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Johannes Reuchlin

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Johannes Reuchlin. Holzschnittdarstellung aus einem Einblattdruck von 1516
"Augenspiegel" von Reuchlin, gedruckt 1517 von Thomas Anshelm in Tübingen

Johannes Reuchlin (auch Johann Reichlin, * 29. Januar 1455 in Pforzheim; † 30. Juni 1522 in Stuttgart) war ein deutscher Humanist, Philosoph, Jurist und Diplomat zur Zeit der Renaissance. Er gilt als der erste bedeutende deutsche Hebraist christlichen Bekenntnisses und verteidigte den Wert dieser Literatur vor der Inquisition.

Johannes Reuchlin und Tübingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er hat eine starke Beziehung zu Tübingen und wirkte in verschiedenen Rollen hier vor Ort, als Hochschullehrer, als Berater von Eberhard im Bart etc. Er veröffentlichte 1511 hier seine Streitschrift Augenspiegel, die zum Beispiel die Buchhandlung H.P. Willi zu ihrem Laden-Logo inspirierte.

Reuchlinscher Löwe

Nach ihm ist die Johannes-Reuchlin-Straße benannt. In der Bursagasse ist der "Reuchlin-Löwe" zu sehen, um dessen Bedeutung sich verschiedene Geschichten ranken. Die klarste davon sagt, dass er am Haus angebracht ist, in dem vormals Johannes Reuchlin wohnte.

Reuchlin studierte bis 1477 Grammatik, Philosophie und Rhetorik in Freiburg und Basel. Anschließend ging er nach Frankreich und studierte römisches Recht in Orléans und Poitiers. Ein Lehramt für Poetik führte ihn erstmals an die Tübinger Universität. Bereits ab 1483 stand er in den Diensten Graf Eberhards im Bart. Als Rat wurde Reuchlin mit wichtigen Missionen betraut, die ihn nach Aachen und Italien führten, wo er Zugang zum Kreis der Florentiner Neuplatoniker erhielt. 1502 wurde Reuchlin zum Richter des Schwäbischen Bundes mit Sitz in Tübingen bestellt. 1519 folgte er dem Ruf auf eine Professur für Griechisch und Hebräisch nach Ingolstadt, kehrt jedoch bereits 1521 nach Tübingen zurück, wo er bis zu seinem Tod ebenfalls den Lehrstuhl für Griechisch und Hebräisch innehatte.

Er gilt als einer der großen europäischen Denker am Vorabend der Reformation. Die Bandbreite seiner Publikationen ist immens: Reuchlin war ein Experte der lateinischen und griechischen Sprache und war sich schon früh der Bedeutung des Hebräischen für das Verständnis des Alten Testaments bewusst. In vielen Büchern setzte er sich mit der hebräischen Sprache auseinander und versuchte, die jüdische Kabbala mit der christlichen Theologie zu verbinden. Reuchlin schrieb u.a. zwei Komödien, Gedichte, eine Predigtlehre und Bußpsalmen.

Reuchlin und der "Judenbuchstreit"[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Große Bekanntschaft erlangte Johannes Reuchlin im sogenannten Judenbuchstreit. Dabei verteidigte er das jüdische Schriftgut, das auf Betreiben Johannes Pfefferkorns konfisziert und verbrannt werden sollte. Mit seiner klaren Positionierung leistete er einen wichtigen Beitrag für den Dialog zwischen Juden und Christen und gilt bis heute als Wegbereiter der Toleranzidee. [1]


[...]Für die Beauftragung Reuchlins mögen folgende drei Faktoren eine Rolle gespielt haben: Zum einen war Reuchlin ein am Hof bekannter und höchst angesehener Jurist (zu diesem Zeitpunkt einer der Richter des Schwäbischen Bundes). Zum anderen war Reuchlin einer der wenigen christlichen Gelehrten, der als „miraculum trilingue“ (dreisprachiges Wunder – so wurde er von seinen Zeitgenossen angesehen) nicht nur des Lateinischen und Griechischen, sondern auch des Hebräischen mächtig war. Damit war Reuchlin praktisch der einzige Gutachter, der aufgrund eigener Sprach- und Quellenkenntnisse die Bücher zumindest teilweise kannte, über die er zu urteilen hatte – alle anderen Gutachter hatten nicht viel mehr als ihre Vorurteile, auf die sie sich stützen konnten.[...]


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]