Agathe, Gräfin von Tübingen

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Tor zum Pfedelbacher Schloss mit dem Allianzwappen von Hohenlohe und Tübingen

Agathe, Gräfin von Tübingen (* 13. November 1533; † 28. Juni 1609) war die Gemahlin von Graf Eberhard von Hohenlohe in Waldenburg. Dieser erbaute von 1568 bis 1572 als seinen Wintersitz das Wasserschloss in Pfedelbach auf den Mauern einer vorhergehenden Ministerialenburg, ebenfalls einer Wasserburg. Die charakteristischen Ecktürme weisen die Anlage erkennbar als einen Bau aus der Mitte des 16. Jahrhunderts aus.[1]

Durch die tragischen Ereignisse der Waldenburger Fastnacht vom 7. Februar 1570 starb Eberhard am 10. März 1570, als der Bau in vollem Gange war. Auf einem Fastnachtsfest des Grafen Eberhard von Hohenlohe brach ein Brand aus, der durch ein Kostüm ausgelöst wurde, das Feuer fing. Der Gastgeber kam als Folge dieses Unglücks ums Leben, viele der Gäste wurden schwer verletzt.[2] Agathe vollendete die Burg und nahm dort ihren Wohnsitz.

Über dem Wappenportal an der Eingangsseite des Schlosses Pfedelbach hängt ein Allianzwappen Hohenlohe-Tübingen. Es geht zurück auf den Erbauer des Schlosses, vermählt mit Agathe, Gräfin von Tübingen. Die Grabtafel des Paares befindet sich in der Stiftskirche Öhringen.

Die Brand-Fastnacht von 1570[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 7. Februar 1570 hatte der Schloßherr auf Waldenburg Freunde und Bekannte aus dem Adel der Gegend zu sich eingeladen, Graf Eberhard von Hohenlohe-Waldenburg und seine Gattin, Gräfin Agathe von Tübingen waren die Gastgeber; anwesend waren unter anderen der Bruder der Gräfin, Georg von Tübingen, der Neffe Graf Albrecht von Hohenlohe-Neuenstein, Valentin von Berlichingen, Kunz von Vellberg und Simon von Neudeck. Möglicherweise angeregt durch das Brauchtum der Gegend, war man auf den Gedanken verfallen, sich zu vermummen und dabei die Mächte der Finsternis und des Lichtes darzustellen, obwohl drei Jahre zuvor in eine Landesordnung erlassen worden war, die das Faschingstreiben untersagte: die Frauen verkleideten sich als Engel und die Männer als Teufel. Und dabei hatte, wie das Volk seinerzeit sofort feststellte, der Teufel seine Hand im Spiel. Was dann nämlich geschah, schildert Hofprediger Apin in einem authentischen Bericht:

Löschversuche beim Brand während des Fastnachtsfests in Waldenburg
»Anno 1570, den 7. Februar ist zu Waldenburg übel hergegangen; hat sich ein leidiger Fall begeben, da hat der leidige Satan aus Gottes Verhangnus eine schröckliche Tragödien und Spectacul angerichtet, und als ein arger Schadenfroh sein Mutlein nach Lustgekühlt: darum soll man ihn nit über die Tür malen, noch zu Gast laden, denn er kommt wohl von ihm selbst, oder wo er gleich selbst nit hinkommt, da schickt er seine Boten hin.
Damals waren zu Waldenburg in der Fastnacht, neben den Grafen und neben denen von Adel beieinander neun Gräfinnen, deren etliche vermummten sich mit einern englischen schönen Habit, gingen daher in gar weißer Kleidung mit weißen papiernen Flügeln, wie man die Engel pflegt zu malen, und trugen auf ihren Häuptern weiße papierne Kronen, darinnen kleine Wachslichtlein brennten und leuchteten: dagegen vermummten sich die Herren und der Adel mit einem scheußlichen Habit, ließen an ihre Hosen und Wammes, Arm und Beinen, dick Werg von Flachs mit Faden stark annähen und knüpfen, daß sie hereintraten zotticht und zerlumpt, wie man die Cacodaemones und schwarze Höllhund pflegt zu malen.
Indem sie nun nach gehaltenem Tanz bei nächtlicher Weile um 10 Schlag uf dem oberen Saal bei dem Licht kniend einander ein Mummtanz bringen, und mit dem Licht nicht fürsichtig umgehen, da gehet vom brennenden Gicht das Werg unversehens an: bald da wird auf dem Saal ein grosser Tumult und Auflauf, ein großer Schreck, Schreien und Klagen: Kunz von Vellberg gibt bald die Flucht, und also vermummt springt er die Schnecken ein, daß er unversehrt davon kommt, und von den andern nit angesteckt wird, aber Veltlin von Berlichingen und Simon von Neudeck, auch Graf Albert von Hohenlohe (Neuenstein) verbrennen so hart, daß sie etliche Wochen zu Bett liegen müssen. Graf Georg von Tübingen empfaht das Nachtmahl den 22. Februar.
Danach (am 5. März), war der Sontag Lätare, (da ihm unversehens ein ander und neuer Zufall zum Brand geschlagen), stirbt um 8 Uhr vormittags und wird darnach den 7. hujus mit seines Gemahls großem Leid, Schmerzen und Wehklagen, begraben zu Oehringen in der Stiftskirchen, da ich dann ihm eine Leichenpredigt gethan, die ich hernach seiner Frau Mutter auf ihr Begehren den 22. Mai mit meines G. H. Leichtpredigt hinein gen Lichteneck geschickt, dagegen ihr Gnaden mir folgendes den 24. Juli durch den von Bubenhofen hat überantworten lassen: ein silbernen Becher mit einem Deckel, darauf deren von Tübingen Wappen ist ausgestochen gewesen. Mein gn. Herr, Graf Eberhard, verbrannt so hart, daß man ihm hernach den 21. und 22. Februar alle Finger an beeden Händen mußte vornen abschneiden, empfing doch zuvor den 29. (das war damals der Sonntag Reminiscere) das Hochwürdige Abendmahl, tat gar eine schöne christliche Bekanntnus, daran ich einen sonderlichen Gefallen hatte. Hernach den 9. Marti, vier Tage nach seines Herrn Schwagers Graf Georgen Abschied, stirbt in der Frauenzimmerstuben um 10 Schlag vormittag in meinem Beiwesen, wird den 11. Tag hujus zu Oehringen in der Stiftskirchen neben seiner Frau Mutter und neben Graf Georgen christseliger Gedächtnus begraben, da ich dann ihm eine Leichtpredigt getan. Den 14. Marti ließ sich Graf Albrecht wieder heim nach Neuenstein fahren, und ist mit Rat und Hülf seiner Frau Mutter wieder aufkommen.«[3]

Bei dem Brand kamen Veltin von Berlichingen und Simon von Neudeck, auch die Grafen Albert von Hohenlohe, Eberhard von Waldenburg und Georg von Tübingen ums Leben.[4]

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Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]