Die Glocken im Kreis Tübingen und Umgebung: Unterschied zwischen den Versionen

Aus TUEpedia
Wechseln zu:Navigation, Suche
(Renovierte Kirchenglocke in Dußlingen eingeweiht)
Zeile 195: Zeile 195:
=== Die Guldenglocke ===
=== Die Guldenglocke ===


Die Guldenglocke (d') ist eine Renaissanceglockeaus dem Jahre [[1602]]. Sie stammt aus Esslingen und wurde von Miller gegossen. Fast 400 Jahre lang war sie die größte Glocke Herrenbergs und überstand so auch den [[Ersten Weltkrieg]]. Im [[Zweiten Weltkrieg]] jedoch sollten alle Glocken, die nach 1600 gegossen wurden für die Rüstung abgeliefert werde. Auch die Guldenglocke, die 2 Jahre zu jung war wurde aus ihrem Stuhl genommen und abgeseilt. Allerdings passte sie nicht durch das Kirchenportal. Man versuchte, sie wie viele andere Großglocken zu der Zeit mit Vorschlaghämmmern zu bearbeiten. Dies scheiterte zuerst am Material und dann an den Einwohnern von Herrenberg. So wurde das Tor aufgebrochen.  
Die Guldenglocke (d') ist eine Renaissanceglockeaus dem Jahre [[1602]]. Sie stammt aus Esslingen und wurde von Miller gegossen. Fast 400 Jahre lang war sie die größte Glocke Herrenbergs und überstand so auch den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] jedoch sollten alle Glocken, die nach 1600 gegossen wurden für die Rüstung abgeliefert werde. Auch die Guldenglocke, die 2 Jahre zu jung war wurde aus ihrem Stuhl genommen und abgeseilt. Allerdings passte sie nicht durch das Kirchenportal. Man versuchte, sie wie viele andere Großglocken zu der Zeit mit Vorschlaghämmmern zu bearbeiten. Dies scheiterte zuerst am Material und dann an den Einwohnern von Herrenberg. So wurde das Tor aufgebrochen.  


Nach dem Krieg fand man die Glocke auf einem Glockenfriedhof wieder. Sie konnte wieder aufgehängt und läutbar gemacht werden. Bis [[1996]] war sie die größte Glocke der Stiftskirche. Doch ihr Klang veränderte sich immer mehr. Sie wurde immer höher. Nach ihrer 400 Jahr Feier im Jahre 2002 wurde die Glocke eingehend untersucht. Man stelle einige größere und viele kleine Risse fest. Anscheinend war die Vorschlaghammerbearbeitung nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Es hatten sich Haarrisse gebildet, die sich im Laufe der Zeit erweiterten.  
Nach dem Krieg fand man die Glocke auf einem Glockenfriedhof wieder. Sie konnte wieder aufgehängt und läutbar gemacht werden. Bis [[1996]] war sie die größte Glocke der Stiftskirche. Doch ihr Klang veränderte sich immer mehr. Sie wurde immer höher. Nach ihrer 400 Jahr Feier im Jahre 2002 wurde die Glocke eingehend untersucht. Man stelle einige größere und viele kleine Risse fest. Anscheinend war die Vorschlaghammerbearbeitung nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Es hatten sich Haarrisse gebildet, die sich im Laufe der Zeit erweiterten.  

Version vom 12. März 2011, 17:54 Uhr

Glockengeläut ist das Anschlagen von Glocken zu bestimmten Anlässen in einer bestimmten Form. Man unterscheidet kirchliches sowie weltliches Geläut. Kirchenglocken werden nach einer Läuteordnung angeschlagen.

