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Tobias Kröll

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Tobias Kröll im Fahrradladen Tretmühle 2012

Tobias Kröll (*1967) ist ein deutscher Fahrradmechaniker, Sozialwissenschaftler/Diplom-Pädagoge, Autor und Aktivist. Von 1991 bis 2021 lebte er in Tübingen, seitdem in Wangen im Allgäu. Kröll war in unterschiedlichen Bereichen tätig, in verschiedenen Fahrrad-Läden und - Werkstätten, als Diplom-Pädagoge und Solo-Selbstständiger. Thematische Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Kritik am Neoliberalismus, solidarische Wirtschaftsformen und gemeinschaftliches Wohnen. Er betätigt sich im Sinne des Soziologen Pierre Bourdieus als "kollektiver Intellektueller" [1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kröll absolvierte von 1991 bis 1993 eine Ausbildung zum Fahrradmechaniker im Tübinger Fahrradladen RADlager.[2] Ab 1996 studierte er Erziehungswissenschaften an der Universität Tübingen (mit einem Auslandsjahr 1998/99 an der Universiteit van Amsterdam) und schloss 2003 mit einer Diplomarbeit über „Neoliberalismus und Soziale Arbeit“ bei Josef Held und Hans Thiersch ab.[3]

Von 2007 bis 2010 war er an einem Forschungsprojekt zur Solidarität in der Arbeitswelt (ver.di/Hans-Böckler-Stiftung, in Zusammenarbeit mit Josef Held) beteiligt.[4] Zwischen 2012 und 2021 betrieb er in Tübingen den Fahrradladen Tretmühle, der sich auf Lastenräder und nachhaltige Mobilität spezialisierte.[5] Seit 2021 lebt Kröll in Wangen im Allgäu, wo er im pädagogischen Bereich tätig ist.

Wissenschaftlicher Ansatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Krölls wissenschaftliche Arbeit verbindet die Soziologie Pierre Bourdieus mit der Kritischen Psychologie des Tübinger Psychologen Josef Held ("Tübinger Forschungsgruppe").[6] Weitere Einflüsse sind Wolfgang Fritz Haug (Analyse des „Hightech-Kapitalismus“), Oskar Negt (Theorie demokratischer Selbstbildung), Frigga Haug („Vier-in-einem-Perspektive“) und Friederike Habermann („Ecommony-Ansatz“).

Kröll ist Fellow des Berliner Instituts für kritische Theorie (InkriT). Ab 2001 war er Mitglied der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik (Memorandum-Gruppe), für die er Beiträge zu Bildungs- und Wirtschaftsthemen verfasste.[7] Sein sogenannter „Weltbild-Ansatz“ beschreibt die Verbreitung eines „marktzentrierten Weltbilds“ („Mercato-Zentrismus“) in den letzten 500 Jahren, das er als unzureichend begründet und ideologisch verfestigt kritisiert.[8]

Politisches Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während seiner Zeit in Tübingen war Kröll in verschiedenen politischen und sozialen Initiativen aktiv:

  • Mitglied des Nicaragua-Arbeitskreises der ESG Tübingen
  • Teilnahme an Studierendenprotesten 1997/98 ("Lucky-Streik") und Mitwirkung in der Streik-Band "Helmuts Fluchtversuch".
  • Vortrag "Wissen braucht Bewegung - Initiative für einen Paradigmenwechsel" beim ATTAC-Gründungskongress 2001 in Berlin sowie frühes Mitglied bei ATTAC Tübingen[9]
  • Aufbau-Mitglied des 4-Häuser-Projekts (Mietshäuser Syndikat) in Tübingen[10]
  • Langjährige Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik
  • Zur Bundestagswahl 2025 schrieb Tobias Kröll einen "offenen Brief an CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz" für die Konstanzer Online-Zeitschrift "Seemoz".
  • Ende September 2025 schrieb Tobias Kröll einen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz, dessen Kern-Aussagen zur Gefährdung Demokratie in einer "Petition auf Change.org" zusammengefasst sind:"Für eine neue Aufklärung -Menschlichkeit statt Wettbewerbsdogma".

