Löwen-Kino

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Blick von der Kornhausstraße (April 2010)
Blick von der Rathausgasse (April 2010)

Der Löwen liegt in der Kornhausstraße 5 in der Altstadt. Das ehemalige Kino ist seit einigen Jahren nicht mehr als aktiv, stattdessen ist es seit 2020 eine Bühne des ITZ im Tübinger Zimmertheater.

Im Erdgeschoss befand sich früher "Seuffer's Büchermarkt", von Juni 2013 bis 2015 war dort das "Pop up outlet". Heute befindet sich dort der Löwen-Laden, ein Genossenschaftsgeschäft.

Historie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die geschichtliche Überlieferung der Traditionsgaststätte und Brauerei Löwen reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das Gebäude mit der alten Tübinger Gaststätte war um 1900 von der Lustnauer Brauerei zum Ochsen Carl Heinrich gekauft und umgebaut worden, hatte mehrfache Besitzerwechsel und wurde schließlich 1926 vom Herrenberger Hermann Reichart gekauft. Der Saal des Gasthauses war einer der wichtigsten Versammlungsorte der Tübinger Arbeiterbewegung. Noch in den 30er Jahren wurde im Löwen Agitprop-Theater gespielt.

Robert und Mathilde Mayer mieteten das Haus im Sommer 1948. Robert Mayer war Vorführer und zuletzt Geschäftsführer in den Tübinger Kinos Museum und Hirsch. Der Löwensaal im ersten Stock wurde zur „Neuen Filmbühne Löwen“ mit 400 Klappsitzen umgebaut und am 26. Januar 1949 eröffnet. [1]. Eine Neuerung: „Fünf Kopfhöranlagen für Schwerhörige, deren Lautstärke je nach Wunsch reguliert werden kann, sorgen dafür, dass selbst solche Gebrechliche in Zukunft sich für einen Tonfilm interessieren können.“. Das Schwäbische Tagblatt berichtet zur Eröffnung: „Die kleine Galerie ist verschwunden, den Raum darunter ziert ein Brunnen unseres Tübinger Bildhauers Ugge Bärtle, der nicht nur ein das Gesamtbild belebendes Beiwerk darstellt, sondern durch sein fließendes Wasser die Luftfeuchtigkeit günstig reguliert.“

1958 übernahm die Tochter des Löwen-Besitzers Hermann Reichart, Julie Reichart, später verheiratete Rebscher, das Kino und ließ das Gebäude modernisieren. Sie hatte vorher bereits ein großes Lichtspieltheater geleitet und Erfahrung als Filmvorführerin. Bei diesem Umbau bekam der Kinosaal im ersten Stock einen anderen Zugang als die Gaststätte unten, die Treppe wurde breiter, das Foyer größer. Zur Eröffnung lief am 8. Mai „Zeugin der Anklage“ mit Charles Laughton und Marlene Dietrich. 1985 verkaufte Julie Reichart aus gesundheitlichen Gründen den Löwen an Vereinigte Lichtspiele Kurt Lamm.[2] 2006 muss das Kino geschlossen werden, ein Jahr später kaufte die GWG das Gebäude im Auftrag der Stadt. Da für einen Umbau das Geld fehlte, wurde der Saal in den vergangenen Jahren nur selten für Kleinkunstveranstaltungen genutzt: Wer im Löwen spielen wollte, musste eigene Licht- und Tontechnik mitbringen.

Neues Nutzungskonzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um die Bedingungen ein wenig zu verbessern, wurde die Bühne 2010 provisorisch mit bereits vorhandenen Bühnenelementen erweitert. Um dafür Platz zu schaffen, wurden rund 40 Kinosessel ausgebaut; übrig blieben ca. 200 Sitzplätze. Zu den sparsamen Verbesserungen gehört auch die Ausstattung mit Lautsprechern, welche in der Paul-Horn-Arena nicht mehr benötigt wurden. Für die Ausstattung mit Mischpulten, kompletter Lichttechnik, zwei Vorhängen und weiteren technischen Elementen setzte das Kulturamt rund 15.000 Euro ein. Im zweiten Obergeschoss des Löwen befinden sich zwei Büroräume, die vom Verein Arabischer Studenten und Akademiker gemietet werden, das insbesondere das Arabische Filmfestival organisiert und kulturelle Projekte mit dem „Cinema Jenin“, dem Cuneo Center for Peace von Ismail Khatib und dem Freedom-Theater in Jenin plant. [3]

Seit 2020 wird der Löwen ausschließlich vom Zimmertheaters Tübingen als zweite Spielstätte genutzt. Als dritte und größte Bühne des Theaters, dessen Stammhaus in der Bursagasse am Neckar liegt, wird er nun regelmäßig mit dem innovativen Theaterprogramm des Stadttheaters bespielt. Auch findet hier jeden Mittwochabend das Diskursformat "sITZung" statt, in dem durch Vorträge und Gespräche das Theaterprogramm thematisch eingebettet wird. Der Löwen wurde 2020 durch das Theater eigenständig saniert und mit moderner Theatertechnik ausgestattet. Im ersten Stock befindet sich neben der Bühne außerdem eine Theaterbar und ein Foyer, das zum Verweilen einlädt.

Kinodaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1949 Neue Filmbühne „Löwen" Kornhausstr. 5, Tel. 2381 Tbgn. Inh.: Math. Maier, Tübingen, Collegiumsgasse 8, Tel. 2381. Mit Dia 7 Tage Pl. 410
  • 1950 Neue Filmbühne „Löwen" Kornhausstr. 5, Tel. 2381; I: Robert Mayer, Tübingen, Collegiumsgasse 8. 450 PL. 7 Tg., 3—4 V., Dia; App.: Bauer B 8, Vst.: Eurodyn, Str.: 220/380 Volt. 45 Amp.; Bühne 7x3,5x4; Th. ja,
  • 1952 Neue Filmbühne „Löwen" Kornhausstr. 5, Tel. 2 381, Bhf.: Hauptbahnhof Tübingen, Tel. 2 381, I. u. Gf. Robert Mayer, Tübingen, Schloßbergstraße 24. PI. 450, 7 Tg, 21—25 V, tön. Dia, App. Bauer B 8, Vst. Euronor-Klangfilm, Str. Volt, 75 Amp, Bühne 7x5x4, Th. ja.
  • 1953 Neue Filmbühne Kornhausstr. 5, Tel. 23 81, I. u. Gf. Mathilde Mayer, Schloßbergstr. 24 PI. 450, 7 Tg., 25 V., tön. Dia, App. Bauer B 8, Vst. Euronor-Klangfilm, Str. D. 220/380 Volt, 75 Amp., Bühne 7x5x4, Th. ja
  • 1955 kein Eintrag
  • 1956 Filmbühne Löwen Kornhausstr. 5, Tel: 2381, Postanschr: desgl., I: Frau Math. Mayer, Priv. -Anschr: Schloßbergstr. 24 Pl.: 400, Best: Schröder & Henzelmann, Klappsitze, 7 Tg., 27 V., tön. Dia, App: Bauer B 8, Verst: Klangfilm, Str: D. 380Volt, 55 Amp., Bildsyst: Normal, Breitwand, Bühne: 5x3x3, Th.
  • 1956 Filmbühne Löwen Kornhausstr. 5 - Änd: 28 V., Erg: Bild- u. Tonsyst . CinemaScope, Lichtton
  • 1957 Filmbühne Löwen Kornhausstr. 5, Tel: 2381, Postanschr: Postfach 628, I: Frau Math. Mayer, Priv.-Anschr: Schlossbergstr. 24 Pl: 400, Best: Schröder &. Henzelmann, Klappsitze, 7 Tg., 28 V., tön. Dia, App: Bauer B 8, Verst: Klangfilm, Bild- u. Tonsyst: CS 1 KL, Gr.-Verh: 1:2,35
  • 1958-1960 kein Eintrag
  • 1961 Filmtheater Löwen Kornhausstr. 5, Tel: 2410, Vers.-Bf: Bhf. Tübingen-Hbf, I: Hermann Reichart, Gf: Julie Reichart PI: 315, Best: Kamphöner, Hoch- u. Flachpolster, 7 Tg, 28-30 V, 2 Mat.-/Spätvorst, FKTg: Donnerstag, tön. Dia, App: Bauer B 11, Lichtquelle: Xenon, Verst: Klangfilm, Lautspr: Klangfilm-Breitstrahler, Bild- u. Tonsyst: Sc, 1 KL
  • 1962 Filmtheater Löwen Kornhausstr. 5, Tel: 2410, Vers.-Bf: Bhf. Tübingen-Hbf., I: Hermann Reichart, Gf: Julie Reichart PI: 315, Best: Kamphöner, Hoch- u. Flachpolster, 7 Tg., 28-30 V., 2 Mat-Spätvorst., FKTg: Donnerstag, tön. Dia, App: Bauer B 11, Lichtquelle: Xenon, Verst: Klangfilm, Lautspr: Klangfilm-Breitstrahler, Bild- u. Tonsyst: Sc, 1 KL
  • Die Firma Eugen Bauer GmbH, belieferte einige Theaterneubauten und Umbauten mit Einrichtungen für CinemaScope bzw. Breitbild. Umstellungen auf Breitbild: Löwen-Lichtspiele Tübingen Der neue Film 37/1956
  • 1.9.85 Inhaberwechsel Filmtheater Löwen Tübingen Inh.: Verein. Lichtspiele Kurt Lamm GmbH & Co. KG (früher: Julie Rebscher), aus: Das Filmtheater 1985 Quelle: [4]


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tübinger Blätter, 40. Jahrgang, Ausgabe 1953 [1]
  2. Quelle: "Der Löwe macht seine Augen zu" in: Schwäbisches Tagblatt (30.12.2006)[2]
  3. Pressearchiv Stadt Tübingen 22.Juli 2010 [3]
  4. Kinowiki [4]