Bearbeiten von „Zeit des Nationalsozialismus“
Aus TUEpedia
Die Bearbeitung kann rückgängig gemacht werden. Bitte prüfe den Vergleich unten, um sicherzustellen, dass du dies tun möchtest, und veröffentliche dann unten deine Änderungen, um die Bearbeitung rückgängig zu machen.
Aktuelle Version | Dein Text | ||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Tübingen gab in der '''Nazi-Zeit''' ([[1933]]-[[1945]] = die Zeit des Nationalsozialismus vor und während des Zweiten Weltkrieges) leider trotz oder wegen der [[Universität]] ein schlechtes Beispiel. | |||
[[ | |||
Tübingen | In Tübingen versuchten einige mit Übereifer, den Ideen der Nationalsozialisten - und später ihren Erlassen - in Eigeninitiative zuvor zu kommen. | ||
Damit diese Geschehnisse verdaulich, begreifbar, geklärt werden, werden die Geschehnisse der Nazi-Zeit in Tübingen aufgearbeitet: in Büchern, Ausstellungen, Vorträgen, Veranstaltungen, Denkmälern und anderem. Siehe Artikel [[Aufarbeitung der Nazi-Zeit]]. | |||
== Übereifriges Rathaus == | == Übereifriges Rathaus == | ||
Nach dem am | Nach dem am 1. April 1933 veröffentlichten Gesetz über Gleichschaltung der Länder und Gemeinden hatte auch der Tübinger Gemeinderat als aufgelöst zu gelten. Nach an diesem Tag vorgenommenen Berechnungen sollte der neue Gemeinderat, der bis zum 30. April gebildet sein musste, nur noch 24 Sitze umfassen, die sich auf die einzelnen Partein wie folgt verteilen sollten:<ref>''Auflösung des Gemeinderats.'' Tübinger Zeitung vom 1. April 1933 zitiert in [http://faschismusintuebingen.blogger.de/stories/38867/ Informationen über den Faschismus in Tübingen]</ref> | ||
*Nationalsozialisten 14 Sitze bisher 4 Sitze (d.h. absolute Mehrheit) | *Nationalsozialisten 14 Sitze bisher 4 Sitze (d.h. absolute Mehrheit) | ||
Zeile 20: | Zeile 17: | ||
*Demokraten 1 Sitz bisher 6 Sitze | *Demokraten 1 Sitz bisher 6 Sitze | ||
[[Datei:Gemeinderat ernennt Ehrenbürger am 4. Mai 1933.gif| | [[Datei:Gemeinderat ernennt Ehrenbürger am 4. Mai 1933.gif|thumb|right|300px|"Der neue Gemeinderat vereidigt. Der erste Beschluss: Hindenburg, Hitler, Murr und Mergenthaler Ehrenbürger." Zitat aus: Neues Tübinger Tagblatt vom 5. Mai 1933]] | ||
Bei der ersten Sitzung des neuen Gemeinderats mit 13 nationalsozialistischen Stadträten am | Bei der ersten Sitzung des neuen Gemeinderats mit 13 nationalsozialistischen Stadträten am 4. Mai 1933 wurden Reichspräsident v. Hindenburg, Reichskanzler Adolf Hitler, Staatspräsident Murr und Kultminister Mergenthaler zu [[Ehrenbürger]]n ernannt. Die [[Mühlstraße]] wurde mit sofortiger Wirkung in Hitler-Straße, die [[Neue Straße|Neuestraße]] in Murrstraße, die Friedrich Ebert-Straße in Mergenthalerstraße umbenannt.<ref>''Der neue Gemeinderat vereidigt.'' Neues Tübinger Tagblatt vom 5. Mai 1933 zitiert in [http://faschismusintuebingen.blogger.de/stories/23099/ Informationen über den Faschismus in Tübingen]</ref> | ||
[[Datei:Freibadewesen 16. Mai 1933.gif| | [[Datei:Freibadewesen 16. Mai 1933.gif|thumb|right|300px|"Das Freibadewesen in Ordnung; Juden und Fremdrassigen der Zutritt versagt." Zitat aus: Neues Tübinger Tagblatt vom 16. Mai 1933]] | ||
Bereits am [[15. Mai]] [[1933]] beschloss der Gemeinderat, wohl als einer der ersten in Deutschland, den "Juden und Fremdrassigen" die Benutzung des Freibades zu verbieten.<ref>[http://www. | Bereits am [[15. Mai]] [[1933]] beschloss der Gemeinderat, wohl als einer der ersten in Deutschland, den "Juden und Fremdrassigen" die Benutzung des Freibades zu verbieten.<ref>[http://www.tuebingen.de/1560_8019.html www.tuebingen.de/1560_8019.html]</ref> | ||
