Stadtbrand 1789
Im Jahre 1789 brach in der Nacht des 9. auf den 10. September in der Altstadt im Hochmannianum in der heutigen Pfleghofstraße 13 ein großer Stadtbrand aus. Dieser verwüstete einen Teil der damaligen Stadt.
Umfang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Es brannten bis auf den Pfleghof alle Häuser in der Pfleghofstraße, die gesamte östliche Hälfte der Hafengasse, die danach nicht mehr weiter existierende Römergasse (ein Abzweig von der südlichen Pfleghofstraße) und die Häuser im Bereich der damals noch nicht vorhandenen Neuen Straße.
Insgesamt wurden 46 Häuser, 8 Scheunen und der herzogliche Marstall zerstört. 104 Familien wurden obdachlos. Es gab aber keinen direkten Brandtoten zu beklagen.
Zitat von Zeugen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
"Die Tübinger selbst verhielten sich äußerst konfus. Anstatt zu löschen versuchte jeder sein Hab und Gut aus der Stadt hinauszuschaffen. Andere wiederum eilten zum Brandhaus um das Spektakel zu besichtigen. Eine unüberschaubare Zahl von Gaffern drängte sich auf dem Chorumgang der Stiftskirche, der den besten Aussichtsplatz bot. Schließlich scheint das Gewicht der Menge zu groß geworden zu sein. Die Brüstung brach hinunter und stürzte auf die unten versammelte maulaffenfeil haltende Menschenmenge. Fazit: 12 Verwundete und zwei Tote. Es waren die einzigen Toten der Brandkatastrophe."
Wiederaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Herzog Karl Eugen, dessen Frau laut Überlieferung selber Wasser aus dem Georgsbrunnen bei der Stiftskirche geschöpft haben soll, beauftragte mit dem Wiederaufbau Johann Adam Groß. Dieser teilte das Gebiet des Brandes erstmal in neue, rechteckige Blöcke ein. So entstand die Neue Straße, und die Hafengasse wurde deutlich verbreitert. Die Keller der alten Häuser in diesem Bereich wurden dafür zugeschüttet und befinden sich noch heute zum Teil unter den Straßen (siehe Bild). Es wurde eine Art Bebauungsplan erstellt, in dem nicht nur der Stil der Häuser als frühklassizistisch festgelegt wurde, sondern auch die Dachformen, Geschossanzahl und Fensteranzahl sehr zum Missfallen der Bürger des Viertels vorgeschrieben wurden. Noch heute sind diese danach in nur drei Jahren gebauten Häuser als ein sehr reines Ensemble von frühklassizistischen Häusern erhalten, wie man es nur selten in Württemberg antrifft.
Weitere Brände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 9. Juli 1280 Brandunglück, bei dem 150 Gebäude eingeäschert wurden
- 15. Januar 1534, als die Sapienz (das Universitätshaus) und die mathematische Bibliothek und das astronomische Kabinett des Professors Johannes Stöffler
- 21. September 1540, als 69 Häuser in Rauch aufgingen,
- 24. Oktober 1742, als die Spitalscheuer mit großem Fruchtvorrat und 9 Häuser vom Feuer verzehrt wurden
- 4. August 1771, als 15 Häuser und 5 Nebengebäude in 4 Stunden in Asche lagen[1]
Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- "Tübingen - Auf alten Wegen Neues Entdecken - Ein Stadtführer" (Verlag Schwäbisches Tagblatt, S. 123ff (3. Auflage von 2003)
- Bericht und Karte in den Tübinger Blättern von 1898
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 316.