Schmalspurbahn

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Schmalspurbahn des Tübinger Bauunternehmers Ferdinand Schmid auf einer Behelfsbrücke im Ammertal um 1900

Schmalspurbahnen, Feldbahnen oder Lorenbahnen waren früher in mehreren Tübinger Betrieben anzufinden, insbesondere in Sägereien, Steinbrüchen, Kiesgruben. Sie dienten dem Transport forstwirtschaftlicher und industrieller Rohstoffe wie Holz, Gestein, Kies, Ton und Sand. Der Materialtransport erfolgte meist mit von Hand geschobenen Kipploren.

Baustelleneisenbahnen

Wasserkraftwerk Rappenberghalde ca. 1928/29

Ferdinand Schmid gründete 1889 das Baugeschäft Schmid in der Sindelfinger Straße und investierte in eine eigene Dampflokomotive und mehrere Kipploren. Mit der firmeneigenen Schmalspurbahn übernahm er den Erdtransport bei der Neckarregulierung und mehreren Bachregulierungen.[1][2]

Sägewerke

Derendingen

Schmalspurlore am Magazinplatz

Am Derendinger Magazinplatz steht noch heute eine alte Schmalspurlore aus dem Sägewerk von Wurster & Dietz. Solche Loren waren in fast jedem alten Sägewerk zu finden. In der Regel nur per Hand geschoben dienten die immer flachen Loren zum Transport des beim ersten Gatterdurchlauf mit erst zwei parallelen Kanten gesägten Stämme vom hinter dem Gatter zurück vor das Gatter für das Schneiden der anderen Kanten (dann erst viereckig). Desweiteren benutzten manche Sägewerke diese Wagen um die fertigen Hölzer aus der Sägehalle (hier im Bild) zum Lagerplatz zu transportieren.[3]

Ofterdingen

Zwei alte Kipploren stehen in Ofterdingen auf dem Gelände der Holzfirma Rainer Röcker an der Mössinger Straße.[4] Da ihre Mulden nachträglich durch eine Seitenwand erhöht wurden, ist es denkbar, dass damit früher Schüttholz, das heißt als Brennholz genutzte kleine Bretterreste, oder Sägemehl transportiert wurde.

Steinbrüche

Reusten

Eine Kipplore erinnert am Steinbruch in Ammerbuch-Reusten an 15-20 Häftlinge des KZ-Außenlagers Hailfingen-Tailfingen, die in der Zeit des Nationalsozialsmus im Schäferschen Steinbruch Zwangsarbeit verrichteten. Dort bauten sie Muschelkalk ab und verluden die Steinbrocken von Hand in Loren. Diese schoben die Häftlinge zu einer Steinmühle, in sie zu Schotter zerkleinert wurden. Der Schotter wurde beispielsweise ind Straße zum Nachtjägerflugplatz von Hailfingen-Tailfingen verbaut.[5]

Breitenholz

Ab 1910 bis in die 1970er Jahre wurde im Steinbruch zwischen den Ammerbucher Ortsteilen Breitenholz und Entringen Gips abgebaut, der mit einer Schmalspurbahn zum am Bahnhof Breitenholz gelegenen Gipswerk gebracht wurde.[6][7]

Gleisverlauf in Gipsgrube und Gipswerk

Das Gipswerk baute den im Gipskeuper vorkommenden Rohgips ab. Der Abbau erfolgte teilweise untertage; transportiert wurde der Rohgips mit Hilfe einer Werksbahn (Feldbahnspurweite 600 mm) zum Brennofen. Der fertige Gips wurde über ein etwa 1,5 km langes Feldbahngleis zum Bahnhof Breitenholz gebracht, woher auch die zum Heizen benötigte Kohle kam.[8]

Die Schemazeichnung zeigt den Gleisverlauf. Die beiden Gleise zur Anlieferung von Rohgips und Kohle führten über Rampen ins Obergeschoss des Gipswerks. Die beladenen Wagen wurden mit Hilfe von Seilwinden hochgezogen. Die Gipsgrube selbst bestand aus zwei Sohlen, zu denen je ein Gleis führte. Auf der unteren Sohle sind ehemalige Stollenmundlöcher des bergmännischen Abbaus erkennbar. Der Betrieb wurde in den 70er Jahren eingestellt. Die ehemalige Gipsgrube wird seitdem als Deponie genutzt und ist inzwischen weitgehend verfüllt.[8]

Die Breitenholzer Schmalspurbahn hatte eine Spurweite von 600 mm. Dort wurden folgende Fahrzeuge eingesetzt:[9]

Hersteller Nummer Antrieb Lieferant
J.A. Maffei Dampf, B-Kuppler Um 1920
Deutz 55724/53 A2L514F Diesel Stuttgarter Gipsgeschäft, Stuttgart-Untertürkheim für Werk Entringen-Breitenholz
Diema 4571/50 Diesel, 28PS Stuttgarter Gipsgeschäft, Stuttgart-Untertürkheim für Werk Entringen-Breitenholz
Diema 2741/64 DS 30 Diesel, 12 PS Max Hohl, Baumaschinen Stuttgart Degerloch
Diema 2266/59 DL8 Diesel Stollenlok Stuttgarter Gipsgeschäft, Stuttgart-Untertürkheim für Werk Entringen-Breitenholz
Oberursel unbekannt Diesel

Siehe auch

Einzelnachweise