Bearbeiten von „Zeit des Nationalsozialismus“
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[[Datei:Vorbeimarsch von SA-Studenten an der Neuen Aula.jpg|thumb|right|300px|Vorbeimarsch von SA-Studenten an der [[Neue Aula|Neuen Aula]]<ref name="Aufarbeitung">Urban Wiesing, Klaus-Rainer Brintzinger, Bernd Grün, Horst Junginger, Susanne Michl (Herausgeber): Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus. Franz Steiner Verlag, 2010 (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 73). 1136 S. € 99, ISBN 978-3-515-09706-2.</ref>]] | |||
[[Datei:Vorbeimarsch von SA-Studenten an der Neuen Aula.jpg| | [[Datei:Umbenennung des Platzes vor der Neuen Aula am 11. Mai 1938 in Langemarckplatz.jpg|thumb|right|300px|Umbenennung des Platzes vor der Neuen Aula am [[11. Mai]] [[1938]] in [[Langemarckplatz]]<ref name="Aufarbeitung"/>]] | ||
[[Datei:Umbenennung des Platzes vor der Neuen Aula am 11. Mai 1938 in Langemarckplatz.jpg| | |||
Tübingen gab in der '''Zeit | Tübingen gab in der '''Nazi-Zeit''' ([[1933]]-[[1945]] = die Zeit des Nationalsozialismus vor und während des Zweiten Weltkrieges) leider trotz oder wegen der [[Universität]] ein schlechtes Beispiel. | ||
In Tübingen versuchten einige mit Übereifer, den Ideen der Nationalsozialisten - und später ihren Erlassen - in Eigeninitiative zuvor zu kommen. | In Tübingen versuchten einige mit Übereifer, den Ideen der Nationalsozialisten - und später ihren Erlassen - in Eigeninitiative zuvor zu kommen. | ||
Die Geschehnisse der Nazi-Zeit in Tübingen werden in Büchern, Ausstellungen, Vorträgen, Veranstaltungen, Denkmälern und anderem aufgearbeitet. Siehe dazu auch den Artikel [[Aufarbeitung der Zeit | Die Geschehnisse der Nazi-Zeit in Tübingen werden in Büchern, Ausstellungen, Vorträgen, Veranstaltungen, Denkmälern und anderem aufgearbeitet. Siehe dazu auch den Artikel [[Aufarbeitung der Nazi-Zeit]]. | ||
== Übereifriges Rathaus == | == Übereifriges Rathaus == | ||
Nach dem am | Nach dem am 1. April 1933 veröffentlichten Gesetz über Gleichschaltung der Länder und Gemeinden hatte auch der Tübinger Gemeinderat als aufgelöst zu gelten. Nach an diesem Tag vorgenommenen Berechnungen sollte der neue Gemeinderat, der bis zum 30. April gebildet sein musste, nur noch 24 Sitze umfassen, die sich auf die einzelnen Partein wie folgt verteilen sollten:<ref>''Auflösung des Gemeinderats.'' Tübinger Zeitung vom 1. April 1933 zitiert in [http://faschismusintuebingen.blogger.de/stories/38867/ Informationen über den Faschismus in Tübingen]</ref> | ||
*Nationalsozialisten 14 Sitze bisher 4 Sitze (d.h. absolute Mehrheit) | *Nationalsozialisten 14 Sitze bisher 4 Sitze (d.h. absolute Mehrheit) | ||
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*Demokraten 1 Sitz bisher 6 Sitze | *Demokraten 1 Sitz bisher 6 Sitze | ||
[[Datei:Gemeinderat ernennt Ehrenbürger am 4. Mai 1933.gif| | [[Datei:Gemeinderat ernennt Ehrenbürger am 4. Mai 1933.gif|thumb|right|300px|"Der neue Gemeinderat vereidigt. Der erste Beschluss: Hindenburg, Hitler, Murr und Mergenthaler Ehrenbürger." Zitat aus: Neues Tübinger Tagblatt vom 5. Mai 1933]] | ||
