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[[Datei:Pauksälchen im Waldhörnle.png|mini|Pauksälchen und Flickraum]]
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[[Datei:JW Hornung - Pauksälchen im Waldhörnle (TR511).jpg|mini|Pauksälchen und Flickraum im Waldhörnle]]
[[Datei:JW Hornung - Pauksälchen im Waldhörnle (TR511).jpg|mini|Pauksälchen und Flickraum im Waldhörnle]]
[[Datei:Möbelfabrik Waldhörnle um 1920.jpg|mini|Waldhörnle mit der Möbelfabrik Beck (nach 1927)]]  
[[Datei:Möbelfabrik Waldhörnle um 1920.jpg|mini|Waldhörnle um 1920]]  


Das '''Waldhörnle''' ist ein Wohnplatz, gelegen südlich von Tübingen auf der Gemarkung [[Derendingen]] an der sogenannten „Schweizer Straße“ (Route von Stuttgart nach Schaffhausen), der heutigen [[B27]] bzw. dort ''[[Hechinger Straße]]''. Es gab hier den Gasthof Waldhörnle, der sowohl als Raststätte (d.h. Gaststätte mit einer einfachen Übernachtungsmöglichkeit), als auch Ausfluggaststätte funktionierte und daneben eine Brauerei. Nach der Aufgabe der Brauerei zog dort 1927 die Möbelfabrik Beck ein. Der Gasthof wurde Ende der 1980er Jahre aufgegeben und später abgerissen, während die Gebäude der ehemaligen Brauerei bzw. Fabrik seit 1988 von einer bunten Schar von Mietern genutzt werden, die sich zum soziokulturellen Zentrum [[Sudhaus]] zusammenschlossen.
Das '''Waldhörnle''' ist ein Wohnplatz, gelegen südlich von Tübingen auf der Gemarkung [[Derendingen]] an der sogenannten „Schweizer Straße“ (Route von Stuttgart nach Schaffhausen), der heutigen [[B27]] bzw. dort ''[[Hechinger Straße]]''. Es gab hier den Gasthof Waldhörnle, der sowohl als Raststätte (d.h. Gaststätte mit einer einfachen Übernachtungsmöglichkeit), als auch Ausfluggaststätte funktionierte und daneben eine Brauerei. Nach der Aufgabe der Brauerei zog dort 1927 die Möbelfabrik Beck ein. Der Gasthof wurde Ende der 1980er Jahre aufgegeben und später abgerissen, während die Gebäude der ehemaligen Brauerei bzw. Fabrik seit 1988 von einer bunten Schar von Mietern genutzt werden, die sich zum soziokulturellen Zentrum [[Sudhaus]] zusammenschlossen.


== Gründung des Gasthofs ==
== Gründung des Gasthofs ==
Der Derendinger „Ochsen“-Wirt '''Johann Jakob Röhm''' erwarb [[1800]] das Grundstück an der „Schweizer Straße“ am Fuße des [[Galgenberg]]s und erwirkte die Erlaubnis, darauf ein Haus errichten zu dürfen. Er wollte dort für seinen Sohn eine neue Wirtschaft einrichten, konnte diesen Plan allerdings zunächst wegen der unruhigen und kriegerischen Zeiten nicht verwirklichen.
Der Derendinger „Ochsen“-Wirt Johann Jakob Röhm erwarb [[1800]] das Grundstück an der „Schweizer Straße“ am Fuße des [[Galgenberg]]s und erwirkte die Erlaubnis, darauf ein Haus errichten zu dürfen. Er wollte dort für seinen Sohn eine neue Wirtschaft einrichten, konnte diesen Plan allerdings zunächst wegen der unruhigen und kriegerischen Zeiten nicht verwirklichen.
   
