Bearbeiten von „TSV Turn- und Sportverein Lustnau 1888 e.V.

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Der '''TSV Lustnau''' ist ein traditionsreicher Tübinger Sportverein, der mit großem ehrenamtlichem Engagement aufrecht erhalten wird. Er bildet nicht nur die Grundausbildungsstätte für junge ambitionierte Sportler, sondern verfügt auch über Angebote für Mitglieder fortgeschrittenen Alters.  
Der '''TSV Lustnau''' ist ein traditionsreicher Verein, der mit großem ehrenamtlichem Engagement aufrecht erhalten wird. Er bildet nicht nur die Grundausbildungsstätte für junge ambitionierte Sportler, sondern verfügt auch über Angebote für Mitglieder fortgeschrittenen Alters.  


Durch die große Altersspannbreite ist nach Aussage von Mitgliedern das „WIR“-Gefühl des TSV Lustnau stark ausgeprägt, nahezu alle Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils [[Lustnau]] würden sich mit dem Verein identifizieren. Der TSV verfügt über zehn Abteilungen mit diversen Unterkategorien. Vom „traditionellen“ Fußball, über Tennis, Turnen, Tischtennis, Basketball, Badminton, Cheerleading, Roundnet und Laufen bis hin zum Rehasport kann Sport auf unterschiedlichen Niveaus ausgeübt werden.  
Durch die große Altersspannbreite ist das „WIR“-Gefühl des TSV Lustnau stark ausgeprägt. Besonders hervorzuheben ist, dass nahezu alle Mitglieder des Stadtteils [[Lustnau]] sich mit dem Verein identifizieren und integrieren. Der Verein verfügt über zehn Abteilungen mit diversen Unterkategorien. Vom „traditionellen“ Fußball, über Tennis, Turnen, Tischtennis, Basketball, Badminton, Cheerleading, Roundnet und Laufen bis hin zum Rehasport kann Sport in allen Facetten und unterschiedlichen Niveaus ausgeübt werden.  


Die kontinuierliche Jugendarbeit ist weit über die Stadtgrenzen bekannt. Darüber hinaus werden auch unter aktiv.fit wöchentlich Bewegungskurse, wie z.B. Yoga oder Gymnastik angeboten. Die Informationen auf dieser Seite sind der Webseite [https://www.tsv-lustnau.de www.tsv-lustnau.de]  bzw. der darin enthaltenen Festschrift des TSV Lustnau zur 125-Jahr-Feier entnommen.
Die kontinuierliche Jugendarbeit ist weit über die Stadtgrenzen bekannt. Darüber hinaus werden auch unter aktiv.fit wöchentlich Bewegungskurse, wie z.B. Yoga oder Gymnastik an. Die Informationen auf dieser Seite sind der Webseite [https://www.tsv-lustnau.de www.tsv-lustnau.de]  bzw. der darin enthaltenen Festschrift des TSV Lustnau zur 125-Jahr-Feier entnommen.
 
Dort sind auch alle weiteren Infos über die ausgedehnte TSV-Sportanlage zu finden, die seit [[1958]] hinter dem [[Karl-Brack-Sportheim]] in der [[Bismarckstraße]] 144 nach und nach, beginnend mit dem Stadion, entstanden ist.  


=== Geschichte ===
=== Geschichte ===


==== Der Turn- und Sportverein Lustnau 1888 ist über 130 Jahre alt ====
==== Der Turn- und Sportverein Lustnau 1888 ist über 100 Jahre alt ====
Sein Entstehen hat der TSV Lustnau dem Unterlehrer [[Karl Held]] (1863-1947) zu verdanken, der bei den Lustnauer Schulbuben die Liebe zum Turnen, Spielen und Wandern weckte. Seit der Gründung am [[13. Mai]] [[1888]] mit 77 Mitgliedern im [[Brauerei zum Ochsen Carl Heinrich|Gasthaus „Ochsen“]] ist der TSV bis heute auf rund 2000 Mitglieder und 10 Abteilungenangewachsen. Er ist damit der größte Lustnauer Verein.
Sein Entstehen hat der TSV Lustnau dem Unterlehrer Karl Held zu verdanken, der bei den Lustnauer Schulbuben die Liebe zum Turnen, Spielen und Wandern weckte. Seit der Gründung am [[13. Mai]] [[1888]] mit 77 Mitgliedern im [[Brauerei zum Ochsen Carl Heinrich|Gasthaus „Ochsen“]] ist der TSV bis heute auf rund 2000 Mitglieder und 10 Abteilungenangewachsen. Er ist damit der Größte Lustnauer Verein.
[[Datei:TSV-Lustnau-Festschriftdeckblatt.JPG|mini|Die Festschrift zu 125 Jahre TSV ist auf der Homepage einzusehen: https://www.tsv-lustnau.de/verein/]]


