Ludwig-Uhland-Liederweg

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Tafel der 6. Station: "Das Tal"
Tafel der 8. Station: "Die Kapelle"

Im Oktober 2010 wurde der Ludwig-Uhland-Weg oder -Liederweg eröffnet, der auf der alten Route vom Schloss Hohentübingen über den Spitzberg nach Wurmlingen verläuft. An dieser Wanderstrecke wurden zehn neue Tafeln mit je einem Gedicht von Uhland, das auch als Lied vertont wurde, aufgestellt. Sie enthalten auch die Noten der jeweiligen Melodie.


Initiator und Stifter (unterstützt durch viele Sponsoren) war der „Chorverband Ludwig Uhland“, dem 123 Musikvereine angehören und der sein 90-jähriges Jubiläum mit dieser Idee gekrönt hat.


Die erste Liedertafel befindet sich auf der Haußerhöhe in der Nähe des Bismarckturms, die letzte bei der Wurmlinger Kapelle. Die Gestaltung der Tafeln übernahm die Künstlerin Susanne Wahl aus St. Johann (geb. 1966 in Bad Urach). Die Grundform der Schilder fügt sich mit einer frei geschwungenen Silhouette in die Landschaft ein. Als Assoziation zur Musik steht das einzelne Schild auf 5 Stäben, die an Notenlinien erinnern und beim Anschlag klingen. Die Motive der Hintergrundbilder variieren von traditionellen bis hin zu modernen abstrakten Darstellungen.


2010 ist auch ein Begleitheft des Chorverbands erschienen, das alle Gedichte des Weges mit ihren Melodien sowie eine Karte enthält und kostenlos erhältlich ist (siehe Quellen).


Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Am 21. September des Jahres 1805 spazierte der Tübinger Dichter und Germanistikprofessor Ludwig Uhland von Tübingen aus nach Wurmlingen und besang die dortige Bergkapelle in einem Gedicht, das bis heute als einer der Höhepunkte der schwäbischen Romantik gilt.

Als Uhland seinen folgenreichen Spaziergang unternahm, hatte er dabei eigentlich eine Staatsgrenze überschritten. Vom altwürttembergischen Tübingen ins noch-vorderösterreichische Wurmlingen, das letztendlich von Wien aus regiert wurde: Das war noch eine Reise ins Ausland, in den Geltungsbereich einer anderen Religion, mit streckenweise ganz anderen Sitten und Bräuchen. Erst vier Monate später wurde Vorderösterreich mit Rottenburg, Wurmlingen und vielen anderen Orten Teil des neuen Königreichs Württemberg. Doch Uhland war das gleichgültig, er sah die gemeinsame Geschichte, die ihn in dieser Kapelle ansprach und nicht das (noch) Trennende.“ [1]

Der passionierte Wanderer Uhland ist diesen Weg häufig gegangen, auch mit seinen Dichterfreunden Schwab, Kerner und Mayer, und so eignet sich nach Meinung des Chorverbands und der vielen Förderer diese Route wie keine andere für die Einrichtung dieses Liederwegs.

Der Weg im Luftbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Satellitenfoto lässt sich mit den Bildinstrumenten bzw. mit der Maustaste vergrößern/verkleinern und verschieben.

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Die zehn Gedichte und Lieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

A. Schäfers Sonntagslied[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Himmel, nah und fern,
Er ist so klar und feierlich,
So ganz, als wollt er öffnen sich.
Das ist der Tag des Herrn!


Melodie: Conradin Kreutzer (1780-1849)


B. Abreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

So hab ich nun die Stadt verlassen,
Wo ich gelebet lange Zeit;
Ich ziehe rüstig meiner Straßen,
Es gibt mir niemand das Geleit.

Man hat mir nicht den Rock zerrissen,
Es wär’ auch schade für das Kleid!
Noch in die Wange mich gebissen
Vor übergroßem Herzeleid.

Auch keinem hat’s den Schlaf vertrieben,
Daß ich am Morgen weiter geh;
Sie konnten’s halten nach Belieben,
Von einer aber tut mir’s weh.


Melodie: Conradin Kreutzer


C. Es zogen drei Burschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es zogen drei Burschen wohl über den Rhein,
Bei einer Frau Wirtin, da kehrten sie ein.
"Frau Wirtin, hat sie gut Bier und Wein?
Wo hat sie ihr schönstes Töchterlein?"

"Mein Bier und Wein ist frisch und klar;
Mein Töchterlein liegt auf der Totenbahr."
Und als sie traten zur Kammer hinein,
Da lag sie in einem schwarzen Schrein.

Der Erste, der schlug den Schleier zurück
Und schaute sie an mit traurigem Blick.
"Ach lebtest du noch, du schöne Maid!
Ich würde dich lieben von dieser Zeit."

Der Zweite deckte den Schleier zu
Und kehrte sich ab und weinte dazu:
"Ach, dass du da liegst auf der Totenbahr!
Ich hab' dich geliebet so manches Jahr!"

Der Dritte hob ihn wieder auf sogleich
Und küsste sie auf dem Mund so bleich:
"Dich liebte ich immer, dich lieb ich noch heut
Und werde dich lieben in Ewigkeit."


Volksweise, bearbeitet von Friedrich Silcher


D. Frühlingsfeier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Süßer, goldner Frühlingstag!
Inniges Entzücken!
Wenn mir je ein Lied gelang,
Sollt es heut nicht glücken?

Doch warum in dieser Zeit
An die Arbeit treten?
Frühling ist ein hohes Fest:
Laßt mich ruhn und beten!