   
Am [[5. November]] [[1805]] beantragte sein Sohn beim Landesherrn, ihm eine Konzession für das „Waldhörnle“ zu erteilen: „S[erenissi]me! Nachdem ich 13 Jahre als Mezgerknecht und leztmals 4 Jahre als Keller in Wien, in auswärtiger Fremde zugebracht habe, hat mir mit Eurer gnädigsten Genehmigung mein Vater gleichen Nahmens allhier ein neues Haus auf einen vom gemeinen Fleken erkauften Allmand Plaz zwischen dem [[Bläsibad]] und der Stadt Tübingen (...) erbauen und zu einer Wirthschaft einrichten lassen, das ich nun ehestens zu beziehen gedenke (...).“<ref>Udo Rauch: [http://www.zeit-zeugnisse.de/Home/index_artikel,-Das-%E2%80%9EWaldhoernle%E2%80%9C-zaehlte-zu-den-beliebtesten-Ausflugslokalen-_arid,131464.html „Anmuthige Plätzchen“ am Waldrand Das „Waldhörnle“ zählte zu den beliebtesten Ausflugslokalen.]</ref> Nachdem er die Genehmigung erhalten hatte, wurde der Gasthof [[1807]] eröffnet.
Am [[5. November]] [[1805]] beantragte sein Sohn beim Landesherrn, ihm eine Konzession für das „Waldhörnle“ zu erteilen: „S[erenissi]me! Nachdem ich 13 Jahre als Mezgerknecht und leztmals 4 Jahre als Keller in Wien, in auswärtiger Fremde zugebracht habe, hat mir mit Eurer gnädigsten Genehmigung mein Vater gleichen Nahmens allhier ein neues Haus auf einen vom gemeinen Fleken erkauften Allmand Plaz zwischen dem [[Bläsibad]] und der Stadt Tübingen (...) erbauen und zu einer Wirthschaft einrichten lassen, das ich nun ehestens zu beziehen gedenke (...).“<ref>Udo Rauch: [http://www.zeit-zeugnisse.de/Home/index_artikel,-Das-%E2%80%9EWaldhoernle%E2%80%9C-zaehlte-zu-den-beliebtesten-Ausflugslokalen-_arid,131464.html „Anmuthige Plätzchen“ am Waldrand - Das „Waldhörnle“ zählte zu den beliebtesten Ausflugslokalen.]</ref> Nachdem er die Genehmigung erhalten hatte, wurde der Gasthof [[1807]] eröffnet.


Dank der günstigen Lage hatte das Gasthaus einen guten Start. Nach und nach gelang es dem „Waldhorn“-Wirt Röhm, seinen Grundbesitz zu vergrößern und baulich zu erweitern. Seit [[1815]] betrieb er dort eine eigene Bierbrauerei. Das „Waldhörnle“ war sowohl Raststation für Reisende und Fuhrmänner, als auch ein beliebtes Ausflugsziel der Tübinger Studenten. Zu den Gästen jener Jahre zählte auch der Freundeskreis um [[Justinus Kerner]], der sich sonst in Kerners Studentenstube in der [[Münzgasse]] traf.
== Bachner'sche Brauerei AG Waldhörnle ==
Dank der günstigen Lage hatte das Gasthaus einen guten Start. Nach und nach gelang es dem „Waldhorn“-Wirt Röhm, seinen Grundbesitz zu vergrößern und baulich zu erweitern. Seit [[1815]] betrieb er dort eine eigene Bierbrauerei. Das „Waldhörnle“ war sowohl Raststation für Reisende und Fuhrmänner, als auch ein beliebtes Ausflugsziel der Tübinger Studenten. Zu den Gästen jener Jahre zählte auch der Freundeskreis um [[Justinus Kerner]], der sich sonst in Kerners Studentenstube in der [[Münzgasse]] traf.  