Weitere kulturelle Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kröll ist als Singleiter für heilsames Singen aktiv. Im Februar 2025 schrieb er das Friedenslied "Peace will come" im Anschluss an ein Konzert der israelischen Sängerin Yael Deckelbaum in Tübingen [11] "Peace will come"

(mp3 Verweis)

(Aufnahme: Open Space der Singleiter-Fortbildung bei Katharina und Wolfgang Bossinger, Schloß Puchberg/Österreich, 15.5.2025)

Refrain:

Peace will come

It `s in me and you.

Peace will come

It `s in me and you


Vers 1:

Meera and Yael are singing in town

In the big old church

Give Peace a Chance, Prayer of the Mothers,

Hallelujah

Smallest town, biggest show

Salam aleikum, shalom alejem

Vers 2

We shall overcome the barriers in our minds

We will heal the wounds in our souls

We will break the circles of violence

We live our dreams, here and now

You may call us dreamers, we are not alone

Prayin´ to our God, or the Universe

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2001: „Wissen braucht Bewegung“ (Vortrag auf dem ATTAC-Gründungskongress, Berlin)
  • 2003: Rezension zur Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, in: Das Argument
  • 2004: „Exklusionsmanagement: Soziale Arbeit im Neoliberalismus“ (mit Volker Löffler), in: Das Argument
  • 2012: Artikel „Kulturelles Kapital“ im Historisch-kritischen Wörterbuch des Marxismus
  • 2019: Where do the Children Play? (Books on Demand), mit Nachwort von Konstantin Wecker
  • 2019: „People and social uncertainty. Critical Psychology’s Orientation Theory meets Bourdieu“, in: Annual Review of Critical Psychology, Vol. 16
  • 2021: „Chancen für Alle im Raubtierkäfig?“ (Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik)
  • 2023: Gegenfeuer25. Beiträge für eine Ökonomie des Glücks und zur Kritik des marktzentrierten Weltbilds (Books on Demand), mit Vorwort von Franz Schultheis
  • 2024: Nachruf auf Oskar Negt in der Zeitschrift Luxemburg
  • 2025: Offener Brief zur Bundestagswahl auf Seemoz

Beiträge in Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kröll veröffentlichte regelmäßig Beiträge in Fachzeitschriften wie Fahrradzukunft sowie in Sammelbänden (u. a. Car go bike boom!). Zudem war er mehrfach Gast in Radio- und Podcast-Formaten, darunter im Podcast Visionen & O-Saft über das 4-Häuser-Projekt.[12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks & Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franz Schultheis. Vorwort in: Tobias Kröll 2023 Gegenfeuer25, Books on Demand, S. 9.: "Zu diesen Mitstreitern gehörte von Beginn an auch der Autor der hier vorgelegten sozialtheoretischen und gesellschaftspolitisch engagierten Interventionen".
  2. Fahrradzukunft, Ausgabe 36, Artikel von Tobias Kröll
  3. Tobias Kröll: Neoliberalismus und Soziale Arbeit. Diplomarbeit, Universität Tübingen, 2003.
  4. Verdi-Forschungsprojekt „Solidarität in der Arbeitswelt“, Projektbeschreibung, 2007–2010.
  5. Schwäbisches Tagblatt: „Lastenräder in der Tübinger Tretmühle“, 2019
  6. Tobias Kröll: People and social uncertainty. Critical Psychology’s Orientation Theory meets Bourdieu, in: Annual Review of Critical Psychology, Vol. 16, 2019.
  7. Website der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik
  8. Tobias Kröll: Gegenfeuer25, Books on Demand 2023, ISBN 978-3-7578-4704-3.
  9. Attac Deutschland: Dokumentation Gründungskongress 2001, Berlin
  10. Mietshäuser Syndikat – Projektliste
  11. Schwäbisches Tagblatt: Konzertbericht Yael Deckelbaum, Februar 2025
  12. Podcast „Visionen & O-Saft“ über das 4-Häuser-Projekt