Gôgen: Unterschied zwischen den Versionen

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(Offene Frage: Woher kommt das Wort "Gôg"?)
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Der Dialekt der „Gôgen“ unterscheidet sich wesentlich von dem der Bewohner der [[Oberstadt]]. Das Wort „Gôgen“ wird mit einem offenem o ausgesprochen, also mehr zum a hin als zum o, aber auch wieder nicht wie Gagen, sondern wie Gôgen. Um Aussprachefehlern vorzubeugen, gab uns [[Heinz-Eugen Schramm]] den folgenden [[Gôgen-Witze|Gôgen-Witz]] mit auf den Weg:
Der Dialekt der „Gôgen“ unterscheidet sich wesentlich von dem der Bewohner der [[Oberstadt]]. Das Wort „Gôgen“ wird mit einem offenem o ausgesprochen, also mehr zum a hin als zum o, aber auch wieder nicht wie Gagen, sondern wie Gôgen. Um Aussprachefehlern vorzubeugen, gab uns [[Heinz-Eugen Schramm]] den folgenden [[Gôgen-Witze|Gôgen-Witz]] mit auf den Weg:


:"Bei einer Wahlkampfrede fallen mehrfach die Worte "Pädagogen" und "Demagogen". Da meldet sich der Hannes plötzlich zu Wort und verwahrt sich ausdrücklich gegen den Mißbrauch des Wortes "Gogen". Alle Beschwichtigungsversuche des Redners sind vergebens. Der Gog verläßt unter Protest das Lokal mit den Worten: „Ob Pädagog oder Demagog, was geht des mi a? Gog bleibt Gog!“ "<ref>Hans-Eugen Schramm: ''Tübinger Gogen-Witze.'' Knödler Verlag, Reutlingen.</ref>
:"Bei einer Wahlkampfrede fallen mehrfach die Worte "Pädagogen" und "Demagogen". Da meldet sich der Hannes plötzlich zu Wort und verwahrt sich ausdrücklich gegen den Mißbrauch des Wortes "Gogen". Alle Beschwichtigungsversuche des Redners sind vergebens. Der Gog verläßt unter Protest das Lokal mit den Worten: „Ob Pädagog oder Demagog, was geht des mi a? Gog bleibt Gog!“ "<ref Name="Schramm">Heinz-Eugen Schramm: ''Tübinger Gogen-Witze.'' Knödler Verlag, Reutlingen.</ref>
 
== Etymologie ==
 
Die etymologische Herkunft der Worte ''Gôg'', ''Gôgen'' und ''Gôgei'' ist - für eine Universitätsstadt überraschend - noch nicht eindeutig geklärt. Folgede Ursprünge werden erwogen:
 
* Kommt es vom mittelhochdeutschen Wort "Gauch" für Kuckuck, Tor, Narr, Possenreißer oder Schlauberger? Schon zu römischer Zeit gab es Winzerneckereien, bei denen der Kuckuksruf imitiert wurde, um die Weinbauern zu necken, die vor dem ersten Kuckucksruf ihren Rebschnitt vollenden mussten, während die Weinbauern die Spaziergänger während der Weinlese aufs übelste beschimpften, weil sie annahmen, dass diese zum Traubenstehlen in die Weinberge gekommen seien. <ref>Bernd Jürgen Warneken: [http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/volltexte/2010/4556/pdf/Warneken_Bern_Juergen_Gogenwitze_oder_Tuebinger_Volkskultur.pdf Die Gogenwitze oder Tübinger Volkskultur in der Moderne]</ref>
 
* Kommt es vom hebräischen Wort "Goj" für das Volk, den Pöbel? Man könnte sich ja vorstellen, dass die Stiftsstudenten auf diese Weise Ihre Nachbarn beschrieben haben, ohne ihnen zu erklären warum. Dafür müsste man allerdings annehmen, dass die Gôgenwitze zuerst in der Oberstadt erzählt wurden.<ref Name="Schramm" />
 
* Kommt es vom St. Georg, dem Schutzpatron der Tübinger? Das erscheint unwahrscheinlich, da der Name Georg auch in der Mundart unkontrahiert besteht.
 
* Oder beschreibt es die unverständlichen Kehllaute der Unterstädtler? Das inzwischen nicht mehr gebräuchliche Pfäffingerische Wort 'gâgen' wurde zum Beispiel für das Quaken der Frösche verwendet.
 
