Großes Fass
Seit 1546 liegt im Keller unter dem Rittersaal von Schloss Hohentübingen ein historisches Großes Fass: es fasste 286 Eimer, also 84.000 Liter (ein Eimer entspricht 294 Litern). Später übertraf das 1750 erbaute Große Fass im Heidelberger Schloss mit 221.726 Litern das Tübinger bei weitem. Dass solche Mengen früher nicht ungewöhnlich waren, zeigt die Tatsache, dass um 1600 im Tübinger Evangelischen Stift rund 72.000 Liter Wein lagerten. Dennoch stellt sich heutzutage die Frage, ob eine Befüllung mit einer derart großen Menge Wein nicht der Qualität schadete? Der Bau eines Riesenfasses war daher wohl eher eine Frage des Prestiges.
Auf der Holztafel des Tübinger Fasses steht:
Als großes Buch bin ich bekannt
Durch Herzog Ulrich so genannt
1546 ward ich erbaut
Aus 90 Eichen, wie ihr schaut
Zweimal ward ich gefüllt mit Wein
286 Eimer nehm ich ein.
Sehr zum Ärger der Tübinger Küfer hatte der Herzog das Fass bei dem Bönnigheimer Küfer Simon bestellt. Umso ärgerlicher war es, dass dieser frisch geschlagenes Holz verwendete, so dass das Fass undicht und bald wurmstichig war und daher nur zweimal gefüllt werden konnte.[1]
Besichtigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seit 1994 konnten Keller, Fass und benachbarte Räume nicht mehr besichtigt werden, da sich aufgrund von Sanierungsarbeiten des Dachstuhls (und der Eisenbahnbrücke) eine Fledermausart im Schlosskeller niedergelassen hatte. Das änderte sich 2018: Ein Hintereingang wurde als Zugang hergerichtet, und es sind in der kühleren Jahreszeit auch nicht mehr so viele Fledermäuse vor Ort. Dank einer Erbschaft konnten Stadt und Universität diese Arbeiten finanzieren. Auch ein Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde wurde angestrebt: das Fass sei schließlich 200 Jahre älter als das größere Fass in Heidelberg, sei auch mal befüllt gewesen und damit einzigartig.[2] Im Januar und Februar 2018 wurden in einer Testphase täglich Führungen (nach vorheriger Anmeldung) angeboten. Nach einer zweijährigen Bewerbungsphase wurde 2019 das Tübinger Fass ins Buch der Rekorde aufgenommen, und zwar als ältestes Riesenfass der Welt. Diejenigen in Heidelberg und Halberstadt sind zwar größer, aber jünger. Eine Rechnung von 1549 beweist dieses Alter, eine Holzuntersuchung ergab die Jahre 1546-49.[3][4][5] Von November bis März gibt es Führungen.[6]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Tagblatt Online: Alte Ansichten aus dem Kreis Tübingen
- ↑ Trotz Fledermäusen: Voluminöse Sehenswürdigkeit im Tübinger Schlosskeller zu besichtigen, Tagblatt 11.11.2017
- ↑ Das Tübinger 84000-Liter-Weinfass kann wieder besichtigt werden Tagblatt 2.1.2018
- ↑ Rechnung aus dem Jahr 1549 beweist das Alter des Riesenfasses, Tagblatt 14.11.2018
- ↑ Das setzt dem Fass die Krone auf, Tagblatt 26.10.2019
- ↑ Führungen Fasskeller, Unimuseum