Akademische Verbindung Virtembergia
Akademische Verbindung Virtembergia | |
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Vereinigung | |
Adresse | Schloßbergstraße 9 72070 Tübingen |
Telefon | 07071.49612 |
Web | http://www.virtembergia.de |
Die Akademische Verbindung Virtembergia ist eine freischlagende, nicht farbentragende Studentenverbindung an der Universität Tübingen in der Schlossbergstraße 9.
Geschichte (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1873: Am 24. Mai beschließen einige Studenten des Tübinger Stifts um Friedrich Rösler, ihrem Freundeskreis einen geordneten Rahmen zu geben und den Kreis der sogenannten "Pia" zu verlassen. Die "Pia" (lat. = die Fromme) selbst war eine Gruppe strenggläubiger, pietistischer Studenten, an die sich der schon genannte Freundeskreis um Rösler locker angeschlossen hatte. Im Café Kommerell (Pfleghof-/Ecke Neue Straße) fassen sie den Entschluss, nun umso fester in Freundschaft zusammenzuhalten. Es gilt als der Gründungstag der Virtembergia.
- 1876: Am 15. Juni werden die Statuten der Verbindung beschlossen und der Name "Virtembergia" gewählt. Der Name stammt zum einen vom Königreich Württemberg und zum andern vom lateinischen "virtus", der Tugend. Als Wahlspruch wird angenommen: "Furchtlos und treu! Hie gut Württemberg allweg! Vivat, crescat, floreat!". Das Farbentragen, Bestimmungsmensur und studentische Äußerlichkeiten werden bewusst abgelehnt. Im kleinen, unabhängigen Freundeskreis sollen Kameradschaft und studentische Geselligkeit gepflegt und die Freundschaft der Bundesbrüder vertieft werden.
- 1880: 1. Konstante (Verbindungsheim) im Obergeschoss der Tübinger Gastwirtschaft "Hades".
- 1881: Der Konvent beschließt das Verbot von Gasthausbesuchen vor 11 Uhr vormittags.
- 1899: Erwerb und Umbau des ersten Verbindungshauses in der Neckarhalde 44 und Abfassung eines eigenen Bier-Comments.
- 1911: Durch die stetig steigende Zahl der Bundesbrüder wird das Haus in der Neckarhalde bald zu klein. Man entschließt sich zu einem Neubau unweit des damaligen Hauses auf dem Schlossberg. Erwerb der Bauparzelle am Schlossberg und Verkauf des Anwesens in der Neckarhalde an die Verbindung Nicaria.
- 1912: Feier zur Einweihung des neuen Verbindungshauses in der Schlossbergstraße 9. [1] [2]
Haus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das erste eigene Domizil war das 1899 gekaufte Wohnhaus des zuvor verstorbenen Zoologen Theodor Eimer in der Neckarhalde 44. Beim Neubau ihres Hauses auf dem Schlossberg 1911 veräußerten die Virtemberger das bisherige an die Verbindung Nicaria.
Mit Planung und Ausführung des Neubaus wurde der Stuttgarter Regierungsbaumeister Richard Dollinger (1871-1954) beauftragt, der in Tübingen bereits drei andere Verbindungshäuser gebaut hatte und als Experte für die baulichen Bedürfnisse einer Studentenverbindung galt. „Der Arbeit des Architekten liegen u.a. besondere Gestaltungsprinzipien des Jugendstils zugrunde. 1911 begonnen, wurde das Haus bereits 1912 fertig und bezogen. Ein besonderer 'architektonischer Leckerbissen' ist die im Untergeschoss eingerichtete Kegelbahn, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut. Auch die Inneneinrichtung hat Dollinger in seine Überlegungen einbezogen und Vorschläge für Mobiliar und Schmuckgegenstände, von Geweihen bis zu kleinen Porträtaufnahmen, gemacht.“[2] Die Kegelbahn ist eine der ältesten, die innerhalb eines Privathauses eingebaut wurden. Ihr Vorderteil kann auch als Kellerbar genutzt werden. Im Untergeschoss liegt auch die Wohnung des eigenen Hausmeisters und Hauswirtschafters.
Rechts neben der Eingangshalle (Lobby) befindet sich der große holzgetäfelte Kneipsaal, der zugleich auch als Konventssaal dient. Er ist mit Stirn- und Fensterseite nach Norden ausgerichtet. Dort hängt das große Wappen mit Fahnen in den altwürttembergischen Farben Schwarz und Rot. Diese Leitfarben, besonders das dunkle Rot, finden sich an verschiedenen Stellen des Hauses wieder, von Tischdecken über Kerzen bis zur Bespannung des Billardtisches. Durch eine Schiebetür lässt sich der Kneipsaal um das dahinter liegende helle Frühstückszimmer vergrößern, das Fenster zur Südseite hat. Eine Besonderheit ist der "Hochsitz", eine von der Lobby über ein paar Stufen zu betretene, etwas erhöht liegende und offene Nische mit Sitzbänken um einen Tisch herum. Diese dient zum Zusammensitzen in kleinerer Runde. Am Hochsitz vorbei führen Treppenstufen weiter in die oberen Stockwerke des Gebäudes.
An der Südseite des Hauses befindet sich eine lange Außenterrasse, die genau über der Kegelbahn liegt. Im Osten ist sie offen überdacht (siehe Foto). Nach Süden hat man einen schönen weiten Blick ins Tal bis zur Schwäbischen Alb. In der Ecke zwischen beiden Gebäudeteilen ist ein angebautes rundes Türmchen. Durch dessen runden Raum im Erdgeschoss, in dem Gedenktafeln mit den Namen der in den Kriegen gefallenen Bundesbrüder hängen, betritt man vom Innenraum die Außenterrasse. In den oberen Geschossen birgt das Türmchen eine Wendeltreppe. Von der Terrasse gelangt man über eine Freitreppe zum sehr steil abfallenden Hausgrundstück, das weitgehend mit Bäumen bewachsen ist. [3]
Das Grundstück hat, wie auch die benachbarte A.V. Igel, einen zweiten Eingang unten an der Neckarhalde neben Nr. 42 mit einem Wappenschild. Dieser Weg wird aber kaum genutzt. Eine lange Treppe führt hinauf zum Haus.
Die geschwungenen Giebel des Hauptgebäudes zeugen von der Vorliebe des Architekten für leicht barockisierende Formen, mit denen er die damalige versachlichende "Reformarchitektur", die auch er vertrat, manchmal doch noch gerne etwas bereicherte.
Aufgrund seiner architektonischen Besonderheit und des guten Erhaltungszustandes und steht das Virtembergerhaus wie die meisten anderen Verbindungshäuser unter Denkmalschutz.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Commons: Virtembergia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ virtembergia.de, Historie
- ↑ 2,0 2,1 Kleine Burgen, große Villen: Tübinger Verbindungshäuser im Porträt. - Hrsg.: Wilhelm G. Neusel für den ArbeitsKreis Tübinger Verbindungen (AKTV). - 1. Aufl. - Tübingen: Selbstverl. des AKTV, 2009
- ↑ Führung in der Reihe "Kleine Burgen - große Villen" am 19. Oktober 2024
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung. Contubernium - Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 44. Sigmaringen 1996 ISBN 3-51508-022-8