<ref | <ref>"Tübingen - Auf alten Wegen Neues Entdecken - Ein Stadtführer" (Verlag Schwäbisches Tagblatt, S. 63 (3. Auflage von 2003)</ref> <ref>''Das Freibadwesen in Ordnung.'' Neues Tübinger Tagblatt vom 16. Mai 1933 zitiert in [http://faschismusintuebingen.blogger.de/stories/23287/ Informationen über den Faschismus in Tübingen.]</ref> | ||
== Frühes Lösen der Geschäftsverbindungen zu Juden == | == Frühes Lösen der Geschäftsverbindungen zu Juden == | ||
Schon 1933 löste die Stadt ihre Verbindungen zu jüdischen Geschäftspartnern, ohne dass es dafür eine Anweisung aus Berlin gab. | Schon 1933 löste die Stadt ihre Verbindungen zu jüdischen Geschäftspartnern, ohne dass es dafür eine Anweisung aus Berlin gab. | ||
<ref>[http://www. | <ref>[http://www.tuebingen.de/1560_8019.html www.tuebingen.de/1560_8019.html]</ref> | ||
== Juden und die Synagoge == | == Juden und die Synagoge == | ||
[[1932]] zählte die jüdische Gemeinde noch 127 Mitglieder. [[1937]] waren es nur noch 25 Mitglieder.<ref | [[1932]] zählte die jüdische Gemeinde noch 127 Mitglieder. [[1937]] waren es nur noch 25 Mitglieder.<ref>"Tübingen - Auf alten Wegen Neues Entdecken - Ein Stadtführer" (Verlag Schwäbisches Tagblatt, S. 97 (3. Auflage von 2003)</ref> | ||
Die Tübinger [[Synagoge]] in der [[Gartenstraße]] 33 wurde wie viele andere Synagogen in Deutschland auch in der Reichspogromnacht (umgangssprachlich: "Reichskristallnacht") vom [[9. November|9.]] auf den [[10. November]] [[1938]] von SS-Männern zerstört und dann auf Befehl des Kreisleiters niedergebrannt. Die Jüdische Gemeinde wurde [[1939]] aufgelöst, nachdem die verbliebenen Juden den Abriss ihrer zerstörten Synagoge selber bezahlen mussten.<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_(Tübingen) de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_(Tübingen)]</ref><ref>[http://www.tuebingen.de/1560_8026.html www.tuebingen.de/1560_8026.html]</ref><ref>[http://www.alemannia-judaica.de/tuebingen_synagoge.htm www.alemannia-judaica.de/tuebingen_synagoge.htm]</ref> | |||
[[1941]]/[[1942|42]] wurden die letzten 14 verbliebenen Juden deportiert und in Vernichtungslager gebracht. Nur zwei Tübinger Juden überlebten.<ref>"Tübingen - Auf alten Wegen Neues Entdecken - Ein Stadtführer" (Verlag Schwäbisches Tagblatt, S. 97 (3. Auflage von 2003)</ref> | |||
== Hakenkreuzflagge auf der Stiftskirche == | == Hakenkreuzflagge auf der Stiftskirche == | ||
Der evangelische Pfarrer Karl Fetzer setzte sich anfangs für die "Deutschen Christen" ein und sorgte für die Beflaggung der [[Stiftskirche]] mit der Hakenkreuzfahne.<ref | Der evangelische Pfarrer Karl Fetzer setzte sich anfangs für die "Deutschen Christen" ein und sorgte für die Beflaggung der [[Stiftskirche]] mit der Hakenkreuzfahne. <ref>"Tübingen - Auf alten Wegen Neues Entdecken - Ein Stadtführer" (Verlag Schwäbisches Tagblatt, S. 38 (3. Auflage von 2003)</ref> | ||
== | == SS-Schulen und Einrichtungen == | ||
[[Datei:Motorsportschule des NSKK in Tübingen.jpg| | [[Datei:Motorsportschule des NSKK in Tübingen.jpg|thumb|right|300px|Motorsportschule des NSKK in Tübingen, 1940]] | ||
[[Datei:1. Mai Umzug 1935.jpg| | [[Datei:1. Mai Umzug 1935.jpg|thumb|right|300px|Umzug am 1. Mai 1935]] | ||
Der Bau von | Der Bau von SS-Schulen und Einrichtungen wurde wegen der sinkenden Studentenzahlen von der Stadt begrüßt. Man erhoffte sich Tübingen als "Stadt der NS-Schule".<ref>Tübingen - Historische Photographien einer Stadt (Wartberg Verlag, 2001, Seite 23)</ref> | ||
