Hans Herb: Unterschied zwischen den Versionen

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Aus der Ehe stammen drei Söhne, 1931 kam der jüngste Sohn, Hans Werner Herb, zur Welt. Seine Ausbildung zum Drogisten machte Hans Herb bei seinem Vater.
Aus der Ehe stammen drei Söhne, 1931 kam der jüngste Sohn, Hans Werner Herb, zur Welt. Seine Ausbildung zum Drogisten machte Hans Herb bei seinem Vater.
Bis zu seinem Tod 1963 führte Eugen Herb die Geschäfte der Drogerie in der Neckargasse.
Bis zu seinem Tod 1963 führte Eugen Herb die Geschäfte der Drogerie in der Neckargasse.
Noch zu seinen Lebzeiten übergab Eugen Herb seinem jüngsten Sohn Hans das Neckargrundstück Neckarhalde 43, das bis dahin zur Erhohlung, auch seinen botanischen Studien diente (mit auch prachtvoller Rosenzuchten). Dieses Grundstück diente nun als Bauplatz für das vom Tübinger Architekten H. Niemeyer entworfene Wohnhaus.<br />
Noch zu seinen Lebzeiten übergab Eugen Herb seinem jüngsten Sohn Hans das Neckargrundstück Neckarhalde 43, das bis dahin zur Erholung und auch seinen botanischen Studien diente (mit auch prachtvollen Rosenzuchten). Dieses Grundstück diente nun als Bauplatz für das vom Tübinger Architekten H. Niemeyer entworfene Wohnhaus.<br />


[[1966]], nach Anteilsabwicklung des Geschäftshauses Neckargasse (dem Gründungsort der Drogerie) und dem ihm von seiner Mutter Helene Herb zu ihrer Lebenszeit übertragenen Erbe, zog Hans Herb mit der Drogerie samt Inventar des Gründungsjahres 1878 (bestehend aus Apothekermöbeln, Glasvitrinen, Originalbehältnissen aus Glas, Keramik und Holz) in das neu erworbene Geschäftshaus Kirchgasse 10 um.<br />
[[1966]], nach Anteilsabwicklung des Geschäftshauses Neckargasse (dem Gründungsort der Drogerie) und dem ihm von seiner Mutter Helene Herb zu ihrer Lebenszeit übertragenen Erbe, zog Hans Herb mit der Drogerie samt Inventar des Gründungsjahres 1878 (bestehend aus Apothekermöbeln, Glasvitrinen, Originalbehältnissen aus Glas, Keramik und Holz) in das neu erworbene Geschäftshaus Kirchgasse 10 um.<br />
Die Außenfassade des Erdgeschosses Kirchgasse 10 wurde vom Architekten Heinrich Niemeyer [[1965]] umgestaltet, sodass diese, in einem Dreieck unter die ursprüngliche Fassade zurückversetzt, einen Unterstand mit Schaufensterfläche im Eingangsbereich bot (siehe rechts Jubiläumsfoto 2003). Dieser Unterstand wurde ab 1983 an Händler verpachtet. Im EG links, in vier Quadratmetern Ladenfläche, firmierten diverse Imbiss-Anbieter – zuletzt Murat Dogans Döner-Imbiss.<br />
Die Außenfassade des Erdgeschosses Kirchgasse 10 wurde vom Architekten Heinrich Niemeyer [[1965]] umgestaltet, sodass diese, in einem Dreieck unter die ursprüngliche Fassade zurückversetzt, einen Unterstand mit Schaufensterfläche im Eingangsbereich bot (siehe rechts Jubiläumsfoto 2003). Dieser Unterstand wurde ab 1983 an Händler verpachtet. Im EG links, in vier Quadratmetern Ladenfläche, firmierten diverse Imbiss-Anbieter – zuletzt Murat Dogans Döner-Imbiss.<br />


