St.-Pankratius-Kirche Bühl

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Pankratius-Kirche (Oktober 2016)
Innenraum

Die St.-Pankratius-Kirche im Ortsteil Bühl ist die Pfarrkirche der katholischen Gemeinde Bühl-Kilchberg.


Geschichte, Architektur

Eine erste Kirche könnte schon vor 1098 bestanden haben, als erstmals ein Priester (Presbyter Diemo de Buhile) genannt wird. Auf jeden Fall aber hatte Bühl 1275 schon einen "Plebanus" (Leutpriester) und somit sicher auch eine Kirche. Nachdem es in frühester Zeit wohl eine Filiale der Pfarrei Kilchberg gewesen ist, kann man um 1370 von einer eigenen Pfarrei Bühl ausgehen, die dann 1472 ausdrücklich erwähnt wird.

Der um 1900 bestehende Bau war so klein und wohl auch baufällig, dass aufgrund des Einsatzes des Pfarrers Petrus Knoll ein größerer Neubau beschlossen wurde. Das alte Kirchenschiff wurde abgetragen, der achteckige Turm mit Zwiebelhaube (von Peter Lang, 1599, mit zwei Glocken von 1695) blieb erhalten.

Mit dem Neubau wurde der Stuttgarter Privatarchitekt Josef Cades (1855-1943) beauftragt, der zwischen 1887 und 1914 zahlreiche katholische Kirchen vor allem im württembergischen Bistum Rottenburg entwarf und als Stararchitekt im Kirchenbau jener Zeit galt. Von ihm stammt z.B. auch die Kirche St. Wolfgang in Reutlingen und die große Elisabethkirche in Stuttgart.

1902 wurde die neue Kirche eingeweiht. Stilistisch ist sie ein neuromanischer Bau mit frühgotischen Anklängen im Inneren. Der Innenraum war ursprünglich im romantischen (späten) Nazarener-Stil[1] farbig ausgemalt und u.a. mit drei Altären und bunten Glasfenstern ausgestattet. Der alte Turm wurde etwas erhöht.

Aus baulichen wie auch liturgischen Gründen (nach dem 2. Vatikanum) entstand Mitte der 1960er Jahre die Forderung nach einer durchgreifenden Renovierung. Ab den 1920er und besonders in den 1950er bis frühen 1970er Jahren galten der Historismus und auch die Nazarenerkunst weitgehend als "nicht besonders wertvoll" oder waren sogar "verpönt". Viele Kirchen erfuhren in dieser Zeit eine "modernisierende" Veränderung. Auch die Bühler Kirche wurde noch 1970/71 sozusagen "ausgebeint" und purifizierend neugestaltet. Ausschließliche Wandfarbe war nun Weiß, die alten "opulenten" Altäre wurden durch einen schlichten, kleinen Altar in der Mitte ersetzt. Bis auf die Rosette über der Orgelempore bekamen die Fenster fast farblose Gläser. Auch die Kanzel und der ausladende Kronleuchter wurden entfernt.

Der heutige Denkmalschutz, dessen Begriff sich in den 1970er Jahren gewandelt hatte und von pauschalen Abwertungen bestimmter früherer Stile und Epochen Abstand nahm, hätte sich wahrscheinlich für einen Erhalt der originalen Ausstattung ausgesprochen. So wird deren Zerstörung heute meist kritisch gesehen, auch wenn der modernen Umgestaltung durchaus auch ein positiver Eigenwert zugemessen werden kann.

Bei einer weiteren Renovierung 1995/96 wurde der Innenraum durch eine zurückhaltende Farbgebung in Pastelltönen speziell an Pfeilern und Bögen wieder belebt.

Kunstwerke

Zur figürlichen Ausstattung zählen eine wertvolle spätgotische Madonna mit dem Kind (Ulm ca. 1510-20), ein Christuskreuz (um 1620) von den Brüdern Taubenschmid, eine Pietà (1902), eine Pankratius-Statue und drei weitere Figuren.
In der Eingangshalle befindet sich die gut erhaltene und gestaltete Grabplatte der Frau Anna vom Stain geb. v. Weiher (1577), Witwe des Schloss-Erbauers David vom Stain.
Das Bild der Schutzmantel-Madonna in Öl auf Leinwand von Hermann Bantle (1915) hängt an einer Seite des Chors. Es wurde von Pfarrer Knoll gestiftet, der selbst abgebildet ist, wie er seine Pfarrgemeinde in den Nöten des Krieges auf die Madonna verweist, die ihren Mantel über alle ausbreitet.
Ein Christuskopf in archaischer Form war sehr wahrscheinlich der Schlussstein in einem Gewölbe der mittelalterlichen Kirche und wird im Pfarrhaus aufbewahrt.

Glocken

Die Kirche verfügt heute über die Pankratiusglocke, Ignatiusglocke (beide 1695) und Marienglocke (1952) sowie die Friedhofskapelle über eine Totenglocke von 1922.

Anmerkung

  1. Zur Nazarener-Kunst siehe auch Diskussionsseite

Quellen, Literatur

  • 100 Jahre St. Pankratius-Kirche Bühl 1902-2002, Festschrift, 2002, 60 S.
  • Bühl - Gesichter, Geschichten, Geschichte - 1135 bis 1996, Tübingen: Hepper Verlag, 1996
  • Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler / Georg Dehio, Baden-Württemberg II, Neubearb., München/Berlin: Deutscher Kunstverlag 1997, S. 129
  • Führung im Sept. 2016

Weblinks

Namenspatron

Der Heilige Pankratius (einer der 'Eisheiligen') war ein frühchristlicher Märtyrer, der um 304 in Rom mit 14 Jahren enthauptet wurde.