Bero

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Bero
Bero.jpg
Laden
AdresseMetzgergasse 15
72070 Tübingen
Öffnungszeitenseit März 2017 geschlossen
Inhaberwar Brigitte Rothfelder
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Bero Schaufensterfront (beide Häuser) in der Metzgergasse von der Neuen Straße aus gesehen
Innenansicht bei Beginn des Ausverkaufs im Februar 2017.
Im Hintergrund die Schubladen für einzelne Kleinteile wie Schrauben, Nägel, Haken. Diese sind nicht für die Selbstbedienung, sondern sind durch eine Theke vom Rest des Verkaufsraums getrennt.
Altes Foto der an das Altstadtbild angepassten Neubauten vom Anfang der 80er Jahre. Bero ist ganz rechts.

Beim Bero bekam man bis Mitte März 2017 Schrauben, Nägel etc. wie früher noch einzeln vom Personal hinter einer Theke. Dazu musste man entweder die genaue Bezeichnung wissen, oder eine Muster-Schraube zeigen. Der Ausverkauf hatte schon im Februar begonnen.[1]

Es gab außerdem Handwerkszeug, Beschläge, Taschenmesser, Filzgleiter, Bohrer aller Art, Polsternägel, Schlösser und auch einiges für den Garten.

Das Geschäft war für viele Tübinger lebenswichtig. Hier herrschte nicht der Überfluss von vielen hundert Meter Baumarkt-Verkaufs-Regalen. Und trotzdem erhielt man fast immer genau das, was man brauchte. Und die zentrale Lage im Herzen der Altstadt war für viele ein Grund, nicht zu den Baumärkten am Stadtrand hinauszufahren.

Es fand sich kein Nachfolger, der das Geschäft in gleicher Weise weitergeführt hätte. Am 5. April 2017 wurde im Schwäbischen Tagblatt bekannt gegeben, dass die GWG sich als Eigentümer der Räume für den Buchhändler Osiander als neuen Mieter entschieden hat. Im Gegenzug hat Osiander die Filiale in der Wilhelmstraße 12 geschlossen.


Der Name Bero

Der Name Bero kam vielleicht vom Namen der Inhaberin: Brigitte Rothfelder -> B. Ro -> Bero. Aber: "Als regelmäßiger Kunde schon in den 1990ern kannte ich noch RObert BEck als namensgebenden Gründer und Inhaber", schreibt ein anonymer Leser 2023.

Kommentar im Tagblatt

Natürlich zahlte man für eine Schraube beim Bero mehr als im Baumarkt. Aber auch wenn das Unikat tatsächlich zehnmal so teuer war wie im Baumarkt, so war es trotzdem um ein Vielfaches preisgünstiger. Diese Paradoxie löst sich auf, wenn man erkennt, dass in einem umfassenderen, philosophischen Konzept des Preises auch noch die Zeit und die Seelenruhe zu finden sind. Auf diesen Umstand hat der Psychologe Herbert Simon bereits in den 50er Jahren hingewiesen. Er wurde später mit dem Wirtschaftsnobelpreis geadelt. Seine Theorie ließ sich nirgends besser belegen als beim Bero: Dort schlenderten sie gut gelaunt in den Laden, wurden kompetent beraten und bedient. Schließlich verließen Sie den Laden genauso gut gelaunt, wie sie ihn betreten hatten. Zeitaufwand: 3 Minuten. Gefährdung der Seelenruhe? Keine. Preise: ein Euro.

Ein Ausflug in den Baumarkt kostet sie in Tübingen mit An- und Abfahrt aber 60 Minuten. Von der Anfahrt schon gestresst hasten sie durch die Hallen groß wie ein Flugzeughangar und jagen einem Phantom nach: Einem Verkäufer, der in der Lage ist, Ihnen zu helfen. Im Erfolgsfall erstehen sie eine 50er Packung Schrauben. Im Bero gab es den Luxus, eine einzige zu erwerben, nämlich genau die Schraube, die sie brauchten. Aber, das macht ja nichts. Die 49 Überflüssigen können sie bis zu ihrem Lebensende irgendwo lagern. Resultat? Zeitaufwand: Groß. Seelenruhe gefährdet. Preis der Packung? 4 Euro. [...]Die naive Fixierung, den Preis eines Gutes einzig am Geldwert festzumachen, hat leider auch für den Tübinger Einzelhandel und damit für das Stadtbild einschneidende Konsequenzen, wobei gerade die ganz Cleveren ein gehöriges Zerstörungspotential entwickeln. Diese smarten Zeitgenossen haben nämlich das Ei des Kolumbus gefunden: Sie erfreuen sich an den Beratungsleistungen des Fachhandels und machen sich kostenlos ausführlich kundig, gleichzeitig kaufen sie preisgünstigtst ein! Und so funktioniert der Clou: Unverdächtig in ein beroähnliches Geschäft hineinschleichen und Kaufinteresse heucheln. Es erfolgt eine gutgläubige Beratung. In einem Moment der Unaufmerksamkeit wird die Handycamera gezückt. Klick! Mit dieser Info wird dann im Internet zuhause billigst bestellt.

Eine Meisterleistung! Vor allen Dingen, wenn sich die Cleveren dann irgendwann darüber wundern, dass die Lebensqualität in der schönen Innenstadt

dahin ist: Es gibt fast nur noch Handyläden und davor knattern die Kleinlaster, die die Waren anliefern.


Quellen

  1. Schwäbisches Tagblatt, Ausgabe vom 21.02.2017