt ein Auditorium zusammen, die mich zu beschuldigen versuchen, bei mir werde Spionage betrieben […] Ich sage zunächst, der Vorwurf auf Spionage sei zurückzuweisen. Gorki sei ein weltbekannter Dichter, und darum sei ihm im Dresdner Anzeiger die Ehre erwiesen worden, weiter sage ich: Sie wollen doch wohl nicht den Anzeiger der Spionage verdächtigen.''<ref>Martin Schmidt: ''Wilhelm Rudolph. In Licht und Dunkelheit des Lebens und der Natur. Leben und Werk.'' Verlag der Kunst, Dresden 2003, Seiten=77-78, ISBN=3364004366</ref>
 
Hildebrand kam zwar mit einem Verweis davon, stand aber verstärkt unter Beobachtung. Als er im Herbst 1936 mit Kommilitonen eine Beschwerde gegen die nationalsozialistische Studentenführung an der Akademie einreichte, wurde ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet. Er wurde als "Aufrührer und Staatsfeind" dargestellt: "[…] es würde unter der Studierendenschaft sofort Ruhe einkehren, wenn er von der Akademie entfernt würde." Günter Hildebrand war gezwungen, sich noch vor Ende des Jahres zu exmatrikulieren. Jetzt wurde er als Regimegegner observiert und sollte zum Straßenbauer umgeschult werden. Nur durch die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Gelegenheitsjobs konnte sich Hildebrand diesem Zugriff entziehen und die Miete wechselnder Ateliers bestreiten. Er belegte Kurse für Gebrauchsgrafik an der Breslauer Meisterschule des Deutschen Handwerks. Auch der Kontakt zu Rudolph blieb bestehen. Allerdings wurden Hildebrands Bilder auf Anweisung aus Ausstellungen entfernt.<ref>Helmut Hornbogen: ''Blick ins Atelier: Vom Wunsch nach Verwandlung. Der Maler und Graphiker Günter Hildebrand wird heute in Kirchentellinsfurt 80 Jahre alt.'' Schwäbisches Tagblatt, 1991-01-14</ref> Im September 1939 wurde Hildebrand zum Wehrdienst in der Artillerie eingezogen. Bis 1945 war er in Frankreich und in Russland eingesetzt und erreichte den Dienstgrad eines Stabsgefreiten. Nach [[Kriegsende]] war er bis zum Sommer 1946 in Frankreich in Kriegsgefangenschaft.


Nach seiner Entlassung war eine Rückkehr ins zerstörte Breslau nicht mehr möglich. Ohnehin war Hildebrands Frühwerk in Dresden und Breslau ein Opfer der Flammen geworden. Mit dem Durchleben des Zweiten Weltkrieges und zweier Nachkriegszeiten sowie dem Verlust seines Frühwerkes zeigt Hildebrands Biografie Parallelen zu anderen Künstlern der Verschollenen Generation, wie beispielsweise derjenigen seines Tübinger Malerkollegen [[Georg Alfred Stockburger]]. In einer so gearteten Biografie liegt wohl der tiefere Grund, warum Hildebrand kein Künstler auf nationaler Ebene werden konnte und dies auch nicht werden wollte. In der frühen Nachkriegszeit rezipierte Hildebrand die als „entartet“ be- und entwertete Kunst der Zwanziger-Jahre. Er entwickelte sich selbst dabei allmählich von einem Künstler des Expressiven Realismus zu einem Künstler der abstrakten Nachkriegsmoderne. Aus der grafischen Prägung heraus entwickelte er eine Vielzahl eigenständiger Bildkonzepte, denen die dunklen Linien der Tuschezeichnung gemeinsam sind. Hildebrands Werk spiegelt in seiner widersprüchlichen Wandlungsfähigkeit seine Biografie mit ihren kriegserzwungenen Brüchen wider.
Nach seiner Entlassung war eine Rückkehr ins zerstörte Breslau nicht mehr möglich. Ohnehin war Hildebrands Frühwerk in Dresden und Breslau ein Opfer der Flammen geworden. Mit dem Durchleben des Zweiten Weltkrieges und zweier Nachkriegszeiten sowie dem Verlust seines Frühwerkes zeigt Hildebrands Biografie Parallelen zu anderen Künstlern der Verschollenen Generation, wie beispielsweise derjenigen seines Tübinger Malerkollegen [[Georg Alfred Stockburger]]. In einer so gearteten Biografie liegt wohl der tiefere Grund, warum Hildebrand kein Künstler auf nationaler Ebene werden konnte und dies auch nicht werden wollte. In der frühen Nachkriegszeit rezipierte Hildebrand die als „entartet“ be- und entwertete Kunst der Zwanziger-Jahre. Er entwickelte sich selbst dabei allmählich von einem Künstler des Expressiven Realismus zu einem Künstler der abstrakten Nachkriegsmoderne. Aus der grafischen Prägung heraus entwickelte er eine Vielzahl eigenständiger Bildkonzepte, denen die dunklen Linien der Tuschezeichnung gemeinsam sind. Hildebrands Werk spiegelt in seiner widersprüchlichen Wandlungsfähigkeit seine Biografie mit ihren kriegserzwungenen Brüchen wider.
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{{SORTIERUNG:Hildebrand, Günter}}  
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[[Kategorie:Leute]] [[Kategorie:Künstler]] [[Kategorie:Bildende Kunst]] [[Kategorie:20. Jahrhundert]] [[Kategorie:Kirchentellinsfurt]] [[Kategorie:Ausstellung]]
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