Die kontiunierlichen monatlichen Einnahmen aus Vermietungen und Verpachtung seines Geschäftshauses sicherten den Lebensunterhalt – und nur darum konnte die Drogerie trotz großer Umsatzeinbußen erhalten bleiben. Herbs Laden, wegen der Verkaufsstände davor tagsüber kaum mehr einsehbar (siehe Bildergalerie unten), war als Einkaufsort für Drogerieartikel nur noch wenigen Stammkunden bekannt.<br />
Die kontinuierlichen monatlichen Einnahmen aus Vermietungen und Verpachtung seines Geschäftshauses sicherten den Lebensunterhalt – und nur darum konnte die Drogerie trotz großer Umsatzeinbußen erhalten bleiben. Herbs Laden, wegen der Verkaufsstände davor tagsüber kaum mehr einsehbar (siehe Bildergalerie unten), war als Einkaufsort für Drogerieartikel nur noch wenigen Stammkunden bekannt.<br />
Die letzten drei Jahrzehnte der Drogerie Müller & Co, bis zu ihrer Schließung 2009 von Hans Herb selbst so benannt – ein Gruschtladen mit Museumsreife, war überfüllt mit Fläschchen, Dosen, Pülverchen, Essenzen und Chemikalien. Hans Herb selbst war ein Original, der alles fand und offenbar auch alles hatte (siehe Weblinks und Bildergalerie). Sie, diese »Tante Emma« einer Drogerie mitten in der Tübinger [[Altstadt]], wurde in Fortführung von ihm selbst eher noch als eine ideelle Tätigkeit empfunden. Sie war so auch stets ein Ort menschlicher Begegnungen, ein Treffpunkt für Gespräche mit dem Drogisten, Menschenfreund und Weltenbummler Hans Herb.
Die letzten drei Jahrzehnte der Drogerie Müller & Co, bis zu ihrer Schließung 2009 von Hans Herb selbst so benannt – ein "Gruschtladen mit Museumsreife", war überfüllt mit Fläschchen, Dosen, Pülverchen, Essenzen und Chemikalien. Hans Herb selbst war ein Original, der alles fand und offenbar auch alles hatte (siehe Weblinks und Bildergalerie). Sie, diese »Tante Emma« einer Drogerie mitten in der Tübinger [[Altstadt]], wurde in Fortführung von ihm selbst eher noch als eine ideelle Tätigkeit empfunden. Sie war so auch stets ein Ort menschlicher Begegnungen, ein Treffpunkt für Gespräche mit dem Drogisten, Menschenfreund und Weltenbummler Hans Herb.


Seit 1872 bestand die Drogerie als Geschäftsform. Auch dem Drogisten – wie schon dem Apotheker – wurde laut kaiserlicher Verordnung vom 15. März 1872 gestattet, mit Gift- und Heilkräutern zu handeln. Ab den 1960er Jahren wich die Drogerie mehr und mehr dem Geschäftsmodell Drogeriemarkt.
Seit 1872 bestand die Drogerie als Geschäftsform. Auch dem Drogisten – wie schon dem Apotheker – wurde laut kaiserlicher Verordnung vom 15. März 1872 gestattet, mit Gift- und Heilkräutern zu handeln. Ab den 1960er Jahren wich die Drogerie mehr und mehr dem Geschäftsmodell Drogeriemarkt.

Version vom 22. September 2018, 18:25 Uhr


Portrait von Hans Herb aus dem Jahr 2006 (Foto: Helene Herb)
Jubiläumsfoto 2003: 125 Jahre Drogerie Müller & Co (v.l.n.r.) Hans Herb mit seinem Bruder, dem Drogistengehilfen Helmut Herb, und Karl Nill, ehemaliger Lehrling von Eugen Herb (Foto: Helene Herb)
Hans Herb 1982 vor seiner Drogerie im Gespräch mit einer Frau an der Theke des HotDog Imbiss im selben Haus (Foto: Wolf-Dieter Nill)
Hans Herb vor der Drogerie Müller & Co, 1980 (Foto: privat)

Hans Herb (* 18. Juli 1931 Tübingen, † 20. Februar 2009) war gelernter Drogist und Mitbegründer der Partei Die Grünen in Tübingen.