Der erste „Waldhorn“-Wirt starb [[1819]] und hinterließ sowohl hohe Schulden als auch ein beträchtliches Vermögen. Da seine Kinder aus zwei Ehen noch unmündig waren, wurde sein gesamter Besitz verkauft und ging in den folgenden Jahren durch verschiedene Hände.  
Der erste „Waldhorn“-Wirt starb [[1819]] und hinterließ sowohl hohe Schulden als auch ein beträchtliches Vermögen. Da seine Kinder aus zwei Ehen noch unmündig waren, wurde sein gesamter Besitz verkauft und ging in den folgenden Jahren durch verschiedene Hände.  
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Als das ganze Anwesen [[1825]] schuldenhalber schon wieder den Besitzer wechselte, ließ das Tübinger Oberamtsgericht als Konkursverwalter eine ausführliche Verkaufsanzeige im „Intelligenz-Blatt“ veröffentlichen: „Die Wirtschaft liegt nur eine kleine halbe Stunde von der Stadt Tübingen an der sehr frequenten Schweizerstraße. Sie ist der Pfarrei und Gemeinde Derendingen eingetheilt, von welchem Ort sie nur eine viertel Stunde entfernt liegt, und war bisher einer von den am häufigsten besuchten Vergnügens-Orten der Inwohner von Tübingen“.
Als das ganze Anwesen [[1825]] schuldenhalber schon wieder den Besitzer wechselte, ließ das Tübinger Oberamtsgericht als Konkursverwalter eine ausführliche Verkaufsanzeige im „Intelligenz-Blatt“ veröffentlichen: „Die Wirtschaft liegt nur eine kleine halbe Stunde von der Stadt Tübingen an der sehr frequenten Schweizerstraße. Sie ist der Pfarrei und Gemeinde Derendingen eingetheilt, von welchem Ort sie nur eine viertel Stunde entfernt liegt, und war bisher einer von den am häufigsten besuchten Vergnügens-Orten der Inwohner von Tübingen“.


== Bachner'sche Brauerei AG Waldhörnle ==
Franz Bachner machte durch sein Bier das Waldhörnle erst richtig berühmt und baute es ab 1852 zum "größten gastwirtschaftlichen Unternehmen Tübingens im [[:Kategorie:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]" aus (M.S. Gönner). Auch andere Wirtschaften warben ausdrücklich mit ihrem Bachner-Bier. [[1867]] bat er um Genehmigung für einen modernen Dampfkessel neben dem Sudhaus, aus dem heute der ''Kunst-Raum Peripherie'' geworden ist. Auf einem Stich der Bachner`schen Brauerei AG Waldhörnle von 1898 sieht man den beliebten Biergarten.
'''Franz Bachner''', der das Anwesen kaufte, machte das Waldhörnle durch sein Bier erst richtig berühmt und ab 1852 baute es zum "größten gastwirtschaftlichen Unternehmen Tübingens im [[:Kategorie:19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]]" aus (M.S. Gönner). Auch andere Wirtschaften warben ausdrücklich mit ihrem Bachner-Bier. [[1867]] bat er um Genehmigung für einen modernen Dampfkessel, der dann anschließend in einem neuen Haus neben dem Sudhaus errichtet wurde, aus dem heute der ''Kunst-Raum Peripherie'' geworden ist. Auf einem Stich der Bachner`schen Brauerei AG Waldhörnle von 1898 sieht man den beliebten Biergarten.