[[1934]]: Einweihung der Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps-[[Motorsportschule]] (NSKK) am [[Galgenberg]] in der [[Alexanderstraße]] 48<ref> | [[1934]]: Einweihung der Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps-[[Motorsportschule]] (NSKK) am [[Galgenberg]] in der [[Alexanderstraße]] 48<ref>http://www.tuebingen.de/25_2525.html www.tuebingen.de/25_2525.html]</ref><ref>Tübingen - Historische Photographien einer Stadt (Wartberg Verlag, 2001, Seite 23)</ref> | ||
[[1935]]: Bau der [[Sanitätsschule]] der SA und Fertigstellung der [[Burgholzkaserne]]<ref>[http://www.tuebingen.de/ | [[1935]]: Bau der [[Sanitätsschule]] der SA und Fertigstellung der [[Burgholzkaserne]]<ref>[http://www.tuebingen.de/25_2525.html www.tuebingen.de/25_2525.html]</ref><ref>[https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/druckansicht.php?id_titlaufn=844220&bestand=17526&syssuche=&logik= www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/druckansicht.php?id_titlaufn=844220&bestand=17526&syssuche=&logik=]</ref> | ||
[[1936]]: Eröffnung der [[Sanitätsschule]] der SA (das spätere Oberschulamt in der [[Keplerstraße]]) <ref>Tübingen - Historische Photographien einer Stadt (Wartberg Verlag, 2001, Seite 23)</ref> | [[1936]]: Eröffnung der [[Sanitätsschule]] der SA (das spätere Oberschulamt in der [[Keplerstraße]]) <ref>Tübingen - Historische Photographien einer Stadt (Wartberg Verlag, 2001, Seite 23)</ref> | ||
== Wiederbewaffnung: Kasernen und Kasernenbau == | == Wiederbewaffnung: Kasernen und Kasernenbau == | ||
Zeile 78: | Zeile 60: | ||
<ref>Studienarbeit von Pierre Michael 2009: Kommunalpolitik der Stadt Tübingen im Nationalsozialismus - Das Beispiel der Hindenburgkaserne</ref> | <ref>Studienarbeit von Pierre Michael 2009: Kommunalpolitik der Stadt Tübingen im Nationalsozialismus - Das Beispiel der Hindenburgkaserne</ref> | ||
Ernst | == Oberbürgermeister Dr. Ernst Weinmann ("Henker von Belgrad") == | ||
Der von [[1939]] bis [[1945]] amtierende Tübinger [[Oberbürgermeister]] [[Ernst Weinmann|Dr. Ernst Weinmann]] (Zahnarzt und SS-Sturmbannführer) war während des Krieges bei einer SS-Einsatzgruppe in Jugoslawien und wütete dort so, dass er den Beinamen "[[Henker von Belgrad]]" bekam. Als "Umsiedlungskommissar beim Militärbefehlshaber in Serbien" war er maßgeblich an der Deportation von Juden und der Verschleppung von Slowenen beteiligt. Er wurde deswegen in Jugoslawien zum Tode verurteilt. <ref>[http://www.tuebingen.de/1560_8019.html www.tuebingen.de/1560_8019.html]</ref><ref>"Tübingen - Auf alten Wegen Neues Entdecken - Ein Stadtführer" (Verlag Schwäbisches Tagblatt, S. 63 (3. Auflage von 2003)</ref> | |||
[[ | Ernst Weinmanns enger Mitarbeiter im Rathaus, der in der [[Bursagasse]] 18 geborene <ref>http://www.tuebingen.de/1560_8023.html</ref>[[Theodor Dannecker]][http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Dannecker], ein Textilwarenkaufmann der 1932 der NSDAP und der SS beitrat, begann seine Karriere im Sicherheitsdienst in Stuttgart. Ab 1937 fungierte er in Berlin als ''Judenberater''[http://de.wikipedia.org/wiki/Judenreferent] und enger Mitarbeiter Adolf Eichmanns im Reichssicherheitshauptamt im Rang eines SS-Hauptsturmführers. Dannecker organisierte zeitweilig zusammen mit seinem ehemaligen Tübinger Kommilitonen [[Walter Stahlecker]] (s.u.) die Deportation der Juden aus Frankreich, Bulgarien, Ungarn und Italien in die Vernichtungslager. | ||
Nach dem Krieg wurde er im Dezember 1945 von der United States Army interniert und beging wenige Tage später in der Haft Suizid. | |||
== [[Universität]] und NSDStB == | == [[Universität]] und NSDStB == | ||
