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[[Datei:Lenzei vor dem Haagtor in Tübingen.jpg|mini|Lenzei vor dem Haagtor, im Hintergrund das Tübinger Schloss]]
[[Datei:Lenzei vor dem Haagtor in Tübingen.jpg|thumb|300px|Lenzei vor dem Haagtor, im Hintergrund das Tübinger Schloss]]
[[Datei:Lenzei in Tübingen.jpg|mini|Vorne rechts die Brauerei Lenzei, im Hintergrund links die Ammergasse und rechts die Haaggasse]]
[[Datei:Lenzei in Tübingen.jpg|thumb|300px|Vorne rechts die Brauerei Lenzei, im Hintergrund links die Ammergasse und rechts die Haaggasse]]


Die '''Lenzei''' war eine nach der Familie Lenz benannte Brauereigaststätte in [[Tübingen]].
Die '''Lenzei''' war eine nach der Familie Lenz benannte Brauereigaststätte in [[Tübingen]].
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Als die [[Volksbank Tübingen]] von 26 Tübinger Bürgern 1886 gegründet wurde, fand sie ihren ersten Sitz in der Lenzei.<ref>Tübinger Blätter, Jahrgang 73, 1986 (Bürger- und VerkehrsvereinTübingen e.V.), Anzeige auf Seite 58.</ref>
Als die [[Volksbank Tübingen]] von 26 Tübinger Bürgern 1886 gegründet wurde, fand sie ihren ersten Sitz in der Lenzei.<ref>Tübinger Blätter, Jahrgang 73, 1986 (Bürger- und VerkehrsvereinTübingen e.V.), Anzeige auf Seite 58.</ref>


=== Adolf Lenz ===
Adolf Lenz und sein Schwager Wilhelm Henzeler beantragten 1897 bei der Stadt Tübingen die Erlaubnis zur „Wasserentnahme an der Ammer zur Kühlung eines Kondensators“. Kurz darauf, im Jahr 1900, wurde die Brauerei aus dem städtischen Gewerbesteuerkataster gestrichen, da kein Lenz-Bier gebraut wurde und das Gasthaus sein Bier fortan von den „Vereinigten Brauereien Stuttgart-Tübingen“ im Waldhörnle bezog. Dem zwielichtigen Gaststättenpächter Hans Claß wurde 1921 die Konzession entzogen, weil er laut historischer Aktenlage ein illegales Bordell betrieben haben soll: „Es liegen Tatsachen vor, die die Annahme rechtfertigen, daß die Claß’schen Eheleute ihr Gewerbe zur Förderung der Völlerei und Unsittlichkeit mißbrauchten.“<ref name="BBB"/>
 
Adolf Lenz und sein Schwager Wilhelm Henzeler beantragten 1897 bei der Stadt Tübingen die Erlaubnis zur „Wasserentnahme an der Ammer zur Kühlung eines Kondensators“. Kurz darauf, im Jahr 1900, wurde die Brauerei aus dem städtischen Gewerbesteuerkataster gestrichen, da kein Lenz-Bier nehr gebraut wurde und das Gasthaus sein Bier fortan von den „Vereinigten Brauereien Stuttgart-Tübingen“ im Waldhörnle bezog. Dem zwielichtigen Gaststättenpächter Hans Claß wurde 1921 die Konzession entzogen, weil er laut historischer Aktenlage ein illegales Bordell betrieben haben soll: „Es liegen Tatsachen vor, die die Annahme rechtfertigen, daß die Claß’schen Eheleute ihr Gewerbe zur Förderung der Völlerei und Unsittlichkeit mißbrauchten.“<ref name="BBB"/>


=== Gustav Lenz ===
=== Gustav Lenz ===
[[Datei:Lenz.png|thumb|300px|Gustav Lenz, ein [[Tübingen|Tübinger]] Handwerksgeselle, der 1848 nach [[Amerika]] emigrierte]]


[[Gustav Lenz]] (* 1826 in Tübingen; † 1867 ebenda), der Bruder des Lenzei-Besitzers, war wahrscheinlich an der [[Tübinger Brotkrawall|Märzrevolution]] von 1848 in Südwestdeutschland beteiligt. Im Mai 1848 reiste der 21-Jährige im spartanischen Zwischendeck eines Auswanderer-Segelschiffs von Antwerpen nach New York.<ref name="Gloria"> [http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/nicht-nur-glanz-und-gloria.html Nicht nur Glanz und Gloria. Alte Briefe von Amerika-Auswanderern dokumentieren Alltagsleben.]</ref>
Gustav Lenz, der Bruder des Lenzei-Besitzers, war wahrscheinlich an der Märzrevolution von 1848 in Südwestdeutschland beteiligt. Im Mai 1848 reiste der 21-Jährige im spartanischen Zwischendeck eines Auswanderer-Segelschiffs von Antwerpen nach New York.<ref name="Gloria"> [http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/nicht-nur-glanz-und-gloria.html Nicht nur Glanz und Gloria. Alte Briefe von Amerika-Auswanderern dokumentieren Alltagsleben.]</ref>
 