Held, dessen Vollbart dem [[Turnvater Jahn]] zur Ehre gereicht hätte, ließ auf dem ehemaligen Friedhof bei der [[Ev. Kirche Lustnau|Kirche]] zwei Barren und ein Doppelreck aufstellen und aus einem dicken Eichenbalken aus der alten Kirche ein [[Pferd]] zimmern. Nach einem Aufruf an alle schulentlassenen Jugendlichen und befürwortet vom Ortsschulrat, fanden sich 55 Turnbegeisterte ein und übten an diesen Geräten. Am selben Tag, am 13. Mai 1888, kam es zur Gründung des Turnvereins Lustnau.
Held, dessen Vollbart dem Turnvater Jahn zur Ehre gereicht hätte, ließ auf dem ehemaligen Friedhof bei der [[Ev. Kirche Lustnau|Kirche]] zwei Barren und ein Doppelreck aufstellen und aus einem dicken Eichenbalken aus der alten Kirche ein Pferd zimmern. Nach einem Aufruf an alle schulentlassenen Jugendlichen und befürwortet vom Ortsschulrat, fanden sich 55 Turnbegeisterte ein und übten an diesen Geräten. Am selben Tag, am 13. Mai 1888, kam es zur Gründung des Turnvereins Lustnau.


Schon [[1897]] wurde den Lustnauer Turnern die Ausrichtung des Gauturnfestes des [[Achalm-Gau]]s übertragen, und danach turnte eine Vereinsriege bis zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] in zahlreichen Kreis-, Bezirks- und Gaufesten mit. Unter dem Namen „Arbeiter-Turnerbund“ wurde im Februar [[1914]] in der [[Alte Krone Lustnau|„Krone“]] als zweiter Lustnauer Verein die „Freie Turnerschaft“ gegründet, die dem Deutschen Arbeiter-, Turn- und Sportbund (ATUS) angehörte. In ihr schlossen sich überwiegend sozialdemokratisch und gegen Krieg eingestellte Arbeiter zusammen, die mit dem sich in immer stärkerem Maße national und militant gebärdenden Deutschen Turnerbund nichts mehr zu tun haben wollten. In dieser Gründung zeigte sich auch die Entwicklung und Strukturveränderung Lustnaus vom bäuerlichen Dorf zur Industriegemeinde.
Schon [[1897]] wurde den Lustnauer Turnern die Ausrichtung des Gauturnfestes des Achalm-Gaus übertragen, und danach turnte eine Vereinsriege bis zum Ersten Weltkrieg in zahlreichen Kreis-, Bezirks- und Gaufesten mit. Unter dem Namen „Arbeiter-Turnerbund“ wurde im Februar [[1914]] in der [[Alte Krone Lustnau|„Krone“]] als zweiter Lustnauer Verein die „Freie Turnerschaft“ gegründet, die dem Deutschen Arbeiter-, Turn- und Sportbund (ATUS) angehörte. In ihr schlossen sich überwiegend sozialdemokratisch und gegen Krieg eingestellte Arbeiter zusammen, die mit dem sich in immer stärkerem Maße national und militant gebärdenden Deutschen Turnerbund nichts mehr zu tun haben wollten. In dieser Gründung zeigte sich auch die Entwicklung und Strukturveränderung Lustnaus vom bäuerlichen Dorf zur Industriegemeinde.


