TSV Turn- und Sportverein Lustnau 1888 e.V.

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Der TSV Lustnau ist ein traditionsreicher Tübinger Sportverein, der mit großem ehrenamtlichem Engagement aufrecht erhalten wird. Er bildet nicht nur die Grundausbildungsstätte für junge ambitionierte Sportler, sondern verfügt auch über Angebote für Mitglieder fortgeschrittenen Alters.

Durch die große Altersspannbreite ist nach Aussage von Mitgliedern das „WIR“-Gefühl des TSV Lustnau stark ausgeprägt, nahezu alle Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils Lustnau würden sich mit dem Verein identifizieren. Der TSV verfügt über zehn Abteilungen mit diversen Unterkategorien. Vom „traditionellen“ Fußball, über Tennis, Turnen, Tischtennis, Basketball, Badminton, Cheerleading, Roundnet und Laufen bis hin zum Rehasport kann Sport auf unterschiedlichen Niveaus ausgeübt werden.

Die kontinuierliche Jugendarbeit ist weit über die Stadtgrenzen bekannt. Darüber hinaus werden auch unter aktiv.fit wöchentlich Bewegungskurse, wie z.B. Yoga oder Gymnastik angeboten. Die Informationen auf dieser Seite sind der Webseite www.tsv-lustnau.de bzw. der darin enthaltenen Festschrift des TSV Lustnau zur 125-Jahr-Feier entnommen.

Dort sind auch alle weiteren Infos über die ausgedehnte TSV-Sportanlage zu finden, die seit 1958 hinter dem Karl-Brack-Sportheim in der Bismarckstraße 144 nach und nach, beginnend mit dem Stadion, entstanden ist.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Turn- und Sportverein Lustnau 1888 ist über 130 Jahre alt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Entstehen hat der TSV Lustnau dem Unterlehrer Karl Held (1863-1947) zu verdanken, der bei den Lustnauer Schulbuben die Liebe zum Turnen, Spielen und Wandern weckte. Seit der Gründung am 13. Mai 1888 mit 77 Mitgliedern im Gasthaus „Ochsen“ ist der TSV bis heute auf rund 2000 Mitglieder und 10 Abteilungenangewachsen. Er ist damit der größte Lustnauer Verein.

Die Festschrift zu 125 Jahre TSV ist auf der Homepage einzusehen: https://www.tsv-lustnau.de/verein/

Held, dessen Vollbart dem Turnvater Jahn zur Ehre gereicht hätte, ließ auf dem ehemaligen Friedhof bei der Kirche zwei Barren und ein Doppelreck aufstellen und aus einem dicken Eichenbalken aus der alten Kirche ein Pferd zimmern. Nach einem Aufruf an alle schulentlassenen Jugendlichen und befürwortet vom Ortsschulrat, fanden sich 55 Turnbegeisterte ein und übten an diesen Geräten. Am selben Tag, am 13. Mai 1888, kam es zur Gründung des Turnvereins Lustnau.

Schon 1897 wurde den Lustnauer Turnern die Ausrichtung des Gauturnfestes des Achalm-Gaus übertragen, und danach turnte eine Vereinsriege bis zum Ersten Weltkrieg in zahlreichen Kreis-, Bezirks- und Gaufesten mit. Unter dem Namen „Arbeiter-Turnerbund“ wurde im Februar 1914 in der „Krone“ als zweiter Lustnauer Verein die „Freie Turnerschaft“ gegründet, die dem Deutschen Arbeiter-, Turn- und Sportbund (ATUS) angehörte. In ihr schlossen sich überwiegend sozialdemokratisch und gegen Krieg eingestellte Arbeiter zusammen, die mit dem sich in immer stärkerem Maße national und militant gebärdenden Deutschen Turnerbund nichts mehr zu tun haben wollten. In dieser Gründung zeigte sich auch die Entwicklung und Strukturveränderung Lustnaus vom bäuerlichen Dorf zur Industriegemeinde.