Nach seiner Emigration schlug er sich in New York als Maschinenbauer durch und berichtete über seine Erlebnisse in heute noch erhaltenen Briefen an seine Mutter, Rosine Lenz, sowie an seine Schwester, (Karoline) Marie Lenz (1825-1900), die 1851 Christian Heinrich Erbe (1821-1902), den Firmengründer der Firma [[Erbotherm|Erbe Elektromedizin]], heiratete.<ref>[http://www.dai-tuebingen.de/events/2013/11/dazwischen-der-ozean.html Lesung und Talk mit Liane von Droste, Glienicke.]</ref> <ref>[http://www.gea.de/nachrichten/kultur/der+traum+vom+neuen+leben.3235245.htm Der Traum vom neuen Leben.]</ref>


Der Briefwechsel mit seiner Familie aus den Jahren 1847 bis 1853 ist ein Zeitzeugnis und belegt, dass Gustav Lenz in New York nicht so recht zufrieden war. Insbesondere die Suche nach einem Arbeitsplatz war für ihn weitaus schwieriger als erwartet. „Vielen Deutschen blüht hier ein sehr trauriges Loos“, schreibt Lenz am 20. März 1849. „Man kann hier allein ein paar Tausend solcher Unglücklichen zählen, welche sich von gar nichts anderem nähren als dass sie Lumpen und Beiner auf den Straßen sammeln.“<ref>[http://www.tagblatt.de/stt/kleine/media/die_kleine_13_01.pdf Zwischen Hoffnung und Enttäuschung.] „die kleine“ - Zeitschrift für die besten Lebensjahre. Januar / Februar 2013. Seite 22.</ref>
Nach seiner Emigration schlug er sich in New York als Maschinenbauer durch und berichtete über seine Erlebnisse in heute noch erhaltenen Briefen an seine Schwester, Marie Lenz, sowie an seine Mutter, Rosine Lenz, die in Tübingen die Gaststätte „'''Lenzei'''“ gegründet hatte.<ref>[http://www.dai-tuebingen.de/events/2013/11/dazwischen-der-ozean.html Lesung und Talk mit Liane von Droste, Glienicke.]</ref> <ref>[http://www.gea.de/nachrichten/kultur/der+traum+vom+neuen+leben.3235245.htm Der Traum vom neuen Leben.]</ref> Der Briefwechsel mit seiner Familie aus den Jahren 1847 bis 1853 ist ein Zeitzeugnis und belegt, dass Gustav Lenz in New York nicht so recht zufrieden war. Insbesondere die Suche nach einem Arbeitsplatz war für ihn weitaus schwieriger als erwartet. „Vielen Deutschen blüht hier ein sehr trauriges Loos“, schreibt Lenz am 20. März 1849. „Man kann hier allein ein paar Tausend solcher Unglücklichen zählen, welche sich von gar nichts anderem nähren als dass sie Lumpen und Beiner auf den Straßen sammeln.“<ref>[http://www.tagblatt.de/stt/kleine/media/die_kleine_13_01.pdf Zwischen Hoffnung und Enttäuschung.] „die kleine“ - Zeitschrift für die besten Lebensjahre. Januar / Februar 2013. Seite 22.</ref>


1851 kündigte er seiner nach wie vor in Tübingen lebenden Mutter an, dass er zurückkehren werde, sobald sich in Deutschland das „dunkle Gewölke“ vom „politischen Himmel“ verzogen habe. Da er sehr hart arbeitete, ohne eine echte Aufstiegschance für sich zu erkennen, war er wenig motiviert, „lange den Capitalisten meine Kräfte anzubieten“. Drei Jahre später kehrte er gemütskrank nach Tübingen zurück und lebte wieder bei seiner Mutter.<ref name="Gloria"/>
1851 kündigte er seiner nach wie vor in Tübingen lebenden Mutter an, dass er zurückkehren werde, sobald sich in Deutschland das „dunkle Gewölke“ vom „politischen Himmel“ verzogen habe. Da er sehr hart arbeitete, ohne eine echte Aufstiegschance für sich zu erkennen, war er wenig motiviert, „lange den Capitalisten meine Kräfte anzubieten“. Drei Jahre später kehrte er gemütskrank nach Tübingen zurück und lebte wieder bei seiner Mutter.<ref name="Gloria"/>


