Tübinger Katarrh

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Der Tübinger Katarrh war eine in den 1920er Jahren durch Feinstaub ausgelöste Erkrankung der Atemwege.

Geschichte

Der Tübinger Hygiene-Professor Wolf schrieb darüber im Mai 1924 in einem vom Rektor der Universität beauftragten Studie über die Staubplage in der Wilhelmstraße:

„Der Straßenstaub besteht aus organischen und anorganischen Stoffen. Die anorganischen sind Mineralien, die organischen Abfallstoffe aller Art, insbesondere Tier- und Menschenkot.

Der Staub der Wilhelmstraße wird zum größten Teil hieraus bestehen weil, abgesehen von den zahlreichen Pferdefuhrwerken, die die Wilhelmstraße befahren, die Schlachttiere über diese Straße zum Schlachthof getrieben werden, und weil alle die Güllefässer, mit denen die Weingärtner den Abortgrubeninhalt abfahren, undicht sind und stets nur allzu deutliche Spuren auf der durchfahrenen Straßendecke zurücklassen. Diese Kotteilchen trocknen ein, werden auf dem Straßendamm pulverisiert und durch Luftzug aufgewirbelt. Sie bleiben mehr oder weniger lange Zeit in der Luft schweben, ehe sie wieder auf eine feste Unterlage fallen, werden dabei von den Atemwegen der Menschen, die die Straße benützen müssen, aufgenommen und dringen in die Wohnungen ein.

Sie setzen sich in den Kleidern, den Möbeln fest und lagern sich auf allen Gegenständen ab.“[1]

Laut seinem Gutachten konnte der in die Atemwege oder in den Augenbindehautsack gelangte Staub die Schleimhäute reizen und vermochte Entzündungen und Katarrhe von Nase, Kehlkopf wie auch Luftröhre hervorrufen. Wolf hielt es für möglich, dass der Staub auch zu Veränderungen des Lungengewebes führen könne:

„Es ist nicht ausgeschlossen, daß der mit Recht so gefürchtete 'Tübinger Katarrh' in der erheblichen Menge Straßenstaub, die die Menschen auf ihrem Weg von der Neckarbrücke durch die Mühlstraße einatmen müssen, seinen Ursprung hat.“<ref name="Lang">