Ottilie Wildermuth, geb. Rooschüz (* 22. Februar 1817 in Rottenburg; † 12. Juli 1877 in Tübingen) war eine Schriftstellerin und Jugendbuchautorin.
Sie wurde als Tochter eines Kriminalrats und späteren Oberamtsrichters geboren und wuchs in Marbach auf. Schon früh zeigte sie einen starken Wissensdrang und verfasste eigene Geschichten und Gedichte. Im Sommer 1833 durfte sie sechs Monate zur Weiterbildung in Stuttgart verbringen.
1843 heiratete sie mit 26 Jahren den 10 Jahre älteren Philologen Wilhelm David Wildermuth (1807-1885), der nach längerem Auslandsaufenthalt als Hofmeister eine Anstellung als Professor für neuere Sprachen am Lyzeum in Tübingen, dem heutigen Wildermuth-Gymnasium, erhalten hatte. Ottilie schloss sich mit Tübinger Frauen zu einem Kranz zusammen, dem sie 34 Jahre lang bis zu ihrem Tode angehörte. Zum Freundeskreis des jungen Paares gehörten von Anfang an Ludwig Uhland und seine Frau, die Familie des Dichters Karl Mayer und später auch verschiedene Universitätsprofessoren. Ihre vielseitige Bildung ermöglichte es Ottilie, an den Arbeiten ihres Mannes teilzunehmen.
Von fünf Kindern, die sie zwischen 1844 und 1856 gebar, überlebten die zwei Töchter Agnes und Adelheid und der Sohn Herrmann.
1847 schickte sie erstmals eine Geschichte mit dem Titel „Die alte Jungfer“ an das „Morgenblatt“. Nachdem diese zum Druck angenommen wurde, schrieb sie weitere Erzählungen, Novellen, Lebensbilder, Familien- und Jugendgeschichten, idyllische Schilderungen protestantischen schwäbischen Lebens, deren Stoffe sie aus ihrem näheren Umkreis bezog - die „Schwäbischen Pfarrhäuser“ sind vielen noch heute bekannt. Die vielgelesenen Familienzeitschriften („Daheim“, „Die Gartenlaube“ u. a.) druckten ihre dem Publikumsgeschmack entsprechenden Geschichten ab und machten sie zur bekanntesten Schriftstellerin ihrer Zeit. 1870 gründete sie die Kinderzeitschrift „Jugendgarten“, die später von ihren Töchtern Agnes Willms und Adelheid Wildermuth fortgesetzt wurde. Auch wegen ihres sozialen Engagements und dem unentwegten Ruf nach Bildung aller Stände wurde sie weithin hoch geschätzt. 1871 erhielt Ottilie Wildermuth in Württemberg die große goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.
In ihrem fünfzigsten Lebensjahr wurde ihre Gesundheit durch ein Nervenleiden stark angegriffen.
Am 12. Juli 1877 erlag Ottilie Wildermuth sechzigjährig einem Schlaganfall. Ihr Grab befindet sich auf dem Stadtfriedhof. Ein ihr gewidmetes Denkmal mit einem Relief-Medaillon von Wilhelm Rösch (1887) steht auf der Neckarinsel.[1] Es war bis 2011 das einzige Denkmal in Tübingen für eine Frau.
Außer dem Denkmal und dem Wildermuth-Gymnasium erinnern in Tübingen auch die Wildermuthstraße und eine Gedenktafel an ihrem letzten Wohnhaus in der Wilhelmstraße 14 an die Dichterin.
Der Bundesminister Eberhard Wildermuth (1890-1952) war ihr Enkel.
Wo sie wohnte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Häuser ihrer Tübinger Wohnungen existieren alle heute noch. Sie bezog mit ihrem Mann 1843 zunächst das kleine Haus Gartenstraße 13/1 links oberhalb der heutigen Gaststätte Zum Alten Fritz. Vier Jahre später wechselten sie in die Wöhrdstraße (heute Uhlandstraße) 11. Nach einer Kündigung durch den Vermieter war ab 1859 ihr nächstes Domizil eine Dachgeschosswohnung in der Wilhelmstraße 16 (Besitzer war ein Baron), die angesichts ihrer häufig empfangenen Besuche recht beengt war. 1866 konnte das Paar dann in eine großzügige Wohnung im 1. Stock des Nachbarhauses Nr. 14 umziehen.[2]
Weblinks, Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Wildermuth-Gymnasium zur Namensgeberin
- Artikel in Wikipedia über Ottilie Wildermuth
- bei thomas-scharnowski.de
- ↑ Wildermuth-Denkmal, tuebingen.de/kunstpfad
- ↑ Kennen Sie Tübingen?-Führung von Beate Weingardt im August 2017