Neckarwöhrd

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Der Tübinger Wöhrd oder Neckarwöhrd (andere, z.T. frühere Schreibweisen: Wert, Wörth, Weerth ...) bezeichnet die Niederung entlang des Neckars im Bereich der Stadt. Man unterscheidet den Oberen Wöhrd oberhalb (westlich) der Alleenbrücke und Derendinger Allee, den Mittleren Wöhrd von dort bis zur Neckarbrücke, also der Bereich der Neckarinsel und des Parks am Anlagensee, und unterhalb (östlich) davon den Unteren Wöhrd. Der letztere wird allerdings heute "Wert" genannt, so im Stadtteil Au/Unterer Wert.

Bis zur Regulierung des Neckars 1910 bis 1911 war dies eine häufig von Hochwasser überschwemmte Flussaue mit mehreren Armen und Inseln, die im Lauf der Jahrhunderte immer wieder Lage und Verlauf änderten. Das ausgedehnte Gelände wurde hauptsächlich als fruchtbares Wiesen- und Weideland (Allmende) genutzt. Im unteren Bereich befand sich bis Anfang des 20. Jahrhunderts auch ein großer Exerzierplatz.

Besondere Bedeutung für Tübingen hatten die Auen mit ihren Alleen auf dem Oberen und Mittleren Wöhrd als Spazier- und Erholungsgebiet. 1819 wurden die Platanen-, Kastanien- und Akazienallee gepflanzt. Davon existiert gegenwärtig nur noch die Platanenallee.

Eine besondere Rarität auf dem Oberen Wöhrd ist noch heute die Alte Lindenallee, die schon 1508 gepflanzt wurde und somit die älteste Baumanlage Tübingens ist. Sie wurde allerdings durch zwei Verkehrsbauten im 20. Jahrhundert (Ammertalbahn und B 28) zerschnitten und um über ein Drittel dezimiert.

An dem Bau der Ammertalbahn entzündete sich 1907-09 der sogenannte "Tübinger Alleenstreit" zwischen der Stadtverwaltung und Universitätsangehörigen, besonders dem Kunsthistoriker Konrad Lange. Mit einer Verzögerung wurde dann 1910 das strittige Teilstück der Bahn zwischen Bahnhof und Weststadt unter "weitestmöglicher Schonung" der Landschaft vollendet.

Auch als eine Art Kompensation wurde anschließend dort der Parkbereich erweitert, und neue Alleen wurden gepflanzt, so ein doppelreihiges Kastanienrondell um einen neuen ovalen Festplatz (heute Alter Festplatz), eine neue Lindenallee als zentrale Achse ("Jahnallee") und weitere (Eichen, Platanen, Pappeln, Akazien ...).

Später und bis heute wurden, vornehmlich westlich davon, auch mehrere Sportanlagen, Sportplätze, das Freibad und zuletzt die Paul-Horn-Arena gebaut.

Im Westen geht der Obere Wöhrd in die Weilheimer Wiesen mit dem (neuen) Festplatz über. Diese sind im Flächennutzungsplan der Stadt bis zum Weilheimer Landgraben als potenzielle Erweiterungsfläche für Sport und Erholung vorgesehen.



Weiterführende Links

"Der Tübinger Wöhrd und seine Alleen" von Udo Rauch, 2002/02

"Der Streit um die Tübinger Alleen und die Heimatschutzbewegung" von Wilfried Setzler, bei Schwäbischer Heimatbund 2009/01

Wikipedia zu "Flussaue"