Eine Arbeitsordnung aus dem Jahre [[1902]] beschreibt den schweißtreibenden Alltag der Mitarbeiter der Bachner'schen Brauerei, einschließlich der Arbeit an Wochenenden: Morgens um fünf Uhr begann das Geschäft mit dem Bier. Abends um sieben war für die Brauer, Maschinisten und Heizer Feierabend. Bis dahin hatten die Mitarbeiter gerade einmal drei kurze Pausen. Immerhin bekamen die Angestellten neben ihrem Gehalt auch flüssigen Lohn: Stolze sechs Liter Bier durfte jeder Arbeiter über den Tag zur freien Verfügung halten. Am Sonntag waren es drei Liter.<ref name="Freese">Eike Freese: [http://www.zeit-zeugnisse.de/Home/themen_artikel,-Die-Bachnersche-Brauerei-und-das-%E2%80%9EWaldhoernle%E2%80%9C-_arid,132810.html ''Fuhrmanns-Gasthof mit schlagendem Erfolg - Die Bachnersche Brauerei und das „Waldhörnle“''.]</ref>
Eine Arbeitsordnung aus dem Jahre [[1902]] beschreibt den schweißtreibenden Alltag der Mitarbeiter der Bachner'schen Brauerei, einschließlich der Arbeit an Wochenenden: Morgens um fünf Uhr begann das Geschäft mit dem Bier. Abends um sieben war für die Brauer, Maschinisten und Heizer Feierabend. Bis dahin hatten die Mitarbeiter gerade einmal drei kurze Pausen. Immerhin bekamen die Angestellten neben ihrem Gehalt auch flüssigen Lohn: Stolze sechs Liter Bier durfte jeder Arbeiter über den Tag zur freien Verfügung halten. Am Sonntag waren es drei Liter.<ref name="Freese">Eike Freese: [http://www.zeit-zeugnisse.de/Home/themen_artikel,-Die-Bachnersche-Brauerei-und-das-%E2%80%9EWaldhoernle%E2%80%9C-_arid,132810.html Fuhrmanns-Gasthof mit schlagendem Erfolg - Die Bachnersche Brauerei und das „Waldhörnle“]</ref>


== Fechtlokal der Corpsstudenten ==
== Fechtlokal der Corpsstudenten ==
Durch eine Erweiterung des Gasthofs um Pavillons und eine Kegelbahn wurde Waldhörnle für Tübinger Studenten noch attraktiver und die Zahl der Besucher stieg deutlich. Schlagende Verbindungen machten es zu ihrem „Pauklokal“ und nutzten es regelmäßig zwischen 1888 und 1935 für ihre Mensuren. Der geräumige erste Stock diente als „Paukboden“, gleich nebenan gab es einen „Flickraum“, in dem die blutenden Schmisse von einem „[[Paukarzt]]“ genäht werden konnten. Das Mensurfechten war eigentlich verboten, weshalb bei solchen Anlässen stets Wachposten vor dem Haus aufgestellt wurden. Wenn gelegentlich die Polizei aus Tübingen anrückte, war man so stets gewarnt und täuschte einen harmlosen Ausflug ins Grüne vor. Es gab auch einen Fechtplatz im Wald, wo Duelle stattfanden.<ref>Michael Rousselle: [http://www.sudhaus-tuebingen.de/info/historie.php ''Vom Pauksalon zum vielseitigen Kulturzentrum - Zur Geschichte des Derendinger Sudhausgeländes''.]</ref>
Durch eine Erweiterung des Gasthofs um Pavillons und eine Kegelbahn wurde Waldhörnle für Tübinger Studenten noch attraktiver und die Zahl der Besucher stieg deutlich. Schlagende Verbindungen machten es zu ihrem „Pauklokal“ und nutzten es regelmäßig zwischen 1888 und 1935 für ihre Mensuren. Der geräumige erste Stock diente als „Paukboden“, gleich nebenan gab es einen „Flickraum“, in dem die blutenden Schmisse von einem „[[Paukarzt]]“ genäht werden konnten. Das Mensurfechten war eigentlich verboten, weshalb bei solchen Anlässen stets Wachposten vor dem Haus aufgestellt wurden. Wenn gelegentlich die Polizei aus Tübingen anrückte, war man so stets gewarnt und täuschte einen harmlosen Ausflug ins Grüne vor. Es gab auch einen Fechtplatz im Wald, wo Duelle stattfanden.<ref>Michael Rousselle: [http://www.sudhaus-tuebingen.de/info/historie.php Vom Pauksalon zum vielseitigen Kulturzentrum - Zur Geschichte des Derendinger Sudhausgeländes]</ref>