Das Tübinger Geläute hat seine strenge Ordnung: Die Stiftskirchenuhr geht absichtlich eine Minute vor. Dann kommt die Rathausuhr, dann das Glöcklein im Bürgerheim und schließlich die Johanneskirche.[1]

Traditionell läuten die Kirchenglocken vor einem Gottesdienst, um die Gemeinde in die Kirche zusammenzurufen, sowie während des Gottesdienstes beim Vaterunser-Gebet (protestantisch) bzw. während der Wandlung (katholisch). Gleiches gilt für Taufen, Hochzeiten, Bestattungen und ähnliche Ereignisse (säkulares Geläut). Außerdem gibt es noch das Angelusläuten (katholische Kirche), das morgendliche, mittägliche und abendliche Läuten der Kirchenglocken, zu dem das Gebet Der Engel des Herrn gebetet wird. Die Tradition des kirchlichen Geläuts ist in Deutschland durch die Religionsfreiheit grundgesetzlich geschützt.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs mussten die Kirchen in der Region ihre Glocken an sogenannten Glockensammelstellen abgeben: (1) Rübgarten, (2) Rommelsbach, (3) Mähringen, (4) Walddorf, (5) Tübingen Spitalkirche, (6) Häslach, (7) Kirchentellinsfurt, (8) Derendingen, (9) Rommelsbach, (10) Gönningen, (11) Lustnau, (12) Derendingen, (13) Tübingen Stiftskirche , (14) Pfrondorf, (15) Kusterdingen, (16) Nehren, (17) Schlaitdorf, (18) Oferdingen, (19) Hagelloch, (20) Kirchentellinsfurt Rathaus, (21) Pfrondorf, (22) Nehren, (23)Tübingen Evangelisches Seminar, (24) Oferdingen, (25) Gniebel, (26) Häslach, (27) Hagelloch, (28) Nehren, (29) Jettenburg, (30-32) Tübingen, (33) Dußlingen, (34) Kusterdingen, (35) Immenhausen, (36) Pfrondorf, (37-38) Tübingen, (39) Dußlingen, (40) Dettenhausen, (41) Schlaitdorf, (42) Tübingen Rathaus, (43) Dörnach, (44) Sickenhausen, (45) Wankheim, (46) Pliezhausen, (47) Altenburg.

Türkenglocke

Am 9. September 1566 fing man in Tübingen auf fürstlichen Befehl an, jeden Tag die Türkenglocke zu läuten, und ab 1663 wurde in Württemberg wegen des Vordringens der Türken angeordnet, diese Glocke in allen Orten mittags um 12 Uhr zu läuten.[2]

Johannes Bobrowski

Johannes Bobrowski schrieb am 30. Mai 1961 in seinem Gedicht "Hölderlin in Tübingen" folgendes über die Stiftskirchenglocke:

es läutet die Glocke herab
über die Dächer, die Uhr
rührt sich zum Drehn
der eisernen Fahnen.

Martinskirche

Die Glocken der Martinskirche sind verwandt mit denen der Stiftskirche: Die drei hohen Glocken der Martinskirche führen die phrygische Tonleiter, die in der Stiftskirche mit cis, d, e, fis, gis beginnt, mit den Tönen a, h, cis zu Ende. Zusammen mit der vierten, der e- Glocke, erklingt das melodische Motiv des Adventslieds: "Dein König kommt in niedern Hüllen."[3]

Die neueste Glocke Tübingens bei der Kirch am Eck

Glockentürmchen der Kirch am Eck an der Aixer Straße

Am Sonntag, den 24. Oktober 2010, wurde die neueste kirchlich genutzte Glocke in Tübingen geweiht. Sie hängt in der Kirch am Eck (Aixer-Str. 42) einem weit 1998 bestehenden ökumenischen Gemeindezentrum der evangelischen Eberhardsgemeinde und deren katholischen Partnergemeinde St. Michael im Französischen Viertel. Im Anschluss an den ökumenischen Gottesdienst in der Eberhardskirche pilgerten die Gemeinden am 24. Oktober 2010 von St. Michael und Eberhard in die Kirch am Eck. Dort wurde die Glocke zunächst aufgebockt, so dass man sie sehen und anfassen konnte. Sie wurde geweiht und das erste Mal angeschlagen. Die Glocke wurde dann in der folgenden Woche in das Türmchen gehängt. Zum Gottesdienst rief sie das erste Mal am Samstag, den 30. Oktober um 18 Uhr.[4]