Bei der ersten Sitzung des neuen Gemeinderats mit 13 nationalsozialistischen Stadträten am | Bei der ersten Sitzung des neuen Gemeinderats mit 13 nationalsozialistischen Stadträten am 4. Mai 1933 wurden Reichspräsident v. Hindenburg, Reichskanzler Adolf Hitler, Staatspräsident Murr und Kultminister Mergenthaler zu [[Ehrenbürger]]n ernannt. Die [[Mühlstraße]] wurde mit sofortiger Wirkung in Hitler-Straße, die [[Neue Straße|Neuestraße]] in Murrstraße, die Friedrich Ebert-Straße in Mergenthalerstraße umbenannt.<ref>''Der neue Gemeinderat vereidigt.'' Neues Tübinger Tagblatt vom 5. Mai 1933 zitiert in [http://faschismusintuebingen.blogger.de/stories/23099/ Informationen über den Faschismus in Tübingen]</ref> | ||
[[Datei:Freibadewesen 16. Mai 1933.gif| | [[Datei:Freibadewesen 16. Mai 1933.gif|thumb|right|300px|"Das Freibadewesen in Ordnung; Juden und Fremdrassigen der Zutritt versagt." Zitat aus: Neues Tübinger Tagblatt vom 16. Mai 1933]] | ||
Bereits am [[15. Mai]] [[1933]] beschloss der Gemeinderat, wohl als einer der ersten in Deutschland, den "Juden und Fremdrassigen" die Benutzung des Freibades zu verbieten.<ref>[http://www.tübingen.de/19/142/182.html Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens auf www.tuebingen.de]</ref> | Bereits am [[15. Mai]] [[1933]] beschloss der Gemeinderat, wohl als einer der ersten in Deutschland, den "Juden und Fremdrassigen" die Benutzung des Freibades zu verbieten.<ref>[http://www.tübingen.de/19/142/182.html Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens auf www.tuebingen.de]</ref> | ||
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== Hakenkreuzflagge auf der Stiftskirche == | == Hakenkreuzflagge auf der Stiftskirche == | ||
Der evangelische Pfarrer Karl Fetzer setzte sich anfangs für die "Deutschen Christen" ein und sorgte für die Beflaggung der [[Stiftskirche]] mit der Hakenkreuzfahne.<ref name="Stadtführer" /> | Der evangelische Pfarrer Karl Fetzer setzte sich anfangs für die "Deutschen Christen" ein und sorgte für die Beflaggung der [[Stiftskirche]] mit der Hakenkreuzfahne.<ref name="Stadtführer" /> | ||
== NS-Schulen und Einrichtungen == | == NS-Schulen und Einrichtungen == | ||
[[Datei:Motorsportschule des NSKK in Tübingen.jpg| | [[Datei:Motorsportschule des NSKK in Tübingen.jpg|thumb|right|300px|Motorsportschule des NSKK in Tübingen, 1940]] | ||
[[Datei:1. Mai Umzug 1935.jpg| | [[Datei:1. Mai Umzug 1935.jpg|thumb|right|300px|Umzug am [[1. Mai]] 1935]] | ||
Der Bau von NS-Schulen und Einrichtungen wurde wegen der sinkenden Studentenzahlen von der Stadt begrüßt. Man erhoffte sich Tübingen als "Stadt der NS-Schule".<ref>Tübingen - Historische Photographien einer Stadt (Wartberg Verlag, 2001, Seite 23)</ref> | Der Bau von NS-Schulen und Einrichtungen wurde wegen der sinkenden Studentenzahlen von der Stadt begrüßt. Man erhoffte sich Tübingen als "Stadt der NS-Schule".<ref>Tübingen - Historische Photographien einer Stadt (Wartberg Verlag, 2001, Seite 23)</ref> | ||
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[[1936]]: [[:Datei:Universitätsstadt Tübingen, NS Jungschwesternheim, Gartenseite, E. Weihenmaier, Tübingen.jpg|NS Jungschwesternheim]] in der damaligen [[Staufenstraße (Österberg)|Staufenstraße]] 30 | [[1936]]: [[:Datei:Universitätsstadt Tübingen, NS Jungschwesternheim, Gartenseite, E. Weihenmaier, Tübingen.jpg|NS Jungschwesternheim]] in der damaligen [[Staufenstraße (Österberg)|Staufenstraße]] 30 | ||
[[ | [[193?]]: [[NSV Mütterheim]] | ||