Der Erste Weltkrieg riss große Lücken in beide Vereine. Allein der Turnverein verlor bis Kriegsende 100 seiner 160 Mitglieder. Verschiedene Versuche im Jahr [[1919]] und [[1920]], beide Vereine wieder zusammen zubringen, scheiterten. 1920 nahm der Turnverein den Turnbetrieb wieder auf, nicht nur bei den Männern, sondern auch bei den Frauen. Die Mitgliederzahl stieg bereits [[1921]] auf 125 an, auch stellten sich erste Erfolge ein. In ihren Gauen waren beide Lustnauer Vereine bald wieder an der Spitze zu finden – das auch dank ihrer turnerischen Leiter, Christian Finger (bis 1936) beim Turnverein und Karl Friesch bei der Freien Turnerschaft.  
Der Erste Weltkrieg riss große Lücken in beide Vereine. Allein der Turnverein verlor bis Kriegsende 100 seiner 160 Mitglieder. Verschiedene Versuche im Jahr [[1919]] und [[1920]], beide Vereine wieder zusammen zubringen, scheiterten. 1920 nahm der Turnverein den Turnbetrieb wieder auf, nicht nur bei den Männern, sondern auch bei den Frauen. Die Mitgliederzahl stieg bereits [[1921]] auf 125 an, auch stellten sich erste Erfolge ein. In ihren Gauen waren beide Lustnauer Vereine bald wieder an der Spitze zu finden – das auch dank ihrer turnerischen Leiter, Christian Finger (bis 1936) beim Turnverein und Karl Friesch bei der Freien Turnerschaft.  
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Im Folgenden wird aus der Chronik zitiert, die [[1988]] zum 100jährigen Jubiläum des TSV veröffentlicht wurde: „Das Verhältnis der beiden Vereine zueinander war insgesamt gesehen nicht schlecht. Es gab zwar ab und zu kleine Reibereien und gegenseitige Störungen. Auch wurden die ‚Turnvereinler‘ von den Freien gerne als ‚Säbelraßler‘ bezeichnet. Doch war die Trennung nicht unüberwindlich, weder aus politischen noch aus familiären Gründen, und es konnte sogar passieren, daß zwei Brüder nicht demselben Verein angehörten, sondern der eine Mitglied beim Turnverein, der andere bei der freien Turnerschaft war. Gemeinsame Probleme wurden gemeinsam erörtert, so 1920 die Spielplatzfrage. Nicht selten traten auch die Mitglieder des einen Vereins in den anderen über.“
Im Folgenden wird aus der Chronik zitiert, die [[1988]] zum 100jährigen Jubiläum des TSV veröffentlicht wurde: „Das Verhältnis der beiden Vereine zueinander war insgesamt gesehen nicht schlecht. Es gab zwar ab und zu kleine Reibereien und gegenseitige Störungen. Auch wurden die ‚Turnvereinler‘ von den Freien gerne als ‚Säbelraßler‘ bezeichnet. Doch war die Trennung nicht unüberwindlich, weder aus politischen noch aus familiären Gründen, und es konnte sogar passieren, daß zwei Brüder nicht demselben Verein angehörten, sondern der eine Mitglied beim Turnverein, der andere bei der freien Turnerschaft war. Gemeinsame Probleme wurden gemeinsam erörtert, so 1920 die Spielplatzfrage. Nicht selten traten auch die Mitglieder des einen Vereins in den anderen über.“


Im August [[1928]] feierte der Turnverein sein 40jähriges Jubiläum, bei dem der Gründer, Karl Held, die Festansprache hielt. Der krönende Abschluss dieser turnerischen Zeit war dann das dem Turnverein Lustnau übertragene 44. Gauturnfest im Juli [[1930]].
Im August [[1928]] feierte der Turnverein sein 40jähriges Jubiläum, bei dem der Gründer, Karl Held, die Festansprache hielt. Der krönende Abschluß dieser turnerischen Zeit war dann das dem Turnverein Lustnau übertragene 44. Gauturnfest im Juli [[1930]].


Nach der „Machtergreifung“ im Jahre [[1933]] begann eine neue Ära. Die Protokolle berichten von Massenkundgebungen:
Nach der „Machtergreifung“ im Jahre [[1933]] begann eine neue Ära. Die Protokolle berichten von Massenkundgebungen:


