Was geschah 1910 (mit Bedeutung für Tübingen)?

Westbahnhof mit mehreren Schornsteinen im Hintergrund, 1910
Die angebliche Zeitungseiche im Jahre 1910 in der Ausgabe 1911 der Tübinger Blätter
  • 1. Mai : Der Ammertalbahn Abschnitt Pfäffingen–Tübingen wird eröffnet und die damit bereits 1909 eingeweihte Strecke von Pfäffingen bis Herrenberg auf ganzer Länge befahrbar.

Aus der Universitätschronik

  • Hörsaalanbau des Physikalischen Instituts fertig gestellt.[1]
  • Erste Promotion einer Historikerin - Gertrud Stockmayer wird als erste Frau im Fach Geschichte promoviert und zwar mit der Dissertation "Das Naturgefühl in Deutschland im 10. und 11. Jahrhundert". "Doktorvater" war der Professor für mittelalterliche Geschichte und Landeskunde, Walther Götz.[1]
  • Mit Hans Rosenberg habilitiert sich 1910 erstmals ein Physiker in Tübingen speziell für das Fach Astronomie. 1912 wird er Leiter der veralteten Sternwarte auf dem Schloß, richtet sich aber in seinem Haus in der Hauffstraße 10 am Österberg eine Privatsternwarte ein und entwickelt dort neue Methoden zur Messung von Sternhelligkeiten. 1926 wird er auf den Lehrstuhl für Astronomie in Kiel berufen, aber schon 1934 wird er dort nach bösen Angriffen wegen seiner jüdischen Abstammung entlassen und zur Emigration gezwungen.[1]
  • Neue Verbindungshäuser - Die Burschenschaft Germania kauft im Mai das Uhlandhaus, im Juni weiht die Gesellschaft "Rothenburg" auf dem Schlossberg und im Juli die Burschenschaft "Palatia" auf dem Österberg ihr neues Hause ein.[1]
  • Mit der Zusammenfassung von Otologie, Rhinologie und Laryngologie zur Tübinger HNO-Heilkunde, wurden der nunmehrigen HNO-Klinik "reguläre" Assistenzarztstellen zugeteilt.[1]
  • 26. März: Lehrstuhl für Pädagogik - Nach Einführung einer höheren Prüfung für den Volksschuldienst mit Pädagogik als Prüfungsfach wird eine ao. Professur für Pädagogik geschaffen und zum Wintersemester 1910/11 mit Gustav Deuchler (1883-1955) besetzt.[1]
  • Im Sommersemester sind erstmals mehr als 2000 Studierende immatrikuliert. Bei einer Feier aus diesem Anlass spricht Prof. Dr. med. Gustav Schleich im Hof der Neuen Aula. Bereits am 11. Juni war dem 2000. Studenten, stud. phil. Vinzent Klinik, der in Begleitung von Vertretern des Senats erschienen war, in einer Sitzung des Stadtrats ein silberner Pokal überreicht worden.[1]
  • 5. Mai: Zahnärztliches Institut - In der alten Burse wird ein Zahnärztliches Institut eröffnet, das dort bis zum Bezug des Neubaus in der Osianderstraße im Jahr 1968 untergebracht ist.[1]
  • 5. August: Baubeginn der Universitätsbibliothek - Nach Plänen des Architekten Paul Bonatz (1877-1956) entsteht an der Wilhelmstraße das erste eigene Gebäude für die Universitätsbibliothek, die zuvor seit 1819 auf dem Schloss untergebracht war.[1]
  • 28. Oktober: Die Kunst zu lieben - Am Stadttheater Düsseldorf wird die Oper "Die Kunst zu lieben" von Universitätsmusikdirektor Prof. Dr. Volbach (1861-1940) uraufgeführt.[1]
  • 2. Dezember: Artikel in der Allgemeinen Zeitung des Judentums: "Stud. jur. W. Tennenbaum, Sohn des bekannten Stuttgarter Kantors, erhielt bei der jüngsten Preisverteilung in der juristischen Fakultät in Tübingen den ersten Preis mit goldener Medaille zuerkannt."[1]

Geburtstage

11. Januar: Hedwig Rieth geb. Schradin (1910-2006) die spätere SPD-Lokalpolitikerin, Kunstsammlerin, Ehrensenatorin wird geboren. 1956-1980 Mitglied des Gemeinderats in Tübingen, 1990 Ehrensenatorin.[1]

26. Januar: Ernst Zinn (1910-1990) wird geboren. Er wurde Altphilologe. 1945-1952 Dozent für klass. Philologie in Hamburg, 1951-1956 o. Prof. für klass. Philologie in Saarbrücken, 1956-1978 in Tübingen.[1]

4. Februar Herbert Wilhelmy (1910-2003) der spätere Geograph wird geboren. 1937 Doz., 1939-1954 Diätendozent für Geographie in Kiel, 1954 o. Prof. in Stuttgart, 1958-1978 o. Prof. und Direktor des Geographischen Instituts in Tübingen.[1]

7.März: Johannes Kurt Hirschmann (1910-1991) der spätere Mediziner wird geboren. 1937 wiss. Ass., 1952-1962 Oberarzt an der Universitätsnervenklinik Tübingen, seit 1957 auch ao. Prof.; 1944 Doz., 1951 apl. Prof. für Neurologie und Psychiatrie; 1966 o. Prof. für Neurologie; 1962-1977 Direktor der neu errichteten Neurologogischen Universitätsklinik.[1]