[[193?]]: Landes-Luftschutzschule im [[Kreßbach|Schloss Kreßbach]] | [[193?]]: Landes-Luftschutzschule im [[Kreßbach|Schloss Kreßbach]] | ||
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<ref>Studienarbeit von Pierre Michael 2009: Kommunalpolitik der Stadt Tübingen im Nationalsozialismus - Das Beispiel der Hindenburgkaserne</ref> | <ref>Studienarbeit von Pierre Michael 2009: Kommunalpolitik der Stadt Tübingen im Nationalsozialismus - Das Beispiel der Hindenburgkaserne</ref> | ||
== | == Oberbürgermeister Dr. Ernst Weinmann ("Henker von Belgrad") == | ||
Der von [[1939]] bis [[1945]] amtierende Tübinger [[Oberbürgermeister]] [[Ernst Weinmann|Dr. Ernst Weinmann]] (Zahnarzt und SS-Sturmbannführer) war während des Krieges bei einer SS-Einsatzgruppe in Jugoslawien und wütete dort so, dass er den Beinamen "[[Henker von Belgrad]]" bekam. Als "Umsiedlungskommissar beim Militärbefehlshaber in Serbien" war er maßgeblich an der Deportation von Juden und der Verschleppung von Slowenen beteiligt. Er wurde deswegen in Jugoslawien zum Tode verurteilt.<ref name="Stadtführer" /> | Der von [[1939]] bis [[1945]] amtierende Tübinger [[Oberbürgermeister]] [[Ernst Weinmann|Dr. Ernst Weinmann]] (Zahnarzt und SS-Sturmbannführer) war während des Krieges bei einer SS-Einsatzgruppe in Jugoslawien und wütete dort so, dass er den Beinamen "[[Henker von Belgrad]]" bekam. Als "Umsiedlungskommissar beim Militärbefehlshaber in Serbien" war er maßgeblich an der Deportation von Juden und der Verschleppung von Slowenen beteiligt. Er wurde deswegen in Jugoslawien zum Tode verurteilt.<ref name="Stadtführer" /> | ||
Ernst Weinmanns enger Mitarbeiter im Rathaus, der in der [[Bursagasse]] 18 geborene<ref>[http://www.tübingen.de/19/142/202.html Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens auf www.tuebingen.de]</ref> [[Theodor Dannecker]], ein Textilwarenkaufmann der 1932 der NSDAP und der SS beitrat, begann seine Karriere im Sicherheitsdienst in Stuttgart. Ab 1937 fungierte er in Berlin als ''Judenberater''[http://de.wikipedia.org/wiki/Judenreferent] und enger Mitarbeiter Adolf Eichmanns im Reichssicherheitshauptamt im Rang eines SS-Hauptsturmführers. Dannecker organisierte zeitweilig zusammen mit seinem ehemaligen Tübinger Kommilitonen [[Walter Stahlecker]] (s.u.) die Deportation der Juden aus Frankreich, Bulgarien, Ungarn und Italien in die Vernichtungslager. | Ernst Weinmanns enger Mitarbeiter im Rathaus, der in der [[Bursagasse]] 18 geborene<ref>[http://www.tübingen.de/19/142/202.html Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens auf www.tuebingen.de]</ref>[[Theodor Dannecker]] [http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Dannecker], ein Textilwarenkaufmann der 1932 der NSDAP und der SS beitrat, begann seine Karriere im Sicherheitsdienst in Stuttgart. Ab 1937 fungierte er in Berlin als ''Judenberater''[http://de.wikipedia.org/wiki/Judenreferent] und enger Mitarbeiter Adolf Eichmanns im Reichssicherheitshauptamt im Rang eines SS-Hauptsturmführers. Dannecker organisierte zeitweilig zusammen mit seinem ehemaligen Tübinger Kommilitonen [[Walter Stahlecker]] (s.u.) die Deportation der Juden aus Frankreich, Bulgarien, Ungarn und Italien in die Vernichtungslager. | ||
Nach dem Krieg wurde er im Dezember 1945 von der United States Army interniert und beging wenige Tage später in der Haft Suizid | Nach dem Krieg wurde er im Dezember 1945 von der United States Army interniert und beging wenige Tage später in der Haft Suizid. | ||