„Man hört den hallenden Marschtritt vor den Tribünen, das Knattern der Fahnen und die Treuegelöbnisse. Das im Jahre 1933 in Stuttgart stattfindende Deutsche Turnfest passt in dieses Bild. Wie so viele andere Institutionen wurden auch die Vereine von den neuen Machthabern ‚ausgerichtet‘ und ‚gleichgeschaltet‘. Es gab keinen Vorstand mehr, sondern einen Vereinsführer; die Mitarbeiter wurden nicht mehr von der Versammlung gewählt, sondern vom Vereinsführer ernannt und aus dem ‚Gut Heil‘ wurde ein ‚Sieg Heil‘. Für die Freie Turnerschaft bedeutete dies noch im Jahr 1933 Einstellung des Turnbetriebs, Verbot und Auflösung.“
„Man hört den hallenden Marschtritt vor den Tribünen, das Knattern der Fahnen und die Treuegelöbnisse. Das im Jahre 1933 in Stuttgart stattfindende Deutsche Turnfest paßt in dieses Bild. Wie so viele andere Institutionen wurden auch die Vereine von den neuen Machthabern ‚ausgerichtet‘ und ‚gleichgeschaltet‘. Es gab keinen Vorstand mehr, sondern einen Vereinsführer; die Mitarbeiter wurden nicht mehr von der Versammlung gewählt, sondern vom Vereinsführer ernannt und aus dem ‚Gut Heil‘ wurde ein ‚Sieg Heil‘. Für die Freie Turnerschaft bedeutete dies noch im Jahr 1933 Einstellung des Turnbetriebs, Verbot und Auflösung.“


Neben der Turnerei entwickelten sich als selbständige Abteilungen Handball und Leichtathletik; aber auch von Schwimmen und Fußballern ist in dieser Zeit die Rede. Insbesondere das Handballspiel nahm einen Aufschwung. Manche Lustnauer Handballspieler erhielten ehrenvolle Berufungen in Auswahlmannschaften. Die Leichtathleten machten sich immer selbständiger und beteiligten sich außer an Turnfesten viel und erfolgreich vor allem an Waldläufen. Für die Turner war neben dem Kreisturnfest in Urach 1934 das Deutsche Turnfest in Breslau im Jahre [[1938]] mit seinen Massenaufmärschen ein Höhepunkt.
Neben der Turnerei entwickelten sich als selbständige Abteilungen Handball und Leichtathletik; aber auch von Schwimmen und Fußballern ist in dieser Zeit die Rede. Insbesondere das Handballspiel nahm einen Aufschwung. Manche Lustnauer Handballspieler erhielten ehrenvolle Berufungen in Auswahlmannschaften. Die Leichtathleten machten sich immer selbständiger und beteiligten sich außer an Turnfesten viel und erfolgreich vor allem an Waldläufen. Für die Turner war neben dem Kreisturnfest in Urach 1934 das Deutsche Turnfest in Breslau im Jahre [[1938]] mit seinen Massenaufmärschen ein Höhepunkt.


Der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] hatte wieder große Lücken in den Abteilungen hinterlassen. Das Turnen wurde verboten, ein Neubeginn schien kaum möglich. Und doch fanden sich sportbegeisterte Männer wie Karl Schaal, Josef Scheu, Fritz Theurer oder Karl Bechtle, die [[1946]] den – nur kurz – bestehenden „Sportverein Lustnau“ gründeten. Fußball durfte – von der französischen Besatzungsmacht genehmigt – sofort gespielt werden, Turnen war aber anfangs noch verboten.
Der Zweite Weltkrieg hatte wieder große Lücken in den Abteilungen hinterlassen. Das Turnen wurde verboten, ein Neubeginn schien kaum möglich. Und doch fanden sich sportbegeisterte Männer wie Karl Schaal, Josef Scheu, Fritz Theurer oder Karl Bechtle, die [[1946]] den – nur kurz – bestehenden „Sportverein Lustnau“ gründeten. Fußball durfte – von der französischen Besatzungsmacht genehemigt – sofort gespielt werden, Turnen war aber anfangs noch verboten.


Noch im Jahr 1946 kam es auf einer Versammlung im „Ochsen“ zur Gründung des „Turn- und Sportvereins Lustnau 1888“, der langsam Fuß fassen konnte und die Abteilungen Turnen, Leichtathletik, Handball, Fußball und eine neue Abteilung Tischtennis (gegründet [[1950]]/[[1951|51]]) umfasste. 1. Vorsitzender wurde Karl Schaal.
Noch im Jahr 1946 kam es auf einer Versammlung im „Ochsen“ zur Gründung des „Turn- und Sportvereins Lustnau 1888“, der langsam Fuß fassen konnte und die Abteilungen Turnen, Leichtathletik, Handball, Fußball und eine neue Abteilung Tischtennis (gegründet [[1950]]/[[1951|51]]) umfaßte. 1. Vorsitzender wurde Karl Schaal.


