Hechinger Straße

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Hechinger StraßeGeo-Cache leeren
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Kreisstraße, Bundesstraße, Durchgangsstraße, Anliegerstraße
OberflächeAsphalt
Maximalgewicht7,5 t
Höchstgeschwindigkeit30 km/h, 70 km/h, 50 km/h
Einbahnstraßeja
Beleuchtetja, nein
Bürgersteigbeidseitig, nicht vorhanden, nicht vorhanden, einseitig, einseitig
Fahrrädererlaubt
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Von der Hegelstraße bzw. Reutlinger Straße auf der ganzen Länge bis zum Ende beim Hechinger Eck. Man erkennt sogar das Ortsendeschild. September 2017
Mathildenstift in der Hechinger Straße 20
Hechinger Str. 30/Ecke Schönbergstraße 1 mit Laden "Händisch-Design", davor bis 2014 Metzgerei Oswin Hipp

Die Hechinger Straße ist eine etwa 3,4 km lange Straße in der Südstadt. Die nördliche Hechinger Straße verbindet die B28 mit der B27. Der südliche, längere Teil der Straße ist identisch mit der B27.

Allerdings verläuft im Süden laut offiziellem Stadtplan Tübingens auf den letzten paar hundert Metern die Hechinger Straße direkt westlich neben der B27 an den Industriegebäuden vorbei bis zum neuen, 2007 eingerichteten, Kreisverkehr.

Die Kreuzung der Hechinger Straße mit der Stuttgarter Straße nennt man Hechinger Eck. Die Freifläche westlich (und später vielleicht auch einmal südlich) davon soll mit Wohnblocks bebaut werden. Dagegen hat sich eine Anwohner-Bürgerinitiative gegründet.

Bushaltestellen

Hechinger Straße, Loretto, Hechinger Eck.

Hausnummern

Stolpersteine

Vor der Hechinger Straße 9 erinnern mehrere Stolpersteine an das Schicksal der Menschen, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Die Evangelische Eberhardskirchengemeinde teilte der Verwaltung der Universitätsstadt Tübingen in einem Brief vom 28. Juni 2010 mit, dass der dortige Kirchengemeinderat das Vorhaben unterstützt, Stolpersteine in der Südstadt zu verlegen, insbesondere für Johann Laubinger, Lilli Zapf und die Familie Löwenstein. Da durch die Kirchengemeinde bereits Spenden für das Vorhaben gesammelt worden waren und aus technischer Sicht nichts gegen eine Verlegung der Stolpersteine sprach, überließ die Verwaltung den Initiatoren die Entscheidung über das weitere Vorgehen.[1]

Adresse Person(en) Inschrift mit Ergänzungen Verlegedatum Bilder Anmerkung
Hechinger Straße 9


Löwenstein, Elfriede Elfriede Löwenstein[2] 25. November 2011
Hechinger Straße 9


Löwenstein, Ilse Ilse Löwenstein[2] 25. November 2011
Hechinger Straße 9


Stolpersteine in der Tübinger Hechingerstraße 9.JPG

Löwenstein, Max Max Löwenstein (geboren 1874 in Rexingen; gestorben am 5. Juni 1944 in Theresienstadt) war Viehhändler. Er heiratete 1903 die Tochter des Viehhändlers Heinrich Liebmann. 1908 kam die Familie nach Tübingen und wohnte dort im Gasthof König. Die Brüder Max und Emil Löwenstein führten dort die Viehhandlung Gebrüder Löwenstein, bis sie 1925 in ein Geschäft in der Hechinger Straße 9 umzogen.

Um 1925 kam es bereits zu antisemitischen Vorfällen. Die Löwensteins wurden bei der Vergabe der Gesundheitszeugnisse ihrer Tiere schikaniert, mit falschen Seuchenverdächtigungen wurde versucht, ihren Ruf und ihre Reputation zu ruinieren. Der reichsweite Boykott jüdischer Geschäfte vom 1. April 1933 traf neben anderen Viehhändlern auch die Löwensteins. Bauern kauften bei ihnen nur noch heimlich, in den späten Abendstunden und unter Angst vor Denunziationen, so dass es zu Umsatzeinbußen kam. 1937 musste Max Löwenstein seine Viehhandlung aufgeben. Max und Sofie Löwenstein verkauften ihr Geschäft mit erheblichem finanziellem Verlust an den Tübinger Bäckermeister Christian Lieb.

Max Löwenstein prognostizierte 1937: „Bei uns in Tübingen wird es so schlimm schon nicht werden“, als er seine Kinder Walter und Elfriede, die bereits nach Israel emigriert waren, das erste und einzige mal dort besuchte. Sein Sohn Siegfried war zu diesem Zeitpunkt bereits in die USA emigriert.

