Gustav Tafel

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Johannes Gustav Tafel (* 2. September 1908 in Ehningen (Kreis Böblingen) - † 7. Februar 1945 in Tübingen) wurde in der Hindenburg-Kaserne vermutlich wegen sogenannter Feigheit vor dem Feinde durch Erschießen hingerichtet. Er war vor seiner Einberufung zum Kriegsdienst Maschinenarbeiter in Ehningen (Kreis Böblingen) gewesen. Er war protestantisch. In der Wehrmacht wurde er Grenadier im Festungs-Maschinengewehr-Bataillon 39, das zuletzt bei Colmar im Elsass kämpfte. In der Todesbescheinigung ist festgehalten, dass Gustav Tafel nicht Mitglied in der NSDAP war. Er war aber in der Deutschen ArbeitsfrontWP. Er hinterließ seine Frau Anna Tafel geborene Böhm und zwei Söhne von 5 und 7 Jahren.[1]

Gustav Tafel ist einer der beiden sogenannten Deserteure nach deren Schicksal man 2008 den Platz des unbekannten Deserteurs benannte. Ihre Namen, der andere war Alfred Geier, wurden durch Udo Grausam an ihrem 75. Todestag am 7. Februar 2020 veröffentlicht.[1]

Karl Weikmann, 1945 Pfarrer an der Sankt Johannes Kirche und "Standortpfarrer im Nebenamt", hielt in der Pfarrchronik unmittelbar nach dem Krieg fest, dass er am Vorabend zum Seelsorger des ebenfalls zu erschießenden katholischen Alfred Geier bestellt wurde und am nächsten Morgen an der Hinrichtung von ihm und Gustav Tafel teilnahm. Er schrieb:

"Um 5 Uhr wurden die 2 Delinquenten mit Handfesseln dem Kriegsgerichtsrat vorgeführt, der ihnen eröffnete, dass um 8 Uhr die Hinrichtung stattfinde." ... "Der eine, ein 35jähr. ev. Familienvater [Gustav Tafel] hatte den Urlaub überschritten (wie viele Tausende hätte man da auch erschießen müssen!), der andere war ein 21jähr. kathol. Metzgergeselle [Alfred Geier], der - obwohl er schon das Verwundetenabzeichen trug - sich eine kleine Verstümmelung an der Hand beigebracht hatte."[2]

Laut der vom Standesamt Tübingen auf Wunsch der Witwe Anna Tafel im November 1945 ausgestellten Sterbeurkunde wurde Gustav Tafel am 7. Februar 1945 um 8.00 Uhr in der Hindenburg-Kaserne erschossen. Er wurde anschließend nicht auf dem für Kriegsopfer vorgesehenen Bergfriedhof bestattet sondern auf dem Friedhof Lustnau. Dies entsprach einer Verordnung der Wehrmacht, nach der hingerichtete Soldaten und Selbstmörder abseits von den anderen Soldaten zu bestatten waren. Vom Friedhof Lustnau wurden seine Gebeine im November 1945 auf den Friedhof von Ehningen überführt. Das Grab existiert heute nicht mehr. Gustav Tafel steht auf der Gedenktafel für die Gefallenen und Verschollenen der beiden Weltkriege aus Ehningen an der Außenmauer des alten Friedhofs in der Dorfmitte. Der Eintrag ist offenbar ein Nachtrag und bestand laut Auskunft aus dem Gemeindearchiv von Ehningen ab ca. 1965.[1]


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 Veranstaltung am 7. Februar 2020 mit den Nachforschungsergebnissen von Udo Grausam im Werkstadthaus Tübingen
  2. Schwäbisches Tagblatt vom 8.02.2020: "Dann kam der letzte Gang" von Hans-Joachim Lang und Udo Rauch. Dort sind in einem zweiseitigen, ausführlichen Bericht auch Fotos der beiden zu sehen, die wir hier ohne Genehmigung leider nicht veröffentlichen dürfen. Der Artikel ist offenbar auch nicht online erhältlich.