Hopfen

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Die Einführung des Hopfenanbaus in Tübingen ging einher mit dem endgültigen Niedergang des Weinbaus ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Das 1848 im Rahmen der Bauernbefreiung erlassene Gesetz über die Grundentlastung ermöglichte die Anlage größerer Anbauflächen. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Hopfenanbau zu einem der bedeutensten Wirtschaftszweige der Stadt. Investiert wurde v.a. von kapitalkräftigen Geschäftsleuten, Beamten und Professoren. Ehemalige Weinbauern verdingten sich als Arbeitskräfte in den Hopfengärten. Ehemalige Weinberge eigneten sich nicht für den Anbau, da die terassierten Hänge den sehr langen Hopfenstangen nicht genügend Platz boten. Vor allem Nordhänge und ebene Flächen wurden bebaut: Wanne, Morgenstelle, Horemer, Obere Viehweide Sarchhalde, Föhrberg, Burgholz, Hellerloch, Helmling, Nordhang des Österberges u.a. wurden bebaut. TÜ Hopfen wurde bis Bayern und Prag geliefert. Die Tübinger Hopfenbaugesellschaft bestand von 1845 bis 1892. Um 1900 war der "Hopfenboom" in Tübingen schon wieder vorbei.[1]

Die Stadt förderte den Hopfenbau durch „Bewirtschaftung in städt. Regie“ und Bereitstellung von Allmendeflächen. Aus der Gaishalde und vom Forstamt Weil im Schönbuch wurden die Hopfenstangen geliefert. Die Setzlinge kamen aus Rottenburg (39.000) und 6000 aus dem wohl ältesten deutschen Anbaugebiet um die oberfränkische Stadt Spalt

Mit den Erträgen aus dem Hopfenanbau wurden zahlreiche infastrukturelle Investitionen finanziert, wie z.B. das neue Gymnasialgebäude (heute Schimpfhaus) und die Renovierung des damals als Hopfendarre, Magazin u. Bauhof genutzten ehem. Fruchtkastens.

Hopfendarre und Hopfenmagazin

Mit der Zunahme des Hopfenanbaus wurde es nötig, Hopfen auch an ganz ungewöhnlichen Orten zu dörren, z.B. im Dach der Stiftskirche, in Hörsälen der Alten und Neuen Aula während der Semesterferien, sowie in Privatwohnungen (z.B. in der Herrenberger Str. 18). Die den Bedarf der Tübinger Brauereien weit übersteigenden Ernteerträge veranlaßten auch den Bau eines Hopfenmagazines. Das von Ferdinand Hof 1860 errichtete Gebäude Wilhelmsstr. 14 diente als "ein großes Hopfenhaus, in dem die Einrichtungen für fachgemäße Schwefelung, Konservierung, Nachtrocknung, Lagerung und Verpackung des Hopfens geschaffen wurden"[2]. Der Hopfen mußte also nicht sofort verbraucht, sondern konnte gelagert und exportiert werden.

  1. „Das andere TÜ“ S. 77-82
  2. TÜBl. 53/S.21ff