Verbindung Normannia Tübingen: Unterschied zwischen den Versionen

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(Distanzierung zur Heidelberger Normannia nach jüngsten antisemitischen Vorfall.)
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Nach der Beschlagnahme durch die [[Französische Garnison|französische Besatzungsmacht]] wurde in dem Gebäude 1946 das Französische Kulturinstitut (später [[ICFA]]) gegründet, das 1952 in die größere Villa [[Doblerstraße]] 25 umzog. 1953 konnte die Verbindung Normannia das Haus zurückerwerben.  
Nach der Beschlagnahme durch die [[Französische Garnison|französische Besatzungsmacht]] wurde in dem Gebäude 1946 das Französische Kulturinstitut (später [[ICFA]]) gegründet, das 1952 in die größere Villa [[Doblerstraße]] 25 umzog. 1953 konnte die Verbindung Normannia das Haus zurückerwerben.  


==Einige Mitglieder==  
==Einige Mitglieder==  
Zu den bekannten ehemaligen Mitgliedern zählen so unterschiedliche Personen wie Christoph Blumhardt (Theologe, Begründer des Christlichen Sozialismus), Oberbürgermeister [[Hans Gmelin]], Helmut Ensslin (ev. Pfarrer und Vater der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin), Kurt Rebmann (Generalbundesanwalt), [[Eugen Steimle]] (SS-Standartenführer und Leiter zweier Sonderkommandos von "Einsatzgruppen des SD", später "pietistischer" Gymnasiallehrer), Bundespräsident [[Horst Köhler]] (zeitweise).  
Zu den bekannten ehemaligen Mitgliedern zählen so unterschiedliche Personen wie Christoph Blumhardt (Theologe, Begründer des Christlichen Sozialismus), Oberbürgermeister [[Hans Gmelin]], Helmut Ensslin (ev. Pfarrer und Vater der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin), Kurt Rebmann (Generalbundesanwalt), [[Eugen Steimle]] (SS-Standartenführer und Leiter zweier Sonderkommandos von "Einsatzgruppen des SD", später "pietistischer" Gymnasiallehrer), Bundespräsident [[Horst Köhler]] (zeitweise).  
==Distanzierung zur Verbindung Normannia Heidelberg==
Nach den güngsten antisemitischen Vorfall der Heidelberger Verbindung Normannia stellte die Tübinger Verbindung Normannia mit einer Presseerklärung vom 9.09.2020 auf ihrer Homepage klar, dass sie mit den etwa 50 später gegründeten Heidelbergern nicht zu verwechseln sein und nur den Namen teilen. Sie distanzieren sich von den Heidelbergern ausdrücklich und schrieben u.a:
:"''Die Gesinnung und politische Einstellung der Heidelberger Burschenschaft Normannia war lange kein Geheimnis, wir haben uns entsprechend schon immer klar distanziert und abgegrenzt. Wir hoffen, dass die Verantwortlichen mit den angemessenen rechtlichen Konsequenzen belegt werden.
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:Für Rassismus, Intoleranz, Antisemitismus und rechtes Gedankengut ist in unseren Reihen kein Platz.''"<ref>[https://normannia-tuebingen.de Startseite normannia-tuebingen.de] (aufgerufen am 11.09.2020)</ref>





Version vom 11. September 2020, 11:56 Uhr

Normannenhaus, Herbst 2010
Westgiebel
Die Verbindung musste sich 1936 auflösen und das Haus verkaufen. Danach war hier bis 1945 eine "Reichsbräuteschule" untergebracht. Erst 1953 erhielt die Normannia das Haus zurück.
Kabinettfoto mit Collage von J. W. Hornung: Baum, Wappen, Wahlspruch, Schläger, Zirkel und Widmung, 1881


Die Verbindung Normannia Tübingen liegt in der Stauffenbergstraße 21 auf dem Österberg. Sie wurde 1841 als Verbindung Nordland gegründet. Die Wurzeln der Verbindung liegen in der Tübinger Burschenschaftsbewegung von 1816.
1861 traten Mitglieder nach einem Streit aus dem Nordland aus und gründeten mit den Mitgliedern der Gesellschaft Döblia am 18. November 1861 die Verbindung Normannia. 1862 löste sich daraufhin der Nordland auf. Im Jahre 1877 erkannten sich schließlich Nordland (Alte Herren) und Normannia gegenseitig als Mutter- und Tochterverbindung an, die Fahne des Nordlands ging über in die Obhut der Normannia. Das Gründungsdatum wurde auf das Jahr 1841 zurückdatiert.