== [[Universität]] und NSDStB == | == [[Universität]] und NSDStB == | ||
[[Datei:Nationalsozialistische Veranstaltung vor der Neuen Aula.jpg| | [[Datei:Nationalsozialistische Veranstaltung vor der Neuen Aula.jpg|thumb|right|300px|Nationalsozialistische Veranstaltung vor der Neuen Aula]] | ||
Nach [[1918]] erwiesen sich Verbindungsstudenten und Teile der Professorenschaft als Propagandisten eines aggressiven Antisemitismus | Nach [[1918]] erwiesen sich Verbindungsstudenten und Teile der Professorenschaft als Propagandisten eines aggressiven Antisemitismus. Schon [[1920]] beschloss der Nationale Studentenbund, dem knapp ein Drittel der Tübinger Studenten angehörte, den Ausschluss von Juden. Die Hochschule selbst rühmte sich schon vor 1933, "judenrein" zu sein. Tatsächlich musste sie dann 1933 keinen jüdischen Lehrstuhlinhaber und nur wenige Assistenten und Privatdozenten entlassen, darunter den Physiker und späteren Nobelpreisträger Hans Bethe.[http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Bethe] | ||
Mit Berufsverbot wurden unter anderem auch der Religionsphilosoph Traugott Konstantin Oesterreich [http://de.wikipedia.org/wiki/Traugott_Konstantin_Oesterreich] und der Mathematiker Erich Kamke [http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Kamke] belegt. | Mit Berufsverbot wurden unter anderem auch der Religionsphilosoph Traugott Konstantin Oesterreich, [http://de.wikipedia.org/wiki/Traugott_Konstantin_Oesterreich] und der Mathematiker Erich Kamke [http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Kamke] belegt. | ||
Erwin Weinmann [http://de.wikipedia.org/wiki/Erwin_Weinmann] (Bruder des oben genannten Tübinger Oberbürgermeisters) war in Tübingen Medizinstudent und ab [[1932]] Fraktionsführer des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB)[http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistischer_Deutscher_Studentenbund] im Allgemeinen Studierendenausschuß (AStA) und Mitglied der SS. In der Zeit von 1942 bis Juli 1943 war er als Chef des ''Sonderkommandos 4a'' für den Massenmord an Juden in der Ukraine verantwortlich. <br>Neben Weinmann waren auch folgende Tübinger Studenten Mitglieder des NSDStB und später Mitglieder des Reichsicherheitshauptamtes und als Leiter von [http://de.wikipedia.org/wiki/Einsatzgruppen_der_Sicherheitspolizei_und_des_SD#Einsatzgruppen_der_Sicherheitspolizei_und_des_SD_in_der_UdSSR SD-Sonderkommandos] hauptsächlich für die Planung und Ausführung von Massenmord und Kriegsverbrechen in der ehemaligen Sowjetunion verantwortlich. | Erwin Weinmann [http://de.wikipedia.org/wiki/Erwin_Weinmann], (Bruder des oben genannten Tübinger Oberbürgermeisters) war in Tübingen Medizinstudent und ab [[1932]] Fraktionsführer des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB)[http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistischer_Deutscher_Studentenbund] im Allgemeinen Studierendenausschuß (AStA) und Mitglied der SS. In der Zeit von 1942 bis Juli 1943 war er als Chef des ''Sonderkommandos 4a'' für den Massenmord an Juden in der Ukraine verantwortlich. <br>Neben Weinmann waren auch folgende Tübinger Studenten Mitglieder des NSDStB und später Mitglieder des Reichsicherheitshauptamtes und als Leiter von [http://de.wikipedia.org/wiki/Einsatzgruppen_der_Sicherheitspolizei_und_des_SD#Einsatzgruppen_der_Sicherheitspolizei_und_des_SD_in_der_UdSSR SD-Sonderkommandos] hauptsächlich für die Planung und Ausführung von Massenmord und Kriegsverbrechen in der ehemaligen Sowjetunion verantwortlich. | ||