8. März: Eugen Fröhlich (1910-1971) der spätere Mediziner wird geboren. 1937-1958 Oberarzt am Zahnärztlichen Institut, 1939-1945 stellvertr. Leiter der Abt. für Kiefer-, Gesichts- und Wiederherstellungschirurgie am Reservelazarett, 1945-1947 kommissar. Leiter des Zahnärztlichen Instituts, 1948 PDoz., 1954 apl. Prof. für Zahnheilkunde, 1954-1971 o. Prof. für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Direktor des Zahnärztlichen Instituts in Tübingen.[1]

12. März: Josef Esser (1910-1999) der spätere Jurist wird geboren. 1936-1940 Stadtsyndikus in Mönchen-Gladbach, 1940-1941 Doz. in Freiburg, 1941-1943 planm. ao. Prof. in Greifswald, 1943-1949 o. Prof. Innsbruck; 1949-1961 in Mainz; 1961-1978 o. Prof. für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Rechtsphilosophie, Rechtsvergleichung und Versicherungsrecht in Tübingen.[1]

29. März: Walter Schulte (1910-1972) der spätere Mediziner wird geboren. 1936-1947 Ass. Arzt, seit 1945 Oberarzt an der Universitätsnervenklinik in Jena, 1947-1954 stellvertr. Chefarzt der von Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel bei Bielefeld, 1954-1960 Landesmedizinaldirektor und Leiter des Westfälischen Landeskrankenhauses für Nervenkranke in Gütersloh.; 1943 Doz. für Neurologie und Psychiatrie in Jena, 1954 apl. Prof. in Münster, 1960-1972 o. Prof. für Psychiatrie und Neurologie und Direktor der Universitätsnervenklinik Tübingen.[1]

25. April: Albert Lebsanft (1910-1995) der spätere Jurist wird geboren. 1959-1970 Universitätsrat (Leiter der Universitätsverwaltung), 1970-1972 Kanzler der Universität Tübingen, seither Ministerialrat im Kultusministerium Baden-Württemberg.[1]

5. Mai: Otto-Wilhelm von Vacano(1910-1997) der spätere Archäologe wird geboren. 1944 Dr. habil. Graz, 1951-1961 Wohnheimleiter und Abteilungsleiter des Internationalen Bundes für Sozialarbeit in Tübingen, 1958 LA für etruskische Archäologie, 1961 Kustos, 1966-1975 Akademischer Oberrat am Archäologischen Institut in Tübingen.[1]

22. Mai: Wilhelm Schneider (1910-2003) der spätere Mediziner wird geboren. 1936 Assistenz-, 1942-1952 Oberarzt an der Universitätshautklinik, 1943 Doz. für Haut- und Geschlechtskrankheiten, 1949 apl. Prof. in Tübingen; 1952-1960 Ärztlicher Direktor der Städt. Hautklinik Augsburg; 1961-1976 o. Prof. für Dermatologie und Direktor der Universitätshautklinik in Tübingen.[1]

15. Juli: Otto von Breitschwert (1829-1910) der spätere Jurist, Kunstsammler und Mäzen wird geboren. 1856-1876 im württembergischen Justizdienst, zuletzt als Kreisgerichtsrat in Stuttgart. Seit 1890 Fideikomißbesitzer des Gutes Ehningen bei Böblingen, Mitglied der Ersten Kammer. Errichtete 1907 die von Breitschwertsche Stiftung in Tübingen und hinterließ dem Kunsthistorischen Institut seine gesamte graphische Sammlung.[1]

15. August: Julius (von) Neumann (1835-1910) der spätere Nationalökonom wird geboren. 1871 o. Prof. in Basel, 1873 in Freiburg. 1876-1908 o. Prof. für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft in Tübingen.[1]

28. August: Wolfgang Kimmig (1910-2001) der spätere Prähistoriker wird geboren. 1935-1945 Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bzw. Direktorialassistent am Rheinischen Landesmuseum in Trier, 1946-1955 Doz., seit 1952 apl. Prof. für Ur- und Frühgeschichte in Freiburg und Direktor am Institut für Ur- und Frühgeschichte Freiburg/Br., Landesarchäologe Südbaden; 1950-1955 Lehrstuhlvertreter, 1955-1975 o. Prof. und Direktor des Instituts für Vor- und Frühgeschichte in Tübingen.[1]

Todestage

15. November: Wilhelm Raabe (1831-1910) der Schriftsteller stirbt. 1901 Dr. phil. h.c. Tübingen auf Vorschlag Wilhelm Fischers: "Mit der Auszeichnung würde gewissermaßen ein Gegenstück geschaffen zu der Verleihung des Doctors an unsern als Schriftsteller bei gleichem Talent ebenso wenig erfolgreich gewesenen Landsmann Hermann Kurz durch die Phil. Fakultät Rostock." [1]

19. November: Rudolph Fittig (1835-1910) der Chemiker stirbt. 1860 PDoz., 1866 ao. Prof. für Chemie in Göttingen, 1870-1876 o. Prof. für theoretische Chemie in Tübingen, seit 1876 in Straßburg.[1]

19. Dezember: Helmut Wielandt (1910-2001) der Mathematiker stirbt. 1938-1946 Ass. am Mathematischen (1942-1945 beurlaubt), 1939 Doz. für Mathematik in Tübingen; 1942-1945 Wiss. Mitarb. am Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung in Göttingen; 1946-1951 ao. Prof. in Mainz; 1951-1976 o. Prof. für Mathematik in Tübingen.[1]

Quellen

1909 - 1910 - 1911