Ehemalige Restauration zum Schlossgarten

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Ehemalige Restauration zum Schlossgarten
AdresseSchloßbergstraße 12
72070 Tübingen
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"Gruss aus der Bierhalle zum Schlossgarten", Postkarte Gebr. Metz, 1901 (Blick von Norden)

In der Schlossbergstraße 12 befand sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Restauration zum Schlossgarten. Betreiberin war die "Schlossbrauerei Gösele & Stratmann" in der nahe gelegenen Schwärzlocher Straße, um die Jahrhundertwende die drittgrößte Tübinger Brauerei mit einem international mehrfach ausgezeichneten Bier.

Werbepostkarte Brauerei Gösele & Stratmann, kleiner Ausschnitt rechts oben "Restauration zum Schlossgarten", 1908
Bierhalle zum Schlossgarten, Ausschnitt aus Ansichtskarte Gebr. Metz 1899

Es handelt sich um das Gebäude direkt gegenüber der A.V. Virtembergia, an der nördlichen Straßenseite. Das Gasthaus ist auf den hier gezeigten Postkarten von 1899 und 1901 ("Bierhalle") sowie 1908 ("Restauration", Ausschnitt rechts oben klein) abgebildet. Es war demnach ein Lokal mit Aussicht ins Ammertal und in den ersten Jahren - wegen noch fehlender Bebauung gegenüber - auch ins Neckartal. Die Ausrichtung zur Ammertal-Seite hatte vielleicht auch damit zu tun, dass die Gaststätte von der darunterliegenden Brauerei aus gesehen werden konnte. Östlich vom Haus befand sich auch ein Biergarten, wie man auf der Ansichtskarte von 1901 erkennen kann. Das Gelände nördlich davon ist dafür zu abschüssig.

Ein paar Jahre war Eugen Mannheim der Pächter der Bierhalle. Er richtete schon hier als Attraktion einen kleinen Tierpark ein. 1907 machte er sich selbständig und eröffnete unterhalb der Ödenburg seinen Tiergarten mit Gastwirtschaft.[1] - Ein späterer Wirt des Schlossgartens war laut Adressbuch 1914 ein Karl Wagner.

Die Gaststätte wurde 1899 erbaut und bestand bis 1919. Der Brauereibesitzer Heinrich Gösele hatte seine Schlossbrauerei 1911 an den Konkurrenten Marquardt verkauft. Er konnte seine frühere Gartenwirtschaft nur weiterführen, indem er sie pachtete und sich verpflichtete, nur Marquardts "Tübinger Hofbräu" auszuschenken.[2] Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Gaststätte geschlossen, und ein Arzt baute das Gebäude zum Wohnhaus um. Im Jahr 1925 wurde es von der Verbindung Verein Deutscher Studenten Tübingen erworben. Diese nutzte es bis zum Wiederverkauf anlässlich ihrer Auflösung in den 1930er Jahren. Heute ist es, vermutlich weiter umgebaut, ein privates Wohnhaus. Das gemauerte Untergeschoss an der Hangseite ist sehr wahrscheinlich noch von dem Gaststätten-Bau, denn es weist heute noch zeittypische Wandstrukturen auf, die es bei späteren Gebäuden so nicht mehr gab. Außerdem ist die Zahl und Anordnung der 6 Fenster noch so wie auf der Postkarte von 1899 zu sehen. Darüber war ein Fachwerkaufbau für die Bierhalle. Die heutigen oberen Stockwerke sind späteren Datums.

Schlossbergstraße 15, erstes Wohnhaus auf dem Schlossberg, erbaut vor 1898 vom Brauereibesitzer Johannes Gösele.
1946-50 wohnte hier während seines Philosophie-Studiums auch der französische Schriftsteller Michel Tournier.[3]Ab 1951 mietete das Ehepaar Inge und Walter Jens für einige Jahre die Erdgeschosswohnung.

Brauereibesitzer Johannes Gösele war laut Adressbuch 1898 der erste Besitzer eines Wohnhauses auf dem noch nicht nummerierten Schlossberg. Dabei handelte es sich sicher um das Haus mit der heutigen Nr. 15 an der Seite zum Neckartal, dessen Besitzer im Adressbuch 1914 der Privatier Heinrich Gösele war. Dies ist das noch heute auffällige Gebäude aus Backstein und Fachwerk und mit dem farbigen Ziegeldach. Es war das erste Wohnhaus auf dem Schlossberg und stand schräg gegenüber der späteren Gaststätte.

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Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adressbücher der Universitätsstadt Tübingen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „...und grüßen Sie mir die Welt.“ Tübingen – eine Universitätsstadt auf alten Postkarten. Tübingen: Stadtmuseum 2007, S. 193
  2. „...und grüßen Sie mir die Welt.“ Tübingen – eine Universitätsstadt auf alten Postkarten. Tübingen: Stadtmuseum 2007, S. 192
  3. Alexander Rumler: Tübinger Dichter-Spaziergänge, Tübingen: Attempto-Verlag, 2003, Seite 62