Nach [[1918]] erwiesen sich Verbindungsstudenten und Teile der Professorenschaft als Propagandisten eines aggressiven Antisemitismus. Schon [[1920]] beschloss der Nationale Studentenbund, dem knapp ein Drittel der Tübinger Studenten angehörte, den Ausschluss von Juden. Die Hochschule selbst rühmte sich schon vor 1933, "judenrein" zu sein. Tatsächlich musste sie dann 1933 keinen jüdischen Lehrstuhlinhaber und nur wenige Assistenten und Privatdozenten entlassen, darunter den Physiker und späteren Nobelpreisträger Hans Bethe.[http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Bethe] | |||
Nach [[1918]] erwiesen sich Verbindungsstudenten und Teile der Professorenschaft als Propagandisten eines aggressiven Antisemitismus | Mit Berufsverbot wurden unter anderem auch der Religionsphilosoph Traugott Konstantin Oesterreich, [http://de.wikipedia.org/wiki/Traugott_Konstantin_Oesterreich] und der Mathematiker Erich Kamke [http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Kamke] belegt. | ||
Mit Berufsverbot wurden unter anderem auch der Religionsphilosoph Traugott Konstantin Oesterreich [http://de.wikipedia.org/wiki/Traugott_Konstantin_Oesterreich] und der Mathematiker Erich Kamke [http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Kamke] belegt. | |||
Erwin Weinmann [http://de.wikipedia.org/wiki/Erwin_Weinmann] (Bruder des oben genannten Tübinger Oberbürgermeisters) war in Tübingen Medizinstudent und ab [[1932]] Fraktionsführer des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB)[http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistischer_Deutscher_Studentenbund] im Allgemeinen Studierendenausschuß (AStA) und Mitglied der SS. In der Zeit von 1942 bis Juli 1943 war er als Chef des ''Sonderkommandos 4a'' für den Massenmord an Juden in der Ukraine verantwortlich. <br>Neben Weinmann waren auch folgende Tübinger Studenten Mitglieder des NSDStB und später Mitglieder des Reichsicherheitshauptamtes und als Leiter von [http://de.wikipedia.org/wiki/Einsatzgruppen_der_Sicherheitspolizei_und_des_SD#Einsatzgruppen_der_Sicherheitspolizei_und_des_SD_in_der_UdSSR SD-Sonderkommandos] hauptsächlich für die Planung und Ausführung von Massenmord und Kriegsverbrechen in der ehemaligen Sowjetunion verantwortlich. | Erwin Weinmann [http://de.wikipedia.org/wiki/Erwin_Weinmann], (Bruder des oben genannten Tübinger Oberbürgermeisters) war in Tübingen Medizinstudent und ab [[1932]] Fraktionsführer des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB)[http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistischer_Deutscher_Studentenbund] im Allgemeinen Studierendenausschuß (AStA) und Mitglied der SS. In der Zeit von 1942 bis Juli 1943 war er als Chef des ''Sonderkommandos 4a'' für den Massenmord an Juden in der Ukraine verantwortlich. <br>Neben Weinmann waren auch folgende Tübinger Studenten Mitglieder des NSDStB und später Mitglieder des Reichsicherheitshauptamtes und als Leiter von [http://de.wikipedia.org/wiki/Einsatzgruppen_der_Sicherheitspolizei_und_des_SD#Einsatzgruppen_der_Sicherheitspolizei_und_des_SD_in_der_UdSSR SD-Sonderkommandos] hauptsächlich für die Planung und Ausführung von Massenmord und Kriegsverbrechen in der ehemaligen Sowjetunion verantwortlich. | ||
*Rudolf Bilfinger [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Bilfinger] | *Rudolf Bilfinger [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Bilfinger] | ||
*Erich Ehrlinger [http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Ehrlinger] | *Erich Ehrlinger [http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Ehrlinger] | ||
Zeile 97: | Zeile 77: | ||
*Martin Sandberger [http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Sandberger] | *Martin Sandberger [http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Sandberger] | ||
*Walter Stahlecker [http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Stahlecker] | *Walter Stahlecker [http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Stahlecker] | ||