=== Weitere Besitzer ===
=== Weitere Besitzer ===
[[Datei:Altes Cheruskerhaus.JPG|thumb|300px|Café Haag und Kino Atelier in der ehemaligen Lenzei]]


Weitere Besitzerwechsel gab es 1906, als die Bachnersche Brauerei AG Tübingen-Stuttgart das Gebäude übernahmen und 1912, als die Vereinigten Brauereien (VB) Stuttgart-Tübingen deren Nachfolger wurden. <ref>Klaus Ehm: [http://www.klausehm.de/Page4228.html Vereinigte Brauereien Stuttgart-Tübingen AG]</ref>
Weitere Besitzerwechsel gab es 1906, als die Bachnersche Brauerei AG Tübingen-Stuttgart das Gebäude übernahmen und 1912, als die Vereinigten Brauereien (VB) Stuttgart-Tübingen deren Nachfolger wurden. <ref>Klaus Ehm: [http://www.klausehm.de/Page4228.html Vereinigte Brauereien Stuttgart-Tübingen AG]</ref>
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Von 1956 bis 1964 wurde die Gaststätte am Haagtorplatz von Gustav Nufers Tochter Ella Alix und ihrem Mann Jean betrieben. Danach verpachtete die Familie die Gaststätte an Wirte wie Richard Lorenz oder Dieter Kehrer, die bürgerliche Küche anboten, und später an Antonio Russo und andere italienische Gastronomen.<ref name="BBB"/>
Von 1956 bis 1964 wurde die Gaststätte am Haagtorplatz von Gustav Nufers Tochter Ella Alix und ihrem Mann Jean betrieben. Danach verpachtete die Familie die Gaststätte an Wirte wie Richard Lorenz oder Dieter Kehrer, die bürgerliche Küche anboten, und später an Antonio Russo und andere italienische Gastronomen.<ref name="BBB"/>


== Kino ==
Seit Februar 1989 sind in dem Gebäude das das Café Haag und das Kino Atelier von Stefan Paul.<ref> „Von Atlantis zu Urania - Filmtheater in Baden-Württemberg“ von Herbert Spaich, Bleicher Verlag, Gerlingen, 2003. </ref> <ref>[http://www.allekinos.com/TUEBINGENAtelier.htm Filmtheatergeschichte in Deutschland und Österreich]</ref>
[[Datei:Altes Cheruskerhaus.JPG|mini|Café Haag und Kino Atelier in der ehemaligen Lenzei]]Bereits 1919 wurde in den Nebenräumen des Gasthauses Lenzei ein Kino eröffnet. Als erster Betreiber des „Kammer-Lichtspiel-Theaters“ mit damals fast 200 Sitzplätzen ist 1924 Robert Metzger verzeichnet. Nachfolgerin war ab 1930 für nur wenige Jahre Maria Arhelger Metzger. Ab Mitte der 1930er Jahre bis ca. 1950 war das Kino geschlossen. Von circa 1953 bis 1968 war mit Mathilde Mayer wiederum eine Frau die Betreiberin des Kinos. In dieser Zeit führte das Kino den Namen ''Filmtheater Am Haagtor''. Die ''Vereinigten Lichtspiele Lamm'' führten das Kino nur wenige Jahre von 1968 bis 1971 weiter, die Anzahl der Sitzplätze verringerte sich auf 165. Nach dieser kurzen Ära blieb das Kino bis 1986 geschlossen.
           
=== Stefan Paul ===
Seit 1984 ist Stefan Paul, der Besitzer des [http://de.wikipedia.org/wiki/Arsenal_Filmverleih Arsenal Filmverleihs], Betreiber des neu benannten [[Kino Atelier]] mit ca. 90 Sitzplätzen.<ref name="SZ">Stuttgarter Zeitung, "A wie Arsenal und Atelier" von Michael Petersen, 23. Januar 2012.</ref> Es ist das Schwesterkino des Tübinger Kino Arsenal.
 
Die ehemalige Gaststube der Lenzei wurde von Stefan Paul als „[[Café Haag]]“ im Stil eines amerikanischen Diners eingerichtet und hatte anfänglich avantgardistische Toiletten, die allerdings nicht beibehalten wurden. Die Kino-Karten gibt es an der Theke des Cafés. Der Besuch des Kinos ermöglicht einen Blick in den Bildwerferraum.<ref> "Von Atlantis zu Urania - Filmtheater in Baden-Württemberg" von Herbert Spaich, Bleicher Verlag, Gerlingen, 2003. </ref> <ref>[http://www.allekinos.com/TUEBINGENAtelier.htm Filmtheatergeschichte in Deutschland und Österreich]</ref>
 


==Quellen==
==Quellen==
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