Bebenhausener Feuerglocke

Im Jahr 1625 bestellte der evangelische Bebenhäuser Abt Johannes Magirus bei dem Stuttgarter Glockengießer Nikolaus von Campen eine neue Glocke für die Bebenhäuser Kirche, die sogenannte „Feuerglocke“. Im Rahmen der „Glockenabnahme-Aktion“ im Zweiten Weltkrieg musste der Bebenhäuser Bürgermeister im Mai 1940 melden, welche Kirchenglocken in Bebenhausen vorhanden seien. Der Bürgermeister fragte sich, ob es nicht möglich sei, bei dem hohen Kunst- und Altertumswert der Klosterkirche sowie der Glocken selbst, Schritte zu unternehmen, die geeignet seien, die Ablieferung der Glocken zu verhindern oder doch hinauszuzögern. Seinem Gesuch um Belassung der Kirchenglocken wurde insoweit stattgegeben, dass nur die Feuerglocke abgegeben werden musste. Die 125 kg schwere Glocke wurde dann am 11. April 1942 abgenommen und nach Tübingen zur Verladung mit der Bahn transportiert.[5]

Ammerbuch Altingen

In der evangelischen Kirche von Ammerbuch-Altingen hängen zwei in Stuttgart gegossene Glocken des 20. Jahrhunderts:

  • Glocke 1 (h´): gegossen von Heinrich Kurtz, Stuttgart 1950
  • Glocke 2 (d´´): gegossen von Heinrich Kurtz, Stuttgart 1922

YouTube Video: Glockengeläut in Altingen

Rottenburg

In Rottenburg gab es 1865 noch eine nicht unbeträchtliche Zahl Glocken aus dem l5. und besonders aus dem l6. Jahrhundert, meist entweder mit einem Kreuz oder Madonnabild oder den 4 Evangelisten geschmückt. Einige ohne Schrift und Bild gehören der Form nach einer früheren Zeit an, so eine in der katholischen Kirche im nahegelegenen Altingen.

Die große Glocke auf dem Turm der St. Morizkirche in Rottenburg, von 1418, bot außer der Inschrift nur ein winzig kleines Kruzifix, Maria und Johannes als Bildschmuck, und diese Darstellung war zweimal angebracht. Der Autor, Georg Dengler, fragt sich: Wie oft mag diese Glocke in 451 Jahren schon geläutet worden sein, und doch trug der kräftige Schlagring kaum Spuren des Klöppels. Diese Glocke sollte im 17. Jahrhundert wegen Mangels reiner Stimmung umgegossen werden, der Accord war bereits abgeschlossen, allein es musste unterbleiben, weil, wie ein Chronist berichtet, „unter der Bürgerschaft viel Schnarchens dawider entstanden ist".[6]

Rottenburg-Oberndorf

Eine der beiden älteren Glocken, die im Oberndorfer Kirchturm hängen, trägt das mit der Baugeschichte des Kirchturms übereinstimmende Datum 1451. Wegen ihrer Zierformen wird angenommen, dass sie von Hans Eger in Reutlingen gegossen wurde. Die undatierte zweite Glocke muss aus stilistischen Gründen zur selben Zeit in der selben Werkstätte entstanden sein.[7]

Kusterdingen

Die ursprünglichen Glocken der Kusterdinger Marienkirche aus dem 15. Jahrhundert sind teilweise im Dreißigjährigen Krieg eingegossen worden, und in beiden Weltkriegen wurden alle bis dahin bestehenden Glocken abgenommen und für Rüstungszwecke verwendet. 1950 wurden diese durch neue Glocken der Glockengießerei Grüninger ersetzt (fis´, a´, h´).[8] YouTube Video: Geläut der Kusterdinger Marienkirche

Mähringen

Die älteste Glocke des Landkreises Tübingen ist Teil des vierstimmigen Geläutes der Pfarrkirche St. Stephanus in Kusterdingen-Mähringen:

  • Glocke 1 (b´): Gebr. Bachert, Kochendorf 1958
  • Glocke 2 (c´´): Hans Eger, Reutlingen 15. Jahrhundert (um 1450?)
  • Glocke 3 (des´´): Gießer unbekannt, 1. Hälfte 13. Jahrhundert, die älteste Glocke im Landkreis Tübingen
  • Glocke 4 (es´´): Gebr. Bachert, Kochendorf 1958

YouTube Video: Kusterdingen-Mähringen, St. Stephanus

Immenhausen

Die 3 Glocken der St. Georgskirche in Kusterdingen-Immenhausen sind tiefgekröpft:

  • Glocke 1 (h´) gegossen von Gebr. Bachert, Kochendorf 1950
  • Glocke 2 (d´´) gegossen von Gebr. Bachert, Kochendorf 1950
  • Glocke 3 (e´´) gegossen von Heinrich Kurtz, Stuttgart 1959

YouTube Video: Glockengeläut in Immenhausen

Jettenburg

Die Dorfkirche von Jettenburg hat 3 Glocken:

  • Glocke 1 (h´) gegossen von Gebr. Bachert, Kochendorf 1950
  • Glocke 2 (d´´) gegossen von Gebr. Bachert, Kochendorf 1950
  • Glocke 3 (e´´): Heinrich Kurtz, Stuttgart 1921

YouTube Video: Glockengeläut in Jettenburg

Wankheim

Die evangelische Pfarrkirche St. Jakobus in Kusterdingen-Wankheim hat drei Glocken (b´, des´´ und es´´) von Heinrich Kurtz, Stuttgart 1950.

YouTube Video: Glockengeläut in Wankheim

Stockach

In der Kirche St. Peter und Paul in Stockach gibt es 3 Glocken. Die 1904 von Heinrich Kurtz gegossene Glocke (g´´) stammt noch vom ersten Geläute der Kirche. Die zwei jüngeren Glocken (es´´ und f´´) wurden 1949 ebenfalls von Heinrich Kurtz, Stuttgart geliefert.

YouTube Video: Glockengeläut in Stockach

Kirchentellinsfurt

Die Beschreibung des Oberamts Tübingen, herausgegeben im Jahr 1867 vom Württembergischen statistisch-topographischen Büro beschreibt die Kirchentellinsfurter Kirchenglocken wie folgt:[9]

Von den 3 Glocken hat die Größte eine Inschrift in gotischen Minuskeln: "me soriante pia siopuli mement maria und gos mich joseger im 5. jar". Auf der mittleren noch älteren steht in lateinischen Majusceln: "S. ioannes. lucas. marcus. madeus" und dreimal ein kleines Relief des Gekreuzigten mit Maria und Johannes. Die dritte Glocke wurde von Kurtz 1846 in Reutlingen gegossen.

Nehren

Die evangelische Pfarrkirche St. Vitus in Nehren hat die folgenden vier Glocken:

  • Glocke 1 (e´): Heinrich Kurtz, Stuttgart 1959
  • Glocke 2 (g´): Biberacher Gießhütte; Martin Kisling und Hans Folmer
  • Glocke 3 (a´): Heinrich Kurtz, Stuttgart 1959
  • Glocke 4 (d´´´): A. Bachert, Heilbronn 1999, hängt im Dachreiter

YouTube Video: Glockengeläut in Nehren

Mössingen Belsen

Die evangelische Pfarrkirche St. Maximinus und Johannes in Mössingen-Belsen hat drei Glocken.

  • Glocke 1: Benjamin Grüninger, Straß bei Neu-Ulm (1950)
  • Glocke 2: Benjamin Grüninger, Straß bei Neu-Ulm (1950)
  • Glocke 3: Gießhütte Kurtz, Reutlingen 1869

YouTube Video: Glockengeläut in Belsen

Dußlingen

In der Peterskirche Dußlingen läuaten vier Glocken mit den Tönen „f“, „a“, „c“ und „d“. Die Sie größte wiegt 1230 kg, hat einen Durchmesser von 124 cm und ist schon über 500 Jahre alt. [10]

Ofterdingen

Von den drei in der Beschreibung des Oberamts Tübingen aus dem Jahr 1867 beschriebenen Glocken in Oferdingen hat die größte auf Schildchen die Inschrift: "Hans Conrad Mach von Schaffhausen goss mich 1655"; auf der zweiten Glocke steht: "Ludwig Neubert goss mich in Ludwigsburg anno 1778: auf der dritten: Gegossen in ????ngen von Kurtz 1850.

