




Späterer Name der in den 1930er Jahren erbauten Burgholzkaserne am süd-östlichen Ende Tübingens entlang der Reutlinger Straße.
Das in den 1990er Jahren als Hindenburg-Areal überplante und teilweise neu bebaute Viertel ist seit dem zunehmenden Neubezug ab 1996 als das Französische Viertel bekannt.
Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Benannt nach dem General Paul von Hindenburg, der ein deutscher Militär und Politiker war. Im Ersten Weltkrieg stieg er zum Generalfeldmarschall auf und übte als Chef der Obersten Heeresleitung quasi-diktatorisch die Regierungsgewalt aus. Als zweiter Reichspräsident der Weimarer Republik ernannte er 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler. Daher wird dieser Name heute nicht mehr zur Benennung von Plätzen, Straßen und Orten verwendet. Die im ehemaligen Hindenburg-Areal gelegenen Studentenwohnheime beziehen sich mit ihrem Kürzel Hibuka noch auf diesen Ursprung.
Die französische Garnison hatte zwei verschiedene Einheiten in dieser Kaserne stationiert und vergab daher zwei verschiedene Namen für die Kaserne:
- Quartier Desazars de Montgailhard (1945-1991 belegt durch die Einheit: "12ème Régiment de Cuirassiers")
- Quartier Maud’huy (1960-1991 belegt durch die Einheit "24ème Régiment de Chasseurs")[1]
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Kasernenbebauung entstand auf den Flurstücken Das kleine Öschle, Tauchwiese, Sauäcker und, südlich daran anschließend, Wankheimer Täle.[2][3][4]
Von der Fertigstellung 1935 bis 1938 nach dem nahegelegenen Waldstück benannt, wurde die Burgholzkaserne, gleichzeitig mit der etwa 20 Jahren älteren "Neuen Kaserne" in der Südstadt (die ab dann Loretto-Kaserne hieß), im nationalsozialistischen Sinne umbenannt.[5][6]
Der östliche Teil der Hindenburgkaserne und der Güterbahnhof mit seinen Gleisanlagen wurden am 18. April 1944 bei Luftangriffen getroffen. Ein Gebäude der Hindenburgkaserne ist auf alten Luftbildern deutlich zerstört zu erkennen. Es gab viele Bombenkrater im Bereich des heutigen Mistralweges und des Wankheimer Täles.
Von 1945 bis 1991 waren dort französische Truppen untergebracht, zuletzt bis 1991 das "24e bataillon de chasseurs à pied" (24. Jäger-Bataillon zu Fuß).[7] Die Kaserne führte in dieser Zeit den Namen "Quartier Desazars de Montgailhard" [8]
Einweihung der Kaserne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zitate aus der Tübinger Chronik vom 7.11.35 und dem Stuttgarter NS-Kurier vom 4.11.1935:
Die feierliche Kaserneneinweihung fand unter reger Anteilnahme am 28. Oktober 1935 statt. Der Kasernenneubau wird als eine äußerst wertvolle Erweiterung des Häuserkomplexes der Stadt Tübingen gewürdigt. Eine dritte Kaserne ist allein wirtschaftlich gesehen für die Weiterentwicklung unserer Gemeinde von einer Tragweite, wie wir sie vor einigen Jahren nicht zu ahnen wagten. [...] Die Teilnehmer [der Eröffnungsfeier] konnten sich überzeugen, wie zweckmäßig die Unterbringung der Mannschaften ist, und vor allem die Beobachtung machen, daß nicht die Wirtschaftlichkeit den Ausschlag gab, sondern das soziale Moment. Jede Kompanie habe ein Gebäude für sich, ebenso beide Stäbe (Regimentsstab und Bataillonsstab). In den Mannschaftsräumen seien jeweils sechs bis acht Betten, in den Unteroffiziersräumen ein bis zwei Betten und im zweiten Obergeschoss jeweils große Unterrichtsräume untergebracht. Die beiden Wirtschaftsgebäude seien gut erreichbar gelegen, die Kantinen seien mit Essräumen und modernen Küchen ausgestattet. Alles ist behaglich und anheimelnd, wurde der neue Gebäudekomplex mit seiner modernen Einrichtung und Architektur gepriesen. Der Rundfunk sorge für Unterhaltung und Weiterbildung. Das Kompaniegebäude und die Kasernenhöfe seien symmetrisch angelegt, ausgedehnte Rasenflächen geben den Charakter einer Gartenanlage. Stallungen mit Reitbahn, Reithalle und Krankenstall, mehrere Wagenhallen, eine Exerzierhalle, ein Werkstatthaus und eine Waffenmeisterei seien ebenso vorhanden. [9]
2025: 90 Jahre Eröffnung und Einweihung der Kaserne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eine Stimme zum Jahrestag: Wie kann dieser Jahrestag in Tübingen Resonanz finden? Feiern ist angesichts des Unheils, das damals dann auch von den hier stationierten Soldaten in die Welt gebracht wurde, nicht angebracht; aber daran erinnern schon. Und es wäre aus meiner An- und Bewohnersicht zu wünschen, dass in irgendeiner Form ein Frieden entsteht, vielleicht durch eine Annahme, eine Akzeptanz des Gewesenen, ohne es "gut" zu heißen, ein zur Ruhe kommen lassen der "Geister", die vielleicht in irgendeiner Form noch in den inzwischen umgenutzten Gebäuden aus der Anfangskasernenzeit stecken. Vielleicht ist ja hier der Raum, um Ideen dazu auszutauschen und zu diskutieren?! (langjähriger Viertelsanwohner und Stadtführer, 55 Jahre, Jan. 2025) - siehe auch Blogartikel bei www.franzoesisches-viertel.com
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Studie zur Entstehungszeit der Hindenburgkaserne von 2009:
Michael, Pierre (2009): Kommunalpolitik der Stadt Tübingen im Nationalsozialismus - als PDF hier einsehbar.[10] [11][12]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ www.franzosen-tuebingen.de/franzoesisches-viertel/?markerid=28&mzoom=18
- ↑ Topografische Karte von Tübingen 1901 M 1:25.000
- ↑ https://www.leo-bw.de/web/guest/karte-vollbild/-/gisviewer-expert/voll/HISTFK25/3513161,5404175/15
- ↑ https://www.tuebingen.de/Dateien/stadtplan1927.pdf
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Lorettoschlacht
- ↑ http://www.h-beck.ch/hu/wk1/lorettoschlacht.htm
- ↑ http://fr.wikipedia.org/wiki/24e_bataillon_de_chasseurs_%C3%A0_pied#De_1945_.C3.A0_nos_jours
- ↑ https://www.tagblatt.de/index.php?artikel_id=2512662
- ↑ Michael, Pierre (2009): Kommunalpolitik der Stadt Tübingen im Nationalsozialismus - das Beispiel der Hindenburgkaserne, S. 60 f.
- ↑ Artikel zum 90jährigen Jahrestag der KAserneneröffnung, der 2025 ansteht
- ↑ https://rds-tue.ibs-bw.de/opac/RDSIndexrecord/1382861206
- ↑ http://web.archive.org/web/20100903131702/http://franzoesisches-viertel.com/pages/aktuell.php hier