Adolf Schlatter

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Adolf Schlatter im Alter (1925)
Adolf Schlatter an seinem Schreibtisch in Tübingen (1909)
Schlatters Wohnhaus Olgastraße 2

Adolf Schlatter (*16. August 1852 in St. Gallen; † 19. Mai 1938 in Tübingen) war ein Schweizer evangelischer Theologe und Professor für Neues Testament und Systematik in Bern, Greifswald, Berlin und ab 1898 in Tübingen. Nach ihm ist das Schlatterhaus in der Österbergstraße 2 benannt.


Während seines Theologiestudiums verbrachte er zwei Semester (1873–1874) an der Universität Tübingen. Sie standen unter dem Einfluss von Johann Tobias Beck,[1] dessen Verbindung von persönlich-existentiellem Glauben und wissenschaftlicher Forschung bei Schlatter einen so tiefen Eindruck hinterließ, dass er sich später als „Nachfolger Becks“ beschreiben konnte.[2]

Schlatter lebte in Tübingen in der Olgastraße 2, dem Haus in der ersten Spitzkurve. Er hatte sich nach dem frühen Tod seiner Frau Susanna nicht wiederverheiratet, sondern seine fünf Kinder allein großgezogen, und sich seiner Uni-Karriere gewidmet. Ein besonders enges Verhältnis untereinander war die Folge, besonders zu Sohn Theodor, gleichfalls Theologe, der später Tübinger Stadtpfarrer wurde.

Adolf Schlatter gehörte ab 1898 dem Tübinger Wingolf an. In dieser Zeit prägte er die christliche Verbindung maßgeblich und wurde zum Ehrenphilister.

Er verstand sich auch als Seelsorger seiner Studenten. Er beriet sie in allen Lebensfragen und lud zu offenen Abenden nach Hause ein. In seiner Freizeit soll er sich gern im Garten nützlich gemacht haben. [3]

Aus seinem privaten Vermögen finanzierte er 1914 den Bau eines Hauses für die pietistische Deutsche Christliche Studenten-Vereinigung (DCSV), die 1938 im "Dritten Reich" verboten wurde. Es trägt heute den Namen Schlatterhaus und ist im Besitz der Ev. Landeskirche.

Schlatter wurde 1922 emeritiert und hielt bis 1930 viel besuchte Vorlesungen. Danach wandte er sich erneut der literarischen Produktion zu. Er ist auf dem Stadtfriedhof begraben. Einer seiner Schüler war Paul Schneider.


Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Adolf-Schlatter-Stiftung wurde 1965 gegründet und hat ihren Sitz in der Olgastraße 2, Schlatters einstigem Wohnhaus. Die Stiftung vergibt seit 2002 den Adolf-Schlatter-Preis zur Förderung der christlichen Theologie (siehe Weblinks).

Dora Schlatter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tochter Dora Schlatter betätigte sich neben ihrem sozialen und karitativen Engagement auch als Schriftstellerin. In den 1920er Jahren erschien ihr sechsteiliger Biografienband „Von edlen Frauen“, den sie unter anderen Isolde Kurz und Ottilie Wildermuth widmete. Das Buch richtete sich an „die reifere Jugend“.

Nach dem Ende der Nazizeit beteiligte sich Dora Schlatter aktiv am demokratischen Wiederaufbau Württembergs. „Sie saß für die CDU in Bebenhausen in der Beratenden Landesversammlung von Württemberg-Hohenzollern.“ In den ersten zehn Nachkriegsjahren war Dora Schlatter zudem Tübinger CDU-Stadträtin. Eine Biografie von ihr steht noch aus, sagte Stadtarchivar Udo Rauch auf einer Führung im September 2018. „Sie war bestimmt eine interessante Persönlichkeit.“ [4]

Weitere Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johann Tobias Beck (1804-78), Theologe und Prediger in Tübingen (Wikipedia)
  2. Adolf Schlatter: Rückblick auf meine Lebensarbeit. Stuttgart 1977, S. 45f.; vgl. Werner Neuer: Adolf Schlatter. Ein Leben für Theologie und Kirche. Stuttgart 1996, S. 66–77.
  3. Udo Rauch auf einer Führung zur Olgastraße, Artikel im Tagblatt, 10.9.2018
  4. Udo Rauch, a.a.O.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]