Schweickhardtsche Mühle

Aus TUEpedia
Version vom 30. April 2011, 19:03 Uhr von Abilus (Diskussion | Beiträge) (Quellen vor Googlemaps verschoben, da sonst nicht sichtbar)
Wechseln zu:Navigation, Suche
Erinnerung im Pflaster neben dem Ammerkanal.

Die Schweickhardtsche Mühle wurde wohl direkt nach dem Ausbau des Ammerkanals im späten 15.Jahrhundert auf der westlichen Fläche des heutigen Haagtorplatzes erbaut. Sie ersetzte wahrscheinlich die wegen des Umbaus des Ammerkanals aufgegebene Trostsmühle, die etwas nördlicher lag. Durch den Kauf der Mühle durch Hans Hemmerlin für 200 Gulden im Jahre 1501 von der Stadt wurde sie erstmals urkundlich erwähnt.

Wegen der ca. 100 m flußaufwärts am Ammerkanal gelegenen Oberen Haagtormühle bürgerte sich bald der Namen Untere Haagtor Mühle ein. Der Name Schweickhardtsche Mühle entstand durch den Erwerb der Mühle im Jahre 1835 durch die Brüder Schweickhardt. Bereits 1881 wurde die Mühle im alten Fachwerkgebäude stillgelegt und die Mühltätigkeit in dem am Nordufer des Ammerkanls liegenden Backstein-Neubau mit neuerer Technik übertragen. Das alte Gebäude diente fortan zu Lagerzwecken. Die Mühle wurde 1960 endgültig stillgelegt. 1961 kaufte die Stadt Tübingen die Mühle komplett auf und ließ sie 1963 abreißen. Dem damaligen Fortschritts-Zeitgeist sah man laut Artikel im Schwäbischem Tagblatt den Abriss als Gewinn für die Altstadtsanierung: "... daß mit dem Abbruch der beiden Gebäude das Stadtbild gewonnen hat, es ist als ob man nun am Haagtor freier atmen könne."[1]

Heute erinnert nur noch ein symbolisierter ca. 1,20 m messender Mühlstein mit Zahnradkranz an der Stelle des alten Gebäudes an diese Mühle. Mit Sicherheit hätte man bereits 10-15 Jahre später diese Mühle nicht oder zumindest nur das Backsteingebäude neueren Datums abgerissen.

Tübinger Brotkrawall

Am Abend des 4. Mai 1847 kam es zu einem gewaltsamen Sturm auf die Schweickhardtsche Mühle, der durch die durch eine Hungersnot und starke Teuerung in Württemberg ausgelöst wurde. Die hungerleidende Bevölkerung verdächtigte die Gebrüder Schweickhardt, Mehl zurückzuhalten oder ins Ausland zu verkaufen, um die Preise in die Höhe zu treiben. Ein aus aus etwa 150 Studenten bestehendes akademisches Sicherheits-Corps der Universität Tübingen wurde aus Anlass dieses Tübinger Brotkrawalls unter der Führung von Heinrich Ludwig Hoffmann aus den Arsenalen der Universität bewaffnet. Das Sicherheitscorps beendete die Unruhen, indem es wie auch schon beim so genannten Gogenaufstand von 1831 entschlssen gegen die sozialen Interessen der armen Bevölkerungsschichten antrat.[2] [3]

Quellen

  1. "Das Tübinger Stadtbild im Wandel", Stadt Tübingen • Kulturamt (1994), S.30f, ISBN: 3-910090-11-7
  2. Ulrich Köpf: Historisch-kritische Geschichtsbetrachtung: Ferdinand Christian Baur und seine Schüler : 8. Blaubeurer Symposion. Franz Steiner Verlag, 1994, Seite 97.
  3. Helmut Marcon, Heinrich Strecker und Günter Randecker: 200 Jahre Wirtschafts- und Staatswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen: Leben und Werk der Professoren : die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Tübingen und ihre Vorgänger (1817-2002). Franz Steiner Verlag, 2004, Seite 212.

Lage

<googlemap version="0.9" lat="48.520533" lon="9.049323" type="satellite" zoom="20" width="700" height="600" scale="yes" controls="small"> (M) 48.520486, 9.049311 Mühlstein Symbol im Pflaster (T) 48.520482, 9.049124 Öffentliche Toilette 6#7FFF083C 48.520418, 9.049201 48.520605, 9.049449 48.520444, 9.049518 48.520367, 9.049355 48.520418, 9.049203 </googlemap>

Die ungefähre Lage des Fachwerk-Gebäudes durch rote Linien markiert.
Der Backsteinbau von 1881 lag auf dem als Parkplatz genutzten Fläche links oberhalb der markierten alten Mühle.