Melodie: Conradin Kreutzer, bearbeitet von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)


E. Der weiße Hirsch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gingen drei Jäger wohl auf die Pirsch,
Sie wollten erjagen den weißen Hirsch.

Sie legten sich unter den Tannenbaum,
Da hatten die drei einen seltsamen Traum.

(Der Erste)
Mir hat geträumt, ich klopf' auf den Busch,
Da rauschte der Hirsch heraus, husch husch!

(Der Zweite)
Und als er kam mit der Hunde Geklaff,
Da brannt' ich ihm auf das Fell, piff, paff!

(Der Dritte)
Und als ich den Hirsch an der Erde sah,
Da stieß ich lustig in's Horn, tara!

So lagen sie da und sprachen, die drei.
Da rannte der weiße Hirsch vorbei.

Und eh' die drei Jäger ihn recht gesehn,
So war er davon über Tiefen und Höhn.

Husch, husch! piff paff! trara!


Volksweise


F. Das Tal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie willst du dich mir offenbaren,
Wie ungewohnt, geliebtes Tal?
Nur in den frühsten Jugendjahren
Erschienst du so mir manches Mal.

Die Sonne schon hinabgegangen,
Doch aus den Bächen klarer Schein;
Kein Lüftchen spielt mir um die Wangen,
Doch sanftes Rauschen in dem Hain.

Es duftet wieder alte Liebe,
Es grünet wieder alte Lust;
Ja, selbst die alten Liedertriebe Beleben diese kalte Brust.

Natur, wohl braucht es solcher Stunden,
So innig, so liebevoll,
Wenn dieses arme Herz gesunden,
Das welkende genesen soll.

(Bedrängt mich einst die Welt noch bänger,
So such' ich wieder dich mein Tal,
Empfange dann den kranken Sänger
Mit solcher Milde noch einmal.)

(Und sink' ich dann ermattet nieder,
So öffne leise deinen Grund
Und nimm mich auf und schließ' ihn wieder
Und grüne fröhlich und gesund.)


( ) = auf der Tafel und im Heft ausgelassene Strophen

Melodie: Jürgen Knöpfler (1962)


G. Hirtenlied[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

O Winter, schlimmer Winter!
Wie ist die Welt so klein!
Du drängst uns all in die Täler,
In die engen Hütten hinein.

Und geh ich auch vorüber
An meiner Liebsten Haus:
Kaum sieht sie mit dem Köpfchen
Zum kleinen Fenster heraus.

(Und nehm ich's Herz in die Hände
Und geh hinauf ins Haus:
Sie sitzt zwischen Vater und Mutter,
Schaut kaum zu den Äuglein heraus.)

O Sommer, schöner Sommer!
Wie wird die Welt so weit!
Je höher man steigt auf die Berge,
Je weiter sie sich verbreit't.

(Und stehest du auf dem Felsen,
Traut Liebchen! Ich rufe dir zu.
Die Halle sagen es weiter,
Doch niemand hört es als du.)

Und halt ich dich in den Armen
Auf freien Bergeshöhn:
Wir sehn in die weiten Lande
Und werden doch nicht gesehn.


( ) = auf der Tafel und im Heft ausgelassene Strophen

Melodie: Felix Mendelssohn Bartholdy


H. Die Kapelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Droben stehet die Kapelle,
Schauet still ins Tal hinab,
Drunten singt bei Wies und Quelle
Froh und hell der Hirtenknab.

Traurig tönt das Glöcklein nieder,
Schauerlich der Leichenchor;
Stille sind die frohen Lieder,
Und der Knabe lauscht empor.

Droben bringt man sie zu Grabe,
Die sich freuten in dem Tal.
Hirtenknabe, Hirtenknabe!
Dir auch singt man dort einmal.


Melodie: Adolph Klauwell (1818-1879), bearbeitet von Conradin Kreutzer


I. Der gute Kamerad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ich hatt’ einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
In gleichem Schritt und Tritt.

Eine Kugel kam geflogen,
Gilt’s mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wär’s ein Stück von mir.

Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew’gen Leben
Mein guter Kamerad!


Schweizer Volksweise, bearbeitet von Friedrich Silcher


K. Einkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einem Wirte wundermild
Da war ich jüngst zu Gaste.
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.

Es war der gute Apfelbaum,
Bei dem ich eingekehret.
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.

Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste.
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das Beste.


Melodie: Joseph Gersbach (1787-1830), Xaver Schnyder vom Wartensee (1786-1868)



Einkehrmöglichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Rückfahrmöglichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Wurmlingen (Bus-Haltestelle Rössle) aus über Hirschau zum Hbf. Tübingen, Fahrtzeit 23 Min. (Fahrpläne der Buslinie 18: Poltringen-Rottenburg-Wurmlingen-Hirschau-Tübingen/Hbf.-Hagelloch)

Anstatt nach Wurmlingen abzusteigen, kann man auch hinter der letzten Tafel nach Osten über den Katzenlochweg (ein Teil des Weinlehrpfads) nach Hirschau hinuntergehen. Von dort fährt die Buslinie 18 öfter.


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Begleitheft (Broschüre) des Chorverbands: Ludwig Uhland Weg - Ein musikalischer Spaziergang vom Schloss Hohentübingen bis zur Wurmlinger Kapelle, 2010. Kostenlos erhältlich beim Verkehrsverein Tübingen, bei der WTG mbH Tourist-Information Rottenburg und dem Chorverband (möglicherweise vergriffen)
  1. Stefan Neher, Oberbürgermeister Rottenburg, in einem Grußwort des Begleithefts

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]