Tübinger Brotkrawall: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Tübinger Brotkrawall''' war ein handgreiflicher Volksaufstand während einer Hungersnot, bei dem bewaffnete Studenten den bedrängten Müllern der [[Schweickhardtsche Mühle|Schweickhardtschen Mühle]] zu Hilfe kamen.
Der '''Tübinger Brotkrawall''' war ein handgreiflicher Volksaufstand während einer Hungersnot, bei dem bewaffnete Studenten den bedrängten Müllern der [[Schweickhardtsche Mühle|Schweickhardtschen Mühle]] zu Hilfe kamen.
[[Datei:Sturm auf die Schweickhardtsche Kunstmühle.jpg|thumb|right|300px|Der Sturm auf die Schweickhardtsche Kunstmühle]]


Am Abend des [[4. Mai]] [[1847]] kam es zu einem gewaltsamen Sturm auf die Schweickhardtsche Mühle, der durch eine Hungersnot und starke Teuerung in Württemberg ausgelöst worden war. Die hungerleidende Bevölkerung verdächtigte die Gebrüder Schweickhardt, Mehl zurückzuhalten oder ins Ausland zu verkaufen, um die Preise in die Höhe zu treiben.  
Am Abend des [[4. Mai]] [[1847]] kam es zu einem gewaltsamen Sturm auf die Schweickhardtsche Mühle, der durch eine Hungersnot und starke Teuerung in Württemberg ausgelöst worden war. Die hungerleidende Bevölkerung verdächtigte die Gebrüder Schweickhardt, Mehl zurückzuhalten oder ins Ausland zu verkaufen, um die Preise in die Höhe zu treiben.  


Zusammen mit Gendarmerie und Bürgerwehr und im Beisein des Stadtdirektors schlug vor allem eine Schar von etwa 150 mit ihren Schlägern bewaffneten Studenten die Angreifer erfolgreich zurück (siehe Abb.). Da man weitere Unruhen befürchtete, wurde auf Bitten der Stadt am folgenden Tag ein akademisches Sicherheitscorps der Universität aufgestellt, das aus 571 Personen bestand. Es wurde aus den Arsenalen der Universität bewaffnet und stand unter dem Oberbefehl des Professors und Oberst [https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Ludwig_Volz Wilhelm Volz]. Die Truppen waren aufgeteilt in 4 einzelne Corps, die jeweils von einem Professor und Major kommandiert wurden, darunter [https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Heinrich_Ludwig_Hoffmann Carl Heinrich Ludwig Hoffmann]. Unter den Studenten, die sich gemeldet hatten, befanden sich bemerkenswerterweise besonders viele der Theologie beider Konfessionen. Angesichts dieser Stärke kam es zu keinen weiteren Kämpfen. Somit beendeten vor allem Studenten die Unruhen, indem sie wie auch schon beim so genannten [[Gôgenaufstand von 1831]] entschlossen gegen die sozialen Interessen der armen Bevölkerungsschichten antraten.  
Zusammen mit Gendarmerie und Bürgerwehr und im Beisein des Stadtdirektors schlug vor allem eine Schar von etwa 150 mit ihren Schlägern bewaffneten Studenten die Angreifer erfolgreich zurück (siehe Abb.). Da man weitere Unruhen befürchtete, wurde auf Bitten der Stadt am folgenden Tag ein akademisches Sicherheitscorps der Universität aufgestellt, das aus 571 Personen bestand. Es wurde aus den Arsenalen der Universität bewaffnet und stand unter dem Oberbefehl des Professors und Oberst [https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Ludwig_Volz Wilhelm Volz]. Die Truppen waren aufgeteilt in 4 einzelne Abteilungen, die jeweils von einem Professor und Major kommandiert wurden, darunter [https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Heinrich_Ludwig_Hoffmann Carl Heinrich Ludwig Hoffmann]. Unter den Studenten, die sich gemeldet hatten, befanden sich bemerkenswerterweise besonders viele der Theologie beider Konfessionen. Angesichts dieser Stärke kam es zu keinen weiteren Kämpfen. Somit beendeten vor allem Studenten die Unruhen, indem sie wie auch schon beim so genannten [[Gôgenaufstand von 1831]] entschlossen gegen die sozialen Interessen der armen Bevölkerungsschichten antraten.  