== Seit dem Ersten Weltkrieg ==
== Seit dem Ersten Weltkrieg ==
Die durch den ersten Weltkrieg finanziell angeschlagene Bachner'sche Brauerei wurde Anfang der 1920er Jahren aufgegeben. In ihre Räume zog 1927 die '''Möbelfabrik Beck''' ein, die bis 1987 bestand.<ref>[http://www.cityinfonetz.com/cin_bild/1998/14/02_00.shtml ''Anfang, Glanz und Ende des Waldhörnles''.]</ref>  
Die durch den ersten Weltkrieg finanziell angeschlagene Bachner'sche Brauerei wurde Anfang der 1920er Jahren aufgegeben. In ihre Räume zog 1927 die Möbelfabrik Beck ein, die bis 1987 bestand.<ref>[http://www.cityinfonetz.com/cin_bild/1998/14/02_00.shtml Anfang, Glanz und Ende des Waldhörnles]</ref>  


Ebenfalls [[1927]] erwarb der gelernte Koch '''Friedrich Keck''' aus Trossingen die Gaststätte. Er richtete mehrere Fremdenzimmer ein, um vom Reiseverkehr auf der Hechinger Chaussee zu profitieren. Die vier Schlafräume im Waldhörnle waren in den folgenden Jahren gut belegt. Aus Kecks Zapfhähnen floss weiterhin das selbstgebraute Bier. Nur der Name hatte sich geändert: Aus der „Bachnerschen Brauerei“ wurde die „Vereinigte Brauereien Stuttgart-Tübingen, Filiale Waldhörnle“ und schließlich die „Brauerei zum Waldhörnle Robert Woerner“.
Ebenfalls [[1927]] erwarb der gelernte Koch Friedrich Keck aus Trossingen die Gaststätte. Er richtete mehrere Fremdenzimmer ein, um vom Reiseverkehr auf der Hechinger Chaussee zu profitieren. Die vier Schlafräume im Waldhörnle waren in den folgenden Jahren gut belegt. Aus Kecks Zapfhähnen floss weiterhin das selbstgebraute Bier. Nur der Name hatte sich geändert: Aus der „Bachnerschen Brauerei“ wurde die „Vereinigte Brauereien Stuttgart-Tübingen, Filiale Waldhörnle“ und schließlich die „Brauerei zum Waldhörnle Robert Woerner“.
 
Während des [[2. Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] befand sich auf dem Gelände der Möbelfabrik ein der über dreißig Zwangsarbeiterlager von Tübingen. Hier waren beim Kriegsende 38 italienische Zwangsarbeiter untergebracht, die überwiegend bei den [[Walter AG|Montanwerken Walter]] arbeiteten.<ref>''Fremde Arbeiter in Tübingen 1939–1945'', Tübinger Vereinigung für Volkskunde, Tübingen 1985, S. 48.</ref>
Kurz nach dem Ende des [[2. Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde Friedrich Keck aufgrund seiner Verbindungen zu den Nazis interniert. Die französische Besatzungsmacht beschlagnahmte schon bald die Gaststätte mit den riesigen Räumen. Im attraktiv gelegenen Waldhörnle wurde ein Erholungsheim für französische Kinder eingerichtet, das meistens „voll belegt“ war, wie eine Akte vermerkt.<ref name="Freese"/>
 
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Friedrich Keck aufgrund seiner Verbindungen zu den Nazis interniert. Die französische Besatzungsmacht beschlagnahmte schon bald die Gaststätte mit den riesigen Räumen. Im attraktiv gelegenen Waldhörnle wurde ein Erholungsheim für französische Kinder eingerichtet, das meistens „voll belegt“ war, wie eine Akte vermerkt.<ref name="Freese"/>