Mit Sportstätten war es in Lustnau zuerst schlecht bestellt. Die ersten Turnübungen fanden auf dem [[Lustnauer Kirchplatz|Platz vor der Kirche]] statt. Auch die Brauereiwiese, die sogenannte [[Heinrichswiese]], diente anfangs als Übungsstätte unter freiem Himmel. Schon im Oktober 1888 stellte [[Brauerei zum Ochsen Carl Heinrich|Brauereibesitzer Heinrich]] seine Garagen für den Turnbetrieb zur Verfügung. Dann wurde eine Zeitlang im Gemeindehaus an der [[Pfrondorfer Straße]] geturnt, in der zur [[Sophienpflege]] (damals im [[Klosterhof]]) gehörenden Scheuer im [[Bebenhäuser Straße|Bebenhäuser Tal]], im Kohleschuppen der Firma Riekert und schließlich wieder im Gemeindehaus.
Mit Sportstätten war es in Lustnau zuerst schlecht bestellt. Die ersten Turnübungen fanden auf dem [[Lustnauer Kirchplatz|Platz vor der Kirche]] statt. Auch die Brauereiwiese, die sogenannte Heinrichswiese, diente anfangs als Übungsstätte unter freiem Himmel. Schon im Oktober 1888 stellte Brauereibesitzer Heinrich seine Garagen für den Turnbetrieb zur Verfügung. Dann wurde eine Zeitlang im Gemeindehaus an der [[Pfrondorfer Straße]] geturnt, in der zur Sophienpflege gehörenden Scheuer im Bebenhäuser Tal, im Kohleschuppen der Firma Riekert und schließlich wieder im Gemeindehaus.


Die freien Turner übten zunächst in der Möckschen Fabrik und dann in der Säge. Im Jahre 1934, im Zusammenhang mit der am [[1. April]] 1934 erfolgten Eingemeindung, wurde endlich ein Vorhaben verwirklicht das die Beteiligten schon lange bewegte – aus dem Jahre [[1926]] wird in einem Plan berichtet, mit Hilfe von Anteilscheinen eine Turnhalle aus eigenen Kräften zu bauen.  
Die freien Turner übten zunächst in der Möckschen Fabrik und dann in der Säge. Im Jahre 1934, im Zusammenhang mit der am [[1. April]] 1934 erfolgten Eingemeindung, wurde endlich ein Vorhaben verwirklicht das die Beteiligten schon lange bewegte – aus dem Jahre [[1926]] wird in einem Plan berichtet, mit Hilfe von Anteilscheinen eine Turnhalle aus eigenen Kräften zu bauen.  


Noch unter der Gemeinde Lustnau waren Vorbereitungen für den Bau einer Turnhalle getroffen worden; es waren Pläne vorhanden, und die Finanzierung durch öffentliche Mittel, Spenden und Stiftungen waren im Großen und Ganzen gesichert. Diese Pläne und Vorschläge nahm die Stadt Tübingen im Eingemeindungsvertrag zur Kenntnis und erklärte sich ausdrücklich mit ihnen einverstanden. So kam es zum Bau der lange ersehnten Turnhalle, die am [[5. Oktober]] [[1935]] feierlich eingeweiht wurde und bis zum heutigen Tage als [[Turn- und Festhalle Lustnau|Turn- und Festhalle]] in der [[Neuhaldenstraße]] Übungsstätte aller Abteilungen des TSV ist.  
Noch unter der Gemeinde Lustnau waren Vorbereitungen für den Bau einer Turnhalle getroffen worden; es waren Pläne vorhanden, und die Finanzierung durch öffentliche Mittel, Spenden und Stiftungen waren im Großen und Ganzen gesichert. Diese Pläne und Vorschläge nahm die Stadt Tübingen im Eingemeindungsvertrag zur Kenntnis und erklärte sich ausdrücklich mit ihnen einverstanden. So kam es zum Bau der lange ersehnten Turnhalle, die am [[5. Oktober]] [[1935]] feierlich eingeweiht wurde und bis zum heutigen Tage als Turn- und Festhalle Übungsstätte aller Abteilungen des TSV ist.  


