Neckarwöhrd

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Der Tübinger Wöhrd oder Neckarwöhrd (andere, z.T. frühere Schreibweisen: Wert, Wörth, Weerth ...) bezeichnet die Niederung entlang des Neckars im Bereich der Stadt. Man unterscheidet den Oberen Wöhrd oberhalb (westlich) der Alleenbrücke und Derendinger Allee, den Mittleren Wöhrd von dort bis zur Neckarbrücke, also der Bereich der Neckarinsel und des Parks am Anlagensee, und unterhalb (östlich) davon den Unteren Wöhrd. Der letztere wird jedoch heute Wert genannt, so im Stadtteil Au/Unterer Wert.


Geschichte und Entwicklung

Bis zur Regulierung des Neckars 1910 bis 1911 war dies eine häufig von Hochwasser überschwemmte Flussaue mit mehreren Armen und Inseln, die im Lauf der Jahrhunderte immer wieder Lage und Verlauf änderten. Das ausgedehnte Gelände wurde hauptsächlich als fruchtbares Wiesen- und Weideland (Allmende) genutzt. Im unteren Bereich befand sich von 1875 bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein großer Exerzierplatz, der dann auf den Waldhäuser verlegt wurde, vor allem weil man hier den Platz für den neuen Güterbahnhof brauchte.

Tübingen und der Wöhrd um 1800. Kupferstich von J. G. Gerhardt ausgestellt im Stadtmuseum

Besondere Bedeutung für Tübingen hatten die Auen mit ihren Alleen auf dem Oberen und Mittleren Wöhrd als Spazier- und Erholungsgebiet. Im Hungerjahr 1817 gab es einen Konflikt um die Wöhrdwiese, als die Bauern diese als Weide für ihr hungerndes Vieh nutzen wollten. Das Neckartor blieb anfangs geschlossen, da die Studenten und Dozenten der Universität den Wöhrd als Fecht- und Lektüreplatz sowie als Spazierweg nicht aufgeben wollten. Das Tor konnte dem Druck der wütenden Bauern und Weingärtner aber nicht standhalten, gab nach und somit den Weg zum Wöhrd frei.


1819 oder kurz danach wurden die Platanen-, Kastanien- und Akazienallee gepflanzt. Davon existiert gegenwärtig noch die Platanenallee.

Eine besondere Rarität auf dem Oberen Wöhrd stellt noch heute die Alte Lindenallee dar, die schon 1508 gepflanzt wurde und die älteste Baumanlage Tübingens ist. Sie wurde allerdings durch zwei Verkehrsbauten im 20. Jahrhundert (Ammertalbahn und B 28) zerschnitten und um über ein Drittel dezimiert.

An dem Bau der Ammertalbahn entzündete sich 1907 - ca. 1910 der sogenannte "Tübinger Alleenstreit" zwischen der Stadtverwaltung unter Hermann Haußer und Universitätsangehörigen, besonders dem Professor der Kunstwissenschaft Konrad Lange und dem Professor der Volkswirtschaft Carl Fuchs. Mit einer Verzögerung wurde dann 1910 das strittige Teilstück der Bahn zwischen Haupt- und Westbahnhof unter "weitestmöglicher Schonung" der Landschaft vollendet.

Auch als eine Art Kompensation wurde anschließend dort der Parkbereich erweitert, und neue Alleen wurden gepflanzt, so ein doppelreihiges Kastanienrondell um einen neuen ovalen Festplatz (heute Alter Festplatz), eine neue Lindenallee als zentrale Achse ("Jahnallee") und weitere (Eichen, Platanen, Pappeln, Akazien, Buchen, Ahorne etc. ...).

Später und bis heute wurden, vornehmlich südwestlich davon, auch mehrere Sportplätze, das Freibad, das Hotel am Bad und zuletzt die Paul Horn - Arena gebaut.

Propellerflugzeug und Pilot mit einer illustrierten Zeitung

Im Südwesten geht der Obere Wöhrd in die Weilheimer Wiesen mit dem (neuen) Festplatz über. Während des Zweiten Weltkrieges starteten und landeten dort Propellerflugzeuge.[1] Die Weilheimer Wiesen sind im heutigen Flächennutzungsplan der Stadt bis zum Weilheimer Landgraben als potenzielle Erweiterungsfläche für Sport, Freizeit und Erholung vorgesehen.

Weiterführende Links

Quellen


Der Obere Wöhrd im Luftbild

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