*Rudolf Bilfinger [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Bilfinger] | *Rudolf Bilfinger [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Bilfinger] | ||
*Erich Ehrlinger [http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Ehrlinger] | *Erich Ehrlinger [http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Ehrlinger] | ||
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*Martin Sandberger [http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Sandberger] | *Martin Sandberger [http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Sandberger] | ||
*Walter Stahlecker [http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Stahlecker] | *Walter Stahlecker [http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Stahlecker] | ||
* | *Eugen Steimle [http://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Steimle] | ||
*Paul Zapp [http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Zapp] | *Paul Zapp [http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Zapp] | ||
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Datei:Soldaten vor der Tübinger Neuen Aula.jpg|Soldaten vor der Tübinger [[Neue Aula|Neuen Aula]] | Datei:Soldaten vor der Tübinger Neuen Aula.jpg|Soldaten vor der Tübinger [[Neue Aula|Neuen Aula]] | ||
Datei:Kavallerist vor der Tübinger Neuen Aula.jpg|Soldat zu Pferde vor der Tübinger Neuen Aula | Datei:Kavallerist vor der Tübinger Neuen Aula.jpg|Soldat zu Pferde vor der Tübinger Neuen Aula | ||
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Seit [[1984]] erinnert im Foyer der [[1845]] errichteten [[Neue Aula|Neuen Aula]] eine Gedenktafel an elf ehemalige Tübinger Studenten, die wegen ihrer Verbindung zum [http://de.wikipedia.org/wiki/20._Juli_1944 Widerstandskreis des 20. Juli] hingerichtet bzw. ermordet wurden.<ref>[http://www.tübingen.de/19/142/257.html Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens auf www.tuebingen.de]</ref>[[Datei:Gedenktafel2_NeueAula.JPG|thumb|200px]] | Seit [[1984]] erinnert im Foyer der [[1845]] errichteten [[Neue Aula|Neuen Aula]] eine Gedenktafel an elf ehemalige Tübinger Studenten, die wegen ihrer Verbindung zum [http://de.wikipedia.org/wiki/20._Juli_1944 Widerstandskreis des 20. Juli] hingerichtet bzw. ermordet wurden.<ref>[http://www.tübingen.de/19/142/257.html Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens auf www.tuebingen.de]</ref>[[Datei:Gedenktafel2_NeueAula.JPG|thumb|200px]] | ||
* | *Eugen Bolz [http://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Bolz] | ||
* | *Dietrich Bonhoeffer [http://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Bonhoeffer] | ||
*Klaus Bonhoeffer [http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Bonhoeffer] | *Klaus Bonhoeffer [http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Bonhoeffer] | ||
*Fritz Elsas [http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Elsas] | *Fritz Elsas [http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Elsas] | ||
