Eckhaus am Neckartor

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Das Eckhaus Neckargasse 22 / Eberhardsbrücke bildet den östlichen Abschluss der Neckarfront und ist ein markanter Blickfang an der Neckarbrücke.


Das heutige Haus wurde 1952 erbaut und beherbergt im ersten Stock das Café-Restaurant Bellevue. Aber dieser Bauplatz hat natürlich eine lange Geschichte, es standen hier mehrere Vorgängerbauten.

Allen Gebäuden gemeinsam war der Stadtmauerturm, an den sie jeweils angebaut waren und der bis heute, mal niedriger, mal höher, erhalten blieb.


Walkmühle

Direkt am Neckar gelegen, war die Walkmühle die unterste der Mühlen am Ammerkanal, von dem ein Arm hier - damals wie heute - in den Neckar mündet und dem Bau seine erste Bestimmung gab. Wann hier zuerst eine Walkmühle errichtet wurde, ist nicht bekannt. Erstmals schriftlich erwähnt ist sie 1544, als sie von einem Walkmüller namens Martin Laupheim betrieben wurde.

Die Mühle wurde in der Folgezeit vielfach erweitert. Nach dem Rückgang der Erträge der Stadtmühlen seit den 1820er Jahren wegen der Konkurrenz der automatisierten Kunstmühlen wurden die vier städtischen Mahlmühlen 1835 an Privat verkauft. Das Gebäude wurde schließlich 1880 abgebrochen.

Bau von 1881

Es folgte die Kunstmühle von Louis Schnaith in einem stattlichen Gründerzeit-Neubau mit Mansardwalmdach. Er hatte ab Straßen-Niveau 4 , wenn man die Unter- und Dachstockwerke mitrechnet, 8 Geschosse. Der Turm wurde dabei aufgestockt.

Die Mühle wurde 1899 in die "Tübinger Schwimmhalle" umgebaut, die sich auch "Ludwigsbad" nannte. Es war das erste Tübinger Hallenbad.

Aber dies wurde schon bald geschlossen und in das gehobene "Café-Restaurant Ludwigsbad" in der ehemaligen Badehalle umgewandelt.

Auch das bestand nicht allzu lang. 1908 wurde hier das erste Tübinger Kino, das "Metropol", eingerichtet.

In den 1920er Jahren schließlich eröffnete hier das vegetarische "Café Pomona".

Das Haus wurde 1944 durch eine allierte Luftmine teilzerstört.


Neubau 1952

„Nach Kriegsende 1945 stand das schwer beschädigte Pomona-Gebäude noch jahrelang als Trümmerkulisse am Neckartor. In der Ruine betrieb das Reisebüro Reder ein Verkehrsbüro im Auftrag der Stadt. Ende 1947 liegen noch immer Trümmer herum, ragen Ruinen auf. Ihre Beseitigung gerät zu einer lokalpolitischen Posse, bei der sich der Gemeinderat und die Verwaltung gegenseitig die Schuld zuschieben. Obwohl der Schutt noch in den Straßen liegt, wird ein Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Neckartores ausgeschrieben. Die prämierten Entwürfe der Architekten Karl Wägenbaur (2. Preis), Ernst Liedecke (3. Preis) sowie der angekauften Projekte von Karl Weidle, Ulrich Reinhardt und Ernst Breitling werden Ende Dezember 1947 in der Kepler-Oberschule (heute -Gymnasium) ausgestellt und finden reges Interesse.“ „Über die Zukunft des Bauskeletts erhitzten sich noch jahrelang die Gemüter: Während die einen dort bereits Parkplätze sahen, wollten andere geschichtsbeflissene Tübinger die Ruine abreißen und originalgetreu wieder aufbauen.“„Diesem langjährigen Streit, der sich auch wegen eines fehlenden Baulandgesetzes in die Länge zog, setzte der Gemeinderat am Rosenmontag ein Ende. Mit großer Mehrheit stimmte er einem Vertrag mit dem Eigentümer Rilling zu, der diesen zum Abbruch und Neubau des Gebäudes nach den Plänen des Architekten Liedicke verpflichtete. Zur Entschädigung winkte die Stadt mit 80 000 Mark Zuschuss und einem zinsgünstigen Darlehen von 70 000 Mark.“

Bis auf die unteren Geschosse wurde auch der Turm abgetragen, aber wieder aufgestockt, aus Proportionsgründen um ein Geschoss niedriger als beim Vorgängerbau.

1953 eröffnete das Café Armleder (nach anderer Quelle erst 1975). In den 1990er Jahren folgte das "Neckarbistro", bis nach einer Übergangszeit mit der Bar Neckarmaier Ende 2011 das Café Restaurant Bellevue seine Pforten öffnete.



Weblinks

Quellen

  • Die Mühlstraße in Tübingen. Zierde der Stadt? Materialien einer Ausstellung, bearbeitet von Bernhard Sterra. Kulturamt Tübingen, 1990
  • Udo Rauch, Antje Zacharias (Hg.): Sieben Jahre Landeshauptstadt. Tübingen und Württemberg-Hohenzollern 1945 bis 1952. Universitätsstadt Tübingen, Kulturamt, 2002


- wird fortgesetzt -