Eugen Steimle: Unterschied zwischen den Versionen

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Steimle war Mitglied der Studentenverbindung [[Normannia]], der auch der NS-Funktionär und spätere Tübinger Oberbürgermeister [[Hans Gmelin]] und der spätere Generalbundesanwalt Kurt Rebmann (ehemaliges NSDAP-Mitglied) angehörten, aber auch der NS-oppositionelle Theologe und spätere Pfarrer Helmut Ensslin (Vater von der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin) und der Theologe Christoph Blumhardt, Begründer des Christlichen Sozialismus.
Steimle war Mitglied der Studentenverbindung [[Normannia]], der auch der NS-Funktionär und spätere Tübinger Oberbürgermeister [[Hans Gmelin]] und der spätere Generalbundesanwalt Kurt Rebmann (ehemaliges NSDAP-Mitglied) angehörten, aber auch der NS-oppositionelle Theologe und spätere Pfarrer Helmut Ensslin (Vater der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin) und der Theologe Christoph Blumhardt, Begründer des Christlichen Sozialismus.





Aktuelle Version vom 11. Juli 2020, 15:25 Uhr

Eugen Steimle beim Einsatzgruppen-Prozess

Eugen Steimle (* 8. Dezember 1909 in Neubulach bei Calw; † 9. Oktober 1987 in Wilhelmsdorf, Landkreis Ravensburg) war in der Zeit des Nationalsozialismus ranghoher Mitarbeiter (SS-Standartenführer) des Sicherheitsdienstes (SD) und war als Leiter zweier Sonderkommandos von Einsatzgruppen des SD für Massenmorde in der Sowjetunion verantwortlich.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karriere im SD[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steimle entstammte einem streng pietistischen Elternhaus. Er studierte Geschichte, Germanistik und Französisch an den Universitäten von Tübingen und Berlin. In Tübingen wurde er 1929 Mitglied der Verbindung Normannia. Im Mai 1935 bestand er sein Lehramtsexamen und im März 1936 qualifizierte er sich als Studienassessor.

1932 trat er in die NSDAP ein und wurde Mitglied der SS sowie des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbunds NSDStB. 1933/34 war er Hochschulgruppenführer des NSDStB und Führer der Studentenschaft an der Universität Tübingen. Von Oktober 1934 bis April 1936 diente er dem NS-Regime als Gaustudentenführer von Württemberg-Hohenzollern. Im April 1936 trat er dem Sicherheitsdienst (SD) bei (von Gustav Adolf Scheel angeworben, der den SD-Oberabschnitt Südwest organisierte). Schon im September 1936 leitete er das SD-Büro in Stuttgart. Zunächst leitete er den SD-Unterabschnitt Württemberg und von 1939 bis 1943 den SD-Leitabschnitt Stuttgart.

Vom 7. September bis 10. Dezember 1941 war er Anführer des Sonderkommandos 7a innerhalb der Einsatzgruppe B. Innerhalb von zwei Monaten ermordete Steimles Einheit unter seinem Kommando 500 Juden. Von August 1942 bis Januar 1943 war er Leiter des Sonderkommandos 4a der Einsatzgruppe C. Nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er 1943 Chef der Gruppe VI B im Reichssicherheitshauptamt (RSHA), die als Auslandsgeheimdienst für das „deutsch-italienische Einflussgebiet in Europa, Afrika und dem Nahen Osten“ zuständig war. Er wurde 1944 zum SS-Standartenführer befördert.

Nach Kriegsende legte er sich das Pseudonym Dr. Hermann Burlach zu und verbarg sich schließlich in Groß-Höchberg bei einem Landwirt, wo er am 1. Oktober 1945 festgenommen wurde.

Nach 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eugen Steimle auf der Tübinger Heimkehrertafel (2010), heute im Stadtmuseum

Steimle wurde 1948 im Nürnberger Einsatzgruppen-Prozess zum Tode verurteilt. Als er dort gefragt wurde, wie viele Personen in der russischen Stadt Welikije Luki ermordet worden seien, gab er zunächst an, dies nicht zu wissen. Später, auf Drängen des Staatsanwaltes Benjamin Ferencz, antwortete er: „Ich denke es waren weniger als Tausend.“ Im Gericht versuchte Steimle die Verantwortung für die Taten einerseits auf den Führer-Befehl und andererseits auf seine Untergebenen abzuwälzen, die die Untersuchungen vorgenommen hätten. Drei junge Frauen wurden als kommunistische Partisanengruppe unter seinem Befehl erschossen. Steimle konnte sich vor Gericht nur auf Vermutungen berufen, auf deren Basis er die Erschießungen begründete. Seine Strafe wurde dann im Januar 1951 von einem Gnadengericht auf 20 Jahre Gefängnis reduziert. Im Juni 1954 wurde er aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen.

Steimle profitierte von den Gnadenentscheidungen des amerikanischen Hohen Kommissars McCloy im Januar 1951, der 79 von 89 Häftlingen in Landsberg ihre Strafen verringerte. McCloy war dabei wesentlich beeinflusst durch Eingaben und Appelle bundesrepublikanischer Politiker und Kirchenleute. Die bewusst geschaffene sprachliche Verwirrung zwischen kriegsgefangenen Soldaten einerseits und verurteilten Kriegsverbrechern andererseits führte so weit, dass die Stadt Tübingen auf einer Tafel für spätheimkehrende Kriegsgefangene (Heimkehrertafel) auch die Namen der verurteilten Kriegsverbrecher Otto Abetz und Eugen Steimle aufführte. Im August 2003 wurde schließlich die Gedenktafel für die Kriegsgefangenen am Tübinger Holzmarkt, die dort seit 1951 hing, gänzlich entfernt.

Nach der Freilassung wurde Steimle, angeblich zu seinen "christlich-pietistischen Wurzeln" zurückkehrend, Lehrer für Deutsch und Geschichte an der privaten Oberstufe des damals evangelischen Gymnasiums der Zieglerschen Anstalten in Wilhelmsdorf. Das Oberschulamt in Tübingen hatte allerdings Steimles Wirken an der staatlichen Unter- und Mittelstufe der Schule untersagt. Versuche Steimles, wieder in das Beamtenverhältnis aufgenommen zu werden, blieben ohne Erfolg. Er trat 1975 in den Ruhestand.

Quelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übernahme aus dem Artikel Eugen Steimle (Wikipedia). Nachweise, Literatur und weiteres siehe dort.

Verbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steimle war Mitglied der Studentenverbindung Normannia, der auch der NS-Funktionär und spätere Tübinger Oberbürgermeister Hans Gmelin und der spätere Generalbundesanwalt Kurt Rebmann (ehemaliges NSDAP-Mitglied) angehörten, aber auch der NS-oppositionelle Theologe und spätere Pfarrer Helmut Ensslin (Vater der RAF-Terroristin Gudrun Ensslin) und der Theologe Christoph Blumhardt, Begründer des Christlichen Sozialismus.