Tübinger Burschenschaft Derendingia: Unterschied zwischen den Versionen

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2007: Nachdem in den Jahren zuvor neben dem Judo auch das Sportfechten intensiv betrieben wurde, ist auf Antrag der Aktivitas das Judo durch das olympische Sportfechten als Pflichtsportart ersetzt worden.<ref>[http://www.derendingia.de/geschichte/ www.derendingia.de/geschichte]</ref>  
2007: Nachdem in den Jahren zuvor neben dem Judo auch das Sportfechten intensiv betrieben wurde, ist auf Antrag der Aktivitas das Judo durch das olympische Sportfechten als Pflichtsportart ersetzt worden.<ref>[http://www.derendingia.de/geschichte/ www.derendingia.de/geschichte]</ref>  
== Ansichten ==
Die Burschenschaft Derendingia ist in ihrer Form als nichtschlagende, dachverbandsfreie Burschenschaft nahezu einzigartig und gilt als eine der liberalsten Burschenschaften Deutschlands. Seit der Öffnung gegenüber Ausländern in den 1990er Jahren hat die Derendingia zahlreiche Mitglieder mit Migrationshintergrund aufgenommen. Durch regelmäßige gemeinsame Veranstaltungen unterstützt sie die Entwicklung und die Emanzipation der Tübinger Damenverbindungen, welche aufgrund fehlender eigener Häuser von dieser Infrastruktur profitieren können. Die Burschenschaft Derendingia verlangt von ihren Mitglieder die Ablehnung politischer Extreme, das Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland, sowie Verantwortungsgefühl und gegenseitige Achtung und Toleranz.
Durch diesen Einfluss der Derendingia haben auch befreundete Burschenschaften das verpflichtende Mensurfechten aufgegeben, sind aus dem rechtskonservativen Dachverband "Deutsche Burschenschaft" ausgetreten und haben ihre Verbindung gegenüber ausländischen Studenten geöffnet, darunter Hannovera Göttingen und Frankonia Heidelberg.





Version vom 8. Oktober 2017, 21:17 Uhr

Derendingerhaus, Schlossbergstraße
"Derendinger-Kneipe" (Kneipraum der Derendingia im Gasthof zur Linde)[1], Postkarte von 1891
Burschenschaft Derendingia mit Damen, vermutlich 1960er Jahre
Burschenschaft Derendingia mit Damen, vermutlich 1960er Jahre

Die Tübinger Burschenschaft Derendingia ist eine farbentragende, nicht schlagende Studentenverbindung in der Schlossbergstraße 5. Die Mitglieder nennen sich Derendinger.


Geschichte (Auszug)

Sie wurde am 21. April 1877 von norddeutschen Studenten ins Leben gerufen. Die Gründung fand in der damaligen Gaststätte Lamm in Derendingen statt, weil die Mitglieder am bevorstehenden Festumzug zur 400-Jahr-Feier der Eberhard Karls Universität teilnehmen wollten, was aber nur Verbindungen erlaubt war.

Als Bundesfarben wurden “blau-weiß-rot” gewählt, die Landesfarben von Schleswig-Holstein, aus dem die meisten der Gründungsmitglieder stammten. Das Motto ist „Einer für Alle – Alle für Einen“.

1896 wurde die Verbindung farbentragend, d.h. ihre Mitglieder tragen seitdem ein rot-weiß-blaues Band und eine schwarze Mütze (die Farben mussten in der Reihenfolge geändert werden, da schon eine andere Tübinger Verbindung ein blau-weiß-rotes Band trug). Auch das studentische Mensurenfechten war fester Bestandteil des Verbindungslebens.

1969 schafften die Derendinger das studentische Mensurenfechten ab und führten das Judo als Pflichtsport ein.

2007: Nachdem in den Jahren zuvor neben dem Judo auch das Sportfechten intensiv betrieben wurde, ist auf Antrag der Aktivitas das Judo durch das olympische Sportfechten als Pflichtsportart ersetzt worden.[2]

Ansichten

Die Burschenschaft Derendingia ist in ihrer Form als nichtschlagende, dachverbandsfreie Burschenschaft nahezu einzigartig und gilt als eine der liberalsten Burschenschaften Deutschlands. Seit der Öffnung gegenüber Ausländern in den 1990er Jahren hat die Derendingia zahlreiche Mitglieder mit Migrationshintergrund aufgenommen. Durch regelmäßige gemeinsame Veranstaltungen unterstützt sie die Entwicklung und die Emanzipation der Tübinger Damenverbindungen, welche aufgrund fehlender eigener Häuser von dieser Infrastruktur profitieren können. Die Burschenschaft Derendingia verlangt von ihren Mitglieder die Ablehnung politischer Extreme, das Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland, sowie Verantwortungsgefühl und gegenseitige Achtung und Toleranz.

Durch diesen Einfluss der Derendingia haben auch befreundete Burschenschaften das verpflichtende Mensurfechten aufgegeben, sind aus dem rechtskonservativen Dachverband "Deutsche Burschenschaft" ausgetreten und haben ihre Verbindung gegenüber ausländischen Studenten geöffnet, darunter Hannovera Göttingen und Frankonia Heidelberg.


Domizile, eigenes Haus

Gasthaus zum Lamm in Derendingen, 1918
Gasthof zur Linde mit Kegelbahn, Derendinger Straße, 1932

Nach der Gründung behielten die "Derendinger" zunächst das Gasthaus Lamm als Verbindungslokal, wo sie das dortige Zimmer im Obergeschoss mit Trinkhörnern, Fahnen und Zirkeln schmückten. 1884 wechselten sie dann "wegen zunehmender Anmaßung des Wirts" in den "Gasthof zur Linde", der in der Derendinger Straße an der Markungsgrenze zu Tübingen lag. Dort richtete man einen eigenen Raum als "Derendinger-Stube" ein (s. auch Foto) und übertrug das Inventar aus dem Lamm. 1888 und 1894 wurde die Stube weiter ausgestaltet, z.B. mit farbigen Diaphanie-Glasfenstern. Die Mensuren fanden im Waldhörnle statt. - Seit 1879 hatte man ein Rasengrundstück an der "Kreßbacher Höhe" gepachtet, auf dem man 7 Jahre später einen Pavillon zur Abhaltung von Naturkneipen baute (Exkneipe Derendingen).

1902 gelang es, für einen geplanten Hausbau zwei Grundstücke auf dem Schlossberg zu kaufen und zusammenzufassen, zwischen Schloss und dem neuen Igelhaus. Mit der Planung wurde der Stuttgarter Architekt Clemens Hummel beauftragt, der zunächst einen eher burgenartigen Entwurf lieferte. Nach Einspruchnahme von Stadt und Denkmalamt ("zum Schutz der Stadtsilhouette" direkt neben dem alten Schloss) wurde dieser Entwurf von Hummel in geringerer Höhe und zurückhaltenderer Form abgewandelt. In dieser Zeit setzte auch allgemein eine Tendenz zur formalen Vereinfachung in der Architektur ein - somit war das neue Derendingerhaus damals sehr modern. Das Haus mit dezenten Jugendstilornamenten wurde 1905 nach nur neunmonatiger Bauzeit eingeweiht. [1]

Literatur

  • Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung. Contubernium - Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 44. Sigmaringen 1996 ISBN 3-51508-022-8


Weblinks

Weitere Bilder


Quellen

  1. 1,0 1,1 Derendingerhaus 1905-2005, hrsg. im Auftrag der Burschenschaft Derendingia von Herbert Raisch u. Rainer Obermüller, Tübingen 2005
  2. www.derendingia.de/geschichte