Der Erste Weltkrieg riss große Lücken in beide Vereine. Allein der Turnverein verlor bis Kriegsende 100 seiner 160 Mitglieder. Verschiedene Versuche im Jahr 1919 und 1920, beide Vereine wieder zusammen zubringen, scheiterten. 1920 nahm der Turnverein den Turnbetrieb wieder auf, nicht nur bei den Männern, sondern auch bei den Frauen. Die Mitgliederzahl stieg bereits 1921 auf 125 an, auch stellten sich erste Erfolge ein. In ihren Gauen waren beide Lustnauer Vereine bald wieder an der Spitze zu finden – das auch dank ihrer turnerischen Leiter, Christian Finger (bis 1936) beim Turnverein und Karl Friesch bei der Freien Turnerschaft.

Im Folgenden wird aus der Chronik zitiert, die 1988 zum 100jährigen Jubiläum des TSV veröffentlicht wurde: „Das Verhältnis der beiden Vereine zueinander war insgesamt gesehen nicht schlecht. Es gab zwar ab und zu kleine Reibereien und gegenseitige Störungen. Auch wurden die ‚Turnvereinler‘ von den Freien gerne als ‚Säbelraßler‘ bezeichnet. Doch war die Trennung nicht unüberwindlich, weder aus politischen noch aus familiären Gründen, und es konnte sogar passieren, daß zwei Brüder nicht demselben Verein angehörten, sondern der eine Mitglied beim Turnverein, der andere bei der freien Turnerschaft war. Gemeinsame Probleme wurden gemeinsam erörtert, so 1920 die Spielplatzfrage. Nicht selten traten auch die Mitglieder des einen Vereins in den anderen über.“

Im August 1928 feierte der Turnverein sein 40jähriges Jubiläum, bei dem der Gründer, Karl Held, die Festansprache hielt. Der krönende Abschluss dieser turnerischen Zeit war dann das dem Turnverein Lustnau übertragene 44. Gauturnfest im Juli 1930.

Nach der „Machtergreifung“ im Jahre 1933 begann eine neue Ära. Die Protokolle berichten von Massenkundgebungen:

„Man hört den hallenden Marschtritt vor den Tribünen, das Knattern der Fahnen und die Treuegelöbnisse. Das im Jahre 1933 in Stuttgart stattfindende Deutsche Turnfest passt in dieses Bild. Wie so viele andere Institutionen wurden auch die Vereine von den neuen Machthabern ‚ausgerichtet‘ und ‚gleichgeschaltet‘. Es gab keinen Vorstand mehr, sondern einen Vereinsführer; die Mitarbeiter wurden nicht mehr von der Versammlung gewählt, sondern vom Vereinsführer ernannt und aus dem ‚Gut Heil‘ wurde ein ‚Sieg Heil‘. Für die Freie Turnerschaft bedeutete dies noch im Jahr 1933 Einstellung des Turnbetriebs, Verbot und Auflösung.“

Neben der Turnerei entwickelten sich als selbständige Abteilungen Handball und Leichtathletik; aber auch von Schwimmen und Fußballern ist in dieser Zeit die Rede. Insbesondere das Handballspiel nahm einen Aufschwung. Manche Lustnauer Handballspieler erhielten ehrenvolle Berufungen in Auswahlmannschaften. Die Leichtathleten machten sich immer selbständiger und beteiligten sich außer an Turnfesten viel und erfolgreich vor allem an Waldläufen. Für die Turner war neben dem Kreisturnfest in Urach 1934 das Deutsche Turnfest in Breslau im Jahre 1938 mit seinen Massenaufmärschen ein Höhepunkt.

Der Zweite Weltkrieg hatte wieder große Lücken in den Abteilungen hinterlassen. Das Turnen wurde verboten, ein Neubeginn schien kaum möglich. Und doch fanden sich sportbegeisterte Männer wie Karl Schaal, Josef Scheu, Fritz Theurer oder Karl Bechtle, die 1946 den – nur kurz – bestehenden „Sportverein Lustnau“ gründeten. Fußball durfte – von der französischen Besatzungsmacht genehmigt – sofort gespielt werden, Turnen war aber anfangs noch verboten.

Noch im Jahr 1946 kam es auf einer Versammlung im „Ochsen“ zur Gründung des „Turn- und Sportvereins Lustnau 1888“, der langsam Fuß fassen konnte und die Abteilungen Turnen, Leichtathletik, Handball, Fußball und eine neue Abteilung Tischtennis (gegründet 1950/51) umfasste. 1. Vorsitzender wurde Karl Schaal.