Rommelsbach

Von den zwei alten Kirchenglocken in Rommelsbach bei Reutlingen trägt die größere die Umschrift: "goß mich Christian Ginther Königsbronn", die kleinere: "benedictum sit nomen Do[min]os voco, mortuos plango. Georg Christian Schmelz goß Biberach", sodann folgt das Relief des heiligen Georg und die Aufschrift: Zum Andenken der Stifterin von der Glocke Anna Raiser 1817.[9]

Glockenmuseum Herrenberg

Das Glockenmuseum Herrenberg ist in der Glockenstube der Herrenberger Stiftskirche. Dort hängen über 30 Glocken, die alle läutbar sind und einen Zeitraum von gut 1000 Jahren überdecken. Dies ist eine der größten Glockensammlungen Deutschlands. Ihre Schätze sind keine ausgedienten Museumsstücke, sondern Glocken, die lange Zeit woanders ihren Dienst taten und ihren vollen, schönen Klang bewahrt haben – aber jede auf ihre Weise.[11] Das Zimbelgeläut hat Glocken von 26kg bis 115kg bei 315mm bis 547mm Durchmesser.[12] Alle Glocken werden in regelmäßigen Abständen geläutet, einmal monatlich sogar im Rahmen eine regelrechten Glockenkonzerts. Außerdem gibt es oft Führungen, bei denen die Glocken vorgestellt und viele spannende Informationen vermittelt werden.[11]

Glockenkonzerte finden in der Regel jeden 1. Samstag im Monat von 17.00 - 18.10 Uhr statt. Treffpunkt ist zunächst das Kirchenschiff. Nach einer kurzen Einführung können sich die Besucher entscheiden, ob sie die Glocken im Kirchhof anhören wollen, oder ob sie mit dem Leiter des Konzertes den Turm besteigen. Dort beginnt dann die eigentliche Vorführung. Neben den einzelnen historischen Glocken werden auch unterschiedliche Zusammenstellungen des Haupt- und Zimbelgeläuts erläutert und zu Gehör gebracht. Die Besucher können dabei die Glocken nicht nur sehen und hören, sondern auch in ihrer vollen, schwingenden Klangentfaltung erleben.[13]

Es ist geplant, im ersten Halbjahr 2011 für 150.000€ ein Carillon-Glockenspiel im Turm der Herrenberger Stiftskirche einzurichten. Ein Drittel des Projektes ist bereits abgeschlossen, seit die mechanischen Komponenten, das Stokkenklavier und die "Clavion" genannte Übungseinheit geliefert wurden. Bei den in der Passauer Gießerei Perner gegossenen 50 Glocken kommt es allerdings nach bisher eingeholten Gutachten zu Tonhöhen-Abweichungen der einzelnen Glocken und einem inhomogenem Klangbild außerhalb der vereinbarten Toleranzwerte. Möglicherweise bedingt durch Nachbesserungen sind die Glocken auch zu tief gestimmt.[14]

Die Guldenglocke

Die Guldenglocke (d') ist eine Renaissanceglockeaus dem Jahre 1602. Sie stammt aus Esslingen und wurde von Miller gegossen. Fast 400 Jahre lang war sie die größte Glocke Herrenbergs und überstand so auch den Ersten Weltkrieg. Im Zweiten Weltkrieg jedoch sollten alle Glocken, die nach 1600 gegossen wurden für die Rüstung abgeliefert werde. Auch die Guldenglocke, die 2 Jahre zu jung war wurde aus ihrem Stuhl genommen und abgeseilt. Allerdings passte sie nicht durch das Kirchenportal. Man versuchte, sie wie viele andere Großglocken zu der Zeit mit Vorschlaghämmmern zu bearbeiten. Dies scheiterte zuerst am Material und dann an den Einwohnern von Herrenberg. So wurde das Tor aufgebrochen.

