Trinkwasser
Tübingen mit Trinkwasser zu versorgen, ist eine der zentralen Aufgaben der Stadtwerke Tübingen (swt). Die Zusammensetzung des Trinkwassers unterscheidet sich je nach Wohngebiet. Die Wasserversorgung beruht auf zwei Säulen: dem Bezug von Bodenseewasser und dem Grundwasser, das mit Brunnen aus dem Grundwasserkörper des Neckartals gefördert wird.
Das Grundwasser speist sich aus Regenwasser, das durch Bodenschichten versickert - so genannte Rieselfelder - sowie Uferfiltrat des Neckars. Es ist ein langsam, parallel zum Neckar fließender Strom. Die Kies- und Sandschichten filtern biologische und chemische Verunreinigen aus dem Wasser heraus und sorgen so für eine natürliche Reinigung. Das Grundwasser muss für die Wasserversorgung nicht weiter aufbereitet werden. Umgeben sind die Brunnen von Wasserschutzgebieten.
Wegen Wassermangels und wachsender Bevölkerung in der Nachkriegszeit war Tübingen 1954 dem neu gegründeten Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung beigetreten. Seit 1958 fließt Bodenseewasser von Sipplingen nach Tübingen.[1] Seit 1992 wird es im Wassermischbehälter auf dem Sand nach einem speziellen Verfahren gemischt.
Woher kommt das Trinkwasser aus der Leitung?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das swt-Kundenmagazin TüWelt beschreibt Tübingens Wasserversorgung so (Stand 2017):
"Gut drei Viertel des Tübinger Trinkwassers stammen von der Bodensee-Wasserversorgung (BWV), die 4 Millionen Menschen in rund 320 Gemeinden versorgt. In 60 Metern Tiefe wird das Rohwasser aus dem Überlinger See entnommen und auf den Sipplinger Berg gepumpt. Um daraus bestes Trinkwasser zu machen, genügen Siebe, Filter und etwas Ozon: So werden Verunreinigungen und Keime entfernt. Leicht gechlort tritt das Wasser seinen Weg durch bis zu 2,25 Meter dicke Rohre nach Tübingen an – etwa fünf Tage ist es unterwegs.
Ihr eigenes Wasser fördern die Stadtwerke aus dem Kieskörper des Neckartals. Dieses Grundwasser ist so sauber, dass es nicht gereinigt oder aufbereitet werden muss, denn die Schichten im Boden wirken wie ein Wasserfilter. Die wichtigsten Brunnen liegen im Gehrnfeld bei Hirschau und im Unteren Neckartal bei Lustnau. Der Brunnen in der Au, der älteste noch aktive Brunnen Tübingens (seit 1905), dient heute als Reserve.
Im Mischbehälter auf dem Sand werden Eigenwasser und Bodenseewasser im Verhältnis 1:3 gemischt. Von hier wird das Mischwasser in weitere Hochbehälter gepumpt. Durch die Schwerkraft fließt es dann von selbst abwärts durch das Leitungsnetz in alle Häuser der Tübinger Kernstadt und der meisten Stadtteile. Pfrondorf und der Herrlesberg, die direkt an der Bodenseeleitung liegen, erhalten reines Bodenseewasser, die westlichen Ortsteile Bühl, Unterjesingen, Hirschau und Hagelloch das Mischwasser der Ammertal-Schönbuchgruppe (ASG). Rund 4,7 Millionen Kubikmeter kommen im Jahr zusammen."[2]
Wasserhärte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Tübinger Trinkwasser liegt überall im mittleren Härtebereich II. Das Bodenseewasser ist weich (9° dt. Härte), das Grundwasser aus dem Neckartal ist wegen gelöster Mineralien sehr hart (30 ° dt. Härte). Durch die Mischung wird ein Härtegrad von 14 °dt. Härte erreicht.
Die Trinkwasserverordnung schreibt Wasserversorgern regelmäßige Analysen auf 64 Stoffe und Mikroorganismen vor. Mit über 500 Untersuchungen pro Jahr überwachen die swt die Trinkwasserqualität, die Ergebnisse werden jedes Jahr im Trinkwasserbericht veröffentlicht.[3]
Wassernetz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Tübinger Leitungsnetz hat eine Gesamtlänge von 581 Kilometern und versorgt insgesamt etwa 14500 Hausanschlüsse. In 15 Wasserspeichern werden rund 31.000 m³ Wasser vorgehalten. Täglich werden in Tübingen ungefähr 12.600 m³ Wasser verbraucht (Stand 2023).[4]
Im Frühjahr 2025 beginnen die Stadtwerke mit dem Bau des neuen Trinkwasser-Hochbehälters Käppele zwischen Derendingen und Weilheim, der 2 Mio. Liter Speicherkapazität haben soll. Als Gegenstück zum Hochbehälter Sand auf ähnlicher Höhe soll er die Versorgungssicherheit der Wohngebiete südlich des Neckars gewährleisten. [5]
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Eine Karte der Versorgungszonen, Infos zu Wasserhärte und -qualität gibt es auf der Homepage der Stadtwerke Tübingen.
- Allgemeines und Hintergründe zur Wasserversorgung, ihrer Geschichte und weitere Trinkwasser-Infos bietet eine Ausstellung im Wasserbehälter Sand, die online hier zu sehen ist: https://www.swtue.de/wasser.html#c26342
Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Verwaltungsbericht 1955-60: 22.10.1958
- ↑ Kundenmagazin TüWelt, Ausgabe 1/2017, Wasser-Special zu 25 Jahren Wassermischbehälter Sand
- ↑ http://www.swtue.de/wasser.html
- ↑ Trinkwasserbericht 2023 der Stadtwerke
- ↑ https://www.swp.de/lokales/tuebingen/trinkwasser-versorgung-stadtwerke-tuebingen-bauen-einen-hochbehaelter-mit-2-millionen-liter-77704562.html