Mit Sportstätten war es in Lustnau zuerst schlecht bestellt. Die ersten Turnübungen fanden auf dem Platz vor der Kirche statt. Auch die Brauereiwiese, die sogenannte Heinrichswiese, diente anfangs als Übungsstätte unter freiem Himmel. Schon im Oktober 1888 stellte Brauereibesitzer Heinrich seine Garagen für den Turnbetrieb zur Verfügung. Dann wurde eine Zeitlang im Gemeindehaus an der Pfrondorfer Straße geturnt, in der zur Sophienpflege (damals im Klosterhof) gehörenden Scheuer im Bebenhäuser Tal, im Kohleschuppen der Firma Riekert und schließlich wieder im Gemeindehaus.

Die freien Turner übten zunächst in der Möckschen Fabrik und dann in der Säge. Im Jahre 1934, im Zusammenhang mit der am 1. April 1934 erfolgten Eingemeindung, wurde endlich ein Vorhaben verwirklicht das die Beteiligten schon lange bewegte – aus dem Jahre 1926 wird in einem Plan berichtet, mit Hilfe von Anteilscheinen eine Turnhalle aus eigenen Kräften zu bauen.

Noch unter der Gemeinde Lustnau waren Vorbereitungen für den Bau einer Turnhalle getroffen worden; es waren Pläne vorhanden, und die Finanzierung durch öffentliche Mittel, Spenden und Stiftungen waren im Großen und Ganzen gesichert. Diese Pläne und Vorschläge nahm die Stadt Tübingen im Eingemeindungsvertrag zur Kenntnis und erklärte sich ausdrücklich mit ihnen einverstanden. So kam es zum Bau der lange ersehnten Turnhalle, die am 5. Oktober 1935 feierlich eingeweiht wurde und bis zum heutigen Tage als Turn- und Festhalle in der Neuhaldenstraße Übungsstätte aller Abteilungen des TSV ist.

Die Geschichte der Sportplätze ist ebenso wechselhaft. Im Bebenhäuser Tal gab es seit altersher zwei Spielplätze. Der eine, auf der Sonntagsstelle, ist heute noch vorhanden, der andere lag weiter dem Dorf zu bei der ehemaligen Pumpstation am Goldersbach.

Der zwar etwas weit entfernte aber umso schöner gelegene Sportplatz auf der Sonntagsstelle diente bis in die Nachkriegszeit den Handballern, Fußballern und Leichtathleten als Übungs- und Wettkampfstätte.

1933 bot die Gemeinde den sporttreibenden Vereinen ein großes Geländestück im Bebenhäuser Tal an; die Sache wurde wegen der freien Turnerschaft hinfällig. 1937 konnte die Stadt einer „Eingabe betreffend eines neuen Turn- und Sportplatzes“ aus finanziellen Gründen nicht entsprechen.

Erfolgreicher waren diese Bemühungen nach 1945. Endlich wurde ortsnah an der Nürtinger Straße, zwischen Frottierweberei und Neckar, ein neuer Sportplatz gefunden. In vielen freiwilligen Helferstunden wurde der – nach der Neckar-Verlegung aufgefüllte – Platz planiert, im Juni 1952 eingeweiht, und in der Folgezeit wurde mit dem Bau eines Vereinsheimes begonnen, für das 1953 Richtfest gefeiert werden konnte. Doch bald zeigte sich, dass alle Mühe vergebens gewesen sein sollte. Die Frottierweberei benötigte den Platz für einen Erweiterungsbau, die Stadt verkaufte ihn und kündigte 1957 den Vertrag mit dem Verein. Die Sportplatzsuche begann von neuem. Viele Projekte wurden durchgesprochen, es gab hitzige Verhandlungen. Schließlich einigte man sich auf den heutigen Platz an der Bismarckstraße östlich der Umgehungsstraße. Im Herbst 1958 begann die Stadt mit dem Bau des Stadions, 1959 der Verein mit dem Bau des Sportheims. 1960 und 1961 konnten Stadion und Sportheim dann endlich im Neckartal eingeweiht werden.

Auf dem 1952 eingeweihten neuen Sportplatz zwischen Frottierweberei und Neckar fand dann der 1. Gau- und Sporttag des Achalm-Gaues statt. Bereits 1953 nahm auch eine Riege des TSV sehr erfolgreich am Deutschen Turnerfest im Hamburg teil. 1988 konnte der TSV Lustnau mit seinem Vorsitzenden, Otto Link, auf das 100-jährige Bestehen des Vereins zurückblicken. Vor dem Jubiläum erweiterte sich der TSV noch um zwei neue Abteilungen: 1984 um eine Badminton- und 1987 um die Tennis-Abteilung.