Der Name „Normannia“ ist eine Latinisierung des zuvorigen Namens „Nordland“, der wiederum auf die frühere Kneiplokalität der Verbindung, die „Nördlingerei“, zurückgeht.


Die Normannia ist eine farbentragende, nicht-schlagende (seit 1945) und dachverbandsfreie Verbindung männlicher Studenten nach dem Lebensbundprinzip. Die Farben der Verbindung sind Rot-Gold-Weiß. Bestandteil des Paniers (im Herzschild) sind außerdem die Farben Schwarz-Rot-Gold (ursprünglich Schwarz-Gold-Rot). Das Band ist golden perkussioniert. Ihr Wahlspruch lautet „vigor – virtus – libertas“ (Lebenskraft – Tugend – Freiheit). Die Verbindung ist konfessionell und politisch neutral. Sie steht auf dem Boden des Grundgesetzes. Die Verbindung verzichtet auf das Verhältnis „Fux-Bursch“. Die endgültige Aufnahme der Neumitglieder erfolgt nach einer Probezeit von 1-2 Semestern. Die Mitglieder pflegen das Dichten und Reiten. [1]


Gebäude

Seit 1905 verfügt die Verbindung über ein eigenes Haus mit großem Grundstück. Es ist "ein Flügelbau in barockisierenden Einzelformen unter ausladendem Dach im Landhauscharakter", [2] entworfen von dem Stuttgarter Architekten und Regierungsbaurat Richard Dollinger. 1997 wurde es, auch wegen des gut erhaltenen Originalzustands, unter Denkmalschutz gestellt.

Ähnlich wie bei einigen anderen Verbindungen zog nach dem erzwungenen Verkauf des Hauses eine Parteiorganisation der NSDAP ein, in diesem Fall war es 1936 eine "NS-Bräuteschule",[3] in der künftige Ehefrauen von SS-Männern einen 6-wöchigen Kurs machten. Solche Spezialschulen gab es im Reich nicht viele, entsprechend stark war vermutlich der Andrang.

Nach der Beschlagnahme durch die französische Besatzungsmacht wurde in dem Gebäude 1946 das Französische Kulturinstitut (später ICFA) gegründet, das 1952 in die größere Villa Doblerstraße 25 umzog. 1953 konnte die Verbindung Normannia das Haus zurückerwerben.


Einige Mitglieder

Zu den bekannten ehemaligen Mitgliedern zählen so unterschiedliche Personen wie Christoph Blumhardt (Theologe, Begründer des Christlichen Sozialismus), Oberbürgermeister Hans Gmelin, Helmut Ensslin (ev. Pfarrer und Vater der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin), Kurt Rebmann (Generalbundesanwalt), Eugen Steimle (SS-Standartenführer und Leiter zweier Sonderkommandos von "Einsatzgruppen des SD", später "pietistischer" Gymnasiallehrer), Bundespräsident Horst Köhler (zeitweise).


Distanzierung zur Verbindung Normannia Heidelberg

Nach den güngsten antisemitischen Vorfall der Heidelberger Verbindung Normannia stellte die Tübinger Verbindung Normannia mit einer Presseerklärung vom 9.09.2020 auf ihrer Homepage klar, dass sie mit den etwa 50 später gegründeten Heidelbergern nicht zu verwechseln sein und nur den Namen teilen. Sie distanzieren sich von den Heidelbergern ausdrücklich und schrieben u.a:

"Die Gesinnung und politische Einstellung der Heidelberger Burschenschaft Normannia war lange kein Geheimnis, wir haben uns entsprechend schon immer klar distanziert und abgegrenzt. Wir hoffen, dass die Verantwortlichen mit den angemessenen rechtlichen Konsequenzen belegt werden.
Für Rassismus, Intoleranz, Antisemitismus und rechtes Gedankengut ist in unseren Reihen kein Platz."[4]


Weitere Bilder


Literatur

  • Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung. Contubernium - Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 44. Sigmaringen 1996 ISBN 3-51508-022-8


Quellen

  1. Wikipedia-Artikel zur Verbindung Normannia
  2. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Baden-Württemberg Teil II, München/Berlin 1997, S. 729
  3. Bräuteschule, Wikipedia
  4. Startseite normannia-tuebingen.de (aufgerufen am 11.09.2020)


Weblinks