Genesungsheim Dr. Marcinowski

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Der Arzt und Psychoanalytiker Johannes Jaroslaw Marcinowski (*1868 in Breslau; † 1935 in Tübingen) führte von 1929 an das Ärztliche Genesungsheim Dr. Marcinowski, eine Privatklinik für Psychotherapie. Das Gebäude wurde 1928f. in damals unbebauter Umgebung am Waldrand des Heubergs vom Tübinger Architekten Hermann Munz im Stil eines alpenländischen Landhauses erbaut. Die nächstgelegene Siedlung war damals der Weiler Waldhausen, der noch zu Bebenhausen gehörte. Heute ist es das Wohnhaus Heuberger-Tor-Weg 33.

Nach dem Tod Marcinowskis 1935 führte seine Frau Gustel (1883-1960), eine ausgebildete Krankenschwester, das Erholungsheim noch längere Jahre alleine weiter.

Marcinowski stammte aus adligem Hause und studierte in Breslau, wo er 1894 promoviert wurde. Nach einigen Stationen als Arzt eröffnete er 1907 das Sanatorium Haus Sielbeck am Ukleisee bei Eutin/Holstein. Dort entwickelte er als einer der ersten Befürworter der Psychotherapie in Deutschland eine eigene Form der Therapie. Diese Anwendung der Psychoanalyse in einer Klinik war damals eine Besonderheit. Dabei stand Marcinowski in engem brieflichem Kontakt mit dem Wiener Begründer der Psychoanalyse, Siegmund Freud, der 1914 feststellte, das Marcinowskis Sanatorium am Uklei "die erste deutsche Institution (ist), die die Türen für die Psychoanalyse öffnete".

Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb er einen Bauernhof in Bad Heilbrunn bei Bad Tölz/Oberbayern, den er in ein Sanatorium umwandelte, das er bis 1928 führte. Zudem betätigte er sich ab 1911 als Korrespondent z.T. internationaler Fachzeitschriften und war Mitglied mehrerer Fachgesellschaften.


Das Angebot des Tübinger Genesungsheims umfasste drei Therapiebereiche:

  • Erschöpfungszustände aller Art und deren Pflege
  • Systematische Psychotherapie bei neurotischen Erkrankungen und bedrohter Lebensuntüchtigkeit wie Angst- und Zwangsvorstellungen, Hemmungen und verwandten Verstimmungslagen
  • Psychologische Beratung und Führung in seelischen Schwierigkeiten und Konfliktlagen des Berufs- und Familienlebens, bei erotischen und religiösen Unstimmigkeiten, bei Entwicklungsstörungen und erzieherischen Problemen.

Dazu wurde eine "neuzeitliche Diätküche" geboten. Eine weitere Werbung lautete "500 m ü. M. und 150 m nebelfrei über Stadt und Neckartal, ideale Südhanglage, jede Jahreszeit geöffnet, geringe Gästezahl (6 - 10)".


Heute ist dort ein privates Wohnhaus gehobenen Niveaus. Es ist aufgrund des Grundrisses und der Dachform sehr wahrscheinlich noch das alte Gebäude (siehe alte Abbildung), wurde aber stark umgebaut und renoviert (zum Beispiel weißer Außenputz statt Holz), außerdem erhielt es Anbauten. Die ehemals freie Aussicht ist durch hohe Bäume verstellt.

Alte Postkarte (ca. 1932)


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]