Alfred Geier

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Alfred Johann Geier (* 13. April 1924 in Pfullingen - † 7. Februar 1945 in Tübingen) wurde in der Hindenburg-Kaserne vermutlich wegen Selbstverstümmelung durch Erschießen hingerichtet. Er war vor seiner Einberufung zum Kriegsdienst Metzger in Überlingen am Bodensee gewesen. In der Wehrmacht wurde er Grenadier im Festungs-Maschinengewehr-Bataillon 39 das bei Colmar im Elsass kämpfte und dann noch im Grenadier Regiment 726. Alfred Geier war laut der Todesbescheinigung nicht verheiratet und hinterließ auch keine Kinder. Er war nicht Mitglied in der NSDAP.[1]

Er ist einer der beiden sogenannten Deserteure nach deren Schicksal man 2008 den Platz des unbekannten Deserteurs benannte. Ihre Namen, der andere war Gustav Tafel, wurden durch Udo Grausam an ihrem 75. Todestag am 7. Februar 2020 veröffentlicht.[1]

Karl Weikmann, 1945 Pfarrer an der Sankt Johannes Kirche und "Standortpfarrer im Nebenamt" hielt in der Pfarrchronik unmittelbar nach dem Krieg fest, dass er am Vorabend der Hinrichtung als Seelsorger für den katholischen Alfred Geier bestellt wurde und am nächsten Morgen an dessen Hinrichtung und der von Gustav Tafel teilnahm. Er schrieb:

"Um 5 Uhr wurden die 2 Delinquenten mit Handfesseln dem Kriegsgerichtsrat vorgeführt, der ihnen eröffnete, dass um 8 Uhr die Hinrichtung stattfinde." ... "Der eine, ein 35jähr. ev. Familienvater [Gustav Tafel] hatte den Urlaub überschritten (wie viele Tausende hätte man da auch erschießen müssen!), der andere war ein 21jähr. kathol. Metzgergeselle [Alfred Geier], der - obwohl er schon das Verwundetenabzeichen trug - sich eine kleine Verstümmelung an der Hand beigebracht hatte."[2]

Laut der nachträglich vom Standesamt Tübingen auf Wunsch der Angehörigen im Mai 1946 ausgestellten Sterbeurkunde wurde Alfred Geier am 7. Februar 1945 um 8.02 Uhr in der Hindenburg-Kaserne erschossen. Er wurde anschließend nicht auf dem für Kriegsopfer vorgesehenen Bergfriedhof bestattet sondern auf dem Friedhof Lustnau. Dies entsprach einer Verordnung der Wehrmacht, nach der hingerichtete Soldaten und Selbstmörder abseits von den anderen Soldaten zu bestatten waren. Vom Friedhof Lustnau wurden seine Gebeine im Mai 1948 auf den Friedhof Stockach (in Baden) überführt. Dort wohnten seine Eltern. Das Grab gibt es heute nicht mehr. Alfred Geier steht auf der Gedenktafel für die Gefallenen und Verschollenen des Zweiten Weltkrieges aus Stockach, die in der Aussegnungshalle des Friedhofs zu lesen ist.[1]


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 Veranstaltung am 7. Februar 2020 mit den Nachforschungsergebnissen von Udo Grausam im Werkstadthaus Tübingen.
  2. Schwäbisches Tagblatt vom 8.02.2020: "Dann kam der letzte Gang" von Hans-Joachim Lang und Udo Rauch. Dort sind in einem zweiseitigen, ausführlichen Bericht auch Fotos der beiden zu sehen, die wir hier ohne Genehmigung leider nicht veröffentlichen dürfen. Der Artikel ist offenbar auch nicht online erhältlich.