* | *Eugen Steimle [http://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Steimle] | ||
*Paul Zapp [http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Zapp] | *Paul Zapp [http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Zapp] | ||
== Widerstandskreis des 20. Juli == | == Widerstandskreis des 20. Juli == | ||
Seit [[1984]] erinnert im Foyer der [[1845]] errichteten [[Neue Aula|Neuen Aula]] eine Gedenktafel an elf ehemalige Tübinger Studenten, die wegen ihrer Verbindung zum [http://de.wikipedia.org/wiki/20._Juli_1944 Widerstandskreis des 20. Juli] hingerichtet bzw. ermordet wurden.<ref> | Seit [[1984]] erinnert im Foyer der [[1845]] errichteten [[Neue Aula|Neuen Aula]] eine Gedenktafel an elf ehemalige Tübinger Studenten, die wegen ihrer Verbindung zum [http://de.wikipedia.org/wiki/20._Juli_1944 Widerstandskreis des 20. Juli] hingerichtet bzw. ermordet wurden.<ref>http://www.tuebingen.de/1560_8028.html</ref>[[Datei:Gedenktafel2_NeueAula.JPG|thumb|200px]] | ||
* | *Eugen Bolz [http://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Bolz] | ||
* | *Dietrich Bonhoeffer [http://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Bonhoeffer] | ||
*Klaus Bonhoeffer [http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Bonhoeffer] | *Klaus Bonhoeffer [http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Bonhoeffer] | ||
*Fritz Elsas [http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Elsas] | *Fritz Elsas [http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Elsas] | ||
Zeile 123: | Zeile 97: | ||
[[Gerhard Kittel]], evangelischer Theologe und Schüler von [[Adolf Schlatter]], übernahm 1926 dessen Lehrstuhl in Tübingen. (Siehe auch das nach ihm benannte [[Schlatterhaus]]) | [[Gerhard Kittel]], evangelischer Theologe und Schüler von [[Adolf Schlatter]], übernahm 1926 dessen Lehrstuhl in Tübingen. (Siehe auch das nach ihm benannte [[Schlatterhaus]]) | ||
Kittel begründete zusammen mit [[Karl-Adam-Straße|Karl Adam]], [[Karl Georg Kuhn]], [[Hans Fleischhacker]] und dem Leiter des NS-Dozentenbundes, [[Robert Wetzel]] | Kittel begründete zusammen mit [[Karl-Adam-Straße|Karl Adam]], [[Karl Georg Kuhn]], [[Hans Fleischhacker]] und dem Leiter des NS-Dozentenbundes, [[Robert Wetzel]] den sogenannten "Wissenschaftlichen Antisemitismus", der den akademischen Überbau und die Rechtfertigung der geplanten ''Endlösung'', dem Völkermord an Juden in der Zeit des Nationalsozialismus bildete. | ||
''Es mag immerhin festgestellt sein, dass die einzige deutsche Universität, an der es im Frühjahr 1933 weder in der Dozenten- noch in der Studentenschaft eine Judenfrage gab, die Eberhard-Karls-Universität war.'' Gerhard Kittel, "Die Judenfrage", 1933. | ''Es mag immerhin festgestellt sein, dass die einzige deutsche Universität, an der es im Frühjahr 1933 weder in der Dozenten- noch in der Studentenschaft eine Judenfrage gab, die Eberhard-Karls-Universität war.'' Gerhard Kittel, "Die Judenfrage", 1933. | ||
Zeile 130: | Zeile 104: | ||
== Zwangssterilisierungen an Unversitätskliniken == | == Zwangssterilisierungen an Unversitätskliniken == | ||