Die Frage bleibt also offen. [[Kategorie:Offene Frage]]


== Amtliche Beschreibung ==
== Amtliche Beschreibung ==

Version vom 4. Dezember 2010, 18:56 Uhr

Gôgen oder Raupen sind die in der Tübinger Unterstadt ansässigen Weingärtner, die vor allem durch die derben Gôgen-Witze bekannt wurden. Eine für Reingeschmeckte, d.h. nicht-Tübinger, hilfreiche Einführung findet sich auf Wikipedia:

Gôg

Dialekt

Am kleinen Ämmerle: Im Vordergrund unterhält sich der Gôg Ernst Kürner mit der Zeitungsausträgerin Anna Haug.[1]

Der Dialekt der „Gôgen“ unterscheidet sich wesentlich von dem der Bewohner der Oberstadt. Das Wort „Gôgen“ wird mit einem offenem o ausgesprochen, also mehr zum a hin als zum o, aber auch wieder nicht wie Gagen, sondern wie Gôgen. Um Aussprachefehlern vorzubeugen, gab uns Heinz-Eugen Schramm den folgenden Gôgen-Witz mit auf den Weg:

"Bei einer Wahlkampfrede fallen mehrfach die Worte "Pädagogen" und "Demagogen". Da meldet sich der Hannes plötzlich zu Wort und verwahrt sich ausdrücklich gegen den Mißbrauch des Wortes "Gogen". Alle Beschwichtigungsversuche des Redners sind vergebens. Der Gog verläßt unter Protest das Lokal mit den Worten: „Ob Pädagog oder Demagog, was geht des mi a? Gog bleibt Gog!“ "[2]

Etymologie

Die etymologische Herkunft der Worte Gôg, Gôgen und Gôgei ist - für eine Universitätsstadt überraschend - noch nicht eindeutig geklärt. Folgede Ursprünge werden erwogen:

  • Kommt es vom mittelhochdeutschen Wort "Gauch" für Kuckuck, Tor, Narr, Possenreißer oder Schlauberger? Schon zu römischer Zeit gab es Winzerneckereien, bei denen der Kuckuksruf imitiert wurde, um die Weinbauern zu necken, die vor dem ersten Kuckucksruf ihren Rebschnitt vollenden mussten, während die Weinbauern die Spaziergänger während der Weinlese aufs übelste beschimpften, weil sie annahmen, dass diese zum Traubenstehlen in die Weinberge gekommen seien. [3]
  • Kommt es vom hebräischen Wort "Goj" für das Volk, den Pöbel? Man könnte sich ja vorstellen, dass die Stiftsstudenten auf diese Weise Ihre Nachbarn beschrieben haben, ohne ihnen zu erklären warum. Dafür müsste man allerdings annehmen, dass die Gôgenwitze zuerst in der Oberstadt erzählt wurden.[2]
  • Kommt es vom St. Georg, dem Schutzpatron der Tübinger? Das erscheint unwahrscheinlich, da der Name Georg auch in der Mundart unkontrahiert besteht.
  • Oder beschreibt es die unverständlichen Kehllaute der Unterstädtler? Das inzwischen nicht mehr gebräuchliche Pfäffingerische Wort 'gâgen' wurde zum Beispiel für das Quaken der Frösche verwendet.

Die Frage bleibt also offen.

Amtliche Beschreibung

Die Oberamtsbeschreibung von 1867 beschrieb die Gôgen amtlicherseits wie folgt:

"Bekanntlich ist der Tübinger Weingärtner ein [Wesen von besonderer Art] ens sui generis und als solcher nicht wohl definierbar. Von ausnehmend hartem, zähem Stoffe leistet er in der Arbeit außergewöhnliches und repräsentiert nahezu eine mittlere Pferdekraft, ermangelt dafür aber aller jener Gefühle, welche man unter dem Begriff Pietät zusammenfasst" [4] [5]

Hinweis des Verkehrsvereins

Der Bürger- und Verkehrsverein versuchte 1995, den Touristen mit folgenden Worten die Angst vor den Tübinger Ureinwohnern zu nehmen:

"Die Gôgen sind auskömmliche Leute, etwas derb und gradaus in ihren Redensarten, mit Mutterwitz und Schlagfertigkeit begabt, der freilich, um zu wirken, einen Partner mit entsprechendem Reaktionsvermögen voraussetzt."[6]

Quellen

  1. Das waren noch Zeiten ... als die Tübinger Unterstadt (Gogei) ihren eigenen Abwasserkanal hatte. Alte Ansichten aus dem Kreis Tübingen. Schwäbisches Tagblatt.
  2. 2,0 2,1 Heinz-Eugen Schramm: Tübinger Gogen-Witze. Knödler Verlag, Reutlingen.
  3. Bernd Jürgen Warneken: Die Gogenwitze oder Tübinger Volkskultur in der Moderne
  4. Württemberg Statistisch-Topographisches Bureau: Beschreibung des Oberamts Tübingen Lindemann, 1867, Seite 116.
  5. Heinz-Eugen Schramm: Tübinger Gogen-Witze, Knödler-Verlag, Reutlingen, 1998.
  6. Tübingen Brevier. Herausgegeben vom Bürger- und Verkehrsverein Tübingen e.V. Tübingen, 1995.

[Kategorie:Gôgen]