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[[Gerhard Kittel]], evangelischer Theologe und Schüler von [[Adolf Schlatter]], übernahm 1926 dessen Lehrstuhl in Tübingen. (Siehe auch das nach ihm benannte [[Schlatterhaus]]) | [[Gerhard Kittel]], evangelischer Theologe und Schüler von [[Adolf Schlatter]], übernahm 1926 dessen Lehrstuhl in Tübingen. (Siehe auch das nach ihm benannte [[Schlatterhaus]]) | ||
Kittel begründete zusammen mit [[Karl-Adam-Straße|Karl Adam]], [[Karl Georg Kuhn]], [[Hans Fleischhacker]] und dem Leiter des NS-Dozentenbundes, [[Robert Wetzel]] | Kittel begründete zusammen mit [[Karl-Adam-Straße|Karl Adam]], [[Karl Georg Kuhn]], [[Hans Fleischhacker]] und dem Leiter des NS-Dozentenbundes, [[Robert Wetzel]] den sogenannten "Wissenschaftlichen Antisemitismus", der den akademischen Überbau und die Rechtfertigung der geplanten ''Endlösung'', dem Völkermord an Juden in der Zeit des Nationalsozialismus bildete. | ||
''Es mag immerhin festgestellt sein, dass die einzige deutsche Universität, an der es im Frühjahr 1933 weder in der Dozenten- noch in der Studentenschaft eine Judenfrage gab, die Eberhard-Karls-Universität war.'' Gerhard Kittel, "Die Judenfrage", 1933. | ''Es mag immerhin festgestellt sein, dass die einzige deutsche Universität, an der es im Frühjahr 1933 weder in der Dozenten- noch in der Studentenschaft eine Judenfrage gab, die Eberhard-Karls-Universität war.'' Gerhard Kittel, "Die Judenfrage", 1933. | ||
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== Zwangssterilisierungen an Unversitätskliniken == | == Zwangssterilisierungen an Unversitätskliniken == | ||
Zwischen 1934 und 1944 wurden an den Universitätskliniken Tübingen mindestens 1158, vermutlich jedoch 1243 Personen zwangssterilisiert. Die Direktoren der Frauen-, Nerven-, und Chirurgischen Universitätsklinik führten Sterilisationen teilweise schon vor 1933 auch ohne Gesetzesgrundlage durch. Nach 1945 galten alle Beteiligten allerdings als entlastet. Die Opfer der Zwangssterilisationen litten nicht selten ihr Leben lang psychisch und körperlich unter den Folgen der Operation, wurden aber trotz geringer Entschädigungszahlungen bis heute nicht offiziell als NS-Verfolgte anerkannt.<ref>http://idw-online.de/pages/de/news270590 Bericht des Arbeitskreises "Universität Tübingen im Nationalsozialismus" vom 14.Juli 2008.</ref> | Zwischen 1934 und 1944 wurden an den Universitätskliniken Tübingen mindestens 1158, vermutlich jedoch 1243 Personen zwangssterilisiert. Die Direktoren der Frauen-, Nerven-, und Chirurgischen Universitätsklinik führten Sterilisationen teilweise schon vor 1933 auch ohne Gesetzesgrundlage durch. Nach 1945 galten alle Beteiligten allerdings als entlastet. Die Opfer der Zwangssterilisationen litten nicht selten ihr Leben lang psychisch und körperlich unter den Folgen der Operation, wurden aber trotz geringer Entschädigungszahlungen bis heute nicht offiziell als NS-Verfolgte anerkannt.<ref>http://idw-online.de/pages/de/news270590 Bericht des Arbeitskreises "Universität Tübingen im Nationalsozialismus" vom 14.Juli 2008.</ref> | ||
== Gleichschaltung der Presse == | == Gleichschaltung der Presse == | ||