Zwischen 1934 und 1944 wurden an den Universitätskliniken Tübingen mindestens 1158, vermutlich jedoch 1243 Personen zwangssterilisiert. Die Direktoren der Frauen-, Nerven-, und Chirurgischen Universitätsklinik führten Sterilisationen teilweise schon vor 1933 auch ohne Gesetzesgrundlage durch. Nach 1945 galten alle Beteiligten allerdings als entlastet. Die Opfer der Zwangssterilisationen litten nicht selten ihr Leben lang psychisch und körperlich unter den Folgen der Operation, wurden aber trotz geringer Entschädigungszahlungen bis heute nicht offiziell als NS-Verfolgte anerkannt.<ref>http://idw-online.de/pages/de/news270590 Bericht des Arbeitskreises "Universität Tübingen im Nationalsozialismus" vom 14.Juli 2008.</ref> | Zwischen 1934 und 1944 wurden an den Universitätskliniken Tübingen mindestens 1158, vermutlich jedoch 1243 Personen zwangssterilisiert. Die Direktoren der Frauen-, Nerven-, und Chirurgischen Universitätsklinik führten Sterilisationen teilweise schon vor 1933 auch ohne Gesetzesgrundlage durch. Nach 1945 galten alle Beteiligten allerdings als entlastet. Die Opfer der Zwangssterilisationen litten nicht selten ihr Leben lang psychisch und körperlich unter den Folgen der Operation, wurden aber trotz geringer Entschädigungszahlungen bis heute nicht offiziell als NS-Verfolgte anerkannt.<ref>http://idw-online.de/pages/de/news270590 Bericht des Arbeitskreises "Universität Tübingen im Nationalsozialismus" vom 14.Juli 2008.</ref> | ||
== Gleichschaltung der Presse == | == Gleichschaltung der Presse == | ||
Der jüdische Verleger [[Albert | Der jüdische Verleger [[Albert Weill]] bewohnte mit seiner Familie seit 1905 die Räume in der [[Uhlandstraße]] 2. Dort befanden sich Redaktion und Druckerei der [[Schwäbisches Tagblatt|Tübinger Chronik]]. Im September 1930 verkaufte er nach den Wahlerfolgen der NSDAP die Zeitung an den deutschnationalen Ulmer Verleger Dr. Karl Höhn und zog mit seiner Familie in die Schweiz. Im Dezember 1933 wird die Zeitung von der ''NS-Presse GmbH Württemberg'' aufgekauft und als "[[Tübinger Chronik]] - Neues Tübinger Tagblatt" gleich geschaltet. | ||
== Die Bevölkerung == | == Die Bevölkerung == | ||
Auf die Ausschaltung und Verhaftung der NS-Gegner wie auf die ersten judenfeindlichen Maßnahmen reagierte die Bevölkerung mit Schweigen, etliche begrüßten sie.<ref>[http://www. | Auf die Ausschaltung und Verhaftung der NS-Gegner wie auf die ersten judenfeindlichen Maßnahmen reagierte die Bevölkerung mit Schweigen, etliche begrüßten sie.<ref>[http://www.tuebingen.de/1560_8019.html www.tuebingen.de/1560_8019.html]</ref> | ||
</ | |||
== Die Nachkriegszeit == | == Die Nachkriegszeit == | ||
Nach dem Krieg war [[Bebenhausen]] ein bevorzugter Ort für Alt-Nazis | Nach dem Krieg war [[Bebenhausen]] ein bevorzugter Ort für Alt-Nazis um hier Teile ihres Lebensabends zu verbringen. So wohnte z.B. August Heißmeyer (Chef der „Dienststelle SS-Obergruppenführer Heißmeyer“, Inspektor der Konzentrationslager und Leiter der Totenkopfstandarten und General der Waffen-SS - ranggleich mit Heydrich und direkter Reportlinie zu Himmler) bis zu seime Tod Ende der Siebziger in Bebenhausen. Ebenso wohnte die Reichsfrauenführerin in Nazi-Deutschland - Gertrud Scholtz-Klink nach dem Krieg bis zu Ihrem Tod 1999 in Bebenhausen und sie starb auch in Bebenhausen. Regelmäßige Besuche von Alt-Nazi-Größen in Tübingen und Bebenhausen, wie Konstantin Freiherr von Neurath (Reichsaussenminister in Nazi-Deutschland und Reichsprotektor in Böhmen und Mähren), so wie Gottlob Berger (im Nazi-Reich Chef des SS-Hauptamtes, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS und sehr enger Freund von Oskar Dirlewanger), sind des weiteren bis in die Siebziger Jahre hinein belegt.<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:T%C3%BCbingen#Ein_wesentlicher_Aspekt_mit_.E2.80.9EGeschm.C3.A4cke.E2.80.9C_fehlt_bei_dem_Artikel_T.C3.BCbingen Ein wesentlicher Aspekt mit „Geschmäcke“ fehlt bei dem Artikel Tübingen] auf einer Wikipedia-Diskussionsseite.</ref> | ||
== Quellen == | == Quellen == | ||
<references /> | <references /> | ||
== Weblinks == | == Weblinks == |