1984 wurde vom damaligen 1. Vorstand Otto Link und Walter Fromm die Abteilung Altenkameradschaft gegründet. Das Ziel war, jung gebliebene und ältere Mitglieder zusammenzuführen, um sich über Vergangenes und auch Aktuelles auszutauschen.

Die neue Sportstätte am Neckar erhielt den Namen des früheren Vorstandes und Ehrenvorstandes Karl Brack. Er hatte beim Bau Eigenhilfe organisiert und mit vielen freiwilligen Helfern den Bau des Sportheimes entscheidend vorangebracht. Wer das Lustnauer Sportheim zu Fuß und ohne Umwege erreichen will, kann das heute über den von Günter Bankmann durchgesetzten Steg über den Neckar tun.

„Frisch, Fromm, Stark und Treu.“ – Arbeitersport in Lustnau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein fast vergessenes Kapitel in der Geschichte Lustnaus ist der Arbeitersport von 1913/14-1933. Dazu gehören in Lustnau die freie Turnerschaft mit einem 1927 eigens gegründeten Spielmannszug und der Arbeiter-Gesangverein „Frohsinn“. Heute weiß kaum noch jemand, dass Lustnauer Arbeitersportler am Bundesfest des reichsweiten Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATUS) in Leipzig oder in Frankfurt/Main teilgenommen haben.

In Lustnau gab es zuerst die von Lehrer Karl Held 1888 gegründete Deutsche Turnerschaft. Bis 1914 war der Turnverein der einzig große Sportverein. Im Februar 1914 kam es zu einer Abspaltung. In der „Krone“ gründeten Arbeiterturner einen eigenen Verein, die Freie Turnerschaft. Ihr Motto war: „Frisch, Fromm, Stark, Treu.“ Die Arbeiterturner wurden Mitglied im Arbeiter- Turn und Sportbund (ATUS), der schon 1892/93 in Gera ins Leben gerufen wurde und sich neben der bürgerlichen Deutschen Turnerschaft gebildet hatte, weil diese politisch mehr nationalistischen und militaristischen Einflüssen unterlag.

Der ATUS war entstanden, weil sich viele Arbeiter politisch nicht mehr ausreichend in der Deutschen Turnerschaft vertreten fühlten. Nach dem Fall des Sozialistengesetzes, das sozialistische Organisationen verboten hatte, schuf sich nun die deutsche Arbeiterbewegung neben der SPD und den Gewerkschaften eigene Sportorganisationen, eigene Arbeiterbildungsvereine und eigene Kulturorganisationen.

Für die Arbeiterbewegung waren dies zusammen Instrumente der Integration, ein eigener geschlossener Kulturkreis von Arbeitern für Arbeiter. Schon vor dem Ersten Weltkrieg, vor allem aber nach der Niederlage des Kaiserreiches im Ersten Weltkrieg, entstanden so überall in Deutschland, vor allem in ländlichen Regionen, Sport- und Arbeiterbildungsvereine.

Ähnlich wie beispielsweise Mössingen wurde Lustnau mit seinem sozialdemokratischen und später auch kommunistischen Stammwähler-Potenzial eine Hochburg des Arbeitersports. Auch wenn der Erste Weltkrieg den Turnbetrieb in Lustnau erheblich einschränkte, zum Erliegen kam er nicht. Der Übungsbetrieb fand dabei größtenteils in Wirtshäusern, in Scheunen oder Schuppen statt. Erster Vorstand der Arbeiterturner war 1913/14 Wilhelm Bräuning, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist.

Nach 1918 begann der Aufschwung. 1920 gründete die Freie Turnerschaft eine eigene Turnerinnen- und eine eigene Kinderabteilung. Fahnenweihe war am 7. Mai 1922 und 1927 entstand dann auch ein eigener Spielmannszug mit Georg Stirnkorb als Leiter. Ende der Zwanzigerjahre war die Mitgliederzahl des Vereins auf etwa 150 angestiegen.