Der jüdische Verleger [[Albert | Der jüdische Verleger [[Albert Weill]] bewohnte mit seiner Familie seit 1905 die Räume in der [[Uhlandstraße]] 2. Dort befanden sich Redaktion und Druckerei der [[Schwäbisches Tagblatt|Tübinger Chronik]]. Im September 1930 verkaufte er nach den Wahlerfolgen der NSDAP die Zeitung an den deutschnationalen Ulmer Verleger Dr. Karl Höhn und zog mit seiner Familie in die Schweiz. Im Dezember 1933 wird die Zeitung von der ''NS-Presse GmbH Württemberg'' aufgekauft und als "[[Tübinger Chronik]] - Neues Tübinger Tagblatt" gleich geschaltet. | ||
== Die Bevölkerung == | == Die Bevölkerung == | ||
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Die Tübinger Vereine regagierten unterschiedlich auf die Politik der Nationalsozialisten. Einige schmückten ihre Vereinsheime und Postkarten mit dem Hakenkreuzsymbol. | Die Tübinger Vereine regagierten unterschiedlich auf die Politik der Nationalsozialisten. Einige schmückten ihre Vereinsheime und Postkarten mit dem Hakenkreuzsymbol. | ||
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Datei:Schützenhaus um 1942.jpg|Das [[Schützenhaus]] in der Nazi-Zeit | Datei:Schützenhaus um 1942.jpg|Das [[Schützengesellschaft Tübingen 1562 e.V.|Schützenhaus]] in der Nazi-Zeit | ||
Datei:Rotes Kreuz Tübingen im Nationalsozialismus.jpg|Rotkreuztag während des Nationalsozialismus | Datei:Rotes Kreuz Tübingen im Nationalsozialismus.jpg|Rotkreuztag während des Nationalsozialismus | ||
Datei:Rotes Kreuz mit Hakenkreuz.jpg|[[DRK Kreisverband Tübingen e.V.|Rotes Kreuz]] mit Hakenkreuz | Datei:Rotes Kreuz mit Hakenkreuz.jpg|[[DRK Kreisverband Tübingen e.V.|Rotes Kreuz]] mit Hakenkreuz | ||
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== Die Nachkriegszeit == | == Die Nachkriegszeit == | ||
Nach dem Krieg war [[Bebenhausen]] ein bevorzugter Ort für Alt-Nazis | Nach dem Krieg war [[Bebenhausen]] ein bevorzugter Ort für Alt-Nazis um hier Teile ihres Lebensabends zu verbringen. So wohnte z.B. [http://de.wikipedia.org/wiki/August_Hei%C3%9Fmeyer August Heißmeyer] (Chef der „Dienststelle SS-Obergruppenführer Heißmeyer“, Inspektor der Konzentrationslager und Leiter der Totenkopfstandarten und General der Waffen-SS - ranggleich mit Heydrich und direkter Reportlinie zu Himmler) bis zu seime Tod Ende der Siebziger in Bebenhausen. Ebenso wohnte die Reichsfrauenführerin in Nazi-Deutschland - [http://de.wikipedia.org/wiki/Gertrud_Scholtz-Klink Gertrud Scholtz-Klink] nach dem Krieg bis zu Ihrem Tod 1999 in Bebenhausen und sie starb auch dort. Regelmäßige Besuche von Alt-Nazi-Größen in Tübingen und Bebenhausen, wie [http://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin_Freiherr_von_Neurath Konstantin Freiherr von Neurath] (Reichsaussenminister in Nazi-Deutschland und Reichsprotektor in Böhmen und Mähren), sowie [http://de.wikipedia.org/wiki/Gottlob_Berger Gottlob Berger] (im Nazi-Reich Chef des SS-Hauptamtes, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS und sehr enger Freund von [http://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Dirlewanger Oskar Dirlewanger]), sind des weiteren bis in die 1970er Jahre hinein belegt.<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:T%C3%BCbingen#Ein_wesentlicher_Aspekt_mit_.E2.80.9EGeschm.C3.A4cke.E2.80.9C_fehlt_bei_dem_Artikel_T.C3.BCbingen Ein wesentlicher Aspekt mit „Geschmäcke“ fehlt bei dem Artikel Tübingen] auf einer Wikipedia-Diskussionsseite.</ref> | ||
== Quellen == | == Quellen == |