Die Geschichte der Sportplätze ist ebenso wechselhaft. Im Bebenhäuser Tal gab es seit altersher zwei Spielplätze. Der eine, auf der [[Sonntagsstelle]], ist heute noch vorhanden, der andere lag weiter dem Dorf zu bei der ehemaligen Pumpstation am [[Goldersbach]].
Die Geschichte der Sportplätze ist ebenso wechselhaft. Im Bebenhäuser Tal gab es seit altersher zwei Spielplätze. Der eine, auf der [[Sonntagsstelle]], ist heute noch vorhanden, der andere lag weiter dem Dorf zu bei der ehemaligen Pumpstation am [[Goldersbach]].
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==== „Frisch, Fromm, Stark und Treu.“ – Arbeitersport in Lustnau ====
==== „Frisch, Fromm, Stark und Treu.“ – Arbeitersport in Lustnau ====
Ein fast vergessenes Kapitel in der Geschichte Lustnaus ist der Arbeitersport von 1913/14-1933. Dazu gehören in Lustnau die freie Turnerschaft mit einem [[1927]] eigens gegründeten Spielmannszug und der [[Arbeiter-Gesangverein „Frohsinn“]]. Heute weiß kaum noch jemand, dass Lustnauer Arbeitersportler am Bundesfest des reichsweiten [[Arbeiter-Turn- und Sportbund]] (ATUS) in Leipzig oder in Frankfurt/Main teilgenommen haben.
Ein fast vergessenes Kapitel in der Geschichte Lustnaus ist der Arbeitersport von 1913/14-1933. Dazu gehören in Lustnau die freie Turnerschaft mit einem [[1927]] eigens gegründeten Spielmannszug und der Arbeiter-Gesangverein „Frohsinn“. Heute weiß kaum noch jemand, daß Lustnauer Arbeitersportler am Bundesfest des reichsweiten Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATUS) in Leipzig oder in Frankfurt/Mainteilgenommen haben.


In Lustnau gab es zuerst die von Lehrer Karl Held 1888 gegründete Deutsche Turnerschaft. Bis 1914 war der Turnverein der einzig große Sportverein. Im Februar 1914 kam es zu einer Abspaltung. In der „Krone“ gründeten Arbeiterturner einen eigenen Verein, die Freie Turnerschaft. Ihr Motto war: „Frisch, Fromm, Stark, Treu.“ Die Arbeiterturner wurden Mitglied im Arbeiter- Turn und Sportbund (ATUS), der schon [[1892]]/[[1893|93]] in Gera ins Leben gerufen wurde und sich neben der bürgerlichen Deutschen Turnerschaft gebildet hatte, weil diese politisch mehr nationalistischen und militaristischen Einflüssen unterlag.
In Lustnau gab es zuerst die von Lehrer Karl Held 1888 gegründete Deutsche Turnerschaft. Bis 1914 war der Turnverein der einzig große Sportverein. Im Februar 1914 kam es zu einer Abspaltung. In der „Krone“ gründeten Arbeiterturner einen eigenen Verein, die Freie Turnerschaft. Ihr Motto war: „Frisch, Fromm, Stark, Treu.“ Die Arbeiterturner wurden Mitglied im Arbeiter- Turn und Sportbund (ATUS), der schon [[1892]]/[[1893|93]] in Gera ins Leben gerufen wurde und sich neben der bürgerlichen Deutschen Turnerschaft gebildet hatte, weil diese politisch mehr nationalistischen und militaristischen Einflüssen unterlag.
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Nach und nach traten dann viele Mitglieder in den weiter bestehenden Turnverein ein. Die Repressalien der Nazis nahmen zu. Bereits im April 1933 wurden mehr als ein Dutzend Lustnauer nachts abgeholt und für Wochen ins Konzentrationslager Heuberg gebracht. Es waren überwiegend Arbeiterturner und Arbeitersänger.  
Nach und nach traten dann viele Mitglieder in den weiter bestehenden Turnverein ein. Die Repressalien der Nazis nahmen zu. Bereits im April 1933 wurden mehr als ein Dutzend Lustnauer nachts abgeholt und für Wochen ins Konzentrationslager Heuberg gebracht. Es waren überwiegend Arbeiterturner und Arbeitersänger.  