Max Löwenstein, seine Frau Sofie und die Tochter Ilse blieben in Tübingen. Der Besuch in Palästina hätte Max Löwenstein eine Gelegenheit geboten, aus Deutschland zu emigrieren. Doch Frau und Tochter wollte Max Löwenstein nicht aber zurücklassen. In seinem festen Gottesglauben hoffte er auf eine Besserung. Als die Familie ab 1939 emigrieren wollte, gelang ihnen die Ausreise nicht. Max und Sofie Löwenstein wurden 1942 von Tübingen nach Theresienstadt gebracht. Max Löwenstein starb dort am 5. Juni 1944. 1943 kam seine Tochter Ilse Löwenstein von Stuttgart aus mit ihrem Mann Oscar Bloch nach Theresienstadt. Gemeinsam mit ihrer Mutter wurde sie im Herbst 1944 nach Auschwitz weiterdeportiert und dort ermordet.[3][2]

25. November 2011 Stolpersteine in der Tübinger Hechingerstraße 9 - Familie Löwenstein.JPG
Hechinger Straße 9


Löwenstein, Siegfried Siegfried Löwenstein[2] 25. November 2011
Hechinger Straße 9


Löwenstein, Sophie Sophie Löwenstein[2] 25. November 2011
Hechinger Straße 9


Löwenstein, Walter Walter Löwenstein[2] 25. November 2011
Hechinger Straße 9


Marx, Marga Marga Marx[2] 25. November 2011


Hechinger Straße 9


Marx, Ruth Ruth Marx (* 12. Juli 1933) ist als achtjähriges Kind deportiert und wenig später bei Riga erschossen worden.[4][5][2] 25. November 2011
Hechinger Straße 9


Stolpersteine in der Tübinger Hechingerstraße 9.JPG

Marx, Victor Victor Marx war ein Textilkaufmann, der mit Marga Marx geb. Rosenfeld verheiratet war und mit ihr am 12. Juli 1933 in Tübingen die Tochter Ruth Marx bekam. Victor Marx wurde bei der Reichspogromnacht in Stuttgart verhaftet und kam für ein Jahr ins Konzentrationslager in Welzheim. Seine Tochter wurde währenddessen zu ihrer Großmutter nach Frankreich geschickt.

Ab 1939 lebte die Familie wieder zusammen, aber wurde 1941 nach Haigerloch abgeschoben. Am 1. Dezember 1941 wurde die Familie über das Sammellager Killesberg nach Riga deportiert, blieb dort in der Nähe bis zum 26. März 1942 im Lager Jungferhof, und wurde danach getrennt. Der Vater sollte in ein Arbeitslager verschoben werden, seine Frau und Tochter sollten wie alle anderen Frauen und Kinder nach Dünamünde, kamen aber stattdessen in den Hochwald von Riga, wo sie erschossen wurden.

Victor Marx war bis 1944 Zwangsarbeiter in Riga. Er überlebte fünf Konzentrationslager. Er kam 1945 kurz nach Kriegsende frei und kehrte nach Stuttgart zurück. Dort lernte er Hannelore Kahn kennen, die ein ähnliches Schicksal durchlebt hatte und heiratete sie am 25. Dezember 1945. Im Mai 1946 zog er mit seiner neuen Frau nach New York, wo sie mit ihrem gemeinsamen Sohn Larry ein neues Leben begannen. Mit der Errichtung eines Gedenksteins auf dem jüdischen Friedhof in Wankheim erinnerte Victor Marx als einer der Ersten an die Opfer des Nazi-Regimes, unter ihnen seine Frau Marga und seine Tochter Ruth.[6][2]

25. November 2011 Stolpersteine in der Tübinger Hechingerstraße 9 - Familie Löwenstein.JPG


Einzelnachweise

  1. Ausschuss für Kultur, Integration und Gleichstellung der Universitätsstadt Tübingen: Stolpersteine in der Südstadt. Fachbereich Kultur, Vorlage 90/2011 vom 23. Februar 2011.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Peter Steinle: [tt_news=32905&tx_ttnews[backPid]=68168&no_cache=1 26 Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus in Tübingens Südstadt. Gunter Demnigs Kunst gilt als weltgrößtes dezentrales Mahnmal.] Pressemitteilung der Evangelischen Landeskirche Württemberg vom 25. November 2011.
  3. Simone Sterr: Tübinger Bürger jüdischen Glaubens: Max Löwenstein (1874-1944). Schwäbisches Tagblatt vom 4. November 2008.
  4. Peter Steinle: 26 Stolpersteine für Opfer des Nationalsozialismus.
  5. Ruth Marx auf TÜpedia.
  6. Franziska Beck, Charlotte Jautz und Ana Stevanovic: Tübinger Bürger jüdischen Glaubens: Ruth Marx (1933-1942). Schwäbisches Tagblatt vom 3. November 2008.