Rosemarie Dyckerhoff

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Rosemarie Sack-Dyckerhoff, als Künstlerin meist nur Dyckerhoff (* 7. Oktober 1917 in Blumenau bei Wunstorf; † 3. März 2015 in Freiburg) war eine deutsche Bildhauerin, die lange im Tübinger Stadtteil Lustnau lebte und arbeitete.

Leben und Werk

Rosemarie Dyckerhoff wurde in Norddeutschland als Tochter süddeutscher Eltern geboren. Sie absolvierte von 1937 bis 1939 eine Bildhauerlehre bei Fritz von Graevenitz in Stuttgart. Von 1939 bis 1940 studierte sie an der Kunstakademie Stuttgart bei den Malern Hans Spiegel und Anton Kolig sowie bei dem Bildhauer Fritz von Graevenitz. In den Jahren von 1940 bis 1941 studierte sie an der Kunstakademie München bei dem Bildhauer Bernhard Bleeker und im Anschluss daran von 1941 bis 1944 wieder an der Kunstakademie Stuttgart bei Graevenitz, dessen Meisterschülerin sie 1942 wurde. Von 1945 bis 1948 arbeitete sie als freischaffende Bildhauerin in Biberach an der Riß.[1]

Im Jahr 1947 war sie eines der Gründungsmitglieder der Oberschwäbischen Sezession. Von 1948 bis 1978 lebte und arbeitete sie als freischaffende Bildhauerin in Lustnau und heiratete dort 1950 Otto Sack. Ab 1951 war sie Mitglied in der Tübinger Künstlergruppe Ellipse.[1]

Nach dem Tod von Otto Sack im Jahr 1961 unternahm sie 1963 einen längeren Studienaufenthalt in Rom. Von 1975 bis 1976 unterrichtete sie als Dozentin für Bildhauerei an der Winterakademie in Kisslegg. Ab 1976 nutzte sie ein zweites Atelier in Todtmoos. Ab 1977 wurde sie künstlerische Mitarbeiterin in der von Karlfried Graf Dürckheim und Maria Hippius Gräfin Dürckheim gegründeten Existentialpsychologischen Bildungs- und Begegnungsstätte in Todtmoos-Rütte. Ab 1979 arbeitete sie als freischaffende Bildhauerin in Freiburg im Breisgau.[1]

Ab den 1940er Jahren entwickelte die Künstlerin ihre eigene Formensprache: die raue, zerklüftete Oberfläche.

Seit 1943 wurde ihr Werk in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland präsentiert. Zahlreiche Skulpturen gibt es im öffentlichen Raum in Tübingen und Stuttgart. Ihre Arbeiten sind heute in privatem und öffentlichem Besitz (u. a. Sprengel-Museum Hannover, Staatsgalerie Stuttgart und Stadtmuseum Tübingen).[1]

Das Stadtmuseum Tübingen organisierte 1996 eine große Retrospektive mit plastischen Werken der Künstlerin, worüber ein Katalog des Kulturamts (s.u.) erschien.

Mittlerweile hat das Stadtmuseum einen "beträchtlichen Zuwachs" an Arbeiten von Dyckerhoff,[2] von denen drei in der Ausstellung 2019/20 (s.u.) zu sehen waren.

Friederike Assmus schreibt einleitend zur Biographie im Katalog 1996: "Meine Arbeit ist für mich ein Weg, die Welt mit den Augen zu begreifen statt über das Denken." Dieser Satz von Rosmarie Dyckerhoff ist bestimmend für ihre ganze Arbeit, für ihr Vorgehen, für ihre Thematik. Nicht Theorien oder Ideen sind die Quellen ihrer Inspiration, sondern das Sehen selbst. Das bedeutet, daß sie Menschen, Tiere, Gegenstände nicht einfach detailgetreu in ihrer äußeren Form, plastisch wiedergibt. Viel eher kommt es der Künstlerin darauf an, das Verborgene, das unsichtbare "Dahinter" zu entdecken und in ihren Arbeiten erkennbar zu machen.


Werke in Tübingen

Öffentlicher Raum

Besitz des Stadtmuseums (Beispiele)

  • "Stehende", glattflächige Skulptur aus Gips, 1943 (noch Einfluss ihres Lehrers Graevenitz)
  • "Mutter mit Kind", Bronzeplastik, 1957
  • "Argolis", Bronzeskulptur, 1967 [4]
  • "Schöner wohnen", Turmskulptur Bronze, 1969/70 [5]
  • "Arbeit an der Lithopresse", Terrakotta bemalt, 1976
  • Gemälde "Fasching" und "Maskenball" [6]


Das Werkverzeichnis im Katalog 1996 fasst Dyckerhoffs Arbeiten unter folgenden Oberbegriffen zusammen (sie sind heute zu einem großen Teil im Archiv des Stadtmuseums Tübingen):

  • Porträts 1936-1957, Bronzen 1952-66, Körperlandschaften, Räumliche Gruppen, Türme, Überlebensgroße Terrakottaporträts, Farbige Terrakotten, Menschen am Wasser, Frauen mit Wänden, Tänzerinnen, Porträts 1975-1994.

Bilder

Dokumentarfilm

Rosmarie Dyckerhoff, Dokumentation (DVD) von Eka Papiashvili und Carsten Böhnke (hinter der Kamera), Greenstone Films 2015, 29 Min.

  • Teil 1: Einblick in Leben und Werk, Interview mit der Künstlerin
  • Teil 2: Dr. Evamarie Blattner, Sammlung Stadtmuseum Tübingen, spricht über die Werke

Literatur

  • Friederike Assmus et al.: Rosmarie Dyckerhoff - Das plastische Werk, Tübinger Kataloge Nr. 46, Red. Wilfried Setzler, Universitätsstadt Tübingen, Kulturamt 1996, 112 S., ISBN 3-910090-15-X
  • Deutsche Bildhauer der Gegenwart, Sonderausgabe der Zeitschrift >Das Kunstwerk< Baden - Baden 1951
  • Werner Fleischhauer/Julius Baum/Stina Kobell: Die schwäbische Kunst im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 1952
  • SOB. Sezession Oberschwaben - Bodensee, Maler und Bildhauer in einer Landschaft 1947 bis 1977, Hrsg. von Andre Ficus. Friedrichshafen 1977
  • Bildhauer in Baden-Württemberg, Stuttgart und Karlsruhe 1980
  • Günther Wirth: Kunst im deutschen Südwesten nach 1945, Stuttgart 1982
  • Ulrike Evers: Deutsche Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, Hamburg 1983
  • Gert K. Nagel: Schwäbisches Künstlerlexikon, München 1986
  • Rosmarie Dyckerhoff. Plastik und Zeichnung (Katalog), Kulturring Kirchheim unter Teck 1990
  • Klassische Moderne im deutschen Südwesten, Hrsg. von Hans-Dieter Muck

Ausstellung Stadtmuseum 2019/20

Vom 16. November 2019 bis 20. März 2020 zeigte das Stadtmuseum die Doppelausstellung "Neuanfang?!" über Kunst und Kulturpolitik der 1950er Jahre, die mehrere Plastiken Dyckerhoffs und natürlich vieler weiterer Künstler enthielt. [7]

Einzelnachweise

Weblinks

Bilder zu Rosemarie Dyckerhoff, google.com/search (oberer Teil)