Erfolge auf Kreis- und Bezirksebene stellten sich in der knapp zwanzigjährigen Geschichte des Arbeitersports in Lustnau bald ein. Auf dem 1. Süddeutschen Arbeiter-Turnfest in Mann heim gab es die Note „sehr gut“. Auf dem Landesturnfest in Esslingen war Lustnau mit einer Riege von 14 Turnern vertreten.

Arbeiterturner aus Lustnau waren aber nicht nur in der Region und in Süddeutschland aktiv, auch beim Turnfest in Nürnberg im Jahre 1929 waren z.B. Julius Koch, Richard Matthes, Karl Friesch, Fritz Aicheler, Fritz Helle, Albert Kehrer und weitere Turner aus Lustnau dabei. Zum ersten Bundesturnfest 1922 in Leipzig waren Karl Aicheler, Georg Queck und Christian Füger abgeordnet. Die I. Internationale Arbeiter-Olympiade im Juli 1925 in Frankfurt/Main besuchten zwölf Lustnauer Turner. Zur Eröffnung der Bundesschule des ATUS in Leipzig im Jahre 1926 trugen Lustnauer Turner die Stafette beim Lauf von Tübingen nach Wannweil.

Bald nach der „Machtergreifung“ 1933 kam dann auch in Lustnau das Aus. Die Freie Turnerschaft wurde verboten, das Vereinsvermögen konfisziert, Protokollbücher und Dokumente wurden von den Nazis beschlagnahmt und vernichtet. Trotzdem: Noch am 12. März 1933 probte der Spielmannszug der Lustnauer Arbeiterturner in Pfrondorf. Dort wurde das Lokal umstellt und die Musiker (und Reichsbanner-Leute) zum Lustnauer Rathaus geführt, wo ihnen alle ihre Musikinstrumente – Hörner, Pfeifen, Trompeten, Pauken – abgenommen wurden.

Nach und nach traten dann viele Mitglieder in den weiter bestehenden Turnverein ein. Die Repressalien der Nazis nahmen zu. Bereits im April 1933 wurden mehr als ein Dutzend Lustnauer nachts abgeholt und für Wochen ins Konzentrationslager Heuberg gebracht. Es waren überwiegend Arbeiterturner und Arbeitersänger.

Ein Lustnauer Häftling berichtet später, dass er sich nach seiner Entlassung aus dem KZ ein Jahr lang jeden Tag auf dem Rathaus melden mußte. Viele Häftlinge erhielten Berufsverbot oder hatten Mühe, wieder Arbeit zu finden. Im Protokoll des Gemeinderates vom 10. Juli 1933 ist nachzulesen, dss die Arbeitssuche für diejenigen, die auf dem Heuberg waren, oft ergebnislos endete.

„Heuberger“ blieb man nach 1933 immer. Aus dem Protokoll: „Fritz Kehrer, Maurer in Lustnau, war seit Herbst 1928, bis zu seiner Inhaftierung auf dem Heuberg am 12. April 1922, beim Tiefbauamt Tübingen beschäftigt. Kehrer hatte nun nach seiner Entlassung um Wiederverwendung beim Tiefbauamt nachgesucht, da er bei einem Privatunternehmer nicht unterkomme. Nach der Äußerung des Tiefbauamtes ist zur Zeit kein Bedarf eines weiteren Maurers vorhanden.

Der Stand der Tiefbauarbeiten sei gegenwärtig so, dass in nächster Zeit Facharbeiter des Tiefbauamtes entlassen werden müssten. Vom Kollegium wird beschlossen: ‚Das Gesuch des Fritz Kehrer, Maurer in Lustnau, um Wiederverwendung ist abzulehnen.‘

Die Geschichte des Arbeitersports in Lustnau kann nicht mehr historisch genau nachvollzogen werden. Jahrzehnte sind vergangen, und es gibt immer weniger Zeitzeugen, die sich an das Bestehen der Freien Turnerschaft oder des Arbeiter-Gesangvereins „Frohsinn“ erinnern können. Die Nazis haben durch die Vernichtung der meisten Dokumente ihren Teil zum Vergessen beigetragen. Der Arbeitersport in Lustnau bleibt aber dennoch mit seinem knapp 20-jährigen Bestehen ein Teil der Sport- und Kulturgeschichte des heutigen Tübinger Vororts.


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

tsv-lustnau.de

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Riva, Gaststätte im Karl-Brack-Sportheim des TSV, Bismarckstraße 144