Ein Lustnauer Häftling berichtet später, dass er sich nach seiner Entlassung aus dem KZ ein Jahr lang jeden Tag auf dem Rathaus melden mußte. Viele Häftlinge erhielten Berufsverbot oder hatten Mühe, wieder Arbeit zu finden. Im Protokoll des Gemeinderates vom [[10. Juli]] 1933 ist nachzulesen, dss die Arbeitssuche für diejenigen, die auf dem Heuberg waren, oft ergebnislos endete.
Ein Lustnauer Häftling berichtet später, dass er sich nach seiner Entlassung aus dem KZ ein Jahr lang jeden Tag auf dem Rathaus melden mußte. Viele Häftlinge erhielten Berufsverbot oder hatten Mühe, wieder Arbeit zu finden. Im Protokoll des Gemeinderates vom [[10. Juli]] 1933 ist nachzulesen, daß die Arbeitssuche für diejenigen, die auf dem Heuberg waren, oft ergebnislos endete.


„Heuberger“ blieb man nach 1933 immer. Aus dem Protokoll: „Fritz Kehrer, Maurer in Lustnau, war seit Herbst 1928, bis zu seiner Inhaftierung auf dem Heuberg am [[12. April]] 1922, beim Tiefbauamt Tübingen beschäftigt. Kehrer hatte nun nach seiner Entlassung um Wiederverwendung beim Tiefbauamt nachgesucht, da er bei einem Privatunternehmer nicht unterkomme. Nach der Äußerung des Tiefbauamtes ist zur Zeit kein Bedarf eines weiteren Maurers vorhanden.
„Heuberger“ blieb man nach 1933 immer. Aus dem Protokoll: „Fritz Kehrer, Maurer in Lustnau, war seit Herbst 1928, bis zu seiner Inhaftierung auf dem Heuberg am [[12. April]] 1922, beim Tiefbauamt Tübingen beschäftigt. Kehrer hatte nun nach seiner Entlassung um Wiederverwendung beim Tiefbauamt nachgesucht, da er bei einem Privatunternehmer nicht unterkomme. Nach der Äußerung des Tiefbauamtes ist zur Zeit kein Bedarf eines weiteren Maurers vorhanden.


Der Stand der Tiefbauarbeiten sei gegenwärtig so, dass in nächster Zeit Facharbeiter des Tiefbauamtes entlassen werden müssten. Vom Kollegium wird beschlossen: ‚Das Gesuch des Fritz Kehrer, Maurer in Lustnau, um Wiederverwendung ist abzulehnen.‘
Der Stand der Tiefbauarbeiten sei gegenwärtig so, daß in nächster Zeit Facharbeiter des Tiefbauamtes entlassen werden müssten. Vom Kollegium wird beschlossen: ‚Das Gesuch des Fritz Kehrer, Maurer in Lustnau, um Wiederverwendung ist abzulehnen.‘


Die Geschichte des Arbeitersports in Lustnau kann nicht mehr historisch genau nachvollzogen werden. Jahrzehnte sind vergangen, und es gibt immer weniger Zeitzeugen, die sich an das Bestehen der Freien Turnerschaft oder des Arbeiter-Gesangvereins „Frohsinn“ erinnern können. Die Nazis haben durch die Vernichtung der meisten Dokumente ihren Teil zum Vergessen beigetragen. Der Arbeitersport in Lustnau bleibt aber dennoch mit seinem knapp 20-jährigen Bestehen ein Teil der Sport- und Kulturgeschichte des heutigen Tübinger Vororts.  
Die Geschichte des Arbeitersports in Lustnau kann nicht mehr historisch genau nachvollzogen werden. Jahrzehnte sind vergangen, und es gibt immer weniger Zeitzeugen, die sich an das Bestehen der Freien Turnerschaft oder des Arbeiter-Gesangvereins „Frohsinn“ erinnern können. Die Nazis haben durch die Vernichtung der meisten Dokumente ihren Teil zum Vergessen beigetragen. Der Arbeitersport in Lustnau bleibt aber dennoch mit seinem knapp 20-jährigen Bestehen ein Teil der Sport- und Kulturgeschichte des heutigen Tübinger Vororts.  
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[[Kategorie:Sport]]
[[Kategorie:Sport]]
[[Kategorie:Verein]]  
[[Kategorie:Verein]]  
[[Kategorie:Sportzentrum]]
[[Kategorie:Lustnau]]
[[Kategorie:Lustnau]]
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