Theodor Haering

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Tübinger Ehrenbürger und Professor der Philosophie (* 22. April 1884 in Stuttgart, † 15. Juni 1964 in Tübingen).

Haering und Tübingen

Er studierte an der Universität Tübingen evangelische Theologie und Philosophie und gehörte dem Evangelischen Stift Tübingen an. Weitere Studienorte waren Halle, Berlin, München und Bonn. Auf die Promotion im Jahre 1910 folgte 1912 die Habilitation in Tübingen. 1928 erhielt er den Lehrstuhl für historische und systematische Philosophie an der Universität Tübingen. Neben philosophischen Werken schrieb er auch heimatkundliche und literarische Werke. Er war langjähriger Vorsitzender der Tübinger Museumsgesellschaft und gehörte ab 1953 für die Freie Wählervereinigung dem Tübinger Gemeinderat an.[1] Haering vermachte sein Haus in der Neckarhalde der Stadt Tübingen, in dem heute u.a. städtische Sammlungen untergebracht sind. Er liegt auf dem Stadtfriedhof begraben.

Werke

  • Hegel - Sein Wollen und sein Werk, 2 Bände, 1929-1938
  • Der Mond braust durch das Neckartal, 1935
  • Novalis als Philosoph, 1954

Debatte um Ehrenbürgerschaft und Haering-Haus

Ende 2004, Anfang 2005 wurde nach einer Tagblatt-Recherche eine Debatte um Ehrenbürgerschaft, Verwendung des Hauses und des Namens laut. Von Stadtrat Anton Brenner die Frage aufgeworfen, ob es nicht besser wäre, Haering die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen und das Haus umzubenennen. Quelle: Tagblatt

Zitat zur Debatte aus dem Tagblatt vom 20.12.2008 von Manfred Hantke:

Übrigens: Ein Museum – auch für den Stifter

Theodor Haering, der vielen seiner Zeitgenossen still, bescheiden und zurückhaltend erschien, hatte einen ausgeprägten Gelehrtenstolz und einen starken Geltungsdrang. Und er war überzeugt, für seine geliebte Heimatstadt Tübingen Großes geleistet zu haben. Im „Dritten Reich“ vertauschte der anerkante Hegel-Kenner allerdings die Philosophie mit der Ideologie, unterstützte das NS-System in seinen Reden und Schriften und huldigte dem „Führer“.

Die Einstufung als „Mitläufer“ durch die Universitätsspruchkammer im Jahre 1948 hat der Professor nie nachvollziehen können, ein Schuldbewusstsein ist nicht bekannt. Die Rehabilitierung 1951 empfand er als Selbstverständlichkeit. Er war wieder wer, suchte die Öffentlichkeit, sie suchte ihn. Er wurde hofiert – und das gefiel ihm.

Die Nachkriegsgesellschaft vergaß dann allzu schnell die Vergangenheit. Und manchmal wollte sie anscheinend nicht einmal der Gegenwart richtig ins Auge blicken. Denn der Philosoph und (Heimat-)Dichter konnte noch 1953 in seinem „Haeringssalat“ die „geistige Rassenkunde“ propagieren und antidemokratische Einstellungen vertreten, ohne dass sich Widerspruch erhob. Im Gegenteil: Im selben Jahr wurde er für die Freie Wählervereinigung in den Tübinger Gemeinderat gewählt. Möglicherweise war das Anonymschreiben nicht ausschlaggebend für die Vergabe der Ehrenbürgerschaft an Haering. Aber das Gerücht, der Philosoph habe die städtische Würde gegen seine schmucke Villa in der Neckarhalde erkauft, kursiert seit Jahren in Tübingen. Wenn Oberbürgermeister Hans Gmelin laut Haering der einzige war, der bis zur öffentlichen Bekanntgabe von der Erbschaft gewusst hat, könnte er mit diesem potenziellen Geschenk den OB moralisch unter Druck gesetzt haben. Die Gemeinderäte jedoch wussten nichts. Das demokratisch legitimierte Gremium hat ohne Wissen einer künftigen „Gegengabe“ seine Entscheidung gefällt und Haering die Ehrenbürgerwürde zuerkannt.

Ob Haering die Würde zurecht erhalten hat, darüber wurde in Tübingens jüngster Vergangenheit heftig diskutiert. Nachdem im Januar 2005 die NS-Verstrickung Haerings im TAGBLATT publiziert worden ist, sollte die gemeinderätliche Kommission „Kultur des Erinnerns“ dem Gemeinderat Entscheidungshilfen liefern. Er sollte mögliche Konsequenzen ziehen. Ergebnisse der Expertenrunde sind jedoch nicht bekannt.

Auch versprach die damalige OB Brigitte Russ-Scherer, sich Gedanken über die Verwendung der Villa am Neckar zu machen und einen „neutralen Namen“ für das Haus zu suchen. Fast vier Jahre sind ins Land gegangen. Die OB ist abgewählt, Boris Palmer hat das Thema (noch) nicht auf seiner Agenda.

Es sollte aber draufstehen. Seit dem Tode Theodor Haerings im Jahre 1964, also seit fast 45 Jahren, folgt die Nutzung der Villa nicht dem letzten Willen des Stifters. Zwar kann der Kindergarten als soziale Nutzung gedeutet werden, das Depot des Stadtmuseums sicherlich nicht. Die Stadt sollte endlich das Testament des Theodor Haering erfüllen – oder sich vom Haus trennen.

Die angemessenste Lösung wäre freilich ein Museum. Eines, in dem die nationalsozialistische Geschichte Tübingens kritisch aufgearbeitet wird – auch die von Haering. Seinen Namen muss das Museum ja nicht tragen.


Gefunden im September 2009 hier (bitte klicken)


Weblinks

Quellen

  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Haering Wikipedia-Artikel zu Theodor Haering

Literaturhinweise

  • „Der Fall Theodor Haering. Geschichte eines Tübinger Ehrenbürgers. Vom Umgang mit der NS-Vergangenheit in Tübingen“, von Patricia Gebhart, Tübingen 2008 (Kleine Tübinger Schriften, Heft 35), ISBN 978-3-910090-86-6, 136 Seiten