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Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth

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Johann Hermann Heinrich Ferdinand von Autenrieth am Lebensende

Johann Hermann Heinrich Ferdinand Autenrieth, seit 1812 von Autenrieth (auch Authenrieth, * 20. Oktober 1772 in Stuttgart; † 2. Mai 1835 in Tübingen), war ein württembergischer Mediziner.

Er gilt als Begründer des Tübinger Universitätsklinikums. Autenrieth wurde mit seiner empirisch begründeten Heilkunde bekannt. Er war auch Leibarzt von König Wilhelm I. von Württemberg und Mitglied der Württembergischen Ständeversammlung.


Lebenslauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Hermann Heinrich Ferdinand Autenrieth - in wissenschaftlichen Kontexten wird er meist nur Ferdinand genannt[1] - studierte ab 1785 Medizin und Naturwissenschaften an der Hohen Karlsschule in Stuttgart und promovierte als erst Zwanzigjähriger 1792.

Nach Studien in Pavia sowie einem längeren Aufenthalt in den USA, erhielt er 1797 den Ruf an die Universität Tübingen als Professor für Anatomie, Physiologie, Chirurgie und Geburtshilfe.[2]

Zeitgleich ging er die Ehe mit seiner Cousine Johanne Friederike Bök (17741853) ein. Aus dieser Verbindung stammte der 1799 geborene Hermann Friedrich Autenrieth, der später ebenfalls als angesehener Mediziner wirkte und unter anderem die Lehrtätigkeit seines Vaters fortführte.[3]

1805 errichtete Autenrieth ein neues Klinikum in der zu diesem Zweck umgebauten Alten Burse[3]. Diese Klinik beherbergte 15 Betten in zwölf Zimmern. Er selbst leitete die Klinik von 1805 bis 1811.

Diese von Autenrieth gegründete erste stationäre Klinik[4] in Tübingen bildete den Ursprung des heutigen Universitätsklinikums.

Autenrieth'sche Maske: Eine Variante eines Knebels
Autenrieth'sche Maske: Eine Variante eines Knebels

Erstmals gab es auch mehrere Einzelzimmer für psychisch Kranke, was für diese Zeit ein ungewöhnlicher Schritt war, da er erstmals die Behandlung mit somatischen Patienten gleichstellte. Er setzte früh auf eine medizinische Betreuung psychisch Erkrankter innerhalb eines Klinikbetriebs. Statt bloßer Verwahrung und Wegsperren erfolgte eine Therapie, wenn auch die Methoden nach heutigen Maßstäben oft fragwürdig waren. Neben dem Einsatz von kurzfristigen Fixierungen, dem Anlegen der sog. Autenriethschen Maske oder der "Märtyrersalbe" stand eine medikamentöse Behandlung nach den damaligen Standards im Mittelpunkt.[5]

Sein berühmtester Patient war der Dichter Friedrich Hölderlin. Er wurde September 1806 bis Mai 1807 dort psychiatrisch behandelt, aber letztlich als unheilbar entlassen und lebte fortan im später so bezeichneten Hölderlinturm.

1808 wurde Autenrieth Leibarzt des Königs von Württemberg.[3]

1819 wurde er Vizekanzler der Universität, ab 1822 war er deren Kanzler.[2] In dieser Rolle war er auch Mitglied der württembergischen Ständeversammlung und nahm dort einen sehr konservativen Standpunkt ein.[2]

Der Mediziner baute die kleine Häusergruppe Sebastiansweiler bei Mössingen südlich von Tübingen zum noch heute bestehenden Heilbad Bad Sebastiansweiler aus, nachdem er 1829 das Grundstück mit den dort schon bekannten, aber wenig genutzten Schwefelheilquellen erworben hatte.[6]

Ferdinand von Autenrieth baute für sich und seine Familie 1830 vor dem Lustnauer Tor ein großes Haus, das später das Gymnasium beherbergte und 1903 zum heutigen Schimpfhaus umgebaut wurde.

Nachdem er 1825 den großen, am Fuße des Österbergs gelegenen Garten seiner Schwiegereltern geerbt hatte, ließ Autenrieth ihn zu einem musterhaften Lustgarten verwandeln, indem er eine große Steintreppe, eine künstliche Ruine und Grotten dort bauen sowie Tannen einpflanzen ließ. Im Garten befanden sich direkt an der Gartenstraße (die damals ein schmaler Feldweg war) auch zwei Häuser, das Gartenhaus und das Gewächshaus. Der nicht mehr existierende Autenriethsche Garten, der auch durch seinen Sohn weiter gepflegt wurde, war mehrere Jahrzehnte eine "vielbewunderte Perle unter den Tübinger Gärten".[7]

Er starb 1835 an einem Schlaganfall.[2]

Spuren in Tübingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach ihm ist die Autenriethstraße in der Südstadt benannt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]