Paul Siebeck

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Siebecks Wohnhaus in der Staufenstraße 30, Gartenseite (siehe auch Bildbeschreibung), Foto 1930er Jahre

Paul Siebeck (* 7.03.1855 Tübingen, † 20.11.1920 Heilbronn) war ein deutscher Verleger und von 1877 bis 1920 Inhaber des Verlags J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), dem heutigen Mohr Siebeck Verlag in Tübingen.


Siebeck begann 1871 eine zweijährige Lehre in der väterlichen H. Laupp'schen Buchhandlung, an die sich vier „Wanderjahre“ in Bonn und Leipzig bei den Verlagen Emil Strauß und F. A. Brockhaus anschlossen. Nach dem Tod des Vaters 1877 arbeitete er als Teilhaber mit seinem Schwager J. Gustav Kötzle zusammen. Beide erwarben 1878 den Heidelberger Verlag J.C.B. Mohr und holten ihn nach Tübingen. Der Verlag war 1801 in Frankfurt/M. gegründet worden, bereits 1805 nach Heidelberg übergesiedelt und hatte unter Jakob Christian Benjamin Mohr (1778–1854) Bedeutung mit Veröffentlichungen der Heidelberger Romantiker und als Universitätsverlag erlangt. [1]

Paul Siebeck ging mit dem Verlag J.C.B. Mohr 1880 nach Freiburg, während Kötzle mit der H. Lauppʼschen Buchhandlung in Tübingen blieb. Siebeck nannte seine Firma "Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Inhaber Paul Siebeck"; im Stil der Zeit verkürzte er das alsbald auf "J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)". Er baute den Verlag zu einem wissenschaftlichen Fachverlag aus, der schwerpunktmäßig Werke der liberalen Theologie, des Kulturprotestantismus, der südwestdeutschen Neukantianer, der Nationalökonomen um Max Weber sowie der Privat- und Staatsrechtswissenschaft veröffentlichte.

Das Zeitschriftenprogramm wurde in dieser Zeit um zwei Journale erweitert: 1886 wurde das Archiv des öffentlichen Rechts (AöR) gegründet, und 1891 kam als erste theologische Zeitschrift die "Zeitschrift für Theologie und Kirche" (ZThK) hinzu.

Sein Landesherr verlieh Paul Siebeck den Orden vom Zähringer Löwen, der fortan zum Wappentier und heutigen Logo avancierte. Als Mohr-Löwe schwang er eine große Fahne mit seinem Motto artibus ingenuis: den edlen Künsten – gemeint: den Wissenschaften – verpflichtet.

1895 entstand der Kontakt zu Max Weber, der zu Siebecks wichtigstem Berater wurde und dessen Gesamtausgabe (MWG) noch heute einen der Eckpfeiler des Verlagsprogramms bildet.

1899 kehrte er nach Tübingen zurück und leitete die Firmen Mohr und Laupp gemeinsam in Tübingen weiter bis 1920. In dieser Zeit (19091913) erschien das theologische Standardlexikon "Religion in Geschichte und Gegenwart" (RGG) in erster Auflage, herausgegeben von Friedrich M. Schiele und Leopold Zscharnack.

Paul Siebeck verstarb 1920 unerwartet, und seine Söhne Oskar und Werner übernahmen die Verlagsgeschäfte. Oskar Siebeck hatte 1913-20 ein Berliner Büro des Verlags unterhalten. [2]


Auf einem großen Grundstück in der Staufenstraße 30 (heute Stauffenbergstraße) erbaute im Jahr 1908 der renommierte Architekt und Stuttgarter Professor Theodor Fischer für Paul Siebeck eine Villa auf dem damals noch spärlich bebauten Österberg. Diese wird seit den 1950er Jahren als Leibnizhaus II genutzt.


Quellen

  1. Siebeck, Paul, deutsche-biographie.de
  2. 1878–1906: Vom Universitätsverlag zum Verlag für Wissenschaften – Paul Siebeck, mohrsiebeck.com/verlag/geschichte (mit Foto)