In der Nachkriegszeit bewarben sich zahlreiche Interessenten um das Lokal, das nominell noch dem inhaftierten Friedrich Keck gehörte. Finanziell potente Bieter aus ganz Württemberg wiesen ihre Nicht-Mitgliedschaft in Nazi-Organisationen nach und versuchten den Kauf. Das „Waldhörnle“ mit seinem politisch in Ungnade gefallenen Wirt erschien als lukratives Schnäppchen.
In der Nachkriegszeit bewarben sich zahlreiche Interessenten um das Lokal, das nominell noch dem inhaftierten Friedrich Keck gehörte. Finanziell potente Bieter aus ganz Württemberg wiesen ihre Nicht-Mitgliedschaft in Nazi-Organisationen nach und versuchten den Kauf. Das „Waldhörnle“ mit seinem politisch in Ungnade gefallenen Wirt erschien als lukratives Schnäppchen.
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Doch mit der Zeit sank die Attraktivität des Lokals: als Ausfluggaststätte war es nicht mehr geeignet, weil das hohe Verkehrsaufkommen auf der ''Hechinger Straße'' den Gästen keine Ruhe ließ. Als Raststätte war es schon, seitdem Autos Kutschen verdrängten, ungeeignet, weil es zu nahe an Tübingen lag. Das Anwesen ist zu einem billigen Gasthof geworden. In den 1980er Jahren war der Gasthof, der bis zuletzt auch Fremdenzimmer anbot, "in die Jahre gekommen".
Doch mit der Zeit sank die Attraktivität des Lokals: als Ausfluggaststätte war es nicht mehr geeignet, weil das hohe Verkehrsaufkommen auf der ''Hechinger Straße'' den Gästen keine Ruhe ließ. Als Raststätte war es schon, seitdem Autos Kutschen verdrängten, ungeeignet, weil es zu nahe an Tübingen lag. Das Anwesen ist zu einem billigen Gasthof geworden. In den 1980er Jahren war der Gasthof, der bis zuletzt auch Fremdenzimmer anbot, "in die Jahre gekommen".


Da man keine andere Lösung fand, wurde das Wirtshaus vom letzten Wirt, Karl Keck, im Jahre 1990 auf Abriss an die Trans-Contor Betriebs-GmbH verkauft.<ref name="Freese"/> Dieses Unternehmen ließ sich für den Abriss Zeit und das Gebäude stand noch 17 Jahre ungenutzt. Die leerstehende Ruine des Wirtshauses wurde schließlich 2007 abgerissen.<ref> Der Abriss begann am 9. April 2007 – ''... und grüßen Sie mir die Welt. Tübingen – Eine Universitätsstadt auf alten Postkarten'', Kulturamt Tübingen 2007, S. 202.</ref> Die gewonnene Fläche wurde von der Stadt an einen Händler vermietet, der sie als Ausstellungsfläche für Gartenskulpturen u.&nbsp;ä. nutzte. Erst 2021 wurde sie zum Parkplatz für das soziokulturelle Zentrum  "[[Sudhaus]]" umgestaltet, das sich in den ehemaligen Gebäuden der Brauerei bzw. der Möbelfabrik seit 1988 etablierte.
Da man keine andere Lösung fand, wurde das Wirtshaus vom letzten Wirt, Karl Keck, im Jahre 1990 auf Abriss an die Trans-Contor Betriebs-GmbH verkauft.<ref name="Freese"/> Dieses Unternehmen ließ sich für den Abriss Zeit und das Gebäude stand noch 17 Jahre ungenutzt. Die leerstehende Ruine des Wirtshauses wurde schließlich 2007 abgerissen.<ref> Der Abriss begann am 9. April 2007 – ''... und grüßen Sie mir die Welt. Tübingen – Eine Universitätsstadt auf alten Postkarten'', Kulturamt Tübingen 2007, S. 202.</ref> Die gewonnene Fläche wurde von der Stadt an einen Händler vermietet, der sie als Ausstellungsfläche für Gartenskulpturen u.&nbsp;ä. nutzte. Erst 2021 wurde sie zum Parkplatz für das soziokulturelle Zentrum  "[[Sudhaus]]" umgestaltet, das sich in den ehemaligen Gebäuden der Brauerei und Fabrik seit 1988 etablierte.


== Nachweise ==
== Nachweise ==
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