Geschichte

Hans Herb, von Tübingern liebevoll »der lange Hans« genannt, war der Inhaber der ehemaligen Kolonialwarenhandlung und Medizinaldrogerie Müller & Co in der Kirchgasse 10, unweit von der Stiftskirche gelegen. Der gebürtige Tübinger gehörte in seiner Jugend mit den Architekten Wolfgang Oed und Heinrich Niemeyer zu dem Freundeskreis um den schwäbischen Dichter und ehemaligen Tagblatt-Redakteur Fritz Holder. Niemeyer baute für Herb und seine Familie 1960-1963 in der unteren Neckarhalde eines seiner ersten, ungewöhnlichen Häuser. 1972 wurde dieses mit dem Aufbau eines Dachgeschosses erweitert. 2009-2011 - bereits einige Monate nach dem Tode Hans Herbs, wurde eine umfangreiche Sanierung des Daches - des Denkmalgeschützten Hauses - sowie auch grundlegende Modernisierungen und der Umbau des Wohnraumes im Untergeschosses durchgeführt.

Die im Jahre 1878 von Otto Kappis gegründete Drogerie in der damals so benannten Neckarstraße 22 (heute Neckargasse), Ecke Clinicumsgasse wurde um 1900 von Jakob Müller (1862–1922), genannt Kappis-Müller, erworben. 1900 wurde ihm vom Württembergischen Hof der Titel eines Königlichen Hoflieferanten verliehen.

Im Jahre 1922 übernahm der studierte Chemiker Eugen Roman Herb (1888–1963) – der die Stieftochter Jakob Müllers, Helena Bertha Katharina Herb, geb. Schulden (1900–1990) heiratete – die inzwischen renommierte Drogerie am sogenannten Kappiseck. Ab da hieß diese »Drogerie Müller & Co«, Inhaber: Eugen Herb. Aus der Ehe stammen drei Söhne, 1931 kam der jüngste Sohn, Hans Werner Herb, zur Welt. Seine Ausbildung zum Drogisten machte Hans Herb bei seinem Vater. Bis zu seinem Tod 1963 führte Eugen Herb die Geschäfte der Drogerie in der Neckargasse. Noch zu seinen Lebzeiten übergab Eugen Herb seinem jüngsten Sohn Hans das Neckargrundstück Neckarhalde 43, das bis dahin zur Erholung und auch seinen botanischen Studien diente (mit auch prachtvollen Rosenzuchten). Dieses Grundstück diente nun als Bauplatz für das vom Tübinger Architekten H. Niemeyer entworfene Wohnhaus.

1966, nach Anteilsabwicklung des Geschäftshauses Neckargasse (dem Gründungsort der Drogerie) und dem ihm von seiner Mutter Helene Herb zu ihrer Lebenszeit übertragenen Erbe, zog Hans Herb mit der Drogerie samt Inventar des Gründungsjahres 1878 (bestehend aus Apothekermöbeln, Glasvitrinen, Originalbehältnissen aus Glas, Keramik und Holz) in das neu erworbene Geschäftshaus Kirchgasse 10 um.
Die Außenfassade des Erdgeschosses Kirchgasse 10 wurde vom Architekten Heinrich Niemeyer 1965 umgestaltet, sodass diese, in einem Dreieck unter die ursprüngliche Fassade zurückversetzt, einen Unterstand mit Schaufensterfläche im Eingangsbereich bot (siehe rechts Jubiläumsfoto 2003). Dieser Unterstand wurde ab 1983 an Händler verpachtet. Im EG links, in vier Quadratmetern Ladenfläche, firmierten diverse Imbiss-Anbieter – zuletzt Murat Dogans Döner-Imbiss.

