Lützelbrunnen

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Innerhalb dieses Stahlkubus des Synagogendenkmals steht heute der alte Lützelbrunnen.

Der Lützelbrunnen befindet sich seit langer Zeit an der Gartenstraße (neben Haus Nr. 33) und wird von der oberhalb gelegenen Brunnenstube am Fuß des Österbergs gespeist.[1] Heute dient er als Gedenkbrunnen innerhalb des 2000 neu geschaffenen Denkmals Synagogenplatz. Er steht in einem Stahlkubus, wo er durch kleine Löcher zu sehen ist und das Wasser für das Denkmal spendet.[2] Sein Steinbecken wurde 1978 mit einer ersten Gedenkinschrift zur ehemaligen Synagoge versehen.

Früher bewässerte die über 200 Jahre alte Brunnenstube auch die ehemalige Gaststätte Felsenkeller und über eine längere Leitung den Nymphenbrunnen vor der Neckarmüllerei. Sie nimmt Wasser aus den über ihr liegenden Gesteinsschichten in einem Sammelbecken auf. Weil es auf dem Weg dorthin viele Mineralstoffe absorbiert, Nitrate abbaut und Bakterien am Wachstum hindert, ist es von sehr hoher Qualität. [3] [4]

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das im allgemeinen Sprachgebrauch seit dem 17. Jahrhundert ausgestorbene oberdeutsche Wort lützel hieß ursprünglich: klein (an Größe) und später: zahlenmäßig gering, nicht solide, nicht in Ordnung. Es ist mit dem englischen little verwandt.[5] Es lebt noch in Eigennamen und Toponymen wie Lützel (Stadtteil von Koblenz, eigentlich Klein-Koblenz), Luxemburg (früher: Lützelburg oder Lützelenburg, kleine Burg), Lützelsachsen oder Lützelsoon weiter.[6][7] Der elsässische Ort Lützelstein bekam später den französischen Namen La Petite-Pierre als wörtliche Übersetzung von kleiner Stein.

Quantitative Analyse gelöster Bestandteile von 1812[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lützelbrunnen
rund 3 Liter (100 Unzen) Wasser enthielten:
Kalziumkarbonat („kohlensaure Kalkerde“) 7,386 Gran
(entspr. 1,6 ppm§)
Magnesiumkarbonat („kohlensaure Bittererde“) 4,545 Gran
(0,98 ppm)
Kaliumsulfat („schwefelsaures Kali“) mit
Natriumkarbonat („kohlensaurem Natrum“)
3,976 Gran
(0,86 ppm)
Natriumchlorid („salzsaures Natrum“) mit
Magnesiumchlorid („salzsaurer Bittererde“)
2,273 Gran
(0,49 ppm)
Siliziumoxid („Kieselerde“) 0,566 Gran
(0,12 ppm)
gesamt 18,745 Gran
(4,06 ppm)
§wenn 1 Unze = 30 g und 1 Gran = 65 mg
Untersuchte Brunnen
und Gewässer
Gelöste Stoffe in
rund 3 Liter (100 Unzen) Wasser
Gelöste Stoffe insgesamt Kalziumkarbonat
Gran ppm§ Gran ppm
Lützelbrunnen 18,7 4,06 7,3 1,6
Georgenbrunnen 21,5 4,66 14,2 3,08
Schloßbrunnen 26,4 5,72 19,0 4,12
Marktbrunnen 29,9 6,48 17,6 3,81
Hospitalbrunnen 38,4 8,32 23,2 5,03
Neckar 37,5 8,13 20,8 4,51
Ammer 69,7 15,10 22,1 4,79
Steinlach 17,4 3,77 13,6 2,95

Im Oktober 1812 wurde das Wasser von fünf Tübinger Brunnen sowie des Neckars und zweier in Tübingen einmün­dender Neben­flüsse auf seine Bestand­teile hin analysiert. Unter den metho­dischen Betrach­tungen wurde 1822 in einem von Heinrich Ferdinand Eisenbach herausgegebenen Gemein­schaft­swerk mit dem Titel Beschreibung und Geschichte der Stadt und Universitæt Tübingen festgehalten, dass die Probenentnahme „bei heiterer trockner Witterung“ stattgefunden habe, „nachdem es mehrere Wochen nur sehr wenig geregnet hatte“. Das Wasser „wurde vor dem Abdampfen filtrirt und war vollkommen klar, so daß es nicht durch mechanisch beigemengte Erden[8] verunreinigt war, sondern diese wirklich chemisch aufgelöst enthielt, wie dieses in Quellwasser gewöhnlich der Fall ist.“[9]

Wie der Lützelbrunnen „enthalten alle etwas freie Kohlensäure mehr oder weniger erdige Bestandtheile mit einigen Salzen; unter diesen Bestandtheilen ist bei allen diesen Quellen kohlensaure Kalkerde[10] der vorherrschende Bestandtheil.“[9] Beim Wasser des Lützelbrunnens entfielen mehr als ein Drittel des Gesamtanteils gelöster mineralischer Substanz auf Kalziumkarbonat.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. "...Der Lützelbrunnen ist es ja, der in der Gartenstraße beim Felsenkeller entspringt und seit langer Zeit hier auf dem freien Platz vor dem Neckartor einen Brunnen speist, der allerdings seine Stelle schon öfters gewechselt hat..." (Tübinger Blätter Nr. 12, 1909/10, Seite 21)
  2. Denkmal: "...Ein Stahlkubus umschließt den aus dem früheren Lützelbrunnen entstandenen Gedenkbrunnen..." (bonhoeffer-gemeinde.de Denkmal Synagogenplatz.
  3. Beschlussvorlage zur Sanierung der Brunnenstube des Lützelbrunnens, tuebingen.de, 3. April 2007, mit Lageplan und Fotos
  4. Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen: Brunnenstube am Synagogenplatz wird saniert, tuebingen.de / Pressearchiv 2008, 6. Mai 2008.
  5. nach: Ref-Grimm: lützel
  6. Wiktionary: lützel lützel
  7. Lit-Seibicke: Wie sagt man anderswo?, Seite 94, Artikel „klein“, dort auch das ausgestorbene oberdeutsche Adjektiv „lützel“
  8. mechanisch beigemengte Erden: unscharfer Sammelbegriff für diverse chemische Verbindungen, meist Oxide
  9. 9,0 9,1 Eisenbach: Beschreibung und Geschichte der Stadt und Universitæt Tübingen. 1822. …
  10. kohlensaure Kalkerde, d. h. Kalziumkarbonat CaCO3