Das Sicherheitscorps blieb anschließend bestehen, obwohl zunächst seine Tätigkeit erschöpft war, und ist dann im Jahr 1848 in das Akademische Freicorps übergegangen.  
Das Sicherheitscorps blieb anschließend bestehen, obwohl zunächst seine Tätigkeit erschöpft war, und ist dann im Jahr 1848 in das Akademische Freicorps übergegangen.  
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*[http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/LXV198_06_1903_1/0005?sid=b223d12bf794ad62d1eee20c45aefb3f ''Der Sturm auf die Kunstmühle 1847''], in [[Tübinger Blätter]] 6.1903, S. 2-3  
*[http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/LXV198_06_1903_1/0005?sid=b223d12bf794ad62d1eee20c45aefb3f ''Der Sturm auf die Kunstmühle 1847''], in [[Tübinger Blätter]] 6.1903, S. 2-3  
*Georg Schmidgall: [http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/LXV198_37_1950_1/0048/image?sid=b223d12bf794ad62d1eee20c45aefb3f ''Der Brotkrawall und das Akademische Sicherheitskorps in Tübingen 1847 ''], in Tübinger Blätter 37.1950, S. 47-56  
*Georg Schmidgall: [http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/LXV198_37_1950_1/0048/image?sid=b223d12bf794ad62d1eee20c45aefb3f ''Der Brotkrawall und das Akademische Sicherheitskorps in Tübingen 1847 ''], in Tübinger Blätter 37.1950, S. 47-56  


[[Kategorie:Geschichte]][[Kategorie:Ereignis]][[Kategorie:19. Jahrhundert]]
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Aktuelle Version vom 14. Mai 2020, 12:28 Uhr

Der Sturm auf die Schweickhardtsche Kunstmühle

Der Tübinger Brotkrawall war ein handgreiflicher Volksaufstand während einer Hungersnot, bei dem bewaffnete Studenten den bedrängten Müllern der Schweickhardtschen Mühle zu Hilfe kamen.

Am Abend des 4. Mai 1847 kam es zu einem gewaltsamen Sturm auf die Schweickhardtsche Mühle, der durch eine Hungersnot und starke Teuerung in Württemberg ausgelöst worden war. Die hungerleidende Bevölkerung verdächtigte die Gebrüder Schweickhardt, Mehl zurückzuhalten oder ins Ausland zu verkaufen, um die Preise in die Höhe zu treiben.

Zusammen mit Gendarmerie und Bürgerwehr und im Beisein des Stadtdirektors schlug vor allem eine Schar von etwa 150 mit ihren Schlägern bewaffneten Studenten die Angreifer erfolgreich zurück (siehe Abb.). Da man weitere Unruhen befürchtete, wurde auf Bitten der Stadt am folgenden Tag ein akademisches Sicherheitscorps der Universität aufgestellt, das aus 571 Personen bestand. Es wurde aus den Arsenalen der Universität bewaffnet und stand unter dem Oberbefehl des Professors und Oberst Wilhelm Volz. Die Truppen waren aufgeteilt in 4 einzelne Abteilungen, die jeweils von einem Professor und Major kommandiert wurden, darunter Carl Heinrich Ludwig Hoffmann. Unter den Studenten, die sich gemeldet hatten, befanden sich bemerkenswerterweise besonders viele der Theologie beider Konfessionen. Angesichts dieser Stärke kam es zu keinen weiteren Kämpfen. Somit beendeten vor allem Studenten die Unruhen, indem sie wie auch schon beim so genannten Gôgenaufstand von 1831 entschlossen gegen die sozialen Interessen der armen Bevölkerungsschichten antraten.

Das Sicherheitscorps blieb anschließend bestehen, obwohl zunächst seine Tätigkeit erschöpft war, und ist dann im Jahr 1848 in das Akademische Freicorps übergegangen.


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]