Die kontinuierlichen monatlichen Einnahmen aus Vermietungen und Verpachtung seines Geschäftshauses sicherten den Lebensunterhalt – und nur darum konnte die Drogerie trotz großer Umsatzeinbußen erhalten bleiben. Herbs Laden, wegen der Verkaufsstände davor tagsüber kaum mehr einsehbar (siehe Bildergalerie unten), war als Einkaufsort für Drogerieartikel nur noch wenigen Stammkunden bekannt.
Die letzten drei Jahrzehnte der Drogerie Müller & Co, bis zu ihrer Schließung 2009 von Hans Herb selbst so benannt – ein "Gruschtladen mit Museumsreife", war überfüllt mit Fläschchen, Dosen, Pülverchen, Essenzen und Chemikalien. Hans Herb selbst war ein Original, der alles fand und offenbar auch alles hatte (siehe Weblinks und Bildergalerie). Sie, diese »Tante Emma« einer Drogerie mitten in der Tübinger Altstadt, wurde in Fortführung von ihm selbst eher noch als eine ideelle Tätigkeit empfunden. Sie war so auch stets ein Ort menschlicher Begegnungen, ein Treffpunkt für Gespräche mit dem Drogisten, Menschenfreund und Weltenbummler Hans Herb.

Seit 1872 bestand die Drogerie als Geschäftsform. Auch dem Drogisten – wie schon dem Apotheker – wurde laut kaiserlicher Verordnung vom 15. März 1872 gestattet, mit Gift- und Heilkräutern zu handeln. Ab den 1960er Jahren wich die Drogerie mehr und mehr dem Geschäftsmodell Drogeriemarkt. Das vielfältige Wissen des Drogisten in der Drogen- und Kräuterkunde und der Botanik, das fundierte chemische Wissen, die Kenntnisse der Alchemie – allesamt Grundlagen dieses ehemals anspruchsvollen Ausbildungsberufes – verschwanden bis heute vollständig.

Hans Herb war Friedensaktivist und Mitbegründer der Tübinger Grünen. 1979 wurde er in die bundesweit erste, fünfköpfige grüne Kreistagsfraktion gewählt. Zehn Jahre gehörte er dem Gremium an. 2003 war das 125-jährige Gründungsjubiläum der Drogerie Müller & Co.

Aus dem Tübinger Stadtbild war Hans Herb, zwischen den prallgefüllten Regalen in seinem Laden sitzend, nicht wegzudenken – täglich dort noch bis kurz vor seinem Tod anzutreffen. Er verstarb im Februar 2009 mit 77 Jahren an den Folgen seines Herzleidens – kurz nach seinem Bruder Helmut Herb (1929–2008) – der bis 2004 als Drogistengehilfe mit ihm zusammen in einer der letzten und ältesten, traditionellen Drogerien Deutschlands präsent war.

Text und Recherche: Helene Herb

Dokumentation

2004 produzierte das SWR-Fernsehen unter dem Titel »Seife, Puder, Mäusetod: Die Geschichte der Drogerie Müller & Co« eine Dokumentation über Hans Herb und seinen Laden.

Abschied vom langen Hans und seiner Drogerie Müller & Co

Am 16. September 2009 gab es in der Drogerie Müller & Co eine Gedenkfeier für Hans Herb mit Gedichten, Geschichten und Musik.

Mitwirkende

Presseartikel: Boot vorm Kamin getrocknet, Schwäbisches Tagblatt (18. September 2009)

Der Rückblick von Helmut Gallus auf seinen Freund Hans, Februar 2009: "... auch wenn er meist gegen den Strom schwamm, so grüßte er die ihm entgegen kommenden Menschen dabei stets freundlich."


Bildergalerie


Einzelhinweise

Recherche und Text zur Geschichte: Helene Herb, Klaus Robert Herb
Fotos Bildergalerie: Helene Herb und privat

Weblinks