Friedrich Silcher

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Friedrich Silcher
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Ehepaar Silcher, Hochzeitsbild 1822 (Stadtmuseum Tübingen)
Silchers Grabstelle auf dem Stadtfriedhof
Wohnhaus Silchers am Lustnauer Tor (Mitte, nicht erhalten)
Das alte, nicht mehr existente Silcher-Denkmal von 1874, hinter der Neuen Aula

Philipp Friedrich Silcher (auch: Friederich, * 27. Juni 1789 in Weinstadt-Schnait im Remstal; † 26. August 1860 in Tübingen) war ein deutscher Komponist der Romantik, der heute hauptsächlich durch seine Lieder bekannt ist. Daneben komponierte er aber auch Motetten, Kammermusik und zwei Ouverturen für großes Orchester.

Leben und Wirken

Er wirkte ab 1817 als erster Musikdirektor an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen bis zu seinem Tode im Jahr 1860. Er war verheiratet mit Luise Rosine Enßlin (* 6. September 1804 in Tübingen, † 17. Juni 1871 ebenda). Aus der Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor.

Silcher schuf mehrere hundert Werke der Kirchen-, Jugend- und Hausmusik und wurde auch als Sammler und Herausgeber deutscher und ausländischer Volkslieder berühmt. Viele seiner eigenen Liedkompositionen und -bearbeitungen sind volkstümlich geworden, z.B. Alle Jahre wieder, Am Brunnen vor dem Tore, Ännchen von Tharau, In einem kühlen Grunde, Lorelei (auf das Gedicht von Heine), Muss i denn zum Städtele hinaus, Wenn alle Brünnlein fließen.
Der gute Kamerad gehört noch heute zum Liedgut im Trauerzeremoniell des Militärs in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern. Es hat leider, bezogen auf bestimmte Zeiten, auch eine Missbrauchsgeschichte. Silcher komponierte die bekannte Melodie nach einer Schweizer Volksweise 1825 auf ein Gedicht von Ludwig Uhland von 1809.

Er förderte besonders das Chorwesen. Mit der Gründung der "Akademischen Liedertafel" und des "Oratorienvereins" schloss er sich der süddeutschen Sängerbewegung an, die 1848 zur Gründung des Schwäbischen Sängerbundes führte.

1852 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität verliehen.


Denkmal

1874 wurde ihm in Tübingen erstmals ein Denkmal in Form eines klassizistischen Obelisken mit einem marmornen Portraitrelief errichtet, das in einer Grünanlage, dem sogenannten Silcherwäldchen hinter der Neuen Aula stand. Es trug ein Gedicht von Ottilie Wildermuth über Silcher. Als die Neue Aula nach Nordwesten erweitert wurde, bekam das Denkmal 1928 einen neuen Platz im kleinen Wald auf der Neckarinsel. Mit dem Bau des neuen Denkmals wurde es entfernt. Es ist nicht erhalten. - Das heutige, monumentale Silcher-Denkmal mit einem runden Platz am Ende der Platanenallee (siehe Abb.) entstand 1939-1941 (Bildhauer Wilhelm Julius Frick) und ist ein typisches Beispiel dieser Zeit. Ab 1995 wurde es auf einer ersten kleinen Tafel erläutert. Seit 2016 behandelt eine weitere Tafel (Stele)[1] des Geschichtspfads zum Nationalsozialismus das Denkmal.

Seit Kriegsende wurde immer wieder diskutiert, wie man mit dem umstrittenen Denkmal umgehen soll, von gänzlichem Abbau über Entfernung der militaristischen Attribute (was der Künstler zu Lebzeiten ablehnte) bis zum Bestehenlassen als Zeugnis und Mahnmal der "Kunst" der NS-Zeit. Am 5. Januar 2020 wurde das Silcher-Denkmal von Bürgern Tübingens und Mitgliedern des Zürcher Theaterkollektivs Neue Dringlichkeit als „Mahnmal gegen die Vereinnahmung der Künste durch rassistische und nationalistische Kräfte“ in einer künstlerischen Performance umgewidmet. [2] Am "Institut für theatrale Zukunftsforschung (ITZ)" des Zimmertheaters Tübingen fand im Februar 2020 das Theaterstück "Der Widerspruch - ein Volkslied" statt, das in Auseinandersetzung mit der Silcherstatue entwickelt wurde. [3]

Ende 2022 stellte das Tagblatt in einem großen Artikel zwei Meinungen zum Denkmal gegenüber: Für eine Entfernung und für ein Beibehalten.[4]

Benennungen

Seinen Namen tragen vor Ort die Silcherstraße bei der Neuen Aula, die Alte und Neue Silcherschule und der Chor Silcherbund (gegründet 1865)[5].
Das Haus am Lustnauer Tor / Am Stadtgraben (zwischen Schimpfeck und Museum) mit einer Gedenktafel,[6] in dessen 1. Stock er bis zuletzt zur Miete wohnte, wich 1959 dem Verkehr.


Ferner: Ihm wurde die Rebsorte Silcher gewidmet.


Stadtmuseum

Am 22.11. 2023 wurden viele Exponate aus dem 2021 aufgelösten Silcher-Museum in Weinstadt-Schnait, die einen Bezug zu Tübingen haben (darunter das obige Hochzeitsbild im Original und ein Abguss des Kopfmedaillons des ehemaligen Silcherdenkmals), an das Tübinger Stadtmuseum übergeben. Teile davon werden künftig in der umzubauenden Dauerausstellung zu sehen sein. Zunächst sind sie von November 2023 bis Februar 2024 im Erdgeschoss ausgestellt. [7]

Zum 150. Todesjahr 2010

Literatur zum 1941er Silcher-Denkmal

  • Gerhard Greiner: Von teutscher Art, in: Tübinger Blätter 59 (1972), S. 65–71
  • Gustav Adolf Rieth: Das Attentat – Das Silcher-Denkmal und warum es immer noch steht, in: Tübinger Blätter 60 (1973), S. 32–34
  • Joachim Kreibich: Die Platanenallee – ein gewachsenes Denkmal, in: Tübinger Blätter 83 (1996), S. 6–8

Weblinks

Einzelnachweise