Im 18. Jahr des Bestehens lädt das Stadtwiki Tüpedia zum Kennenlernen & Mitmachen ein, Übersicht und Infos >hier<.

Gösele & Stratmann

Aus TUEpedia
Wechseln zu:Navigation, Suche
Briefkopf der Schlossbrauerei Gösele & Stratmann mit der Schwärzlocher Straße, die hier viel breiter dargestellt wird als in Wirklichkeit.
Braumeister Paul Lutz
Bierdeckel
Werbepostkarte der Schlossbrauerei und der Restauration zum Schlossgarten, 1908

Die Schlossbrauerei Gösele & Stratmann lag in der vorderen Schwärzlocher Straße und hatte 1900 ein Steuerkapital von 13075 Mark, was bedeutete, dass sie die drittgrößte Brauerei Tübingens war.

Sie wurde von Johannes Gösele 1870 gegründet und ihre Blüte begann, als es Gösele 1880 gelungen war, die nicht mehr genutzte Lohmühle in der Schwärzlocher Straße zu kaufen. In dieser Straße hinter der Lohmühle wurde eine Mälzerei eingerichtet. Sie wurde über eine unterirdische Welle, die von der Mühle herführte, angetrieben, ebenso wie mehrere Hilfsmaschinen, die sich auf der anderen Seite der Schwärzlocher Straße befanden. Zur gleichen Zeit begann Gösele seine Villa auf der linken (südlichen) Seite der Schwärzlocher Straße zu bauen, die 1881 fertiggestellt wurde. 1891 wurde die Lohmühle abgebrochen und an dieser Stelle eine Gaststätte erbaut. Im ersten Stock der Gaststätte befand sich das Kneiplokal der Verbindung Katholische Theologengesellschaft Guelfia.[1]

Ab 1896 war Paul Lutz dort Braumeister und gewann die begehrte goldene Medaille. Er besaß zuvor die 1875 gegründete Dampfbrauerei Paul Lutz in Neuenbürg an der Enz, die er 1890 von Albert Lutz übernommen hatte.[2] Die Schloßbrauerei besaß eine Dampfmaschine der Maschinenfabrik Ulrich Kohllöffel in Reutlingen.[3]

Die Chronik der Brauerei war wie folgt:[4]

  • 1870 gegründet
  • 1879 Brauerei zur Schottei Johannes Gösele
  • 1880 Übernahme der Lohmühle durch die Brauerei Gösele
  • 1881 Bau der Villa von Johannes Gösele als erstes Gebäude in der Schwärzlocher Straße links
  • 1892 Bau des neuen Gebäudes, in dem es auch eine Gaststätte gab, an der Stelle der abgebrochenen Lohmühle (erstes Gebäude in der Schwärzlocher Straße rechts)
  • 1894 Schlossbrauerei Johannes Gösele
  • vor 1911 Schlossbrauerei Gösele & Stratmann[5]
  • 1919 Verkauf der Gaststätte an Christian Majer
  • 1920 Schlossbrauerei Anna Stratmann Wwe & Kinder

Johannes Gösele baute 1899 zusätzlich auf dem Schlossberg oberhalb der Brauerei die Restauration/Bierhalle zum Schlossgarten, die bis 1919 bestand. In der Nähe, heute Schlossbergstraße 15, hat er vor 1898 sein zweites Wohnhaus errichtet. Sein Sohn Heinrich Gösele verkaufte 1911 die Brauerei und Schlossgarten-Gaststätte an den Konkurrenten und lokalen Marktführer Marquardt.[6]

(Bezüglich der letzten Jahre der Schlossbrauerei bestehen momentan noch gewisse Unstimmigkeiten in den Quellen.)

Die durch den Ersten Weltkrieg wie alle Brauereien finanziell angeschlagene Schlossbrauerei Gösele & Stratmann war 1919 gezwungen die Gaststätte in der Schwärzlocher Straße an Christian Majer zu verkaufen, der dort seine Maschinenfabrik gründete. Später übernahm er alle Gebäude der stillgelegten Brauerei auf der rechten (nördlichen) Seite der Schwärzlocher Straße.[7] Die Firma Majer zog 2002 in den Gewerbepark Neckaraue um und wurde 2008 von der Manz Automation GmbH übernommen.[8] Nach dem Auszug der Fabrik Christian Majer wurden die Gebäude abgebrochen und an dieser Stelle das Altenpflegewohnheim Pflegeresidenz Vinzenz von Paul erbaut. Nur das vordere Eckhaus auf der rechten Seite mit dem Erker (die frühere Gaststätte) blieb bestehen und wurde in den 2010er Jahren als Wohnhaus modernisiert.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Udo Rauch: Entlang dem Ammerkanal. In: Udo Rauch (Hrsg.): Zwischen Ammer und Neckar. Das Tübinger Stadtbild im Wandel, Tübingen 1994, ISBN 3-910090-11-7, S. 25–26.
  2. Buchholtz. Brasserie d'Esch, Esch/Alzette: Paul Lutz, Braumeister aus Neuenbürg
  3. Dampfmaschinen im Regierungs-Bezirk Tübingen.
  4. Chronik der Brauerei auf dem privaten Brauereiverzeichnis von Klaus Ehm. Diese unprofessionell erstellte (Interpunktion, Rechtschreibung, Gestaltung) Seite entält keine Nachweise, dafür manchmal nachweisbare Fehler und kann nur mit Vorsicht genutzt werden. – Die Angaben wurden ergänzt und in einem Fall korrigiert.
  5. Der Briefkopf von 1911 (siehe Abbildung) belegt Emil Stratmann als Teilhaber, während die Chronik von Klaus Ehm ihn erst 1915 als Teilhaber nennt.
  6. „...und grüßen Sie mir die Welt.“ Tübingen – eine Universitätsstadt auf alten Postkarten. Tübingen: Stadtmuseum 2007, S. 192
  7. Neuzugang im Tübinger Stadtmuseum: Mustersammlung der Tübinger Maschinenfabrik Majer.
  8. Adieu, Majersche Maschinenfabrik. In: »Schwäbisches Tagblatt«, 2008.