Nach dem Krieg fand man die Glocke auf einem Glockenfriedhof wieder. Sie konnte wieder aufgehängt und läutbar gemacht werden. Bis 1996 war sie die größte Glocke der Stiftskirche. Doch ihr Klang veränderte sich immer mehr. Sie wurde immer höher. Nach ihrer 400 Jahr Feier im Jahre 2002 wurde die Glocke eingehend untersucht. Man stelle einige größere und viele kleine Risse fest. Anscheinend war die Vorschlaghammerbearbeitung nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Es hatten sich Haarrisse gebildet, die sich im Laufe der Zeit erweiterten.

Eine Schweißung der Firma Lachenmayer stellte den ursprünglichen Klang der Glocke fast wieder her. Allerdings weiß man nicht, wo noch Beschädigungen sein könnten. Deshalb wird die Glocke sehr geschont und nur noch bei Glockenkonzerten oder hohen Festtagen geläutet. Ihre Rolle als Sonntagsglocke hat inzwischen die Dominica übernommen.

Domenica

Die 3,1 t schwere Dominica (c') wurde von der Firma Bachert in Heilbronn 1999 als Milleniumsglocke gegossen. Für ihren Schlagton ist sie sehr schwer und weist eine sehr warme und volle Tongebung auf.

Die Glocke übernimmt inzwischen als Sonntagsglocke die Aufgaben der Guldenglocke, die wegen Rissgefahr geschont werden muss. Zusätzlich gibt sie dem Geläute die Möglichkeit, Motive sowohl in der Tonart as als auch b zu läuten und dabe jeweils eine sonore Grundglocke zu haben.

Gloriosa

Die Gloriosa b° wurde 1965 mit 3628 kg Gewicht und 183 cm Durchmmesser von der Gießerei Eschmann gegossen. Ursprünglich für ein Glockenspiel gedacht, fand sie 1995 den Weg nach Herrenberg, wo sie seitdem das klangvolle Fundament des Stiftskirchengeläutes bildet.

Armsünderglocke

Die Armsünderglocke der Stiftskirche Herrenberg ist eine so genannte Zuckerhutglocke aus dem 13 Jhd. (ca. 1230). Sie wurde vermutlich vor Ort gegossen. Sie wurde von einer Vorgängerkirche übernommen und trägt die Lautschrift des Wortes Jahwe auf ihrer Schulter. Damit ist sie die älteste mit Inschrift versehene Glocke Württembergs und die älteste frei läutbare Glocke.

Früher war sie als Henkersglocke eingesetzt. Heute läutet sie immer freitags den jüdischen Sabbat ein und samstags wieder aus, als Erinnerung an den Holocaust.

Kayh bei Herrenberg

Eine der Glocken der Kirche von Kayh, die 1487 unter Verwendung eines älteren Wehrturms gebaut wurde, wurde bereits 1453 von Hans Eger in Reutlingen gegossen.[15]

Weckerlinie der Tübinger Feuerwehr

Im Jahr 1911 wurde zur Alarmierung der freiwilligen Feuerwehr die sogenannte Weckerlinie gegründet, über die man sich schon seit 1896 Gedanken gemacht hatte. Es wurden 13 Feuermelder im Stadtgebiet aufgestellt, und es gab gleich 2 Alarme für die Weckerlinie. Im Jahr 1920 wurden weitere Glocken angeschafft. Erst 1975 wurden die Glocken der Weckerlinie Stadtmitte stillgelegt, da die Feuerwehrmänner in der Gegend des Feuerwehrhauses im Brandfall inzwischen über sogenannte Piepser (Funkmeldeempfänger) alarmiert wurden und das Telefonnetz die Feuermelder überflüssig machte. Im Jahr 1981 werden die restlichen Weckerlinien endgültig stillgelegt.[16]

Weblinks und Weiterführende Literatur

Einzelnachweise