Oberes Schlosstor
Das Obere Portal des Schlosses Hohentübingen, auch Ulrichstor genannt, wurde 1538 nach der Rückkehr Herzog Ulrichs als prächtiges Entree zur aufwendig umgestalteten Residenz und Festung im Stil der Renaissance errichtet.
Über die Baumeister dieses Tores ist wenig bekannt. Vermutlich stammen die Arbeiten nicht von heimischen Baumeistern und Künstlern, sondern von auswärtigen Meistern, die nach der Erledigung des Auftrags Tübingen wieder verlassen haben. Aus manchen Details am Portal wie etwa den Szenen aus der Herkulesmythologie kann man schließen, dass hier wohl Vertreter der damals führenden Augsburger und Nürnberger Kunst am Werk waren. Über den vier Pilastern (Flachsäulen) prangt das Wappen des württembergischen Herzogtums in seiner damaligen Form: Es wird in den Viertelkreisflächen links und rechts durch Hirschreliefs ergänzt – die Wappentiere der Württemberger und darüber hinaus das mittelalterlicher Symbol für Fruchtbarkeit und Stärke. Über dem Wappenaufsatz findet sich die Helmzier: die württembergischen Herzogshüte mit einem Hifthorn und einem Jagdhund. Auf diese Insignien seiner Macht hatte Ulrich stets großen Wert gelegt. Auch seinen persönlichen Wahlspruch ließ er auf dem Oberen Portal zwischen den zwei Jahreszahlen in Kurzform verewigen: V D M I AE (verbum domini manet in aeternum – das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit). Auf den äußeren Pilastern stehen zwei Wächterfiguren im Stile antiker Krieger, aber in zeitgenössischer Gestalt als Landsknechte. Außerdem schmücken Putten und ein reich verziertes Gesims das Obere Schlossportal.
Rechts neben dem großen Eingangsgewölbe war ein kleinerer Einlass für die Fußgänger reserviert. Bei einer genauen Betrachtung des Portals kann man erkennen, dass es erst später vor das ursprüngliche Mauerwerk gesetzt wurde. Über dem Portal sieht man noch den Steinbogen des ersten Tores, das Herzog Ulrich schon vor seiner Verbannung errichtet hatte. Und rechts vom Schmuckrand des Portals zeichnet sich an der Außenwand des Ostflügels der alte Einlass für die Fußgänger ab. Dieser Zugang wurde beim Bau des neuen Portals zugemauert und diente danach als Wächterhäuschen.
Unter der Jahreszahl des Baujahrs 1538 sieht man die Zahl 1892. In diesem Jahr wurde das ursprüngliche Portal – der Zahn der Zeit hatte dem anfälligen Sandstein stark zugesetzt – abgerissen und durch eine Kopie ersetzt. Bereits hundert Jahre später hatte Streusalz auch diese Nachbildung im unteren Bereich so stark beschädigt, dass die beiden Sockel und Teile der Pilaster erneuert werden mussten. - Die verwitterten Originale der zwei Wächterfiguren sind im Stadtmuseum zu besichtigen.
Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Michael Weiß: Das Tübinger Schloß. Verlag Schwäbisches Tagblatt, 1996, Seite 55 f.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weitere Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kolorierte Zeichnung von Luise von Martens, 1853, Brücke noch aus Holz